Kann bei einem Asperger-Autist durch eine Panikattacke ein Overload entstehen?
2 Antworten
Bei einer Panikattacke wird das normale Umfeld, Situationen als bedrohlich/angsteinflößend eingestuft, was an einer Überreaktion der Amygdala liegt, die nicht mehr ausreichend/ wie gewohnt von einer anderen Gehirnregion reguliert wird. Im übertragenen Sinne vibrieren bei einer Panikattacke die Nerven, alles wird überdeutlich wahrgenommen, es entsteht ein Fluchtreflex, die Körperfunktionen werden übermächtig (Herzrasen, Schweißausbrüche etc.) bis hin zur Ohnmacht. Man glaubt, die Kontrolle zu verlieren bis hin zur Todesangst. Daraus resultiert oft ein Vermeidendes Verhalten vor bestimmten Situationen, in denen man diesen Zustand bereits erlebt hat (z.B. U-Bahn fahren, Menschenmassen... ) und die Angst, wieder in einen solchen Zustand zu geraten, was dann zusätzlich Ursache einer Panikattacke sein kann. (Beschrieben oft als Angst vor der Angst).
Menschen, die nicht-autistisch sind, können sich in einer Panikattacke schon nicht steuern, es wird das oben erwähnte vermeidende Verhalten meist intuitiv angewendet- und von Fachkräften diverse Strategien, wie Ablenkung, autogenes Training empfohlen, wenn man merkt, dass eine Panikattacke naht. Verhaltenstherapeutisch kann man gute Resultate bei Panikpatienten erzielen, oft durch bewusstes Aussetzen der angstauslösenden Situation und einem umlernen, dh., man registriert bewusst, dass eigentlich nichts schlimmes passiert und gewöhnt sich so die Angstreaktion, die das Gehirn verknüpft hat, wieder ab. Ein Mensch mit Autismus kann sich aber seine gehirnstrukturbedingte, autistische Wahrnehmungsweise nicht abgewöhnen, Overloads können zwar vorhergehend bemerkt oder durch vermeidende, dämpfende Maßnahmen verzögert/reguliert werden, sofern Kentniss über den Auslöser vorhanden ist, (Einer akustische Übersensibilitätsreaktion kann man beispielsweise durch das tragen von Kopfhörern/Gehörschutz vorbeugen), lassen sich aber durch Übung (meines Wissens nach) nicht abgewöhnen. Simplifiziert gesagt: Wenn der Reizkanal überlastet ist, ist er eben überlastet.
Da bei Mitmenschen im autistischen Spektrum die Wahrnehmung der Umwelt, sprich die/einzelne Sinneskanäle häufig übersensibilisiert sind und Eindrücke nicht selektiert/differenziert werden können, zuzüglich einer häufig generellen anderen Wahrnehmung, die weniger gesamtüberblickend als im Betrachten einzelner Details/Ausschnitte erfolgt, wäre meine Thesis, dass ein Autist, der eine Panikattacke erleidet, aufgrund der Panikattacke und derer spezifischen, übermächtigen Wahrnehmungsart des Umfeldes zuzüglich der körperlichen Veränderung zwangsweise in einen Overload mündet. So meine Meinung.
Die Frage ist, ob es nicht generelle, symptomatische Ähnlichkeit bezüglich der Wahrnehmung in einer Panikattacke und eines Overloads gibt und wo es da zu differenzieren gilt. Und, ob man einem Autisten Panikattacken bescheinigen würde und nicht, aufgrund der Grunddiagnose Autismus, generell von Overload sprechen würde, weniger von Panikattacken.
Man kann Panikattacken im Gehirnscan darstellen, daher das Wissen um die betreffende Aktivität von Amygdala und Co. Nicht jeder, der "Probleme" mit der Amygdala hat, ist autistisch. Dennoch gibt es umgekehrt Annahmen, dass die Amygdala bei Autisten "eine Rolle spielt" und diese "vergrößert/überaktiv" ist.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich würde behaupten Ja.
Nun ja, eine Panikattacke ist eine Reaktion einer Überlastung.
Ein Overload ist ebenso eine Reaktion einer Überlastung.
Wer nun mit wem - oder ob unabhängig von beidem,.... oder wie was überhaupt genannt wird,... ich glaube das ist sehr individuell und "Gefühlssache". Daher achte auf Dein Gefühl....