Was bedeuten die Brillenwerte? Hornhautverkrümmung?
Nun bekomme ich meine aller erste Brille überhaupt. Aber ich dachte immer, ich sei nur kurzsichtig, weil ich in der Ferne verschwommen sah, aber beim lesen etc hatte ich nie Probleme. Nun hab ich diese Werte bekommen: L +0,75 -0,50 R +0,75 -0.50 also - bedeutet ja Kurzsichtigkeit und + Weitsichtigkeit. Aber wie gesagt, ich hatte nie Probleme vom Nahen was zu sehen. Ist hiermit jetzt tatsächlich die Weitsichtigkeit gemeit oder hat das noch eine andere Bedetung (also +0,75)?
4 Antworten
Hallo, Dein erster Wert +0,75 ist der Sphärewert und zeigt eine Weitsichtigkeit an. Plus bedeutet Weitsichtigkeit, wobei Weitsichtigkeit eigentlich der falsche Begriff ist. Es müsste tatsächlich Übersichtigkeit heißen. Der Mythos, dass man als Übersichtiger in der Ferne besonders gut sieht, stimmt übrigens nicht. Tatsächlich sieht man als Übersichtiger in allen Entfernungen unscharf, besonders aber in der Nähe. Allerdings kann das Auge die Übersichtigkeit bis zu einem bestimmten Grad noch abkommandieren, so dass es zunächst nicht auffällt. Allerdings werden die Augen aber schneller müde. Der zweite Wert, die -0,50 ist der Zylinder. Mit dem Zylinder wird der sogenannte Astigmatismus ausgeglichen. Astigmatismus (griesch. A = kein und stigma=Punkt) ist eine Fehlsichtigkeit, bei der sich die parallel einkommenden Strahlen auf der Netzhaut nicht zu einem Brennpunkt, sondern nur zu einer Brennlinie vereinen können. Dadurch erscheinen Punkte wie Striche. Es entsteht eine Verzerrung. Wenn Du mal nachts die Lichter in der Ferne dir mal ohne Brille anschaust, wirst Du sehen, dass diese nicht punktförmig, sondern wie kleine Strichte erscheinen. Das ist der Astigmatismus, der durch die Zylinderdioptrie ausgeglichen wird. Wenn Du die Brille auf hast, wirst Du sehen, erscheinen die Lichter in der Ferne wieder wie Punkte. Ursache für den Astigmatismus ist in den meisten Fällen eine Delle in der Hornhaut. Daher wird diese Fehlsichtigkeit auch gerne Hornhautverkrümmung genannt. Allerdings ist nicht jeder Astigmatismus eine Hornhautverkrümmung. Auch ein Fehler in der Linse kann zu Astigmatismus führen. Sobald ein Zylinderwert im Brillenpass drinnen steht, kommt automatisch noch ein dritter Wert dazu. Nämlich die Achslage. Diese zeigt an wo der Zylinder liegt. Es kann ja sein, dass die Brennlinie horizontal verläuft, dann würde die Achse bei einem Minuszylinder bei etwa 90 Grad liegen und beim Pluszylinder bei etwa 180 Grad. Verläuft die Brennlinie dagegen vertikal' so ist es genau umgekehrt. Sind andere Achslagen (z.B. 45 Grad, 60 Grad oder 135 Grad) angegeben, so verläuft die Brennlinie schräg (schräger Astigmatismus).
Du hast auf beiden Seiten eine leichte Weitsichtigkeit von 0,75 sowie eine leichte Hornhautverkrümmung ( - 0,5). Diese dürfte für das etwas verschwommene Sehen in der Ferne hauptsächlich die Ursache sein.
Daß man als Weitsichtiger in der Ferne toll sieht und die Brille nur zum Lesen braucht, ist ein alter Mythos, der aber so nicht stimmt. Auch ein Weitsichtiger hat in der Ferne Probleme mit der Schärfe, da er das Auge selbst für die Einstellung "unendlich" nicht ausreichend scharf stellen kann.
Daß Du noch nie Probleme in der Nähe hattest, lliegt daran, daß Du vermutlich noch jung bist und eine gute Akkommodationsleistung hast, Du kannst die Weitsichtigkeit noch kompensieren, mußt Dich aber beim Lesen etc. mehr anstrengen als ein Normalsichtiger.
Die Rezeptangaben sind nicht eindeutig, da die Achslage fehlt. Es liegt in einem Schnitt eine Hyperopie von + 0,75 dpt vor und im anderen Schnitt die Kombination aus Sphäre plus Zylinder: Wirkung im anderen Schnitt = + 0,75 dpt + (-0,50 dpt) = + 0,25 dpt. Bei + 0,75 dpt liegt der Fernpunkt R bei Desakkommodation nicht auf der Netzhaut, sondern 1,33 m hinter dem Auge, im anderen Schnitt sind es bei + 0,25 dpt 4 m. Diese Werte kann ein junges Auge durch Akkommodation zum Teil ausgleichen. Da aber ein Astigmatismus vorliegt, kann immer nur eine Abbildung scharf auf er Netzhaut abgebildet werden, das irritiert den dioptrischen Apparat, daher eine Brille tragen. Damit vermeidet man asthenopische beschwerden.