Xarelto weiternehmen oder umstellen?
Ich (m, 54) bin Herzpatient. 2011: OP am offenen Herzen (Aneurysma an der aorta ascendens - Ersatz durch Aortenprothese- Aortenklappenrekonstruktion, Behebung Vorhofseptumdefekt); 2013: 2minütige amaurosis fugax; Juli 2016: absolute Arhythmie, Februar 2017: dasselbe, jeweils behoben durch Elektrokardioversion. Ich bekomme morgens und abends Betablocker (Bisoprolol 5mg), morgens außerdem Xarelto und abends noch Simvastatin. Am 6.10.2017 kam im Radio die Meldung, Bayer habe eine Langzeitstudie mit Xareltopatienten abgebrochen (über 7.2000 Patienten in 31 Ländern). Xarelto sei nicht besser als ASS100. Habe heute mit einem Chefarzt geredet, der mir 2016 und 2017 zu einem Umstieg von ASS100 auf Xarelto riet, da ich wegen meiner Amaurosis und des Vorhofflimmerns ein Patient mit drei Punkten sei und ein höheres Schlaganfallrisiko aufweise. Ich fragte ihn nun, ob Xarelto denn nun wirklich besser sei. Die deutsche Apothekerzeitung online habe das verneint. Der Chefarzt entgegnete nun, ich sei ein spezieller Patient. In meinem Fall sei Xarelto nach wie vor das Mittel erster Wahl. Ehrlich gesagt: Ich verstehe es noch immer nicht ganz. Sowohl ASS100 als auch Xarelto können einerseits das Vorhofflimmern nicht verhindern, andererseits sind beide Mittel Blutverdünner. Wer kann mich davon überzeugen, dass Xarelto trotz des Bayer-Langzeitstudienabbruchs für mich immer noch der "bessere" Blutverdünner sein soll?
3 Antworten
Ich halte es für verantwortungslos, Dir hier dazu einen Rat zu geben. Deine einzigen Ansprechpartner sind Ärzte; und wenn Du denen nicht vertraust, musst Du Deine Entscheidungen selbst treffen und verantworten.
Wurstwasser hat es auf den Punkt gebracht.
Schönes Beispiel, was passiert, wenn ein Studienergebnis plakativ in einem Satz zusammengefasst wird "Xarelto ist ASS in der Sekundärprophylaxe von Schlaganfallen nicht überlegen. Punkt ". Stimmt, aber eben nur in einer bestimmten Patientengruppe.
Das Ergebnis der Studie ist durchaus relevant. Man findet statistisch in immerhin fast einem Viertel der Patienten mit "kryptogenem" Schlaganfall im Nachhinein doch Episoden von Vorhofflimmern. So gesehen war Bayers Vorstellung, aufgrund der nachgewiesenen Überlegenheit gegenüber ASS bei Vorhofflimmern, auch in der Sekundärprophylaxe bei kryptogenem Schlaganfall einen Vorteil darzustellen, nicht ganz abwegig. Hat nicht geklappt, Pech! Studien sind teuer, es wird sich keine zusätzliche Indikation für Xarelto ergeben und auch noch mehr Blutungen im Xareltoarm - logisch, dass die die Reißleine ziehen mussten. Spricht also indirekt dafür, dass man die Rolle eines unentdeckten Vorhofflimmerns beim kryptogenen Schlaganfall auch nicht überschätzen darf.
Für Ihre Konstellation ist diese Studie nicht relevant. Bei Ihnen ist Vorhofflimmern gesichert, sie haben 3 Punkte im CHA2DS2 Score und damit eine klare Indikation für eine OAK (egal welches Präparat Sie am Ende nehmen). Alles, aber bitte kein ASS. Das wirkt kaum besser, als nichts zu nehmen.
Danke, ich nehme an, Sie sind Mediziner. Denn fast wörtlich den gleichen Tipp und die gleiche Begründung hat mir gestern ein Chefarzt vom Krankenhaus gegeben, mit dem ich auch darüber sprach. Ich verstehe die Unterschiede in der Wirkweise von ASS und Xarelto nicht, muss aber wohl akzeptieren, dass Blutverdünner nicht gleich Blutverdünner ist und in meinem Fall mit erhöhten Risiko des Vorhofflimmerns wohl doch Xarelto die bessere Wahl darstellt.
In der Studie ging es um Schlaganfälle mit unbekannter Ursache. Bei Ihnen ist die Ursache bekannt nämlich Vorhofflimmern. In diesem Fall ist Xarelto dem ASS klar überlegen. Unabhängig davon wirkt Xarelto nicht gegen das Vorhof flimmern, sondern wirkt prophylaktisch gegen einen Schlaganfall. Gegen das Vorhofflimmern wirkt der Beta Blocker. Eine Alternative wäre ein so genanntes Antiarrhythmikum.