Was fühlt ein Mensch, wenn die Augen geschlossen sind,
und er im Koma liegt? Meine Mutter hatte einen Schlaganfall und lag danach 5 Tage bewegungslos im Krankenhaus. In ihrem Gesicht regte sich nichts. Es war stets einer von uns bei ihr. Sie konnte nicht leben und nicht sterben!
Als ich wieder mit der Wache dran war, und ich sie so erbärmlich liegen sah, fing ich an, mit leiser Stimme beruhigend auf sie einzureden: „Mutti, lass doch einfach los. Wir haben Dich hier unten lange genug gehabt. Da oben warten alle auf Dich!“ Und dann zählte ich alle auf, die vor ihr den schweren Weg gegangen waren. Zwischendurch immer wieder die selben Worte: „lass einfach los - lass doch einfach los!“
Sie muss mich verstanden haben, denn aus ihren Augenwinkeln kamen ein paar Tränen - ich war erschüttert. Ich habe ihre Hand genommen und gestreichelt. Ich bekam ihren letzten Atemzug und ihren letzten Herzschlag mit. Sie starb friedlich und erlöst. Ich hatte das Gefühl, sie hat mich verstanden: Sie hat einfach losgelassen.
>Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus< (Joseph von Eichendorff)
Nimmt ein Mensch, im Koma liegend, in seinen letzten Stunden noch seine Umgebung wahr? Hört er, was gesprochen wird? Beeinflusst es das Sterben und macht es leichter bzw. gegebenenfalls schwerer? Ich brauche einmal Euren Rat, damit ich mit dem Tod meiner Mutter „abschließen kann“!
75 Antworten
Von Menschen, die gestorben sind, kann man ja nicht mit Sicherheit sagen, ob und was sie mitbekommen, man kann aber ein Gefühl dafür kriegen und Anhand der Zeichen Rückschlüsse ziehen, so wie das bei dir der Fall war.
Ich erzähle dir, was ich davon weiß: Ein guter Freund von mir fiel in (Zucker)koma und war einige Monate lang darin gefangen. Er meinte, dass er sehr viel mitbekommen hat, konnte sich aber überhaupt nicht verständlich machen, weil er sich weder rühren, noch was sehen/Augen öffnen oder was sagen konnte... Das war für ihn ein alptraumhaftes Erlebnis, ein Gemisch von wirren Träumen und Wirklichkeit.
So gesehen, hast du genau richtig gehandelt, indem du mit deiner Mutter geredet hast.
Du hast mich zu Tränen gerührt... Zudem: Es gehört sehr viel Kraft, dem geliebten Menschen völlig selbstlos gehen zu lassen und zu bekräftigen, sich zu verabschieden.
Und ich bin mir sicher, deine Mama hat alles mitbekommen, was du ihr sagtest. Sie hat für dich die Träne vergossen, nicht nur, weil sie selbst sehr traurig war, sondern auch um dir zu zeigen, dass sie es verstanden und angenommen hat.
Und im Zusammenhang mit deinen anderen Postings, möchte ich noch etwas bemerken, was meine freie Interpretation ist: diese Träne war viel mehr, als ein Einverständnis zum Abschied, das war auch eine letzte Umarmung und ganz sicher auch ein Liebesbeweis... sie konnte ja nicht willentlich weinen, diese Träne kam aus der Seele.
So sehe ich das.
@aurata und rivabella: dem ist nichts hinzuzufügen.Alles Liebe Euch beiden!
Vielleicht konnte sie bei deiner Schwester noch nicht loslassen, weil sie noch auf dich und dein Einverständnis gewartet hat.
Es war alles richtig so. Sie bleibt ja in deinem Herzen.
@rivabella: Du bist unschuldig, immer unschuldig!
Es war die Entscheidung Deiner Mutter (oder einer höheren Macht) zu gehen. Und Du bist frei von Schuld am Tod Deiner Mutter.
Die Tränen können auch die Trauer Deiner Mutter zum bevorstehenden Abschied, dass es soweit ist, diese Welt zu verlassen, gewesen sein. Danke für Deine Offenheit. Lieber Gruß von Magiks :-)
Ich sitze hier mit Tränen in den Augen, weil mich das so sehr an den Abschied von meiner Mutti erinnert!
Was für unglaublich einfühlsame Worte, liebe Aurata... sie haben mich total berührt!
Und Dir, liebe Rivabella, meinen allergrößten Respekt! Du hast Dich Deiner Mutti gegenüber unglaublich liebevoll verhalten und ihr den unvermeidlichen Abschied erleichtert! Dazu gehört sehr viel Stärke und noch weitaus mehr Liebe!
Schliesse mich an. Petra
Liebe Rivabella, diese Frage und Deine Begegnung mit Deiner Mutter hat mich zu Tränen gerührt. Solche Fragen mag ich und mit einer Frage rücken wir GutenFrager alle wieder ein Stück näher und diesmal zu Dir...
die tränen waren nur für dich du hast sie vor Ihrem tot zu tränen gerührt... positiv gesehn.. du hast ihr das gefühl gegeben ich libe dich und werd dich immer lieben.. das wollte sie auch wissen.. deshalb bekam sie keinen frieden... aber dann sagtest du ihr diese worte... wo du ihr alle deine liebe "überschüttest" und dann hat ihre seele dies wahrgenommen und sich bei dir mit tränen bedankt. und umarmt-vor lauter liebe.
daran kann man sehen wie sehr sie dich und die ganzen familie und freunen geliebt hat ;-) aber wirklich die tränen galten dir als dank ;-)
kopf hoch :-*
meine mama lag auch im koma und hatte manchmal tränen in den augen. vielleicht haben die ärzte vor ihr schreckliche sache über sie gesgat und sie konnte nichts machen.
Vor 11 Jahren war mein Vater wegen einer schweren Kr 5 Wochenankheit lang im Koma gelegen, bis er dann leider gestorben ist.
Ich denke die im Koma liegenden Menschen nehmen das was man in ihrer Nähe sagt und mit ihnen macht, irgendwie noch wahrnehmen. Auch in seinen letzten Stunden. Nur sind sie in keiner Form in der Lage, darauf zu reagieren. Das habe ich bei meinem Vater bemerkt damals.
Ob es das Sterben leichter oder schwerer macht, kann man nicht eindeutig sagen. Es hängt vom Betroffenen selbst und von der Schwere der Krankheit ab. Aber in den meisten Fällen ist es meiner Meinung nach mit seelischem Beistand etwas einfacher.
Es ist glaub ich wichtig, dass man in so einem Fall dem Betroffen noch alles wichtige sagst, was du ihm noch sagen willst.
Ich hatte, bzw. wir hatten nur den Eindruck, als wenn sie sich ans Leben klammerte und nicht sterben konnte. Als wenn sie irgend etwas daran hinderte, loszulassen und einfach davon zu fliegen !!!
<< Es ist glaub ich wichtig, dass man in so einem Fall dem Betroffen noch alles wichtige sagst, was du ihm noch sagen willst. stimme ich voll zu!
Ja! Natürlich ist das möglich ! Daran kann man nichtmal zweifeln! Nur weil sie nicht Antwortet heißt es ja nicht das sie nicht das sie dich nicht verstanden hat oder sogar geantwortet hat! Lass da die bekloppte Wissenschaft aus dem Spiel! Das ist genauso wie wenn du schläfst man nimmt alles war! Glaub mir sie hat alles mitbekommen! Sie konnte nurnicht Antworten das ihr es hören könnt! Sie hat mit ihrer Träne gezeigt das sie sich sehr darüber freut! Mein Opa starb auch er lag nur da hat sich nicht bewegt und ich habe auch mit ihm gesprochen! Man konnte am Blick sehen das er alles mitbekam! Egal ob es von der Krankenschwster kam oder von irgentjemand anderem! Ale dachten der merkt nichtsmehr der ist tot! Lalal so wie menschen eben sind! Aber da haben sie sich mächtig geirrt ! Meine Mutter agte noch du hast dich genug gequällt du hast deine Arbeit auf der Erde getan! Und direkt danach starb er in Frieden! Ohne Leidern!
Das hast du gut gemacht!
Ich glaube schon, dass Menschen im Koma ihre Umgebung wahrnehmen, wenn auch vielleicht nicht alle. Mein Vater war einige Tage ohne Bewußtsein. Während dieser Zeit waren meine Schwester und ich bei ihm, und natürlich haben wir uns auch über alltägliche Dinge unterhalten. Mein Vater ist dann wieder wachgeworden und wußte, worüber wir geredet hatten. Ich bin sicher, dass Deine Mutter Dich auch hören konnte!
Danke, Du bestätigst mein Gefühl. Wissen kann ich es natürlich nicht, aber hoffen, dass ich ihr das Sterben erleichtern konnte !!!
Sie hat bestimmt gewusst, dass Du bei ihr warst! Und dieses Gefühl, nicht alleine zu sein und geliebt zu werden, hat ihr den Abschied sicher leichter gemacht.
und was er zu ihr sagte
Der Gehörsinn scheint bei Sterbenden besonders stark zu funktionieren. Dies schliesse ich aus einem Beispiel, welches ich einmal in der Fachliteratur über Sterben und Tod fand (als Jugendlicher hab ich mich mal damit beschäftigt). Dort stritten sich die Erben (noch bevor die arme Frau Tod war) über den Ring an der Hand der Sterbenden. Nachdem die lausige Verwandschaft kurz den Raum verlassen hatte und zurück kam hatte die Sterbende den Ring von der Hand gestreift. Was Du gemacht hast, zeigt wahre Grösse und ich habe allergrössten Respekt davor. In einer Gesellschaft, die den Tod an ihren Rand gedrängt hat kommen nur wenige mit dem Tod direkt in Verbindung. Das macht uns allen Angst vor ihm. Diese Einstellung sollte sich wieder ändern. Der Tod gehört genau so zu Leben wie die Geburt und sollte wieder zu Hause passieren. Deine Mutter hatte viel Glück, das du in dieser Stunde bei ihr warst.
Ich habe im Nachhinein den Eindruck, als wenn sie von mir erneut die "erlösenden Worte" des "Gehendürfens" hören wollte, um tatsächlich loslassen zu können! Danke für Deine Antwort.
>Sie hat für dich die Träne vergossen, nicht nur, weil sie selbst sehr traurig war, sondern auch um dir zu zeigen, dass sie es verstanden und angenommen hat<
Als ich meine Schwester anrief, um ihr den Tod unserer Mutter mitzuteilen, sagte ich zu ihr: Ich habe sie in den Tod geredet, weil ich immer gesagt habe, sie soll doch einfach loslassen.“ Meine Schwester antwortete: „ Genau das Gleiche habe ich Mutti heute Morgen gesagt, dass sie einfach los lassen soll, aber sie konnte oder wollte nicht loslassen.“
Seit drei Jahren hat mich das jetzt beschäftigt. Ich habe mir immer wieder ihren Anblick vergegenwärtigt, den Moment, wo ich die Tränen sah, weil mein Blick ja ebenfalls von Tränen verschleiert war. Aber die Friedlichkeit und Losgelöstheit ihres Ablebens ohne jeglichen Todeskampf geben mir letztendlich die Gewissheit, dass sie alles wahrgenommen hat und deshalb auch friedlich entschlafen konnte.
Ich bin jetzt ganz sicher, dass sie mir durch ihre Tränen zeigen wollte, dass sie mich verstanden hat und Abschied auf ihre Art nahm, sie hatte ja sonst keine andere Möglichkeit!
Ich danke Dir sehr für Deine mitfühlende Antwort!