Problem mit erwachsenen Tochter
Hallo, mein Verhältnis zu meiner erwachsenen Tochter ist sehr gestört. Sie hat eine lange Therapie hinter sich und ich ebenso. Die Jahre unseres früheren Familienlebens waren durch vieles gestört. Sie wirft mir vor, mich nicht so viel um sie gekümmert zu haben wie um ihren Bruder und dass ich mich nicht früh genug von ihrem Vater, also meinem Exmann, getrennt habe, um das Familienleben zu retten. Ich komme nicht weiter so, da ich alle Versuche schon gemacht habe, den Kontakt aufleben zu lassen. Gerade erst, nach 1 1/2 Jahren "Funkstille" habe ich sie und Ihren (inzwischen) Ehemann besucht. Ich hatte ein ganz gutes Gefühl als ich abreiste aber danach hat sie erneut den Kontakt abgebrochen. Erst durch die Fragen von meinem Sohn an sie, warum das so sei, bekam ich eine Antwort von Ihrem Mann, es wäre wohl alles zu viel gewesen. Ich war 4 Tage dort, bin 6 Stunden mit dem Zug angereist, habe mich zurückgehalten in allem Verbalen. Habe ein wenig im Haushalt mit angepackt, was mir untersagt wurde. Ich habe dies so gedeutet, dass ich mich als Gast fühlen sollte und mich schonen. Es war aber wohl anders herum - ich habe angeblich in Schränken gewühlt!! Genauer gesagt: ich habe mal den Frühstückstisch gedeckt und das Nötige dazu aus der Küche geholt. Habe auch den Tisch mit abgeräumt, weil sich das für mich so gehört - aber es wurde anders gedeutet. Nun merke ich, dass ich nicht mehr kann und will! Es ist alles nur falsch und zwar wohl deshalb, weil ICH es mache. Vielleicht hat hier jemand ähnliches erlebt? Mir raubt es gerade den Schlaf und ich plage mich unendlich seit nun einigen Jahren nach meiner Scheidung. Meine Kinder sind mir sehr sehr wichtig.
3 Antworten
Ich habe das nicht erlebt - nur mal vorweg.
Vielleicht waren vier Tage Dauerbesuch einfach zu heftig als Anfang.
Der Vorwurf, Du hättest Dich nicht ausreichend gekümmert, hättest Dich zu spät getrennt, erscheint mir unfair. Kinder können oft gar nicht einschätzen, was für einie Mutter ausschlaggebend ist und was nicht.
Du kannst hier jetzt wohl nicht mehr viel tun. Warte ab, ob sich Deine Tochter bei Dir meldet - irgendwann.
Einen Brief schreiben könntest Du ihr. In diesem Brief kannst Du - wenn Du das magst - erklären, wieso Deine Trenung scheinbar zu spät kam.
Das "Nichtkümmern" kannst Du getrost vernachlässigen. Viele Geschwisterkinder fühlen sich benachteiligt.
Vielen Dank für diese schnelle Antwort! Einen langen Brief habe ich ihr vor ein paar Monaten geschrieben. Handschriftlich und nicht als Mail mit einem Weihnachtspäckchen. Dieser hat sie sehr berührt und mein Schwiegersohn sagte, dies sei ein Zeichen von Größe - auf den Inhalt bezogen. Aber es ist wohl richtig, was die Geschwister- Situation betrifft. Mein Sohn war übrigens 10 Jahre schwer krank und ich habe mich fast alleine (nicht der Vater) um ihn gekümmert. Quantitativ hat sie sicher recht mit dem Kümmern, aber nicht qualitativ! Das habe ich ihr auch schon mehrfach gesagt und auch geschrieben. Und alle Freunde und Verwandte bestätigen das. Keiner versteht ihr Verhalten. Sie hat eine längere Therapie hinter sich, aber die hat wohl nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt, wie ich feststelle. ich mache ebenfalls eine Therapie und hoffe, dass sie mich so stärkt, dass ich klar komme mit der Distanz. Ich habe in den 4 Tagen auch noch eine Freundin besucht 100km entfernt und die Eltern meines Schwiegersohns kennen gelernt. Insofern waren wir nicht nur auf uns konznetriert.
Das ist nicht selten, dass (oft zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr) es bei dem "Kind" zu einem Mutter/Tochter-Konflikt kommt. Weiß von zwei Fällen (ehemalige Kollegin und Freundin) auch dazu kam. Es müßte doch in der Psychologie einen Begriff, eine Erklärung dafür geben? Ich kann mich erinnern, dass auch ich eine Zeit lang mit meiner Mutter nicht gesprochen hab und mit Vorwürfen nicht gespart habe. Ich bereue und bereute es sehr. Später fanden wir wieder zu einander. Die Kränkungen und Beleidigungen verletzen sehr, als Mutter steht man dem ziemlich hilflos gegenüber. Es ist besser, sich erst mal nicht auf Diskussionen einzulassen (auch aus Selbstschutz). Es heißt es ja auch: "Kinder müssen nachgeben." Habe Geduld, versuche alles mit Abstand zu sehen. Auch deine Tochter wird sich weiter entwickeln. Schließlich bleibt ihr Mutter und Tochter. L.G.
Vielen Dank! Habe eben einen längeren Text geschrieben und Euch beschrieben, was ich schon alles unternommen habe. Auch alles, was "Alltagstod" beschreibt oder vorschlägt. Der Text war dann plötzlich weg;-( Melde mich später nochmal.
Aber danke danke für Euer Engagement!
Ich denke, ein Problem könnte sein, dass du versuchst deine Tochter davon zu überzeugen, dass ihre Vorwürfe falsch sind und du sie nicht vernachlässigt hast. Aber bei Gefühlen gibt es kein richtig oder falsch. Sie fühlt sich nun mal gekränkt und vernachlässigt und dass du diese Vorwürfe abweist, kränkt sie nur noch mehr, weil das für sie heißt, dass sie für ihr Leiden auch noch die Schuld zugeschoben bekommt. Damit meine ich nicht, dass du an der Situation Schuld bist. Aber du solltest ihr vielleicht mehr signalisieren, dass du ihre Gefühle ernst nimmst.
"Ich habe immer versucht für euch beide eine gute Mutter zu sein. Das war nicht immer leicht und es war auch nicht leicht für mich, dass es auch noch Probleme in der Ehe gab. Es tut mir leid, dass das für dich nicht genug war, aber ich kann die Vergangenheit nicht ändern und ich hätte auch damals nichts anders machen können. Ich wäre aber jetzt gerne mehr für dich da und möchte alles tun um dir in deinem Kummer zu helfen."
Dass deine Tochter sich über deine Hilfe aufgeregt hat, kann ich verstehen. Mich machen meine Eltern auch nervös, wenn sie in meinem Haushalt rumwuseln. Das ist ja alles lieb gemeint, aber ich hab immer das Gefühl, sie haben nicht begriffen, dass ich schon ziemlich lange erwachsen bin und kommen aus der Elternrolle nicht raus. Als du deine Freundin und die Schwiegereltern besucht hast, bist du doch bestimmt auch nicht ohne Fragen an ihre Schränke gegangen. Deine Tochter braucht anscheinend mehr Distanz, um zu dir ein neues Verhältnis aufbauen zu können. Sieh sie nicht mehr als deine kleine Tochter, sondern als einen erwachsenen Menschen, der dir im Moment fremd ist und dem du dich erst langsam annähern musst.
Dein Zitat:
"Ich habe immer versucht für euch beide eine gute Mutter zu sein. Das war nicht immer leicht und es war auch nicht leicht für mich, dass es auch noch Probleme in der Ehe gab. Es tut mir leid, dass das für dich nicht genug war, aber ich kann die Vergangenheit nicht ändern und ich hätte auch damals nichts anders machen können. Ich wäre aber jetzt gerne mehr für dich da und möchte alles tun um dir in deinem Kummer zu helfen."
Dies deckt sich sogar fast wörtlich mit dem, was ich ihr geschrieben und gesagt habe, sonst wäre sicher unser Treffen nicht möglich gewesen. Daher bin ich froh, dass du das aus Tochtersicht so beschreibst. Mit dem Rumwuseln und "fremd" - da bin ich erstaunt, dass du es auch so siehst wie meine Tochter. Dabei wollte ich nicht unhöflich sein und mich bedienen lassen. Habe das mit dem Frühstück auch nur gemacht, da sie und ihr Mann immer viel länger geschlafen haben und ich sonst nichts zu tun hatte in der Zeit. Habe mir aber keine Gedanken gemacht, dass es so ein Problem ist. Und fremd habe ich mich auch nicht gefühlt. Wenn sie mich besuchten haben, habe ich auch immer gesagt: fühlt Euch wie zu Hause. Aber vielleicht bin ich ja meiner Tochter fremd geworden- da hast du wahrscheinlich recht. Aber hätte sie mir das nach meiner Heimkehr nicht auch persönlich sagen können, anstatt durch ihren Bruder und Ehemann. Ich fand am Schlimmsten die Ignoranz danach. Kam mir wie Liebesentzug vor. So als hätte sie das auch früher empfunden und jetzt soll ich es auch einmal spüren. Ich finde, die Kommunikation sollte trotzdem stattfinden, auch wenn das, was man mitzuteilen hat, weh tun kann.
Danke für deinen Kommentar
Ich kann das alles gut verstehen, was du da schreibst. Deswegen sage ich meistens auch nix, wenn meine Eltern mich nerven, weil ich selber einsehe, dass es albern ist, ihnen vorzuwerfen, dass sie den Tisch decken. Aber wir haben auch ein eher normales Verhältnis zueinander. Bei dir und deiner Tochter ist ja soviel schief gelaufen, dass du sie wohl wie ein rohes Ei behandeln musst.
Sieh eure Kommunikationsprobleme doch mal positiv. Dass sie dir selber nicht sagen konnte, was sie gestört hat, heißt doch, dass sie nicht wusste, wie sie es dir sagen sollte. Vielleicht fand sie ihre Reaktion auch übertrieben oder sie wollte keinen Streit oder dich nicht verletzen... Auf jeden Fall heißt es doch, dass du ihr nicht gleichgültig bist. Wenn sie deine Nähe noch nicht so gut ertragen kann, dann bedeutet es auch, dass du ihr nahe gehst. Du bist ihr noch wichtig und das ist doch auch beruhigend. Besser sie hat Probleme mit dir über ihre Gefühle zu sprechen und schickt ihren Mann vor, als dass du ihr so egal bist, dass sie dir eiskalt ins Gesicht sagen kann, dass sie keinen Kontakt zu dir will.
Habe gegooglet. In der Psychologie nennt man es Matrophobie.