Ist Epoxidharz nach dem Aushärten giftig / gesundheitsschädlich?
Hallo zusammen,
ich hatte geplant, meinen Balkonboden mit klarem Epoxidharz (3082) zu versiegeln. Dass Epoxidharz im flüssigen Zustand giftig ist und mit Respekt behandelt werden muss, ist mir bewusst. ich frage mich nun allerdings doch, ob im ausgehärteten Zustand Gefahren von dem Stoff ausgehen. Beispielsweise gesundheitsschädliche Ausgasungen oder Ähnliches. Im Netz liest man sogar von krebserregenden Eigenschaften. Da meine Familie und ich uns natürlich auch auf dem Balkon aufhalten möchten, bin ich nun natürlich etwas verunsichert.
Ein direkter Kontakt würde übrigens nicht zustande kommen, da das Epoxidharz nur zur Versiegelung des Balkonbodens dient. Im Anschluss soll ein Holzterrassenboden darüber kommen. Natürlich könnten durch diesen theoretisch auch noch Gase an die Oberfläche treten, wenn z. B. die Sonne das Epoxidharz erwärmt ...
Vermutlich wird hier wieder einmal zuviel Panik im Internet geschürt, aber besser einmal zuviel als zu wenig nachfragen, wenn es um die Gesundheit geht.
Danke!
3 Antworten
Da brauchst du dir eigentlich keine Sorgen machen. Wenn das wirklich sehr gefährlich wäre, würde das gar nicht verkauft werden.
Der Grund für die Warnhinweise ist die Funktionsweise von Epoxidharzen. Das Epoxid wird mit einem Härter vermischt, die dann miteinander reagieren und erzeugen Duroplaste. Das ist das feste Plastik, was letztendlich dabei rauskommt. Der Härter ist dabei meist auf Aminbasis. Amine sind meist giftig, daher die Warnhinweise und deshalb stinkt das Zeug auch so. Ist alles abreagiert und getrocknet, sind keine Amine mehr vorhanden. Somit sind also auch die Sorgen weg.
Nur sicherheitshalber sollte man das epoxidharz allerdings von Lebensmitteln, Trinkwasser, etc fernhalten, solange es nicht ein spezielles Harz für sowas ist. Außerdem sollte man beim Auftragen Handschuhe benutzen (Dünne Einweghandschuhe sind dafür ungeeignet).
Ich habe bei meinem "Balkonprojekt" bereits mit Epoxidharz gearbeitet um feine Risse im Estrich zu verfüllen. Hier habe ich auch eine digitale Küchenwage benutzt. Bis auf eine kleine Abweichung von 2 - 4 Gramm hat das eigentlich ganz gut funktioniert und das Material ist hier auch innerhalb von 24 Stunden voll ausgehärtet. Das von mir verwendete Epoxidharz muss in einem Mischungsverhältnis von 2:1 angemischt werden.
Dran lecken solltest vielleicht später auch nicht dran... ;)
Aber ich hab mir vor einigen Jahren einen Wohnzimmertisch selbst gebaut, die Oberfläche ist auch mit Epoxidharz und noch lebe ich.
Wenn das Zeug so gefährlich wäre, dann dürfte man es doch schon gar nicht mehr kaufen oder verkaufen.
Eine Tisch habe ich auch schon daraus gebaut, und werde es im Zusammenhang mit Leds demnächst wieder machen, ohne Bedenken. Anders sieht es bei Polyestherharzen aus, die sind billiger dünsten aber wesentlich länger aus.
Das ein Produkt ungefährlich ist, weil es verkauft wird ist nicht zwangsläufig. Siehe Asbest. Und natürlich Kinderspielzeug aus China.
Wo kannst du denn heute noch Asbest kaufen...? Klar gibt es immer wieder Dinge die erst später als gefährlich eingestuft werden. Ist bei Epoxidharz aber bisher noch nicht der Fall.
Das Habe ich doch auch nicht behauptet das es für Epoxidharz so ist. Ich wollte damit nur sagen was du in deinem zweiten Satz sagst. Weiterhin sind Stoffe wie Epoxidharz, nur dann ungefährlich wenn man die Verarbeitungsanweisung beachtet, das machen längst nicht alle.
Richtig, wie bei fast allen Produkten. Kloreiniger trinken oder den Hamster in der Mikrowelle trocknen ist nich gut ;)
Epoxidharz 3082 ohne Datenblatt, oder Hersteller kann man damit nichts anfangen.
Epoxidharz wird auch in der Lebensmittelindustrie eingesetzt, z. B. als Formen.
Bei der Verarbeitung muss man für ausreichende Belüftung sorgen und Hautkontakt vermeiden.
Wie schon geschrieben ist das Mischungsverhältnis genau einzuhalten +/- 2 %.
Sonst werden die mechanischen Werte nicht erreicht, weil eine vollständige Vernetzung nicht stattfindet.
Das gleiche passiert wenn nicht genügend Vermischung erreicht ist. Die meisten Epoxidharze bestehen auf der Basis von Bisphenol A. Über die Schädlichkeit dieses Stoffes gibt es viele Studien, die meisten davon verbieten den Einsatz dieses Stoffes in Medizinischen Geräten bei der Versorgung von Säuglingen, in Babyflaschen aus Polycarbonat, und Schnullern.
Im Epoxidharz wird das Bisphenol A, umgewandelt und fest in die Molekülketten eingebaut. Es kann nur aus den ausgehärteten Teilen entweichen, wenn das Mischungsverhältnis oder die Vermischung nicht ordnungsgemäß, durchgeführt wurde. Die Mengen die dabei austreten können liegen im ppm Bereich (d.h. „parts per million“ – und bedeutet, dass der Bisphenol A-Gehalt nur einige Millionstel des Produktes ausmacht) bei Polycarbonat.
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3782.pdf
Wenn du dich an die Anweisungen des Herstellers hältst, und für dein Harz noch das Datenblatt liest, halte ich die Beschichtung deines Balkons für unbedenklich.
Im Zusammenhang mit Bisphenol A sei noch gesagt das die Kassiererinnen in Supermärkten wesentlich höheren Mengen ausgesetzt sind. Bis zu 0,1 Prozent. Steht alles in der PDF.
Was mir größere Bedenken macht ist die Sonneneinstrahlung auf deinem Balkon, denn das können leicht 50 bis 60 ° werden, und dann werden manche Harze weich, das liegt an der sogenannten Glasübergangstemperatur. Die sollte möglichst hoch sein. Ist aber auch nicht schlimm, denn dadurch treten keine Stoffe aus, und es wird nach abkühlen wieder hart. Du kannst dann höchstens einige Abdrücke von der Holzauflage im Harz bekommen.
Gute Antwort - kleiner Zusatz @Phoenis3141: Du solltest dich beim Mischen genau an die Hinweise halten (nicht "pi-mal-Daumen" mischen, weil sonst im schlimmsten Fall eben doch ein paar giftige Amine übrig bleiben können...)