Wer kennt Uli Köppel - Hundeerziehung mit dem Rudelkonzept?

6 Antworten

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Das Konzept ist nicht neu und klar ist, dass weder Uli Köppel noch Anita Balser oder Cesar Milan das "erfunden" haben - bis vor vielleicht 20 oder 30 Jahren gab es noch keine Hundetrainer sondern nur Verhaltensbiologen, welche sich mit Wölfen beschäftigt haben ;-)

Was wird denn bei dem Konzept kontrovers diskutiert? Meiner Meinung nach gibt es keine andere Möglichkeit als Basis für die Ausbildung eines Hundes als der Rudelführer zu werden. Und das wird man nicht durch positive Verstärkung, sondern durch entsprechendes Auftreten, Setzen von Grenzen und Disziplinieren von respektlosem und dominantem Verhalten.

Natürlich kann man mit anderen Konzepten auch Erfolge erzielen, aber diese sind meist nicht nachhaltig (weil häufig über positive Verstärkung erreicht) und der Prozess dauert zusätzlich auch noch deutlich länger.

Du brauchst Dir nur mal eine Sendung mit Martin Rütter im Vergleich mit Cesar Milan ansehen ...

procanis  18.10.2010, 10:51

Wie meinst Du das, dass man über positive Verstärkung keinen nachhaltigen Erfolg erzielen kann?? Das funktioniert sogar sehr gut! Darum werden zum Beispiel Blindenhunde fast ausschließlich über positive Verstärkung trainiert, weil sie eben dann sehr viel zuverlässiger arbeiten als nach den alten Ausbildungsmethoden. Schließlich hängt am richtigen Verhalten eines Blindenhundes ein Menschenleben dran!

Auch bei Zoll und Polizei wird immer mehr nach neuen Methoden (z.B. mit Clicker) gearbeitet. Warum wohl?

Allerdings funktioniert Ausbildung von Tieren nur über absolute Konsequenz. Wenn die fehlt, funktioniert kein Konzept.

Lio70  18.10.2010, 11:01
@procanis

Blindenhunde sollen ja auch etwas machen und nicht etwas NICHT machen. Das erste kannst Du mit positiver Verstärkung konditionieren, das zweite nur sehr schwer. Wie bringst Du denn dem Hund mit dem Klicker bei, dass er NICHT auf das Sofa soll?

procanis  20.10.2010, 14:02
@Lio70

Beibringen eines Alternativverhaltens (auf seiner Decke liegen) und oder Konditionieren eines Abbruchsignals. Managem

Ansonsten lies mal meinen Beitrag weiter oben. Auch ich clickere nicht alles, weil ich da z.T. einfach zu faul bin, sondern regel einige Sachen ganz einfach durch Setzen von Tabus. Fakt ist aber, dass Clickern hervorragend funktoniert und eben doch sehr (!) verlässlich ist. Meiner Erfahrung nach bleibt mit dem Clicker erlerntes Verhalten über lange Zeit zuverlässig abrufbar. Besonders Dinge, die über freies Formen erlernt wurden! Z.B. habe ich meiner Hündin den Reifen im Agility mit dem Clicker beigebracht. Seitdem sie ihn kann, wurde er nie wieder "beclickt" und sie ist in 7 Jahren bei zig Turnieren nur ein einziges Mal am Reifen vorbeigesemmelt, weil es sie aus der Kurve gehauen hat.

Als guter Hundetrainer sollte man aber zumindest wissen, was clickern ist und vor allem auf welchen Lernprinzipien es aufbaut. Die funktionieren nämlich auch ohne Knackfrosch. Davon scheint der K. aber ausweislich seiner Homepage keine Ahnung zu haben...

ViperLady 
Beitragsersteller
 15.10.2010, 13:35

Kontrovers wird diskutiert (in Foren), dass das Konzept "ja so brutal" ist wegen Nackenschütteln und auf den Rücken werfen. Viel schlimmer finde ich allerdings Leute die mit ihren Hunden laut brüllen und nach ihnen treten, sodass sie nur aus Angst hören wenn sie grad keine Gelegenheit haben zu flüchten (kenne ich auch zur Genüge). Was mir allerdings bei Uli Köppels System nicht einleuchtet ist, dass der Hund nur aus seinem Napf fressen darf (was ist wenn er Gras braucht oder Erde oder ähnliches) und dass Futter außerhalb der Mahlzeiten absolut tabu ist (also auch jede Form von Leckerlies). Kennst Du Dich damit aus?

procanis  18.10.2010, 10:43
@ViperLady

Schlimmer geht immer. Deswegen ist das Konzept noch lange nicht gut, nur weil es noch schlechtere gibt. Das mit dem Futter NUR aus dem Napf ist einfach Quatsch. Andere Hundetrainer geben Futter NUR aus dem Futterdummy oder NUR aus einer bestimmten Hand etc. pp. Kann mir nur vorstellen, dass damit verhindert werden soll, dass der Hund um Futter bettelt oder draussen unausprechliche Dinge vom Fussboden frisst.

ViperLady 
Beitragsersteller
 18.10.2010, 12:02
@procanis

@ procanis - es geht tatsächlich darum, dass der Hund keine unaussprechlichen Dinge vom Boden frisst (oder giftige Pilze oderso) aber auch darum, dass es angeblich die Autorität des Rudelführers untergräbt wenn der Hund "zwischen den Mahlzeiten" Futter bekommt - was mir aber absolut nicht einleuchtet.

Betreff: Wer Kennt das Rudelkonzept ? Hier mal ein Bericht: ICH SAG NUR FINGER WEG! Also, ich versuch mal das Wichtigste zusammen zu fassen: XXXXX habe ich mit 10 Wochen von einer Züchterin geholt und mich nach Lesen diverser Lektüren fürs RK entschieden. Es klingt ja erst mal für einen Laien recht ansprechend. Die ersten 3 Monate hatte ich nicht viel Kontakt zu Anderen. In dieser Zeit hat mein Welpe, wie in den anderen Berichten hier, die blöde Sitz-Konzentrationsübung gelernt (das war im Nov./Dez., bei fürchterlichem Wetter, was eine deftige Bronchitis zur Folge hatte, mir als Kinderkrankheit verkauft wurde) und bei Nichtbefolgung begann ich sofort mit dem berüchtigten Nackengriff-Schütteln, wenn es nach 2x noch nicht klappte Alphawurf und an die Kehle! Ich habe bis zu meinem Ausstieg im darauffolgenden Juni nicht einmal von irgendwelchen calmin signals oder sonstigen Ausdrucksformen beim 'Hund gehört, konnte also auch nicht "Lesen" wie XXXXX das so empfand. Relativ schnell wurde mir gesagt, mein Hund sei ein ganz besonders "sturer" Charakter und überdies ängstlich, insbesondere vor Menschen. Letzteres hätten wohl die Züchter versemmelt (im Nachhinein hat sich dies als wahr herausgestellt). Naja, diese Sturheit und Angst wurde dann mit verschärften Übungen, heftigen Schütteln, viel Provokationsübungen, erzwungene Nähe, ect. versucht zu "brechen". Langsam lernte ich auch den Rest der Truppe kennen. Die Masche ist, dass uns allen stets erzählt wurde, das RK hätte was mit hohem Intellekt zu tun; Wir, die wir es verstehen seien sozusagen schlau, alle dies ablehnen einfach zu dumm. Na wer will schon als dumm dargestellt werden? Es findet auch eine große Abschottung/Heimlichtuerei statt, das macht es gar nicht so einfach mal über den Tellerrand zu schauen. Du merkst es einfach nicht gleich, so ungefähr stell ich mir auch das Vorgehen bei Sekten vor. Im Frühjahr war dann UK selbst bei uns und ich konnte ein Seminar beobachten. Hier habe ich erlebt, wie sein Joda (wie hier in den Berichten beschrieben) tatsächlich hochgradig aggressiv (ich denke er ist durch das RK auch "scharf" gemacht) 2 Hunde ohne Not derart zugerichtet hat und auf Nachfragen wurde uns auch nur erzählt, Joda brächte dadurch dem Hund Unterordnung bei. Ein Glück dass XXXXX da nicht selbst teilnahm, er hätte (6,5kg) so was nicht überlebt.

Dies hat auch ein Schäferhundmix nicht, was dann den Auslöser für mich zum Nachdenken gab. Der Rescuehund (und alle Rescuehunde sind im RK total verpönt, werden abgelehnt) hat sich gegen diese Disziplinierungen gewehrt (heute weiß ich, es gibt Hunde die total unterwürfig werden, dann jene, die einfach aufgeben, quasi teilnahmslos ihr Leben fristen und jene, die sich wehren) und nach dem 2ten relativ erfolglosen Seminar wurde der Hund einfach eingeschläfert. Der UK hat es empfohlen und dem TA (der viele RK Hunde hat....) wurde eine recht übertriebene Beißattackengeschichte erzählt und der hat das dann mal einfach so gemacht (der Hund war knapp 2). Formularende

Die ist nur ein kleiner Teil aus dem Bericht & weitere Berichte von Ex-Teilnehmern liegen mir vor.

#### ICH KANN NUR SAGEN F I N G E R W E G ####

Das Konzept ist ganz und gar nicht neu. Ich wäre immer sehr vorsichtig, wenn jemand EINE Generalmethode für alle Hunde anwendet und als einzig wahre Methode vermarktet. Hört sich für mich nach der "Dominanz-Methode" an, nach dem Motto "Ich Chef, Du bist ein Nichts!" Ich lese gerade "Wölfisch für Hundehalter" von Bloch. Da wird mit vielen Vorurteilen, was denn angeblich in einem Wolfsrudel hinsichtlich Dominanz so abläuft aufgeräumt. Was sich übrigens absolut mit meinen Erfahrungen in unserem eigenen vierköpfigen Hunderudel deckt. Ein Hundetrainer, der sich auf seiner Homepage absolut gegen moderne Erziehungsmethoden, wie den Clicker ausspricht ist für mich von Vorgestern. Sorry!

Natürlich muss ein Hund wissen, wo er hingehört. Bei den wenigsten Hunden kommt man nur mit "Eititei" und ganz ohne körperliche Einwirkung zum Ziel. Allerdings sollte man ganz klar zwischen Erziehung/Sozialisierung und Ausbildung unterscheiden. In keinem Caniden-Rudel werden vom "Boss" andere Rudelmitglieder gezwungen, bei Fuss zu gehen, abzuliegen oder zu apportieren. Das ist etwas zutiefst Unnatürliches und hat mit einem "Rudelkonzept" wenig zu tun. Ein Hund macht nicht "Platz!", weil er Dich als Rudelführer aktzeptiert, sondern weil er hoffentlich eine Verknüpfung zwischen dem Wortbefehl und der Aktion hergestellt hat. Das ist eine Lernleistung und hat wie gesagt nichts mit dem Leben im Rudel zu tun. Mir ist ein Hund lieber, der gelernt hat, dass "Platz" ihm gelegentlich Vorteile bringt und er es gern ausführt, als einer der es nur aus Angst vor Strafe oder sogar aus Angst vor MIR ausführt.

ViperLady 
Beitragsersteller
 18.10.2010, 11:55

Also bei dem Konzept von Uli Köppel geht es ganz und gar nicht um Angst oder Strafe. Der Hund lernt z.B. Platz indem man ihn auf glattem Boden sitzen lässt solange bis er sich von alleine hinlegen möchte und dann bringt man das akustische Kommando ein. Er schreibt auch, dass in einem Wolfsrudel durchaus die Welpen unbeweglich in geduckter Haltung (also im Platz) verharren müssen um z.B. die Jagd nicht zu behindern. Auch wenn man andere Hunde sieht, wie sie mit jungen Hunden umgehen, die frech sind, kann man ganz klar sagen, dass Maßregelung auf Hundeart(also drohgesten die zur Unterwerfung führen) für die jungen Hunde sehr wichtig, ja fast positiv ist weil sie sich umso stärker an den anderen Hund binden je konsequenter und gerechter er sie maßregelt (so habe ich es oft erlebt mit meinem gerade 6 Monate alten Hund). Hunde sind anders gestrickt als Menschen - die wollen nicht immer das Sagen haben. Dass das Konzept mit dem Alphatier im Wolfsrudel überholt ist, das ist mir klar (ganz interessante Artikel dazu auch von David Mech!) - es sind Familienstrukturen aus den Eltern und dem Nachwuchs aus mehreren Jahren und trotzdem haben die Elterntiere immer das Sagen - und alle anderen haben zu gehorchen, um das Rudel als Gesamtes nicht zu gefährden, sonst werden sie gemaßregelt. Und ich denke so verhält es sich auch mit unseren Hunden. Wir erwachsenen Menschen sind die "Elterntiere", wir wissen besser als der Hund was gefährlich ist und was nicht. (Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde - ich will das Konzept nicht verteidigen - ich kenne mich damit gar nicht gut aus - daher wollte ich ja wissen ob sich jemand damit auskennt - und schon sind wir in der selben konträren Diskussion wie sie in jedem Forum über das Thema stattfindet ;) )

Lio70  18.10.2010, 11:23

Der Clicker ist ein sehr gutes Hilfsmittel für die Ausbildung, aber viele Hundebesitzer versuchen, ihrem Hund den Jagdtrieb oder seine Aggression gegenüber anderen Hunden "wegzuclickern". Und das ist einfach albern.

Und was "Strafe" angeht: einen Hund zu bestrafen, weil er eine Übung nicht richtig ausführt (was leider im Hundesport immer noch sehr viel praktiziert wird) ist sicherlich falsch, aber die Überschreitung von Grenzen bzw. Brechung von Tabus muss auch eine Konsequenz haben. Damit ist keinesfalls gemeint, den Hund zu schlagen! I.d.R. reicht ein "Sch" verbunden mit einer Drohgeste etc. mehr als aus. Der Hund soll ja auch keine Angst vor mir bekommen, sondern nur Respekt haben.

wer Hunde im Nackenfell schüttelt weis m.E. nicht wirklich wie ein Hund denkt. Wenn er dies noch als artgerechte Hundeerziehung verkauft empfinde ich als Scharlatanerie. Netten Gruß aus dem Bayerischen Wald Peter artgerechte Hundeerziehung mit dem www.Rudelordnungsprinzip.de

Klingt wie das Konzept von Cesar Millan ^^

CANINde  04.02.2012, 08:53

es gibt sicher Parallelen in der Hundeerziehung. Wichtig ist, den aktiven Part auf den Hund zu legen. Den Hund dahingehend zu motivieren, dass er mitmachen möchte. Das ist neben dem gemeinsamen Spiel eines wesentliche Komponente beim Rudelordnungsprinzip.de. Die Systematik läßt sich bei einem Intensivseminar innerhalb weniger Tage vermitteln und es stellen sich meist am ersten Tag schon Anfangserfolge ein.

Wir trainieren weltweit: www.Germandogtrainer.de