Bist Du in Deiner Kindheit von Eltern oder Verwandten geschlagen worden?
64 Stimmen
19 Antworten
Ja, keine schönen Erlebnisse. Teilweise habe ich es verdrängt, teilweise weiß ich noch, wer es in welcher Situation getan hat. Ich weiß auch noch, dass meine Mutter (geschlagen hat sie mich eigentlich nicht) es mal toll fand, mich zu kneifen. Just for fun. War unglaublich 'funny'.
Ich kann mich auch noch genau an 2-3 Vorfälle erinnern.
Danke für den Stern.
Ich kenne es aus der Jugend noch mit der Hand, Kochlöffel, Gürtel und Stock.
Es war nicht brutal, aber streng und ich musste mich dazu ausziehen.
Heute finde ich es bei Kindern falsch, spanke aber „unter Erwachsenen“.
Nein, niemals. Bei uns zuhause lief es immer zu 100 Prozent gewaltfrei ab. Mein Opa war im Krieg und hat körperliche Gewalt gegen alle Lebewesen (auch gegen Tiere) und alles, was damit zusammen hing, verabscheut. Ich weiß auch von meiner Mutter und meinen Onkels, dass er auch bei ihnen niemals zugeschlagen hat. Verschiedentliche Probleme wurden ausdiskutiert und es rutschte nie eine Hand aus, es gab auch keinen Klaps auf den Po und die Maxime "leichtes Schlagen auf den Hinterkopf erhöht das Denkvermögen" war mehr ein Kalauer ... war da auch im Vorteil gegenüber einigen Gleichaltrigen (Jahrgang 1990/91), die von ihren Eltern geschlagen wurden und wo körperliche Gewalt ein probates Mittel der Erziehung war. Aus meiner ehemaligen Klasse fallen mir einige ein von denen ich weiß, die wurden geschlagen und auch anderweitig körperlich drangsaliert.
Ich selbst (Jahrgang 1990/91) hatte jedoch noch ältere Lehrer, die es so Anfang der 2000er in der Realschule offen bedauert hatten, nicht mehr zuschlagen zu dürfen - "Pädagogen", die die Kinder dafür an den Ohren gezogen oder die Mädchen an den Haaren gezogen haben und wo auch klar war, dass in der Schule erst in der Schule der Lehrer oder der Pfarrer bei "unverträglichen Subjekten" (O-Ton eines meiner Lehrer im Jahr 2002!) ordentlich zuschlägt und der Vater daheim nochmals feste drauf haut, bis das Blut spritzt. Und damals gab's bei uns auch noch Väter, die den Lehrern am Elternabend sagten, man könne dem Kleinen ruhig eine links und eine rechts reinhauen, das macht dem nix aus und leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen bekanntlich das Denkvermögen. Ja klar.
In der Grundschule (1997-2001) gab es sogar ein in den 1930ern geborenes Lehrer-Ehepaar, wo zumindest die Frau "unfolgsamen" Kindern gern noch die eine oder andere Backpfeife verpasst hat - das habe ich sogar gesehen, das fiel auch bei uns in der Klasse vor. Waren bezeichnenderweise zwei Leute, die immer in die Kirche gingen und selbst unfreiwillig kinderlos geblieben waren - letzter Stand was ich weiß: Er ist vor Kurzem gestorben und sie ist dement im Heim und glaubt, ihr Mann sei krank und käme bald wieder heim. Na ja. Da kann man sich seinen Teil denken.
Immer auf die Kleinen und dann mitten auf den Kopf ... immer feste drauf, so war da das Motto. Wenngleich Peter Alexanders Lied sicher nicht den Anstoß dazu gegeben haben dürfte ... das Thema ist für mich ein Reizthema, deswegen "muss" ich das jetzt mit dem Song (von 1983) auflockern.
https://www.youtube.com/watch?v=0CbuaS_cL7Q
Denn es geht ja noch weiter: Eine Religions-Lehrerin, Schönstattschwester, heute in einer Art Schönstattzentrum mit Ordenstracht und Ordensnamen ansässig falls nicht schon gestorben, ach so fromm und lieb; so fromm, dass sie beim Vaterunser und "Gegrüßet seist du Maria" weinte, hat Köpfe der Kinder aus nichtigen Gründen mit voller Wucht auf die Bank gedrückt, den Mädchen die Zöpfe lang gezogen und einem Kind aus der Parallelklasse Ende 2001 bei einer solchen archaischen Tischdrückaktion das Nasenbein gebrochen. Der Vater von dem Kind kam damals während dem Religionsunterricht ins Klassenzimmer (ich kannte den, später war er ein Kunde von mir und erklärte mir das) und sagte zu ihr vor der ganzen Klasse, wenn er jetzt so richtig eine in die Fr... haut, kostet ihn das vielleicht 1000 Mark (er hatte sich informiert) als Strafe und es wäre ihm das Geld wert, aber das Niveau sei ihm zu niedrig. Gab einen Riesen-Eklat damals.
Kann mich noch gut erinnern. Der Rektor wusste alles, aber er sagte damals, die wird 2002 pensioniert, das kriegt man auch noch rum. Wir saßen die Frau schlussendlich einfach aus, nahmen sie irgendwann nicht mehr ernst und waren im Juli 2002 alle froh, als sie verabschiedet wurde. Davor hatte ein Mitschüler die Lehrerin "weggeekelt", indem er ihr Gesicht aus einem Lehrerfoto groß raus kopiert, an die Wand geklebt und vor lauter Wut auf diese Frau mit Dartpfeilen geworfen hatte, während sie just zum Halten der Religionsstunde ins Zimmer gelaufen kam. Sie war "vor Schreck" dann erstmal einige Wochen "krank" und ich sagte damals nur ... Ehre, wem Ehre gebührt, und habe Eddi (Eduard hieß der) auf die Schulter geklopft.
XXX
Auf dem Land oder im sozialen schwachen Milieu habe ich solche Tendenzen vor wenigen Jahren aber noch festgestellt und da wurde Gewalt gegen Kinder als völlig normales Erziehungsmerkmal angesehen oder mitunter auch als Strafe Gottes. Die Leute sind dort viel roher, teilweise rückständiger, man schlägt eher zu und schreit eher rum, diskutiert Probleme nicht aus, sondern löst das mit den Fäusten. Teilweise gibt man auch das weiter, was man selbst erlebt und gelernt hat - die Jungen machen's oft nur den Alten nach.
In wenig gebildeten Kreisen, wo Probleme aller Art auch unter Erwachsenen noch heute durchaus mit körperlicher Gewalt gelöst werden - einer dieser Typen sagte mir mal "Gewalt ist IMMER eine Lösung" und meinte das ernst! - ist das heute noch gang und gebe ... und wo kein Kläger, da kein Richter.
Mit Gewalt aufgezogene Kinder neigen jedoch eher dazu, als Erwachsene das Gleiche weiter zu geben und behaletn sich das Gesehene ggf. ein Leben lang (!) im Gedächtnis.
Psychische Gewalt wird aber nach wie vor gegen Kinder ausgeübt und ist oft nicht mal das frontale Ziel der Eltern, aber eine Folge enormer Hilflosigkeit, großer Überforderung und vielleicht zugegeben (ohne die Kiddies jetzt als schuldige darzustellen) auch frecher Kinder, bei denen man in der Erziehung einfach versagt hat. So etwas findet man auch in gebildeteren Kreisen. Das ist zwar genauso dramatisch und unschön, hinterlässt auch traurige Spuren - aber viele Erwachsene denken, es seien "ja nur Kinder", die das vergessen würden, ähnlich wie Tiere, die sich so was aber auch ein Leben lang behalten. Ich habe auch das schon gehört, man soll es eigentlich nicht für möglich halten.
Tut mir leid wegen dieser sehr langen Antwort, ist aber für mich wie gesagt ein Reizthema. Ich hatte es gemessen an vielen anderen echt gut gehabt und bin nie ein Schläger, Pöbler, Schreier oder Schimpfer gewesen und werde das auch niemals sein. Provoziert zwar manche *SchreierSchlägerPöblerSchimpfer* umso mehr, aber dann ist es halt so.
Ich habe auch schon kassiert - nicht viel, sondern "nur zwei/drei Mal", aber die Backpfeife habe ich auch schon kennengelernt. Mein Vater hatte kaum Sehvermögen, aber dafür Kraft. Einmal hat er mich nicht so gut getroffen ...
Das tut gerade echt weh, das zu schreiben. Ich habe gute Eltern. Aber auch sie hatten kein Lehrbuch, wie man Kinder schadlos großzieht oder es schafft, eigene Befindlichkeiten von der Kindererziehung zu trennen. Und dann haben sie da so ein kleines (zwar liebes, aber dennoch ...) Revoluzzermädchen ...
Meine Eltern waren immer menschlich und immer tolerant. Auch konnte ich mich entfalten, genoss Freiheiten, musste keine Sorgen haben, wenn ich Mist gebaut hatte, weil meine Eltern gerade dann großartig reagiert haben. Aber diese zwei/dreimal Backpfeifen gab es eben, weil auch mein Vater kein Übermensch war. Ich weiß, dass andere Kinder darüber nur lächeln könnten, weil sie dieses Pensum teilweise täglich bzw. wöchentlich bekamen.
Hat es mir geschadet - Die eine Backpfeife hat mir geschadet. Die anderen haben mich zwar erschrocken, aber nicht umgehauen. Ich habe weiter Revolution gerufen. ☺
Das kenne ich 🙊 die Rufe waren danach umso lauter.
Da habt ihr ja noch Glück gehabt. Paar Backfeifen gab es bei mir fast jeden Tag. Lila Flatschen, blaue Fkecken gab es auch nicht selten. Ich wurde mit vielen Gegenständen geschlagen: Kochlöffel, Besen, Luftpumpe, ... . Zusätzlich hat man mich schon öfters versucht zu erwürgen. Ich wurde in ein Hundekäfig eingesperrt und mit wurde der Mund zugebunden. Mein Stiefvater hat mir den Arm gebrochen und ich hatte auch schon 2 mal eine Platzwunde dank meinem Ziehvater bzw. Meiner Mutter. Mir wurden die Ohren langgezogen, ich bin an den Haaren hoch gehoben worden. Meine Mutter hat mit nem Messer nach mir geworfen und ich wurde von meinem Stiefvater gezwungen, mir die Hose und die Unterhose runter zu ziehen, damit der Klaps auf dem Po noch mehr wehtut. Ich glaube, das war genug. Mehr will ich und kann ich nicht erzählen.
Ich möchte damit nicht sagen, dass ihr nichts schlimmes erleben kann. Nur drei Backfeifen.... Nein! Drei Backfeifen sind schon drei Backfeifen zu viel. Gewalt geht gar nicht. Und egal wie schlimm es ist. Ob es so schlimm ist wie bei mir oder nicht.
Du hast wirklich Schlimmes erlebt. Ich bin froh, dass dies nicht meine Erfahrungen waren (obwohl wie erwähnt eine ungelenke Backpfeife nachhaltige Auswirkungen hatte). Natürlich ist Gewalt keine Lösung. Man zerstört mit elterlicher Gewalt die Seelen der Kinder. Das wirkt sich in deren Leben weiter aus und es entsteht nicht selten eine Negativspirale nach unten, teilweise werden ehemalige Opfer selbst zu Tätern. Auch wenn du es ggfs. als verharmlosend aufnimmst (so ist es nicht gemeint) - eine Schelle oder Backpfeife hat für mich eine andere Qualität als das, was du schrekliches erlebt hast.
Ich (Jahrgang 1964) stamme noch aus einer Zeit, als in Nordrhein-Westfalen zunächst nur durch Runderlass 1971 die körperliche Züchtigung in Schulen für unzulässig erklärt wurde (in Bayern herrschte sogar bis 1983 ein Züchtigungsrecht für Lehrkräfte an Schulen gegenüber den ihnen zur Erziehung anvertrauten Schülern!).
In der Kindererziehung waren auch in Deutschland bis in die 1970er Jahre (und teilweise noch darüber hinaus) Körperstrafen das wohl häufigste „Erziehungsmittel“.
Gott sei Dank habe ich eine gewaltfreie Erziehung genossen, wusste jedoch, dass einige meiner Klassenkameraden nicht so viel Glück hatten und teils sogar mit dem Gürtel oder der Hundeleine verdroschen wurden.
Mir ist durchaus bewusst, dass selbst heute noch in Familien geschlagen wird - meist aus Überforderung, teils aber leider auch immer noch aus „Überzeugung“.
Denn nur weil etwas verboten ist (wie z.B. auch Diebstahl, Betrug, Sachbeschädigung und jetzt ganz aktuell Verstöße gegen Coronamaßnahmen), halten sich weiß Gott nicht alle daran.
Während früher Prügel in der Kindererziehung ganz normal war, schlagen heute „nur“ noch vier von zehn Müttern und Vätern auch mal zu - trotz einer geänderten Gesetzgebung. Ich weiß aber leider nicht mehr, wo ich diese Angabe her habe.
Auch wenn es keine genauen Zahlen zum Ausmaß von körperlicher Kindesmisshandlung und Kindesvernachlässigung gibt, zeigen Befragungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, dass etwa 5 bis 10 Prozent aller Eltern schwerwiegende und relativ häufig Körperstrafen bei ihren Kindern anwenden (vgl. Witt et al., "Aktuelle Prävalenzzahlen zu Kindesmisshandlung in Deutschland". Fachkonferenz "Kinderschutz an der Schnittstelle zwischen Medizin und Jugendhilfe" 2017).
Mein Vater ist ein ganz normaler, fehlbarer Mensch und ich habe mir Ende der 60er Jahre nach reichlich Provokation meinerseits einmal (und nie wieder) einen Klapps auf den Po eingehandelt.
Ich bin also (mit dieser einen Ausnahme) gewaltfrei erzogen worden und gebe das auch so (und auch ohne Blick auf Paragraphen) an meine Kinder weiter.
Alles Gute für dich!
Meine Eltern waren auch okay..ich durfte einiges, dennoch setzte es gelegentlich mal echt doll was und ich hatte blau lila Flatschen am Oberschenkel.
Ich bin dadurch aber auch eher noch eigenwilliger geworden.