Krankenhaus Praktikum - Weinen?
Ich mache im Juni im Krankenhaus ein einwöchiges Praktikum von der Schule aus. War ursprünglich als Pflegepraktikum gedacht, hab mich auch dafür beworben.
Etwa eine Woche später ruft der Chefarzt der Unfallchirurgie bei mir daheim an. Meint, eine Schwester hätte ihm meine Bewerbung gebracht und dass er beeindruckt wäre (Habe ein sehr gutes Zeugnis und strebe auch die Karriere eines Chirurgen an. Bloß dachte ich, ein Pflegepraktikum wäre ein kleiner erster Eindruck). Er meinte jedenfalls, dass ich in der Unfallchirurgie willkommen wäre und dafür das Pflegepraktikum absagen soll.
Hab dann gefragt, was ich so machen darf dort, was ich mir ansehen darf usw. Hat mich schon beeindruckt, also habe ich zugesagt.
Leider bin ich ziemlich sensibel und habe Angst, dass ich irgendwie weinen muss, wenn was Schlimmes passiert, z.B. ein Mensch stirbt oder jemand sehr leidet und ich es mit ansehen muss.
Klar, das ist auch ein bisschen Gewöhnungssache, aber ich will keine Aufmerksamkeit erregen, weil ich weinen muss. Ja, es ist menschlich, bitte keine Kommentare deswegen. Aber dennoch ist es sicher verständlich, dass ich dort nicht weinen möchte.
Tipps und Erfahrungen werden dankbar entgegen genommen!
Liebe Grüße
6 Antworten
Keine Angst, bei Bedarf steht es jedem Praktikanten frei den Raum zu verlassen. Jeder von denen da in der Aufnahme hat auch mal angefangen und weiß wie das ist. Du fällst dadurch also nicht auf sondern es ist normal am Anfang, daß sowas passieren kann. Wenn da wirklich mal ein heftiger Fall angeliefert wird wirst du eh soweit davon weg sein, daß du sowieso nicht viel sehen kannst. Da wimmelt es von Ärzten und Pflegepersonal um den Tisch. Zudem hast du in der Aufnahme den Vorteil, daß die Patienten mit schwereren Verletzungen schon vom Rettungsdienst und dem Notarzt erstversorgt wurden. Sicher da sieht man Dinge, die man sonst nicht sieht (ausser vielleicht in manchen Filmen) aber wenns zuviel wird, hat man erstens den Vorteil direkt jemanden zu haben, mit dem man drüber reden kann und zweitens ist man als Praktikant wie schon angedeutet jederzeit entbehrlich und kann von sich aus aussteigen. Ich würde mir so eine einmalige Chance nicht entgehen lassen, zumal du dich beruflich in die Richtung bewegen willst. Wenn nicht jetzt wann dann? Willst du erst ein Pflegepraktikum machen um dann später festzustellen, daß die Chirurgie (respektive die Medizin) doch nichts für dich ist und du nur sinnlos Zeit in die Richtung vergeudet hast? Nur Mut.
Übrigens gewöhnen kann man sich daran nicht. Jeder Mensch hat Grenzen, die in dem Tätigkeitsfeld irgendwann erreicht werden, auch durchaus öfter und je früher du deine Grenzen entdeckst desto eher kannst du sie versetzen. Der Eine oder Andere wird jetzt sagen was ist das Grenzen versetzen denn anderes als sich dran zu gewöhnen? Ganz einfach: Egal was du schon gesehen hast und egal wohin du deine Grenzen versetzt hast: Es kann jederzeit auch nach Jahren noch eine Situation eintreten, die dich mental überfordert. Das ist in der Branche nunmal so (manchmal auch als Folge mehrerer Ereignisse). LG und viel Erfolg.
Hallo 090... Du denkst richtig. (... dachte ich, ein Pflegepraktikum wäre ein kleiner erster Eindruck....) Die Arbeit mit kranken Menschen ist ein grosser Bereich und ich denke, da soll man mit kleinen und sicheren Schritten vorwärts gehen. Mach dieses geplante Praktikum zuerst und lass dir Zeit, deine Gefühle wahrzunehmen. Dazu wirst du auch Zeit brauchen, mit den Menschen zu reden und Fragen stellen zu können. Es wäre schade diesen Einstieg abzusagen, denn es werden ja weitere Praktika auf dich zukommen.
Du kannst dich für die Einladung beim "Chefarzt" bedanken und vorschlagen, dein nächstes Praktikum dort zu machen. Die Chirurgie ist ein "blutiger" Job, da braucht es grosse körperliche, seelische und geistige Belastbarkeit. Die Operationsschichten sind lang und anstrengend, da ist körperliche Fitness und geistige Konzentration ein muss.
Wenn du dann mal ein weiteres Praktikum auf der Radiologie oder Endokrinologie machst, kannst du besser vergleichen und schauen, welche medizinische Richtung für dich passt.
Lieben gruss mary
Du hast im Praktikum eigentlich fast immer die Möglichkeit den Raum zu verlassen, wenn du merkst dass eine Situation dich zu sehr belastet. Auch wenn du dann das eben gesehene noch im Kopf hast, hilft es schon oft die Situation an sich hinter sich zu lassen. Frische Luft, ggf. dann was anderes machen (zu einem anderen Patienten gehen, mal eine kurze Pause machen) bringen schon was.
Von meinen Erfahrungen im Rettungsdienst her weiß ich aber auch, dass es einen großen Unterschied macht, ob man fremde Menschen vor sich hat oder Menschen die man kennt. Da man in einer Klinik das ganze unter anderen Aspekten sieht (also eher medizinisch) und letzten Endes auch keine wirkliche Verbindung zu den Patienten hat, kann man sich emotional ganz gut von manchen Dingen distanzieren.
Trotzdem gibt es auch Situationen, die selbst das erfahrene, "abgehärtete" Personal belasten. Aber auch da hilft es darüber zu reden, idealerweise mit Leuten vor Ort zu denen man ein gewisses Vertrauen hat. Meistens ist es schon gut das ganze einfach nur irgendwem erzählen zu können.
Und ansonsten glaube ich, dass die Leute vor Ort durchaus Verständnis dafür haben, wenn einen bestimmte Dinge doch sehr mitnehmen...bzw. kann das Personal auch schon vorab dafür sorgen, dass du bestimmte Dinge einfach nicht erleben musst, indem sie dich in einer Situation mit möglichem, entsprechenden Ende aus dem Zimmer schicken bzw. dir gleich was zu tun geben, dass das ganze gar nicht so sehr an dich rankommt.
Was soll man denn da für Tipps geben? Mitgefühl ist normal, wenn da Entscheidungen über Leben und Tod getroffen werden, was meinst du wie sich die behandelnden Ärzte erst fühlen, wenn sie diese Botschaft den Verwandten überbringen müssen? Die werden alle im Laufe ihrer Karriere aber immer wieder Stärke in den geglückten Behandlungen und genesenen Menschen finden. Ich hätte viel mehr Angst was ekliges zu sehen und Brechreiz zu kriegen....
Hallo,
zunächst einmal bestimmt die Vergangenheit die Zukunft, jedoch darf sie zu keiner last werden. Gerade in solche berufen, solltest du berufliches und privates trennen, denn sonst frisst es dich irgendwann auf. Schau es dir einfach mal an ein paar wochen und wenn es dir zu nahe geht, kannst du immernoch wechseln.
Du solltest dir im klaren darüber sein, dass vor allem in der Unfallchirurgie die dinge etwas anders ablaufen als in einer Privatpraxis für Allgemeinmedizin.
Schaus dir an und entscheide dich anschliessend. Wenn es dir wirklich zu nahe geht, solltest du eventuell dein Ziel wechseln.