Was bedeutet das EKG-Resultat: unvollständiger Rechtsschenkelblock unspezifisch abnormes ST-T (Hebung) ST-T Hebung möglich möglicher akuter anteriorer Infarkt?
1 Antwort
Moin,
das, was du da grad aufgeschrieben hast, klingt nach einer automatischen EKG-Interpretation. Das Gerät kann einiges, aber nicht alles. Es ist möglich, dass es pathologische (also krankhafte) Befunde nicht aufzeigt (falsch-negativ) oder physiologische (normale) Befund als pathologisch darstellt (falsch-positiv).
Man darf sich niemals nur auf die Interpretation des Gerätes selbst verlassen, daher muss ein mit der EKG-Interpretation vertrauter Arzt das Ergebnis überprüfen bzw. das EKG selbstständig interpretieren.
Da ich dein EKG nicht sehe, kann ich da nicht viel zu sagen. Auch Hintergrundinformationen wie Alter, Vorerkrankungen, (Dauer-) Medikationen, Grund aus dem das EKG angefertigt wurde, die Klinik des Patienten (das bedeutet seine möglichen Symptome) und so weiter sind von nicht unerheblicher Bedeutung für die korrekte EKG-Interpretation.
Hast du das EKG da, sodass du es anonymisiert, also mit Unkenntlichmachung des Namens und anderer personenbezogener Daten veröffentlichen könntest?
Nur um eben auf die angegebenen Befunde einzugehen: Ein Rechtsschenkelblock (RSB) ist eine Störung der Erregungsausbreitung des rechten Tawara-Schenkels. Dieser leitet unter physiologischen Bedingungen die Herzerregung an die rechte Herzkammer, welche sich daraufhin zusammenzieht. Bei einem RSB ist die Erregung des rechten Ventrikels verzögert. Ein inkompletter RSB (iRSB) stellt eine Art Vorstufe des RSB dar, bei dem die Reizleitung im rechten Tawara-Schenkel verzögert und eingeschränkt ist; jedoch (noch) nicht so sehr, dass es die Kriterien eines RSB erfüllt.
Ein unspezifisch abnormes ST-T (Hebung) bedeutet, dass sowohl ST-Strecke als auch T-Welle in einer oder mehreren Ableitungen verändert sind. Im Falle der ST-Strecke ist eine Hebung gemessen worden, welche die T-Welle mit deformiert. Dies kann u.a. ein klassisches Herzinfarktzeichen im EKG sein. Da das Gerät die Veränderung als unspezifisch bezeichnet, scheint dort jedoch ein Sonderfall vorzuliegen, der einen direkten Rückschluss auf einen Infarkt nicht zu erlauben scheint. Um genaueres sagen zu können, müsste ich das EKG sehen.
ST-T-Hebung möglich, möglicher akuter anteriorer Infarkt hingegen bezeichnet die Messung einer klassischen ST-T-Hebung im Sinne eines Herzinfarkts, in diesem Falle in den Ableitungen, die für die anteriore Herzwand repräsentativ sind, vermutlich Einthoven I, Goldberger aVL und Wilson V1-V6. Auch in diesem Fall steht das Ergebnis noch lange nicht fest und muss zunächst überprüft werden, unter anderem auch im Hinblick auf die oben gestellten Fragen.
Ich hoffe, dass ich dir soweit etwas weiterhelfen konnte und wäre gespannt, das EKG zu sehen. Auch die Beantwortung der oben genannten Fragen ist, wie gesagt, von nicht unerheblicher Bedeutung.
Lieben Gruß!
Moin, entschuldige bitte die verspätete Antwort!
Nun, ein Sinusrhythmus ist die normale Erregungsbildung im Herz. Der Lagetyp bezeichnet im Wesentlichen Folgendes: Der Herzmuskel besteht aus vielen Muskelzellen. Bestimmte Bereiche des Herzens haben von Natur aus mehr Muskulatur und damit auch mehr Muskelzellen als andere (zum Beispiel ist die linke Herzkammer deutlich muskulöser als die rechte Herzkammer). Um sich zusammenzuziehen, werden die Muskelzellen elektrisch aktiviert. Diese Aktivität wird mit dem EKG letztendlich gemessen. Je nachdem, wo mehr Muskelzellen sind, gibt es auch mehr elektrische Aktivität. Wenn man alle Muskelzellen, die zu einem Zeitpunkt elektrisch erregt werden zusammenaddiert, bekommt man eine bestimmte Richtung, in die die hauptsächliche elektrische Erregung abläuft. Diese Richtung ist der Lagetyp. Vergleichbar ist dies mit einer Kutsche, die von mehreren Pferden gezogen wird. Wenn ein Pferd eher nach links läuft und zwei eher nach rechts (und die Pferde gleich stark sind), fährt die Kutsche eher nach rechts. Die resultierende Bewegungsrichtung ist in diesem Beispiel der Lagetyp. Lagetyp normal erklärt sich dabei von selbst. ;)
S1-S2-S3-Muster bezeichnet ein bestimmtes Phänomen, bei dem in den Ableitungen (als Ableitung werden verschiedene Betrachtungswinkel auf die Herzaktivität bezeichnet) I, II und III jeweils eine tiefe S-Zacke zu sehen ist. Das S1-S2-S3-Muster ist eines der sogenannten Rechtsherzbelastungszeichen im EKG, spricht also bei Vorliegen einer bestimmten Symptomatik für eine akute Belastung der rechten Herzkammer. Diese liegt z.B. bei einer akuten Lungenembolie (LAE) vor, also einem Verschluss von Lungenarterien. Diese lag bei dir vermutlich nicht vor, ansonsten hättest du deutliche Symptome gehabt. Manchmal besteht dieses Zeichen ohne Krankheitswert, außerdem kann es sein, dass das EKG bei der automatischen Auswertung zu sensibel war und einfach falsch interpretiert hat.
Entscheidend ist jedoch, dass ein Arzt sich nicht auf die Interpretation des Gerätes verlässt, sondern das EKG selbst interpretiert. Ich selbst habe das EKG jetzt nicht gesehen, kann also wenig darüber sagen. Auf der anderen Seite, hätten die BW-Ärzte eine Krankheit vermutet, hätten sie an dir weitergehende Untersuchungen wie ein Echo durchgeführt. Ich sehe daher soweit keinen Grund zur Beunruhigung. ;)
Lieben Gruß!
Hallo, besten Dank für die Ausführliche Antwort!
Ja, es handelt sich um einen automatische EKG Ausdruck.
Habe diesen nur in Text Form. Was noch zusätzlich steht ist:
Sinusthythmus
Lagetyp normal
S1-s2-s3 Muster
Hate für die Frage leider nur 160 Zeichen zur Verfügung. Die Erstellung war im Militärdienst - mir ist das Blatt nach 10 Jahren wieder in die Hände gekommen und beim durchlesen bekam ich ein ungutes Gefühl...
Bin m, beim erstellen des EKG war ich 20jahre alt und hatte einen BMI von 21 (heute ca 24). Gesundheitliche Vorbelastungen soweit nicht bekannt...
Liebe Grüsse