Zieht Ihr, wenn Ihr zum Arzt geht, bessere Unterwäsche an als sonst?
Meine Mutter hatte für uns Kinder immer Alltagsunterwäsche, Unterwäsche "für gut" und Unterwäsche für Arztbesuche.
Diese war Markenware, strahlend weiß, nicht verwaschen und Slip und Hemd in einheitlicher Farbe.
Irgendwie hat sich das eingeprägt, dass man nicht die leicht verblassten verfärbten Sachen anzieht, sondern vorzeigbare Wäsche.
Obwohl ich mittlerweile generell weg bin vom kochfesten Feinripp Schlüppi und nur noch vorzeigbare Wäsche trage, egal, ob ein Arztbesuch ansteht oder nicht.
Wie handhabt Ihr das?
Dem Arzt ist es vermutlich egal.
18 Antworten
Das kommt aus Zeiten, in denen man sehr sparen mußte. Da wurden auch die verschossenen Kleidungsstücke noch aufgetragen, vor allem, wenn es niemand sieht, wie bei Unterwäsche. Wenn dann Situationen eintraten, in denen man die Unterwäsche doch sieht, wie beim Arzt, mußte eine neue Garnitur her.
Heute wirft man ja Sachen, die nicht mehr so gut aussehen, doch etwas leichter weg, so dass man dieses Problem nicht hat. Wobei ich das Gefühl habe, dass die Lebensdauer der Textilien immer kürzer wird.
Dem Arzt reicht es schon, wenn die Wäsche frisch ist, ob die Farbe ausgewaschen ist, interessiert den nicht so.
Garnitur. .Ein wunderschönes Wort
Da möchte man gleuch eine Garnitur haben.
Bei der Unterwäsche weiß ich gar nicht mehr so. Aber wir hatten auf jeden Fall Sachen nur für gut. Wir mussten uns nach der Schule umziehen und neue Klamotten durften wir nach dem Kauf ewig lang nicht anziehen, die mussten erst eine Weile im Schrank liegen. Und auch die Zahnbürste wurde nur benutzt, wenn ein Termin beim Zahnarzt anstand...
Ich mache es aber heute anders, hab das also nicht verinnerlicht.
Ich hatte auch neue Sachen, die ewig im Schrank aufgehoben wurden... so lange, bis sie zu klein waren.
Hachja 😄
Diese Frage stellte sich bei uns selbst in meiner Kindheit bei meinem wirklich extrem konservativen Opa, der zu allerhand kleinbürgerlichen Pseudoparanoia neigte (es war leider so) nie, weil es immer vorzeigbare Wäsche gibt. Unterhemden trage ich übrigens nicht, weil ich sie kratzig und unangenehm finde. Noch nicht mal im Winter!
Früher war das vielleicht noch anders und manche haben sich früher auch noch intensiver als heute Gedanken darüber gemacht, was man tun muss um nicht das Gesicht zu verlieren bzw. was zu tun ist, "damit niemand sich sonst was denkt" - nach dem Motto, was sollen denn die anderen (der Nachbar, der Arbeitskollege, der Gartennachbar usw. -----> hier der vielerorten sowieso regelrecht auf einen Thron gesetzte "Herr Dokter", der früher noch mehr verehrt wurde als heute und im Ansehen vor Ort allenfalls von Pfarrern überrundet wurde oder von "Herrn Lehrer" oder "Herrn Kandidat") denken.
Dem Arzt ist es vermutlich egal.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ja, aber manche Menschen haben immer Angst, es könnte ihnen was passieren oder nachgesagt werden, vor allem was Hygiene angeht oder Unsauberkeit oder Schmutz - auch was den Haushalt angeht. Ich habe diese Thematik davon abgesehen vor allem bei den Sudetendeutschen bzw. Vertriebenen kennen gelernt, die diesbezüglich teils traumatisiert wurden, nachdem sie in Deutschland nach der Vertreibung oft als unsauber oder asozial betitelt und hingestellt wurden. Teils hält sich so was lebenslang. Mein angeheirateter Großonkel (stammte aus dem Böhmerwald) hatte auch solche Anwandlungen - war ein total cooler und lässiger Typ bis ins hohe Alter (1932 geboren; 2016 starb er), aber was Hygiene usw. anging, sehr pingelig und auch immer darauf bewusst, nach außen hin "sauber und seriös" zu wirken.
Nicht zu vergessen die Arztfrau.
Aber ja doch - die war ja fast noch "heiliger". Natürlich wurde auch erwartet, dass sie wie die Frau des Lehrers, des Ratsschreibers usw. in katholische Vereine geht, in der Kirche mithilft und dort mildtätige Dinge ankurbelt, liturgisch mitwirkt, Ehrenamt zeigt und so weiter. Na ja!
Erinnere mich gut an eine Debatte von meinem Opa im Juli oder August 1998. Ich war damals acht Jahre alt, es waren Sommerferien. Mein Opa hat ernsthaft moniert, dass die Frau des Arztes in unserem Stadtteil - die war damals um die 40 und hatte eine gute Figur - in der Freizeit (ich meine vor dem alten Edeka war das) mit ihren beiden Söhnen unterwegs war und eine enge Jeans getragen hat. Das gehöre sich nicht für eine Frau "diesen Ranges". Onkel Rudi (der Großonkel) hat ihn nur ausgelacht und gesagt, Mensch, deine Sorgen möchte ich mal haben :-). Realsatire vom Feinsten, aber typisch für meine Heimat und ich denke du weißt, was ich meine.
Mir wäre das total egal und niemand ist besser, weil er einen Arzt heiratete oder einen Doktortitel hat, so wie niemand schlechter ist, wenn er in einfachen Verhältnissen lebt.
Ich kenne diesen Standesdünkel auch. Eine Klassenkameradin war Arzttochter und besaß ein eigenes Pony und die Eltern hatten ein Schwimmbad im Keller.
Alle rissen sich um sie und sie wurde, wenn irgendwo abgestimmt wurde, immer als Erstes gewählt.
So jemanden in dieser "Stärke" hatten wir bei uns zwar nicht direkt, aber ich kann mich an einen einfach nur doofen Typen erinnern, dessen Vater Elternbeiratsvertreter der Klasse war und von der Lehrerin der dritten Klasse protegiert wurde - war aber eine junge Lehrerin, die nicht wusste, wie sie mit den Leuten umgehen sollte; die war damals sehr unsicher und meinte, das seien einflussreiche Leute, da müsse sie den Sohn bevorzugen. Das war schon eklig; der Typ war auch total arrogant - aber es sei, wie es sei. Diese Lehrerin hat auch die Tochter der Elternbeirats-Stellvertreterin (damals sehr zickig, später sehr nett) bevorzugt, wo es ging.
Da ich nur Strings trage, eben auch beim Arztbesuch. Aber ich trage immer frische Wäsche und keine ausgeleierte.
Ich trage nur die allerschönste Unterwäsche :-) und beglücke damit jeden Doc.
(auch wenn ich zum Zahnarzt gehe)
Mit Glitzer und Glimmer und Flimmer
Ah das ist das Wort Garnitur, das habe ich ewig nicht mehr gehört. Genau so etwas meine ich.