Erhielten die modernen Mastschweine mehr Rippen durch Gentechnik?

8 Antworten

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Also vorweg: nein, natürlich hat Gentechnik damit überhaupt nichts zu tun.

Man hat einfach im Lauf der Zuchtgeschichte (etwa ab Ende der 50er Jahre, als der Verbraucher keine Fettschweine mehr kaufen wollte) immer besonders lange und fleischreiche Schweine zur Zucht verwendet, und darunter waren dann auch solche mit mehr Rippenpaaren. Die Zahl der Rippen beim Schwein schwankt zwischen 13 und 17, im Schnitt sinds 15, und die Heritabilität ("Erblichkeit") der Anzahl der Rippen beträgt beim Schwein 0,52, ist also relativ hoch, so daß sich Schweine mit mehr Rippen relativ schnell durchsetzen konnten. Ein Selektionskriterium waren die Rippen imho aber nie (wäre auch nicht sehr sinnvoll, bei den 5.-, die man heute noch an einem Schwein verdient, machen 2 Rippen mehr oder weniger absolut nichts aus, Schweine werden nach Gewicht bezahlt, und der "Profit" ergibt sich aus der Futterverwertung und den täglichen Zunahmen, der Ausschlachtung und dem Fleisch-Fett-Verhältnis, darauf wird bei der Zucht geachtet.)

Wie die Entwicklung am Schwein direkt ausgesehen hat / aussieht, kann man hier vergleichen: http://beratung.pecudis.de/DE_Entwicklung.html

Die Anzahl der Rippen hat sich nicht durch gentechnische Maßnahmen verändert.

Das heutige "Hausschwein" ist eine "domestizierte" Form des Wildschweines (mit 12 Rippenpaaren).

Durch die Mast veränderte sich die Körpermasse/ -größe und somit auch die Anzahl der Rippenpaare (15 bis max.17)...

"Zuchtkriterien" sind nicht die Anzahl der Rippenpaare sondern z.B. der Anteil der Muskelmasse ("mageres" Fleisch....), also der Fleischqualität...

WilliPahl  29.11.2010, 10:58

@Eqoline: Deine Antwort ist nicht ganz richtig! Es gibt diverse Zuchtziele: dazu gehören u.a. "Kotelettanzahl", Fleischqualität, schnelleres Wachsen, höhere Anzahl von Geburten. Bei Kühen: Milchleistung, Fleischqualität usw.

evaness  29.11.2010, 14:47
@WilliPahl

Die Zeiten, in denen Schweine fett sein sollten, sind lange vorbei. Heute möchte man viel Muskelfleisch vom Schwein und möglichst wenig Fett. Ich nicht, aber die Leute, die so etwas essen. Wie auch immer, diese Merkmale können nicht zu einer spontanen Entstehung zusätzlicher Knochen geführt haben.

evaness  29.11.2010, 10:49

Ein kausales "somit auch" kann es nicht geben. Dicke Menschen bekommen durch

ihr Übergewicht auch über Generationen deshalb keine zusätzlichen Rippenpaare.

Manche wären vielleicht froh ...

Mondeoo 
Beitragsersteller
 29.11.2010, 10:54
@evaness

dieser Meinung bin ich auch. Ein Problem besteht noch, denn wenn man nach dem Mästen erkennt hat, dass ein Schwein extra Rippen hatte, ist es mit der Fortpflanzung doch schon zu spät und abgetastet hat man die Schweine auf mehr Rippen doch auch nicht. Hat man also die Nachkommen eines solchen Schweines dann gezielt durch Inzucht zu mehr rippen "gebracht" auf Dauer?

pecudis  29.11.2010, 14:41
@Mondeoo

Deine Vorstellung von Schweinezucht ist etwas naiv. Zur Zucht zugelassen werden Schweine nicht "nach Augenschein", so daß man die etwa "Abtasten" müßte, um ihren Wert zu erkennen, sondern nach den Ergebnissen von Eigenleistungsprüfungen (zB Zunahmen, Futterverwertung), Vollgeschwisterprüfungen (Schlachtleistung) und Nachkommenprüfung (damit wird sichergestellt, daß das Schwein die gewünschten Eigenschaften auch vererbt). Erst wenn das alles zufriedenstellend geprüft worden ist, wird aus all diesen Informationen der "Zuchtwert" errechnet.

pecudis  29.11.2010, 14:44
@evaness

Evaness: nur so am Rande - Schweine haben kein Übergewicht!! Im Gegenteil: der Trend zum hohen Magerfleischanteil hat dazu geführt, daß verschiedene Schweinelinien durch ihre extreme Fettarmut (!) schon Probleme mit dem Stoffwechsel bekommen haben (zB wurde die ehemalige Streßanfälligkeit der Pietrainschweine darauf zurückgeführt). Mit dem Menschen verglichen werden heutige Schweine sogar ausgesprochen sportlich und "mager" ernährt.

Willi Pahl hat recht, das "lange" Schwein ist nicht durch Gentechnik "gemacht" worden, sondern durch gezielte Züchtung entstanden. Und soweit ich weiß, handelt es sich bei den zusätzlichen Rippen nicht um echte Rippen, sondern um die sogenannten "falschen Rippen", die nicht mit dem Brustbein verwachsen sind, sondern nur indirekte Verbindung mit ihm haben oder ganz frei sind. Von diesen "falschen Rippen" haben auch wir Menschen mitunter unterschiedlich viele Paare, wie auch andere Säugetiere. Durch gezielte Zuchtwahl kann man diese falschen Rippen vergrößern und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, daß ein Schwein ein oder zwei Paare mehr davon hat als ein anderes. Über viele Generationen hinweg hast Du dann ein Schwein mit "mehr Rippen". Gruß, q.

ich denke, dass es sich dabei um ein märchen handelt... http://www.zeit.de/2005/11/StimmtsP

Mondeoo 
Beitragsersteller
 29.11.2010, 10:40

den artikel habe ich gelesen und es steht eindeutig drin, dass es Schweine mit extra rippen gibt, aber wdurch welche züchtungsweise wurde das erreicht? oder waren das spontane mutationen?

tintoretto  29.11.2010, 10:47
@Mondeoo

vielleicht hilft "google-bücher" - rippenzüchtung bei schweinen eingeben, dann erscheint "wiederholungen von hartmut heller" seite 83 Wiederholungen - Seite 83

Hartmut Heller - 2009 - 340 Seiten - Vorschau Das jeweilige Zuchtziel wechselt mit den Rahmenbedingungen, so werden in Notzeiten robuste Schweine mit viel Fett ... magere Schweine mit ein paar zusätzlichen Rippen. Züchtung ist also ein Designprozess im Medium des Organischen. ... books.google.at -

Theoretisch müsste am Anfang eine Mutation gestanden haben bei einem einzelnen Schwein, das deshalb in die gewünschten Rassen eingekreuzt wurde, wobei dann nur die Nachkommen mit dem zusätzlichen Rippenpaar zur Weiterzucht verwendet wurden. Falls das mit dem zusätzlichen Rippenpaar stimmt, können diese Rassen nur so entstanden sein.

evaness  29.11.2010, 14:15

Falls das zusätzliche Rippenpaar ein rezessives Merkmal war (damit musste der Züchter auch rechnen),

sah er in der ersten Nachkommengeneration (F1) das Merkmal nicht mehr, hat aber diese Nachkommen trotzdem untereinander verpaart und bekam dann in der zweiten Nachkommengeneration 25% reinerbige Merkmalsträger, die sich bestens zur Weiterzucht eigneten. Bei Trägern rezessiver Merkmale kann man

sicher sein, dass sei reinerbig sind. Soviel zur Theorie der Vererbung. Wie das bei den Schweinen ist,

das weiß pecudis.

evaness  29.11.2010, 15:06
@evaness

Ich habe pecudis eine PN mit der Frage geschickt. Vorhin hat sie geantwortet, die überzähligen Rippen seien mehr oder weniger zufällig bemerkt worden. Die Schweine seien bei der Zucht nicht nach Rippenzahl sondern nach Körperlänge und Fleischreichtum ausgewählt worden, so dass die mit den überzähligen Rippen deshalb dann dabei gebleiben sind. Die Koteletts sind ja an den Rippen. (Siehe pecudis Antwort unten.)