Migrolon gegen Migräne?
Hallo!
Habe zufällig einen Artikel über Migrolon gefunden. Ein natürliches Mittel, das angeblich sehr gut bei Migräne helfen soll.
Die Kapseln sind nicht unbdingt die günstigsten und bevor ich mir so etwas kaufe, würde ich gerne wissen, ob jemand bereits Erfahrung damit hat und diese mit mir teilen will?!
Danke schon mal für Eure Antworten.
Liebe Grüße Wolkenlos
6 Antworten
Hallo Wolkenlos,
Migrolon enthält hauptsächlich Auszüge der Sumpfpflanze „Centellae asiaticae herba“. Diese Pflanze wurde früher zur Wundheilung eingesetzt. Eine Wirksamkeit ist aber nicht bewiesen.
http://www.spektrum.de/lexikon/arzneipflanzen-drogen/centella-asiatica/2646
In den letzen Jahren ist die Migräneforschung weiter vorangekommen. Wenn Migrolon gegen Migräne helfen würde, dann wüsste man das mittlerweile. In seriösen Studien und Berichten von Neurologen wird Migrolon jedoch nicht als wirksames Mittel gegen Migräne erwähnt.
Seriöse Artikel zum Thema Migräne kannst du z. B. hier lesen:
http://www.schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/einfuehrung/
(auf der linken Seite kannst du die verschiedenen Menuepunkte anklicken)
Ich denke, dass diejenigen Artikel, die aussagen, Migrolon würde bei Migräne helfen, vom Hersteller selbst „in Auftrag gegeben“ wurden, um den Verkauf zu steigern.
Wirklich helfen kann bei Migräne der zuständige Facharzt – ein Neurologe.
Mir hilft auch die Migränevorbeugung gut, indem ich die (möglichen) Migräneauslöser vermeide:
Bestimmte Nahrungsmittel sind häufig Auslöser von Migräne. Das können bei jedem Migräniker andere sein - man muss einfach beobachten, was man in den Stunden vor einer Attacke gegessen oder getrunken hat.
Häufig sind Geschmacksverstärker wie Glutamat Migräne auslösend. Sie sind in den meisten Fertigprodukten enthalten: Tütensuppen, Chips, xxx-fix -Kochhilfen, Fertiggerichten, Gewürzmischungen, usw.
Menschen mit einer Veranlagung zu Migräne reagieren sehr sensibel auf Veränderungen, deshalb können bei ihnen ein regelmäßiger Schlaf-/Wachrhythmus und ausreichend Schlaf der Migräne vorbeugen. Man sollte auch einen geregelten Tagesrhythmus haben und vor allem die Mahlzeiten regelmäßig einnehmen (keine Mahlzeit auslassen). Ausreichend zu trinken ist sehr wichtig!
Histaminreiche Lebensmittel (Alkohol, reife Käsesorten, Nüsse,…) können bei Menschen, die zugleich auch eine Histaminintoleranz haben, auch zu einem Migräneanfall führen.
Aktiv-/Passivrauchen begünstigt ebenfalls Migräneattacken.
Auch Stress kann ein Auslöser sein. Wobei die Migräne häufig erst nach der Stressphase in der Entspannungsphase auftritt. Die Vermeidung von Stress ist wichtig. Regelmäßige Entspannungsübungen und leichter Ausdauersport können vorbeugend helfen.
Weitere (nicht immer vermeidbare) Auslöser der Migräne sind: Wetterumschwung, Hormonschwankungen (Menstruation oder eine Pille, die Östrogen enthält), grelles oder flackerndes Licht.
Der erste Weg sollte aber immer erst mal zum Neurologen sein - für die Diagnose und zur Verschreibung der speziellen Migräneschmerzmittel (Triptane, z. B. Sumatriptan) für den Notfall.
LG Emelina
Danke für den Stern :)
Hallo wolkenlos58,
1) Zuerst einmal: Du hast als Thema "Homöopathie" getaggt. Migrolon ist KEIN Homöopathikum.
Sehr viele Leute verwechseln Präparate, die pflanzliche Inhaltsstoffe haben mit "Homöopathie" Das ist sogar in großen Umfragen unter Patienten bestätigt, dass über 40% der Homöopathie-Nutzer denken, sie nähmen ein Pflanzenpräparat ein. Umgekehrt halten auch viele Nutzer pflanzlicher Präparate ihre Mittel für Homöopathika.
Tatsächlich sind diese beiden Begriffe NICHT dasselbe.
In der Homöopathie werden die Mittel nicht nach den Wirksamkeiten der Inhaltsstoffe der Ausgangsprodukte verwendet; außerdem sind die Ausgangsstoffe sehr oft alles andere als Pflanzen. (Und auch nicht nur einfach tierischen oder mineralischen Ursprungs).
Vor allem aber sind die Inhaltsstoffe in Homöopathika in aller Regel nicht nur extremst verdünnt, sie sind so extrem verdünnt, dass der Kunde gar keinen Wirkstoff mehr erwirbt, sondern tatsächlich reinen Zucker.
Merke: Wenn nichts drin ist, ist es Homöopathie, wenn etwas Pflanzliches drin ist, ist es Phytotherapie.
2) Migrolon hat Inhaltsstoffe
Und zwar laut Hersteller diese hier:
Asiaticosid,
Triterpensaponine und freie Triterpene sowie Flavonolglykoside,
Alkaloid,
Hydrocotylin,
Caryophyllen,
Cymen,
Germacren
Ich hoffe, an dieser Stelle wird eines klar: Selbst WENN diese Inhaltsstoffe tatsächlich aus Pflenzen gewonnen wurden, so ist das für die Wirkung im Körper vollkommen irrelevant. Heruntergebrochen auf ihre Inhaltsstoffe sind Pflanzen genauso "Chemie" als wenn im Labor dieselben Stoffe synthetisch erzeugt worden wären.
Wenn man dann auf der Seite des Herstellers von Migrolon lesen muss:
"Im Allgemeinen haben pflanzliche Präparate ein recht breites Wirkungsspektrum - und was besonders vorteilhaft ist - deutlich weniger Nebenwirkungen als synthetische Medikamente. (...) An Phytopharmaka werden heute die gleichen hohen Anforderungen gestellt wie an chemisch produzierte Arzneimittel. Was Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit anbetrifft, müssen sie die gleichen gesetzlichen Bestimmungen erfüllen. Außerdem dürfen nur Wirkstoffe verwendet werden, deren Nutzen größer ist als das Risiko. In dieser Hinsicht sind pflanzliche Arzneien den synthetischen Medikamenten sogar meist überlegen."
Dann ist das schlicht ein vollkommen unsinniger Werbespruch. Ein und derselbe Stoff hat absolut dieselbe Wirksamkeit im Körper - egal, wie er hergestellt wurde. Wir nehmen denselben chemischen Stoff ein, also wirkt er auch gleich.
Dass pflanzliche Stoffe besser verträglich seien oder nebenwirkungsärmer seien, ist absolut unhaltbare Werbung. Einige bekannte starke und tödliche Gifte kommen aus Pflanzen. Nicht wenige Leute reagieren hochallergisch auf alle möglichen Pflanzenstoffe. Manche Menschen brauchen nur an der falschen Pflanze vorbeigehen und bekommen schon einen Ausschlag oder Niesreiz.
Dass diese Stoffe, nur weil sie in der Natur bzw. in Blümchen vorkommen, keine unerwünschten Nebenwirkungen hätten, ist ein erfolgreich von den Herstellern solcher Präparate in Umlauf gebrachtes Gerücht, das aufgrund unserer Ängste vor den Wirkungen chemischer Stoffe bei Vielen auf fruchtbaren Boden fällt. So wird verkauft "Natur = sanft und gut für Dich, Chemie = böse". Die Wahrheit ist, dass es sich um absolut dieselben Stoffe handelt. Auch in Pflanzen ist Chemie - was auch sonst?
Ebenso unwahr ist, dass pflanzliche Präparate denselben Zulassungsbestimmungen unterliegen wie synthetisch hergestellte Präparate. Unter gewissen Umständen (keine toxischen Inhaltsstoffe etc.) dürfen Phytotherapeutika über die erheblich gelockerten Bestimmungen der "besonderen Therapierichtungen" angemeldet werden. Oder sie fahren gleich ganz nur als Nahrungsergänzungsmittel. Letzteres gilt für alle Präparate, die man außerhalb von Apotheken erwerben kann.
Fakt ist also: Der Hersteller bewirbt sein Produkt mit zwar leider üblichen aber dennoch eindeutig falschen Angaben. (http://www.migrolon.com/phytopharmaka)
3) Eine Studie zum Wirksamkeitsnachweis von Migrolon habe ich nicht gefunden.
Die Behauptung, dass das Mittel gegen Migräne wirksam ist, scheint mir deshalb nicht wirklich belegt zu sein. Auch der Hersteller verlinkt keine Hinweise auf saubere Nachweise einer Wirkung und wirbt stattdessen mit positiven Rezensionen.
Nun kann man natürlich seinen nächsten Krimi auf amazon nach den Rezensionen auswählen. Bei Pharmazeutika sollte man etwas mehr Nachweise einer Wirksamkeit - und guten Verträglichkeit(!!) - einfordern. Bei den Rezensionen weiß man schließlich nicht, welche und wie viele der Hersteller NICHT veröffentlicht hat, bzw. welche davon wirklich echt sind.
Allein wegen des Placeboeffektes, wegen natürlicher Schwankungen in der Heftigkeit der Beschwerden und dem Faktor Zeit wird man immer, wenn etliche Leute das Mittel nehmen einige darunter haben, deren Beschwerden NACH der Einnahme besser wurden. Ob sie auch DESWEGEN besser wurden (oder weil die sich geschont haben, keinen heftigen Schub hatten, andere Präparate zusätzlich nahmen,...), DAS weiß man damit nicht. Positive Rückmeldungen belegen keine Wirksamkeit, sie sind unvermeidlich, wenn mehrere Menschen ein Mittel einnehmen und Schübe der Beschwerden wie bei Migräne zu erwarten sind.
Ich persönlich würde mich eher an einen mit Migräne erfahrenen Arzt wenden, anstatt irgendein Präparat einzuwerfen, nur weil draufsteht "sanft und nebenwirkungsfrei". Letzteres ist es nämlich garantiert nur dann, wenn es auch keine erwünschte Wirksamkeit besitzt.
Grüße
Manchmal hilft auch die Pestwurz.
Manchmal hilft auch Abwarten und Tee trinken - oder eine Wallfahrt nach Lourdes....
Hallo wolkenlos58,
vielleicht immer noch für Dich interessant:
Ich hatte beim Hersteller von Migrolon direkt nachgefragt, weil ich auf dessen Webseite keine näheren Informationen oder einen Beipackzettel gefunden habe.
Ich habe heute Antwort bekommen:
Sehr geehrte Frau xxxxxx,
wir danken für das entgegengebrachte Interesse an unserem Produkt
und können Ihnen Ihre Frage wie folgt beantworten:
Migrolon fällt unter ``Nahrungsergänzugsmittel``
Damit ist klar gesagt, dass der Hersteller sein Produkt niemals einem Test einer medizinischen Wirksamkeit unterzogen hat und das Produkt diesen auch niemals erbracht hat.
Es ist entsprechend also streng genommen sogar ein Verstoß gegen das Heilmittelwerbegesetz, wenn der Hersteller von einem Nahrungsergänzungsmittel behauptet, es hätte irgendwelche medizinische Wirkungen auf ein bestimmtes Anwendungsgebiet.
Man kann von einem solch unlauter beworbenen Produkt also nur abraten.
Grüße
Ich hatte beim Hersteller von Migrolon direkt nachgefragt, weil ich auf dessen Webseite keine näheren Informationen oder einen Beipackzettel gefunden habe.
Danke dafür - auf der Webseite selbst wird ja eher der Eindruck vermittelt es würde sich um ein Arzneimittel handeln:
z.B. hier:
http://www.migrolon.com/warum-migrolon/gebrauchsanweisung
Produktbeschreibung:
Migrolon ist ein sanftes, rein pflanzliches Komplexmittel ( Phytopharmaka ), zur langfristigen Behandlung von Migräne – Attacken, Spannungskopfschmerzen, Angstzuständen und Panikattacken.
Wenn Migrolon ein Phytopharmakon wäre dann dürfte es nicht als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben werden.
oder hier:
http://www.migrolon.com/ueber-uns-u
Unser Team baut auf eine langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Migräne und der Spannungskopfschmerzbehandlung mit Phytopharmaka.
Das in dieser Zeit erworbene Spezialwissen über Pflanzenheilkunde ( Phytotherapie ) erweitern wir kontinuierlich, durch Partizipation an Forschungsaktivitäten und fördern so innovative Therapie und Behandlungsansätze.
Um unseren Behandlungserfolg transparent zu machen, haben wir uns zu einem rigorosen Qualitätsmanagement verpflichtet. Unser Ziel ist es, dass unsere Patienten während und nach der Medikation von Migrolon eine nachhaltig, gesteigerte Lebensqualität verspüren.
Im Zusammenhang mit einem Nahrungsergänzungsmittel von einer Medikation zu sprechen ist da schon sehr fragwürdig -
Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente.
Auch sonst findet sich einiges auf der Webseite was wohl einer näheren Überprüfung nicht standhalten dürfte -z.B.:
"...Die ärztlichen Fachgesellschaften empfehlen eine dauerhafte Behandlung (Prophylaxe) mit Migrolon, bei mehr als zwei Attacken pro Monat...."
Da würde mich doch sehr interessieren welche "ärztlichen Fachgesellschaften" konkret diese Empfehlung ausgesprochen haben sollen.
Wer solche Art von "Produktwerbung" betreibt muss sich fragen lassen wie seriös er ist....
Da ich auch an einer Linderung meiner Migräne interessiert bin, diese Kapseln aber noch nicht kenne, hab ich grad mal gegoogelt. Guck mal:
http://www.strunz.com/de/forum/migraene-verschwunden?p=1
Bei mir ist das der 2.Kommentar von oben...vielleicht liest Du da auch sonst noch ein wenig, evtl. hilft es Dir, eine Entscheidung zu treffen. Ich überleg es mir auch.
Alles Gute :)
Dank Dir :)
Wie gesagt, hatte ja nur gegooglt, wollte der Fragestellerin helfen und fand dieses Forum. Such ja auch für mich immer noch das Mittel gegen meine Migräne :(
Die Empfehlung durch diese Webseite wäre eher ein Grund mehr, dem Mittel vorsichtig gegenüber zu stehen. Das ist nicht gerade evidenzbasierte Medizin....
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-27078574.html