Warum sind Alkoholabhängige bei nur einem Tropfen Alkohol gleich wieder betrunken?

9 Antworten

Hallo!

Der Rückfall beginnt im Kopf! Der Alkoholiker redet sich ein, dass er wieder trinken kann und schneller als er sich vorstellen kann, ist er wieder in  der aktiven Sucht.

Umgekehrt, wenn er soweit gefestigt ist, dass er keinen Alkohol mehr trinken möchte, weil er nicht noch mal in den Zustand kommen möchte, in dem er in seiner nassen Zeit war und dann - ohne dass es ihm bewusst ist - etwas isst, was Alkohol enthält, passiert überhaupt nichts.

Hätte er aber bewusst etwas gegessen, was Alkohol enthält, kann das ganz schnell zum Rückfall führen.

LauraYupp  23.05.2020, 15:52

diei grenze existiert im kopf

Wenn man abhängig vom Alkohol ist, kommt durch einen einzigen Schluck der Teufelskreis wieder in Gang. Ein Teil der Wissenschaftler hat die Theorie aufgestellt, dass es daran liegt, dass der Körper in geringen Maßen Alkohol selbst produziert. Dass hat zur Folge, dass ein Süchtiger sofort wieder dieses starke Verlangen nach dem Stoff hat, wenn er nur geringste Mengen davon konsumiert.

Also, ich bin selber Alkoholiker, ich hab schon Entzüge, Therapien etc. hinter mir (habe auch jetzt 10 Bier getrunken) und würde sagen, das hat wohl eher was mit der Hemmschwelle zu tun, die dann wieder geringer wird so in der Art von "ich hab Alkohol zu mir genommen, jetzt kann ich auch wieder ein Bier trinken und alles über den Berg werfen".

Erst einmal: Rückfälle gehören leider zum Krankheitsbild des Alkoholismus. Nur, wie der Alkoholiker damit umgeht ist entscheidend für den weiteren Verlauf.

Der Süchtige hat ein sehr starkes Suchtgedächtnis, das auch nach vielen Jahren der Abstinenz noch vorhanden ist. Dieses Suchtgedächtnis ist u.a dafür verantwortlich, dass viele Alkoholiker eben nicht mehr nach einem Bier oder Wein aufhören können. Es kommt in der Regel also sehr schnell zum Kontrollverlust.
Nach einem Bier oder der Schnapspraline ist der Alkoholiker aber nicht wieder sofort abhängig. Viele schaffen es aber nicht den Drang abzustellen, wieder trinken zu müssen. Der "Saufdruck" ist da auch wider jeder Vernunft. Der Alkoholiker weiß, wie und wo sein fortgesetzter Konsum enden wird und wie schnell er wieder bei alten Trinkmustern angelangt ist, er weiß, wie sich der Entzug anfühlt, wie sehr dort gelitten wird und um alle Konsequenzen für die Gesundheit. Aber das Suchtgedächtnis färbt alles "rosarot" - Trinken entspannt, es macht dich locker, du hast das ja unter Kontrolle und sowieso was wissen die anderen schon Du brauchst das jetzt und schon sind die guten Vorsätze passé. Die Ratio funktioniert nicht mehr.
Bestenfalls greifen nun die Dinge, die in Entwöhnungstherapien gelernt wurden und es gelingt dem Trinker das Muster zu durchbrechen oder der Teufelskreis beginnt von vorn.
Es gibt tatsächlich Patienten, die im Jahr so 10x im Vollrausch oder durch Fehleinschätzung bereits entzügig in der Psychiatrie landen und dort dann entgiften. Ganz reuig sind und alles ändern wollen. Aber es kommt Viel zu oft zu keiner wirklichen Therapie oder Abstinenz, so dass viele direkt nach der Entlassung wieder beginnen zu trinken. Da wurde dann 10 Tage warm (mit Medikamenten) entgiftet und dann wird der Kranke vor die Tür gesetzt, zurück in alte Strukturen und Umfeld. Ein schneller Rückfall ist somit vorprogrammiert.

Werden Alkoholiker im Rückfall schneller besoffen als nicht Trinker? Jein. Auch hier sind die langfristigen Schäden im Gehirn schuld, dass ein Rausch schneller eintritt, selbst bei eigentlich geringen Mengen. Ebenfalls begünstigt eine vorbelastete Leber einen veränderten Abbau. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Innerhalb kürzester Zeit hat sich der Alkoholiker wieder auf sein altes Niveau gesoffen und zeigt nach nur wenigen Tagen (besonders, wenn der Rückfall zeitnah zu einer Entgiftung stattfindet) auch wieder die bekannten körperlichen Entzugserscheinungen wie Zittern, trockenkotzen am Morgen, Gereiztheit und andere mit dem Konsum zusammenhängende Auffälligkeiten. Er ist also nicht "schneller" und von "weniger" besoffen sondern die körperlichen, vor allem im Gehirn stattgefundenen, Prozesse des Umbaus, Untergangs und Verfalls sorgen für einen vermeintlich stärkeren Rausch zu Beginn des Rückfalls (das Suchtgedächtnis ist gierig und überaus heiß auf den Stoff und schüttet da jede Menge aus) - und er ist eben sehr viel schneller wieder auf dem Ausgangsniveau von vor der abstinenten Phase - wo er nach zb. 1 Flasche Vodka noch normal stehen und reden kann - also u.U sogar nüchtern wirkt - (deswegen bemerken und realisieren Außenstehende oft garnicht, wieviel da schon intus ist) und mit einem oder zwei extra Bier komplett kippt, sprich torkelt, lallt, asozial wird usw. und er in unserer Wahrnehmung einfach "nichts mehr verträgt".

Da hast du etwas falsch verstanden. Er wird davon nicht betrunken, sondern fällt zurück in die Sucht

Kopfx  12.08.2016, 23:48

Nee es ist echt so das starke Alkoholiker ganz schnell nach nem kleinen Schnapps oder so besoffen werden

musso  13.08.2016, 10:23
@Kopfx

nicht, wenn kein Restalkohol im Blut ist