Narkose und Schweigepflicht?

7 Antworten

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Hallo
Vieles von dem bereits Geschriebenen ist richtig, einiges jedoch eher Theorie. Wichtig ist tatsächlich den Konsum dem Anästhesisten mitzuteilen, wobei er es vor allem als zu berücksichtigender Faktor bei der Narkoseführung und nicht moralisch bewertet. Ich würde ihm auch Mitteilen dass Deine Eltern Nichtsein dem THC-Konsum wissen. Sollte es sich dabei nichtig einen Konsum der Dich akut bedroht handeln besteht eigentlich für Ihn kein dringender Grund darüber mit Deinen Eltern zu reden. Jedoch haben deine Eltern (Erziehungsberechtigten) durchaus ein Auskunftsrecht, so dass die hier oft zitierte Schweigepflicht nicht einfach pauschal angenommen werden darf. In der Realität sehe ich jedoch wie gesagt, sollten deine Eltern nicht explizit gerade danach aktiv fragen, keine Notwendigkeit sie auf einen hin und wieder stattfindenden THC-Konsum aktiv aufmerksam zu machen.

Gruß Schwoob

Es gibt viele Gründe warum man dem Anästhesisten sagen sollte, dass man raucht, Alkohol trinkt oder Drogen nimmt. 1.) Die Narkoseeinleitung und die Intubation könnte schwieriger werden weil die erforderliche Tiefe der Narkose für eine Intubation möglicherweise nicht erreicht wird. Der Pat. könnte wieder aufwachen während der OP. Weiterhin besteht erhöhte Aspirationsgefahr weil beim Rauchen die Magensäureproduktion gesteigert wird. Das heißt, der Pat. ist nicht nüchtern. Man sollte mindestens 6 Std. vor der Narkose nicht mehr rauchen. 2.) Unabhängig davon schwächt rauchen das Immunsystem und schädigt alle Organe vor allem die Lunge. Darum erhöhte Gefahr einer Lungenentzündung nach der OP wegen der künstlichen Beatmung während der Narkose. Weiterhin sind die Bronchien eines Rauchers verschleimt weil Nikotin die Flimmerhärchen lähmt die den Schleim abtransportieren sollen. Auch deswegen ist die Lunge anfälliger für eine Lungenentzündung. 3.) Falsche Werte bei der Sauerstoffanzeige weil dass an Hb-gebundene Kohlenmonoxid fälschlicherweise miterfasst wird. Es gaukelt eine falsche Sauerstoffsättigung vor. Es zeigt 99% an, ist aber in Wirklichkeit niedriger weil Kohlenmonoxid fälschlicher Weise auch als Sauerstoff gemessen wird. 4.) Minderdurchblutung des OP- Gebietes bzw. des ganzen Körpers auf Grund der Gefäßverengenden und Gefäß schädigenden Wirkungen des Nikotins. Auch Alkohol schädigt die Gefäße. Daraus resultieren Wundheilungsstörungen u. Infektionen. 5.) Raucher u. Alkoholiker (wenn die Leber noch nicht geschädigt ist) benötigen mehr Narkosemedikamente. Die Toleranz für diese Med. ist größer. Bei längeren Genuss von Alkohol oder Drogen passt sich die Leber an und kann diese Gifte immer schneller und besser abbauen. Das bedeutet, dass diese Menschen mehr Narkosemedikamente benötigen weil auch die Narkosemedikamente schneller abgebaut werden. Sonst könnten diese Pat. während der Narkose plötzlich aufwachen. 6.) Alkoholiker und Kiffer haben mehr Rezeptoren bzw. die Rezeptoren werden unempfindlicher an denen auch die Narkosemed. andocken. Darum benötigen sie mehr Narkosemedikamente bis alle Rezeptoren besetzt sind. Diese Aussage trifft aber nur zu, wenn vor der OP kein Alkohol oder THC/CBD-Spiegel vorhanden war. War ein Spiegel vorhanden, verstärken sie die Wirkung der Narkosemedikamente (additive Wirkung). Dies führt zu einer tiefen Narkose bzw. die Hirntätigkeit wird stark gedämpft und kann das Aufwachen verzögern sowie die Atmung beeinträchtigen (Atemdepression) und den Blutdruck gefährlich senken (Hypotonie). Dies kann Lebensbedrohlich werden. Bei Rauchern ist vor allem durch die vorgeschädigte Lunge die Sauerstoffaufnahme in den Lungenbläschen reduziert. Wenn zur Aufrechterhaltung der Narkose ein Gas verwendet wird, benötigen Raucher eine höhere Konzentration an Gas um die gewünschte Wirkung zu erzielen weil der Gasaustausch durch die geschädigten Lungenbläschen beeinträchtigt ist. Bei Rauchern kann das Narkosegas eine spastische Reaktion in den unteren Atemwegen hervorrufen und im schlimmsten Fall eine Beatmung unmöglich machen. Im Zweifel wählt der Anästhesist eine TIVA. Nikotin und Alkohol lösen im gesamten Körper Stress aus. Darum haben sie einen erhöhten Stoffwechsel, Bluthochdruck und mehr Adrenalin im Blut. Durch den erhöhten Stoffwechsel und den hohen Adrenalinspiegel werden auch Narkosemedikamente schneller verstoffwechselt bzw. abgebaut. Auch darum benötigen solche Pat. mehr Narkosemedikamente damit sie während der OP nicht aufwachen (Awareness). Auch sehr ängstliche bzw. aufgeregte Pat. haben einen erhöhten Adrenalinspiegel bzw. ein erhöhtes HZV. Dadurch fließt ein geringerer Anteil Blut also auch weniger Sauerstoff und Narkosemed. zum Gehirn. Darum benötigen aufgeregte, ängstliche Patienten auch mehr Hypnotikum und Schmerzmittel. 7.) Alkohol schädigt jede Körperzelle. Aber besonders Leber, Gehirn, Herz und Knochenmark. Durch die giftigen Abbauprodukte des Alkohols (Acetaldehyd etc.) werden die Leber und das Gehirn besonders geschädigt. Daraus resultiert nach längerem Genus: Sodbrennen, Gastritis, Pankreatitis, Hypertonie, Leberzirrhose, Aszites, Ösophagusvarizen, Blutungen, Nierenschäden, Eiweißverlust, Arteriosklerose, Peritonitis, Schädigung der Herzzellen u. Herzkranzgefäße. Folgen: Herzschwäche, Herz-Rhythmusstörungen, Herzinfarkt. 7.2) Durch Alkohol wird der Tonus des unteren Speiseröhrenschließmuskels herabgesetzt sowie die Peristaltik der Speiseröhre (Aspirationsgefahr). 7.3) Die Leber hat einen erhöhten Sauerstoffverbrauch (Abbau von Alkohol, Fetten etc.). Die Durchblutung von Organen verändert sich. Eine Sauerstoffunterversorgung des empfindlichen Gehirns im Rahmen einer Narkose könnte die Folge sein. 7.4) Durch die Schädigung der Leber kommt es zu Gerinnungsstörungen. Dadurch kann es zu Blutungen bzw. Nachblutungen kommen. 7.5) Bei Rauchern kann es zu Adhäsionen von Blutzellen kommen. Das heißt, Blutzellen können verklumpen und so eine Thrombose, einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt oder eine Lungenembolie auslösen. Also unbedingt alles angeben. Hierbei ganz wichtig! Ein Anästhesist mit viel Erfahrung der die ganzen Komplikationen ausreichend beherrscht bzw. angemessen entgegen wirken kann! LG

schTripke 
Beitragsersteller
 10.07.2016, 19:27

Danke für die detaillierte Antwort

ede45  10.07.2016, 18:17

Wenn du 17 bist und du es dem Arzt sagst, dass er es deinen Eltern nicht sagen soll, darf er es auch nicht. Wenn du 10 Jahre wärst, muss der Arzt es den Eltern sagen wegen dem sogenannten Kindeswohl ! Mit 17 darfst du auch schon alleine entscheiden, ob du operiert werden möchtest oder nicht.

ede45  10.07.2016, 19:02
@ede45

Beziehungsweise ein entscheidendes Mitspracherecht. Wenn deine Eltern sagen würden, es soll operiert werden und du sagst nein, wirst du nicht operiert. Denn du könntest wenn du 18 wirst sofort den Arzt verklagen. Das Risiko geht kein Arzt ein!

Ich weiss nicht, ob das Narkosemittel und die Droge Wechselwirkungen haben. Das weiss nur Dein Narkosearzt, weil der auch entscheidet welches Mittel er einsetzt.

Deshalb ist es erforderlich, dass Du ihm das sagst. Mit einer Vollnarkose darf man kein zusätzliches Risiko eingehen. Das kann gefährlich sein.

Der Arzt wird das auch für sich behalten, weil er der ärztlichen Schweigepflicht unterliegt. Er darf, wenn er von bereits vergangenen Straftaten erfährt, nichts ausplaudern.

Also: Klartext reden !

Es ist wichtig. Es kann sein das du erwachen tust durch das thc. Evt werden auch andere Narkosemittel genommen. Und ja er hat Schweigepflicht der Arzt. Sag ihm es sollen deine Eltern nicht erfahren und fertig. Viel Glück

Hallo schTripke,

der Arzt hat generell Schweigepflicht.

Natürlich musst du ihm deinen Cannabis-Konsum mitteilen, das steht in dem Formular, dass du ausfüllen musst, u.a. als Frage, genau wie Rauch- und Alkoholkonsum.

Der Narkosearzt muss nach diesen Angaben die Narkose dosieren, es geht also um deine Gesundheit!

Viel Glück für deine Operation, gute Besserung und liebe Grüße