Ich bin 43 Jahre, männlich und gerne in Bewegung. In jungen Jahren habe ich mir vermutlich durch Über- oder Fehlbelastung den medialen Knorpel in beiden Knieen so geschädigt, dass ich speziell im linken Knie mehrere Arthroskopien mit Knorpelglättung und Meniskusteilresektion über mich ergehen lassen musste. Am Tiefpunkt dieses Leidensweges konnte ich nicht mehr ohne Arthroseschmerzen Fahrradfahren oder spazieren. 2013 wurde mir als Lösung ein Hemischlitten empfohlen. Diese OP konnte ich noch ein Jahr hinauszögern, aber im Frühling 2014 war ich dann entschlossen, meine Lebensqualität wieder zu verbessern. Dr. Beier (Kliniken Sommerfeld, Knie-Spezialist) empfahl mir auf Grund meines Alters (Hemischlitten halten 10 bis 15 Jahre, die Wechsel-OP führt zu erheblichem Knochenverlust) etwas Neues zu probieren: Kinespring. Die OP erfolgte Ende Juli 2014.Wichtige Kriterien des OP-Erfolgs waren für mich: zügige Fahrrad-Tour bis zu 2h, Treppensteigen und Spaziergänge ohne nachfolgende Arthroseschmerzen. Diese Bewegungen kann ich alle wieder ohne Reue ausführen! Es gibt von Moximed (Hersteller) verschiedene postoperative Behandlungsprotokolle und Info-Zettel, die den postoperativen Ablauf etwas beschönigt darstellen, aber im Großen und Ganzen stimmen. Deshalb gehe ich darauf nicht weiter ein und schildere mehr meine persönlichen Erfahrungen: Die ersten Tagen nach der OP waren nicht schlimmer als bei meinen Arthroskopien, nur sollte man anfangs nicht gegen das Kinespring-Implantat stoßen, diese Schmerzen sind dann durch die Übertragung auf die Befestigungsschrauben im Knochen heftig. Die Schmerzen aus dem Gelenkspalt waren sofort verschwunden, dafür ging es nach 3 Tagen im Impantatbereich (Weichgewege) los. Die Schwellung nahm zu, die Anlaufprobleme wurden stärker und eigentlich war nur hochlegen und kühlen angenehm. Vor allem längeres Stehen (auch nur wenige Minuten) wurde zur Qual. Als Überangslösung habe ich dann mehrere Wochen mein Knie mit einer elastischen Binde bandagiert und dadurch das scherzauslösende Ödem verringert. Nachts bin ich vor Schmerzen aufgewacht, habe dann mein Nachtlager so konstruiert, dass das operierte Knie nicht von der Bettdecke und Schlafanzughose bebrütet wurde. Aber auch das half nur bedingt. Seit Anfang Oktober sind aber die Nachtsschmerzen weg. Ich schlafe mit abgewinkelten Beinen, musste mir in den ersten Monaten zumindest zum Einschlafen ein Kissen zwischen die Knie legen. Das geht jetzt auch ohne, aber mit Kissen ist es immer noch angenehmer. Die ersten Monate hatte ich mit erheblichen Anlaufschwierigkeiten nach dem Aufstehen (auch nach längerem Sitzen) zu kämpfen, das ist mittlerweile besser, aber ein sichtbares Humpeln bleibt auf den ersten Schritten. Bei längerem Laufen geht es runder zu, aber ich versuche immer noch, die Streckung beim Gehen zu forcieren und habe den Eindruck, dass ich nun etwas schief laufe. Vermutlich, weil die Achsrichtung des linken Beins nun eine andere als die rechten Beins ist. Nach dem Fahrradfahren dauerte es in den ersten Monaten etwas, bis das Bein wieder einigermaßen in Streckposition angekommen war, mittlerweile ist es aber fast gut. Auch das Losfahren war anfangs schwierig, das Knie musste erst in die Gänge kommen. Am Wochenende, wo ich viel laufe, geht es mir besser als in der Woche, wenn ich mehr auf meinem Arbeitsplatz sitze. Ich bin 4 Wochen nach der OP wieder arbeiten gegangen (mit elastischer Binde), der erste Tag war noch sehr hart, dann wurde es besser. Vermutlich sind bei normalem Heilungsverlauf (je nach Berufsgruppe) 5 Wochen Krankschrift empfehlenswert, damit mehr Zeit für die Bewegungsübungen bleibt. Ich lege, wenn ich unbeobachtet bin, auch heute noch gerne das operierte Bein hoch, vor allem um die Streckung, die immer noch nicht voll funktioniert, zu unterstüzten. Hinknieen geht auf weicher Matratze. Geblieben ist bisher eine fast handgroße taube Haut-Fläche auf der Vorderseite des Knies, soll aber nach einem Jahr angeblich besser werden. Beweglichkeit derzeit: ich kann das Bein fast strecken, Beugung liegt wohl bei 120° (ohne Unterstützung). Die Ästhetik ist nicht optimal, bei mir (schlanker Typ) ist eine deutliche Vorwölbung zu sehen.
Fazit: Mir hat Kinespring geholfen, das Positive überwiegt. Es eignet sich aber nur für Menschen, die sich viel bewegen, da sich das Implantat in der Haut einen Gleitkanal schaffen muss. Event. sind die Erfolge bei Hemischlitten besser und die Nebenwirkungen geringer (ich kenne einige Leute, die einen Hemischlitten bekommen haben und zufrieden sind-aber das waren alles Meschen über 60), wegen der Schonung des Gelenkspaltes und der Möglichkeit, das Kinespring-Implantat wieder zu entfernen, ist es für jüngere Patienten eine überlegenswerte Alternative, vor allem, um ein künstliches Kniegelenk hinauszuzögern. P.S.: Habe damals in diesem Forum nach Kinespring-Erfahrunge gesucht und nicht viel Brauchbares gefunden. Ich hoffe, meine Zeilen helfen euch und ggf.-alles gute für die nächste Knie-OP!