Hallo Blaaa99
Bei mir war es sehr ähnlich. Vor knapp 3 Jahren hatte ich zum ersten Mal, einen mir vollkommenen unerklärlichen Würgereiz, der aber nur dann auftauchte, wenn ich bei der Arbeit war. Mir wurde zwar nicht übel oder gar schlecht, es war einfach „nur“ dieser Würgereiz. Nach ca. 10 Wochen ist er dann genauso plötzlich verschwunden, wie er gekommen ist. Dann war ca. ein halbes Jahr ruhe. Anfang 2010 kehrte der verdammte Würgereiz wieder zurück und wurde immer schlimmer. Genau wie bei dir, trat er jetzt bei jeder Gelegenheit auf. Vor oder während der Arbeit, beim Arzt, bei jeglichen Freizeitaktivitäten mit Freunden oder auch wenn ich nur zum Einkaufen wollte. Es war echt schlimm. Und auch genauso wie du, konnte ich das Haus nur mit einer Flasche Wasser und einer Packung mini Salzbretzelchen verlassen. Hatte ich meinen „Notfallkoffer“ mal vergessen, wurde es so schlimm dass ich mich nicht mehr einkriegen konnte und sofort nach Hause musste. Dadurch war mir aber klar, dass es sich um einen Psychischen Auslöser handeln musste. Zuerst war ich natürlich beim Hausarzt und danach beim HNO (Hätte damals bei der Untersuchung fast ins Sprechzimmer gek….), aber ein körperlicher Auslöser konnte natürlich nicht festgestellt werden. Also begab ich mich in Psychologische Behandlung, wo mir dann mit Psychopillen und einem Medikament das Fluspi heißt, der Würgereiz weggespritzt wurde. Durch die Medikamente ging es mir um einiges besser, aber ganz verschwunden ist der Würgereiz nie und die Angst vor dem nächsten „Anfall“ war auch immer da. Und weil man mir sagte das Fluspi nicht unerhebliche Nebenwirkung haben kann, wurde das Medikament nach einem halben Jahr wieder abgesetzt und sofort war der Würgereiz wieder voll da. Anfang 2011 war ich dann in Kur, was mich echt weiter gebracht hat. Allerdings muss ich noch sagen, ich habe seit knapp 9 Jahren MS, mit einem sehr aktiven Verlauf und leider habe die Krankheit nie richtig angenommen, sondern immer nur von mir weggeschoben, was ich heute wohl als Auslöser für den Würgereiz ausmachen würde. Naja, auf jeden Fall wurde ich mit der Diagnose einer Angststörung mit Depressionen aus der Kur entlassen, mit dem anraten auf eine weiterführende Psychotherapie. Zu dieser Weiterführung ist es aber leider nicht gekommen, weil ich kurz nach der Entlassung meinen nächsten Schub (kommt von der MS) hatte, auf den dann noch zwei weitere folgten und ich somit 2011 fast überhaupt nicht mehr aus dem Haus kam. Natürlich ging dadurch meine Arbeitsstelle flöten und auch der größte Teil meines Freundeskreises hat sich aufgelöst, wodurch ich aber wenigstens festgestellt habe wer meine wirklichen Freunde sind und wer eben nicht, aber es sind leider wirklich wenige. Heute komme ich so einigermaßen klar, allerdings schlucke ich aber auch wieder Psychopharmaka und durch das was ich der Kur gelernt habe, kann ich mich heute selbst ganz gut beruhigen, was aber leider nicht immer klappt. Bis heute habe ich immer meinen Rucksack mit Wasser und Bretzeln dabei. Da man aber trotzdem den Kopf nicht hängen lassen soll, bin ich jetzt wieder auf der Suche nach einem guten Psychologen der mich weiter begleitet und mir hilft über diesen Wahnsinn hinweg zukommen.
Und das ist auch das einzige was ich dir raten kann, such dir einen fähigen Psychologen/in, mit dem du über deine Sorgen und Ängste sprechen kannst. Es wird dir bestimmt helfen! Gerade weil du noch so jung bist, denke ich, hast du ganz gute Chancen schnell darüber hinweg zu kommen. Vielleicht ist dein Auslöser ja der Wechsel von Schule auf Arbeitsplatz? Und was die Lehrstelle angeht, das wird bestimmt nicht einfach, weil man mit so einer Störung schnell als Spinner oder Psycho von seinen Mitmenschen abgestempelt wird, obwohl man ansonsten eigentlich ganz „normal“ ist. Natürlich ist in der heutigen Zeit eine gute Ausbildung verdammt wichtig und auch ein guter Ausbildungsplatz ist nicht gerade leicht zu finden und es wäre natürlich echt schlecht wenn du deshalb deine Lehrstelle verlierst. Für außenstehende mag das schwer nachzuvollziehen sein, aber ich kann es voll verstehen, was für eine Hölle du gerade durchmachst! Und deshalb: Wenn es nicht geht, geht es nicht. Erst wenn du wieder selbst mit dir klar kommst, wirst du die nötige „Power“ haben, um eine Ausbildung zu bestehen.
Ich hoffe ich konnte dir mit meinen Erfahrungen ein bisschen weiterhelfen und ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute und viel Glück auf deinem weiteren Weg!
LG RD