welche Dosis Johanniskraut bei schweren Depressionen?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich verstehe Deine Psychiaterin nicht... Johanniskraut geht in die Muttermilch über, während dies bei gewissen chemischen AD (sh. unten) nicht der Fall ist. Und dann will sie noch - mit halbierter Dosis - "auf Nummer sicher" gehen. Deine Zweifel sind also mehr als berechtigt!

Mein Rat: Druck den folgenden Artikel aus der Pharmazeutischen Zeitung aus und besprich diesen mit ihr. Bleibt sie bei Johanniskraut, hole Dir eine zweite Meinung ein.


"Strittig und ungeklärt ist, in wie weit sich zur Behandlung von Depressionen während Schwangerschaft und Stillzeit auch pflanzliche Psychopharmaka und hier vor allem Johanniskraut eignen. Größere klinische Studien hierzu liegen nicht vor. Fallberichte über die Einnahme von Johanniskraut in der Schwangerschaft geben keine Hinweise auf Schädigungen.

In den USA darf allerdings Johanniskraut auf Grund der schlechten Datenlage nicht während Schwangerschaft und Stillperiode empfohlen werden. Zudem löste ein Johanniskrautextrakt im Tierversuch Uteruskontraktionen aus. Verwandte Hypericum-Arten wurden von Indianern als Abortiva genutzt. Ob zudem andere Inhaltsstoffe Geburtsschäden auslösen, wird kontrovers diskutiert. So konnten in einer Studie mit Johanniskrautöl mutagene Effekte bei Zellkulturen gezeigt werden. Es wird vermutet, dass Quercetin das auslösende Agens ist. In anderen In-vitro-Studien wie dem AMES-Test konnte dieser Effekt allerdings nicht nachgewiesen werden.

Johanniskraut geht in sehr geringen Mengen in die Muttermilch über. Teilweise kann es beim gestillten Säugling zur Schläfrigkeit kommen. Hypericum sollte daher nur - wenn überhaupt - sehr zurückhaltend in der Schwangerschaft eingesetzt werden.

Wegen der geringsten sedativen Effekte und gastrointestinalen, kardialen, und hypotensiven Nebenwirkungen bei der Mutter, sind also die trizyklischen Antidepressiva Nortriptylin und Desipramin zu bevorzugen. Der Plasmaspiegel sollte aber überwacht werden, um eine Über- und Unterdosierung zu vermeiden. Zwar weniger dokumentiert, aber wahrscheinlich sicher ist Fluoxetin. Es wird daher als akzeptable Alternative zu den Trizyklika angesehen. MAO-Hemmer sollten nicht eingesetzt werden. Wenige Daten liegen für Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin vor, danach liegt jedoch kein erhöhtes teratogenes Risiko vor. Wegen ungenügender Daten kann die Anwendung von Bupropion, Mirtazapin, Nefazodon, Trazodon und Venlafaxin in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht empfohlen werden."

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=23835

ZaZaZu 
Fragesteller
 17.04.2012, 18:35

Vielen Dank auch für deine Antwort, und den Artikel werde ich mir auf jeden Fall ausdrucken, v.a. der letzte Absatz mit den AD, die in der Stillzeit eingenommen werden dürfen, ist interessant... Ein Ziel meiner Psychiaterin ist eben, dass ich mit dem Stillen aufhöre, da meine Tochter jetzt schon 2 Jahre alt ist und das lange Stillen irgendwie ein weiteres "Anzeichen für mein tiefliegendes Problem" ist. Nur bin ich einfach noch nicht in der Lage, abzustillen, ich kann sowieso im Moment keine wichtigen Entscheidungen treffen, und meine Aerztin hat einfach die Hoffnung, mit dem Johanniskraut werde ich vielleicht eher dazu bereit sein...Damit sie mir dann ein "richtiges" Medikament geben kann... Aber dann müsste ja wohl auch die Dosis vom JK dementsprechend hoch und somit nützlich sein... Aber bei schweren Depressionen hilft es ja anscheinend eh nicht... Laut ihr kann ich es trotz Stillen nehmen, vielleicht ja weil meine Tochter kein Säugling mehr ist? Entschuldigung für mein wirres Geschreibe, ich kann einfach nicht klar denken und werde wie gesagt wirklich deinen Rat befolgen, und das nächste Mal den Artikel mit zur Therapie nehmen...

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