Einbildung zur Toilette zu müssen, Zwangsstörung?
Hallo Zusammen,
seit einiger Zeit, ich denke so ca. 2 Jahre, habe ich das Problem, dass ich mir ständig einbilde, zur Toilette zu müssen (urinieren), obwohl ich eben war. Allerdings tritt dies nur auf, wenn ich das Haus verlasse. Bin ich zu Hause oder auf Arbeit oder bei Freunden oder Familie ohne langen Fahrtweg habe ich das Problem nicht. Ich kann nicht mehr ins Kino gehen oder mir Konzerte ansehen. Selbst beim Gedanken Einkaufen zu fahren stelle ich mir zuerst die Frage, wo dort eine Toilette ist. Wenn ich dann einkaufen bin gehe ich dort nicht zur Toilette, weil ich dann nicht muss bzw. ja mit dem Einkauf abgelenkt bin. Aber der Gedanke länger als 10 Minuten Auto zu fahren oder unterwegs zu sein und nicht zu können macht mich wahnsinnig. Wenn ich weiß, dass ich gleich längere Zeit unterwegs bin und nirgends gehen kann, dann zwinge ich mich immer vorher noch mindestens 2x zur Toilette zu gehen. Ich kann seitdem nicht mehr unbeschwert leben. Wir haben jetzt zB geplant nächste Woche einen Tagestrip in eine andere Stadt zu machen. Fahrtzeit ca. 3 Stunden. Hier mache ich mir heute schon Gedanken, wie ich den Weg von zu Hause bis zur Autobahn schaffe. Auf der Autobahn ist ja dann wieder alles in Ordnung, da gibt es alle paar Meter Raststätten. Ich möchte endlich wieder ohne den Gedanken am Leben teilhaben können. Mir ist absolut bewusst, dass es sich hier um eine psychische Problematik handelt. Bei einem Arzt war ich bisher nicht, weil ich auch gar nicht weiß, zu welchem ich müsste. Allerdings schließe ich ein Problem mit der Blase aus, da ich es auf Arbeit oder zu Hause ja nicht habe.
Hat vielleicht jemand ähnliche Probleme und Lösungen?
6 Antworten
Hallo Mopsbacke123,
ich sehe im ersten Moment eher ein phychologisches Thema - und würde raten, mit einem Arzt und in der Folge einem Psychologen zu sprechen. Es wäre wichtig zu wissen, wo das herkommt - und zu schauen, was genau gemacht werden kann.
Der Gedanke, der mir jetzt in einer ersten Näherung und für auf die Schnelle kommt, mag im ersten Moment ungewöhnlich klingen. Kannst Du Dir vorstellen, in solchen Momenten oder manchen davon, die Du genannt hat, solche speziellen Slips zu tragen? Die würden im Falle eines Falles das Wasser einfach mitnehmen.
Das könnte Sicherheit in diesen Situationen verleihen. In dieser Sicherheit klingt der Stress ab - und damit auch der Fokus auf Toilette. Da sehe ich eine gegenkoppelnde Wirkung. Und wenn der Slip dann immer trocken bleibt, wird diese Sicherheit immer mehr selbstverständlich. Wird der Slip aber nass, dann hat er einfach einen guten Dienst getan.
Viele liebe Grüße
EarthCitizen
Hallo Mopsbacke123,
ich denke, da hat sich seit dem Augenblick bei dem Konzert ein Selbstläufer entwickelt. Ich vermute auch, dass da noch etwas Verborgenes sein kann, was diesem Selbstläufer dann diese Dynamik verliehen hat.
Zum einen wäre es interessant zu wissen, ob es da so einen Katalysator (wie ich schnell sagen mag) gibt - und was man dann damit macht. Das wird sich in aller Regel im Rahmen von psychotherapeutischen Sitzungen herausfinden lassen. Das klingt im ersten Moment vielleicht komisch - aber so was ist auch nichts anderes als zum Beispiel Krankengymnastik.
Was jetzt auch "an der Front" helfen kann - direkt und unmittelbar im täglichen Umgang mit sich selbst - wäre ein Ausblenden dieser Gedanken und ein bewusstes Stop gegenüber gedanklichen Eskalationen (und damit Vorstellungen, was alles passieren könnte). Damit kehrt schon Ruhe ein, der Stress sinkt, Kino, Konzert usw. lässt sich besser genießen - und die Wasser drängen sich dann auch nicht so sehr in den Vordergrund mit allen Empfindungen drum herum.
Vergleichen wir mal eine Zeit von etwas zwei Stunden zu Hause und irgendwo unterwegs. Es ist die selbe Zeit, in der Du nicht mehr und nicht weniger dringend zur Toilette müsstest. Probiere mal, ob Du diese Gedanken aus Deinem Kopf bekommst - und was dann ist. Das mag nicht ad hoc, immer und permanent gelingen. Und wenn damit mehr Ruhe einkehrt, wird auch so diese Gegenkopplung entstehen, von der ich zuvor gesprochen hatte.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
Hallo,
vielen Dank für die Antwort. Ich habe mir nun einen Termin beim Hausarzt für kommenden Montag gemacht. Ich hoffe, dieser kann mir recht schnell helfen. Ich fliege im Juni in den Urlaub und habe nun richtig Angst, dort hin und her zu kommen ohne Toilette :( Hatte aber letztens im Internet gelesen, dass wohl auch eine Hypnosetherapie helfen kann.
Was der Auslöser war oder ist kann ich leider nicht sagen, das würde es vermutlich viel einfacher machen :/
Letzte Woche war wieder so eine arg unangenehme Situation für mich. Autobahn und Stau. Und weit und breit keine Raststätte. Dann das erleichternde Schild "4,5 KM bis zur Rasthof".... steht man allerdings im Stau bzw. stockenden Verkehr, dann ist es wirklich die Hölle. Ich habe es natürlich nicht ausgehalten und mein Freund musste dann auf dem Standstreifen anhalten, damit ich mich am Rand vor gefühlten Tausend Zuschauern hinhocken konnte. Es war wirklich peinlich. Ich will das auch nicht mehr so. Was mir danach an dem Tag allerdings minimal geholfen hat, waren Beruhungstabletten mit Baldrian. Zumindest hatte ich das Gefühl, mich nicht so stark hineinzusteigern, wie sonst.
Vielleicht sind für den ersten Moment leicht Beruhigungsmittel wirklich indiziert. Du müsstes ja nicht so dringend, wie Du in Situationen wie bei der Autofahrt meintest, zu müssen. Dann mag der Gedanke so 'mitkoppeln', dass es doch dringend wird. Nun, im Stau ist das nicht ganz so schlimm. Das werden alle anderen auf der Straße allenfalls mit einem leichten Schmunzeln nur wahrnehmen und weiterfahren.
Schauen wir, was der Doc meint. Eine Behandlung mit Unterbewusstseinstechniken (Hypnose) mag ein Psychologe oder eine Psychologin durchführen. Eine recht einfache Technik, die Du selbst anwenden kannst, besteht in sog. Affirmationen. Ich überlege mir mal eine solche für Dich - und komm später nochmals darauf zurück.
Hallo Mopsbacke,
wie versprochen, bin ich wieder zurück.
Ich hatte von Affirmationen gesprochen. Das sind positive Sätze, die man sich und damit dem eigenen Unterbewusstsein als Wahrheit sagt. Damit kann man bestimmte Dinge günsig beeinflussen. Auf der Suche nach geeigneten Affirmationen kam mir wieder der Gedanke an einen möglichen Auslöser.
Erinnerst Du Dich noch genau an die Situation bei dem Konzert, der Sekt vor der Veranstaltung - und dann noch schnell auf's Klo. War da irgendetwas besonders oder ungewöhnlich? Das können ganz kleine Details sein.
Schauen wir aber, ob mit einer folgenden Affirmation etwas Ruhe in das ganze Geschehen kommen mag: "Ich lasse die Wasser fließen, wann, wo und wie ich es gerne mag". Dabei lege gerne die Betonung auf die beiden 'ich'. Ich schlage bewusst einen poetischen Begriff (den ich selbst gerne benutze) vor. Der macht aus dem "Pipimachen" etwas anderes in der Wahrnehmung und soll damit jeglichen Stress nehmen, der sich mit dem landläufigen Begriff vielleicht assoziiert hat. Dann haben wir noch die Freiheit wann, wo und wie - in der Kombination, dass Du es alleine bestimmst.
Wenn Du mit einer Affirmation arbeitest, ist es ähnlich wie im Autogenen Training: Du sagst Dir die Affirmation ganz locker und flockig im tiefenentspannten Zustand vor. Damit nimmt sie Dein Unterbewusstsein eher an. Es mag eine Zeit lang dauern, bis sich eine Veränderung zeigen mag. Diese Affirmation ist ja nichts anderes als eine Selbstverständlichkeit - nur explizit formuliert.
Mich bewegt zusätzlich, wie wir den Wassern (ich bleibe bei diesem Begriff) einen vielleicht möglichen Schrecken nehmen können. Höre mal in Dich hinein, welche Gedanken und Assoziationen sich in Dir entwickeln oder erscheinen, wenn die Wasser fließen - vielleicht auch abhängig vom jeweiligen Ort. Das mag helfen, Dinge einzugrenzen. Solche Gedanken und Assoziationen kannst Du, wenn sie negativ oder irgendwie doof sind, wieder und unmittelbar mit anderen affirmativen Gedanken und Assoziationen ersetzen.
Das sind natürlich alles Ideen, die Dir weiterhelfen können. Ich formuliere sie gerne an dieser Stelle offen, denn sie mögen auch anderen Menschen mit ähnlicher Thematik helfen.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
Hallo Mopsbacke,
Ferndiagnosen sind natürlich nicht machbar, aber die Problematik, die Du beschreibst deutet sehr klar auf eine Agoraphobie hin. Du solltest hier etwas unternehmen, denn u. U. neigt es zur Chronifizierung und irgendwann kann es auch zu sozialer Isolation führen, weil Du das Haus nicht mehr verlässt.
Also, was man machen kann: Gerade bei Angsterkrankungen, ist die Hypnotherapie (insbesondere in Kombination mit kognitiver-Verhaltenstherapie) sehr erfolgreich und effizient. Wende Dich an einen Heilpraktiker für Psychotherapie oder einen Psychologischen Psychotherapeuten. Ich würde Dir empfehlen jemanden zu kontaktieren, der Hypnosetherapie und Verhaltenstherapie anbietet. Andere Therapieformen sind bei Agoraphobie in aller Regel ineffizienter.
Trotzdem: diese "Ferndiagnose" kann definitiv kein ausführliches Anamnesegepräch ersetzen, daher nimm alles hier mit Vorsicht zur Kenntnis.
LG
Hallo,
vielen Dank für die Antwort. Ich habe mir nun einen Termin beim Hausarzt für kommenden Montag gemacht. Ich hoffe, dieser kann mir recht schnell helfen. Ich fliege im Juni in den Urlaub und habe nun richtig Angst, dort hin und her zu kommen ohne Toilette :( Hatte aber letztens im Internet gelesen, dass wohl auch eine Hypnosetherapie helfen kann. Weißt Du, wie lange soetwas dauert?
Letzte Woche war wieder so eine arg unangenehme Situation für mich. Autobahn und Stau. Und weit und breit keine Raststätte. Dann das erleichternde Schild "4,5 KM bis zur Rasthof".... steht man allerdings im Stau bzw. stockenden Verkehr, dann ist es wirklich die Hölle. Ich habe es natürlich nicht ausgehalten und mein Freund musste dann auf dem Standstreifen anhalten, damit ich mich am Rand vor gefühlten Tausend Zuschauern hinhocken konnte. Es war wirklich peinlich. Ich will das auch nicht mehr so. Was mir danach an dem Tag allerdings minimal geholfen hat, waren Beruhungstabletten mit Baldrian. Zumindest hatte ich das Gefühl, mich nicht so stark hineinzusteigern, wie sonst.
damit wirst du dich einem arzt, bzw. einem therapeuten anvertrauen müssen. ist eine zwangsstörung die behandelbar ist. erste anlaufstelle wäre dein hausarzt, der auch mal erst schaut ob körperlich bei dir alles ok ist - alles gute und lass dir dadurch dein leben nicht vermiesen - du kannst das ändern ....
Danke. Hast Du denn Erfahrungen mit sowas? Ich habe im Internet gelesen, dass es ganz viele Menschen gibt, die ähnliche Probleme haben. Es macht einen wirklich wahnsinnig, immer diese Gedanken zu haben ohne das man das will.
nein, erfahrung habe ich gott sei dank nicht , kann mir aber vorstellen das sowas die lebensfreude von dir erheblich einschränkt
Leider ist das tatsächlich so. Man kann unterwegs überhaupt nicht mehr klar denken und ist demnach auch immer zu einem Teil abwesend. Ich habe gestern zum ersten mal mit meiner Familie drüber gesprochen und die haben mir sehr gut zugesprochen und nun werde ich beim Hausarzt oder Frauenarzt anrufen umeinen Termin zu vereinbaren. Ich weiß noch nicht, wo ich denke besser aufgehoben zu sein. Aber meinen Hausarzt kenne ich noch nicht, da meine ursprüngliche hausärztin vor kurzem in Rente gegangen ist und er die Patienten übernommen hat. Deswegen denke ich über die andere Anlaufstelle nach.
das ist eine gute idee - ich wünsche dir auf jeden fall alles gute für die zukunft und das du dein problem in den griff bekommst....
Das klingt stark nach agoraphobie. (Same Problem) geh damit zum arzt der kann sich überweisen
Ja genau. Die angst keinen fluchtweg in deinem Fall eine Toilette zu finden. Das zeichnet agoraphobie aus. Es ist nicht die direkte angst vor Menschen oder Geschäften sondern vor Situationen ohne ausweg (Toilette)
Danke, aber ich habe ja keine Angst vor Menschen oder vor Geschäften oder sowas sondern lediglich vor der Tatsache, in bestimmten Situation nicht zur Toilette gehen zu können. Ich saß beispielsweise vor einiger Zeit im Kino, vorher war ich natürlich nochmal, und dann während des Films ging mit der Gedanke durch den Kopf, was jetzt wäre, wenn ich mal muss. Und dann steigere ich mich da so sehr rein, dass ich eben auch muss. Und das habe ich ständig wenn ich nicht zu Hause oder auf Arbeit bin. Das macht einen wirklich wahnsinnig, man will das ja gar nicht aber ich kriege diese Gedanken nicht aus dem Kopf.
klingt schon leicht zwanghaft.. mal mit einem arzt drüber gesprochen?
Nein, ich weiß ja nicht, zu welchem Arzt ich gehen müsste. Allerdings bin ich immernoch in der Hoffnung, dass ich das alleine wieder weg bekomme. Viele sagen immer, man soll sich ablenken aber das lässt sich leichter sagen als machen :(
erst mal mit deinem hausarzt
Hallo,
danke erstmal. Ich habe über soetwas auch schon nachgedacht, allerdings nur, weil ich mir schon vorstellen könnte, dass das meine Angst weg nehmen könnte. Aber ich stelle mir das sehr unangenehm vor.
Wo genau das herkommt kann ich mir auch nicht so richtig erklären. Früher hatte ich überhaupt keine Probleme, habe nie darüber nachgedacht. Irgendwann war ich mit meinem Freund bei einem Konzert und habe davor ein Glas Sekt getrunken. Und jeder kennt das ja, dass das schon etwas auf die Blase drückt. Also musste ich noch kurz vor Beginn zur Toilette. Und seitdem war dann der Gedanke da, hoffentlich passiert das nicht nochmal. Und dann musste ich mal im Kino, aber nur, weil ich es mir eingeredet habe. Und an solchen Orten ist es ja doppelt unangenehm, da jedes Mal ein Haufen Leute aufstehen mussten, um mich durchzulassen. Und so steigere ich mich eben immer wieder da rein, dass ich jetzt nicht müssen darf, weil es unangebracht ist und ich ja vor solchen Situationen auch immer nochmal gehe, und dann muss ich eben. Und oft war es auch so, dass ich dann auf Toilette war, mich wieder zB im Kino hingesetzt habe und die Gedanken im Kopf weitergingen.