Ab "wann" kommt ein Rettungshubschrauber?
8 Antworten
Ob einer gebraucht wird, entscheidet der Arzt.
Oder der Leitstellendisponent. ;-)
Moin. Es gibt mehrere Indikationen für den RTH:
-einfach als Notarztzubringer: weil bodengebunden keiner verfügbar ist, zum Beispiel bei dem Meldebild "akuter Brustschmerz", "bewusstlose Person", "Verkehrsunfall mit V >30km/h", und vielen weiteren, wo normalerweise ein bodengebundener Notarzt kommen würde,
-bei speziellen Krankheitsbildern, die einen
a) Transport über größere Strecken erfordern (Brandverletzungen zB, Polytrauma),
b) sehr schonenden Transport benötigen (Rückenmarkstrauma),
-besondere Ausnahmelage: als Anfang diesen Jahres dieses "Schneechaos" herrschte, haben sich vier Kollegen mit dem Rettungswagen und dem Notarztfahrzeug in einem ländlichen Stadtteil irgendwie ganz unglücklich fest gefahren und der Patient (Schlaganfall im Zeitfenster) konnte definitiv bodengebunden nicht transportiert werden (der gesamte Rettungsdienst der Stadt war zu diesem Zeitpunkt ausgelastet). Der findige Disponent hat dann einen RTH bestellt, der den Patienten geflogen hat. Der Transport war weder aufgrund des Krankheitsbildes noch aufgrund der Entfernung notwendig, sondern aufgrund einer ganz speziellen Ausnahmelage.
-aufgrund einer Anforderung des vor Ort befindlichen Einsatzleiters (also Notarztes).
-aufgrund einer individuellen Entscheidung des Disponenten, ich könnte mir da zum Beispiel eine exponierte Einsatzstelle auf einer Kilometer tief im Wald liegenden Lichtung vorstellen oder im Bereich der Bergrettung, der Patient befindet sich in einer Steilwand.
Für den Einsatz eines RTHs braucht man folgende Komponenten:
-einen RTW, der direkt zum Patienten fährt: weil dieser deutlich eher eintrifft und erste Maßnahmen übernimmt sowie später transportiert,
-ein Löschfahrzeug, zur Absicherung der Landung und als Ansprechpartner für de RTH, wo eine geeignete Fläche ist,
-ein oder zwei Streifenwagen, um die Landestelle abzusperren,
-ein Transportmittel für den Notarzt und Assistenten, kann ein Streifenwagen, ein Kranken- oder Rettungswagen oder ein Mannschaftswagen der Feuerwehr sein, Hauptsache Blaulicht auf dem Dach.
Der Patient wird übrigens in den seltensten Fällen geflogen:
zum einen entsteht auf kürzeren Strecken kein Zeitvorteil, der Patient muss zum Landeplatz gebracht werden, umgelagert werden, umgekabelt werden, ggf. neue Beatmungsmaschine dran usw, dann geflogen, dann ggf. wieder in einen RTW umgelagert werden, weil der Landeplatz des Krankenhauses zu weit entfernt ist, das kann man bei Strecken von 30 Minuten Fahrzeit dann auch bleiben lassen,
zum anderen muss der Patient dafür stabil genug sein. Im RTH ist es dermaßen eng (zumindest in den meisten Modellen), dass man während des Fluges nicht im Patienten arbeiten könnte. Also ein Zustand nach einer Reanimation scheidet zum Beispiel aus.
Zudem ist noch zu sagen, dass der Einsatz eines RTHs deutlich unspektakulärer ist, als Laien annehmen: aus der Tür auf ein Hausdach winschen, den Patienten an Bord winschen und solche Späße sind (fast) nur bei den Rettungsfliegern und Medicopter 117 anzutreffen. Die meisten Einsätze bestehen aus internistischen Notfallbildern bei denen der Notarzt des RTH einfach nur als ganz normaler Notarzt tätig wird und der Patient ganz herkömmlich mit dem RTW gefahren wird.
Ich verstehe deine Anmerkung nicht ganz. Nur weil du während des Transportes nicht bei Bewusstsein warst, muss es doch nicht unbedingt ein Lufttransport gewesen sein 🤷
Aber nicht desto trotz, wenn der behandelnde Arzt einen Lufttransport bestellt, wird es schon triftige Gründe gegeben haben, einen RTH oder ITH fordert niemand leichtfertig an.
Joa, das ist üblich, das Kapazitäten fehlen, entweder wegen der nicht in dem Haus vorhandenen Fachrichtung oder wirklichem Bettenmangel.
Vielleicht sollte ich anmerken, das es sich um eine heftige Vergiftung handelte, da ich mich mit dem Thema auskenne, kann ich dies sagen.
Trotzdem herzlichen Dank für die Antwort.
Haha, wir haben mal wieder unterschiedliche Erfahrungen, Großstadt vs. Landleben.
Ich habe gerade gestutzt, wozu man denn die Polizei und die Feuerwehr braucht, damit ein Hubschrauber auf einer Wiese neben dem Notfallort landen kann. Und mal 100-200 m zum Notfallort bekommen die Kollegen auch noch zu Fuß überbrückt ;)
Es ist auch gar nicht immer gesagt, dass der RTW vor dem RTH eintrifft. Ich kam mal zu einem Motorradunfall und wurde vom RTH-Team begrüßt "super, da kommt eine Schaufeltrage. Ansonsten sind wir transportfertig".
Zur Absicherung und als Ansprechpartner. Bei uns landen die ja auch auf Wiesen und Parkplätzen, das hat ja nichts mit Stadt oder Land zu tun.
Klar, wenn es nur 100 Meter sind, können die auch ruhig ein paar Meter laufen, aber teilweise sind längere Strecken zu laufen und ich finde dann ist es Pflicht aus taktischer Sicht und ein Gebot der Höflichkeit gegenüber auswärtigen Kollegen, ihnen die Arbeit zu erleichtern.
Hm, dann muss das aber eine extrem exponierte Lage gewesen sein. Also wenn bei uns die Schraube kommt, dann dauert das lange, bis die überhaupt alarmiert ist (meine Leitstelle ist keine hubschrauberführende Leitstelle, die rufen erst mal die entsprechenden Nachbarn an, wer ein NEF schicken kann, dann zum Schluss halt die beiden hubschrauberführenden Leitstellen. Bis dahin sind wir schon lange am rollen, bis der dann los geflogen ist, schon näher am Patieten dran, selbst bei Fahrt durchs ganze Stadtgebiet. Da besteht natürlich ein ganz klarer Unterschied zwischen Stadt- und Landrettung. Das wäre echt krass, wenn die Schraube vor dem RTW da wäre 😂 Aus infrastruktureller Sicht bezüglich Einsatzfahrten muss ich mich echt als verwöhnt bezeichnen, selbst in die Peripherie haben wir super Ausfallstraßen und einen Autobahnring, da kann man ganz zügig in andere Wachgebiete kommen.
Joa, hier landet der Hubschrauber eben auf der Wiese oder auf dem Sportplatz, sobald der Pilot sieht das da niemand mehr im Weg steht. Denen ist es herzlich egal, ob ein Blaulichtauto zum Empfang daneben steht^^ Polizei kommt nur zur Absicherung, wenn die Landung auf der Straße erfolgen muss (und auch dann ist es praktischer, einfach das NEF quer zu stellen) und Feuerwehr nur zur Ausleuchtung bei nächtlichem Hubschraubereinsatz.
Meine Leitstelle ist auch ohne eigenen Hubschrauber (bisher). Allerdings gibt es in den Nachbarlandkreisen ohnehin keine NEF-Standorte in adäquater Entfernung, sodass im gegebenen Fall eben direkt der RTH angefordert wird.
Im angesprochenen Fall hatten wir eine Anfahrt von annähernd 20 Minuten (eigentlich Einsatzbereich eines anderen RTW) und der Hubschrauber flog ohnehin gerade in Status 1 über unseren Landkreis hinweg. So kam es zu 15 Minuten Vorschprung beim Eintreffen. Allerdings hätte der Hubschrauber auch von seinem Standort im Nachbarlandkreis nur ca. 15 min benötigt, wäre also auch so vor uns da gewesen.
Puh... Ist schon son bisschen "drauf verlassen, dass alles klappt" 😀
Naja, willst du für das allerletzte "was wäre wenn" ein NEF mitten ins Nirgendwo stellen und auf der Dornröschenwache (60-70 Einsätze pro Monat, an dem Tag halt zwei zur selben Zeit) einen 2. RTW unterhalten? Es gibt sicher auch in der Großstadt mal den Fall, dass die Leiststelle nicht weiß, wo sie denn jetzt noch ein Rettungsmittel herzaubern soll.
Das meinte ich nicht. Sondern dieses "ja die werden schon einen Landeplatz finden". Deswegen schicken wir ein Löschfahrzeug, das schon mal erkunden kann und ggf. Tore aufknackt, ne Leiter an den Zaun schmeißen etc. Und halt auch direkt die Polizei. Die Einsatzmittelvorhaltung in einsatzschwachen Gebieten ist ja wieder ein Thema für sich.
Es gibt sicher auch in der Großstadt mal den Fall,
Ach klar, ständig und dauerhaft, man merkt sogar den Unterschied zwischen einzelnen Disponenten und Wachabteilungen.
Als NA-Zubringer haben wir ca. alle zwei Wochen ein Drehflügel-NEF da. Sind aber auch genug von da, Dortmund, Lünen, (Marl, war ja mal), Duisburg, selbst Köln und Münster sind easy erreichbar.
1.) Bei weiteren Transportstrecken, meist in spezialisierte Krankenhäuser,
2.) Wenn ein besonders schonender Transport des Patienten aus notfallmedizinischer Sicht indiziert ist, zum Beispiel bei Verdacht auf eine Verletzung der Wirbelsäule und
3.) Als reiner "Notarztzubringer", wenn ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) am Boden zu lange brauchen würde und der Einsatz eines Notarztes medizinisch indiziert ist. Dies kommt insbesondere in den ländlichen Regionen häufiger vor.
Desweiteren in Ausnahmesituationen, wenn ein bodengebundener Transport zum Beispiel witterungsbedingt ausscheidet, der Hubschrauber den Patienten schneller erreichen kann als ein bodengebundes Rettungsteam und dergleichen.
Mfg
Er kommt entweder bei langen Transportwegen, Transporte die ruhig ablaufen sollen oder besonders in ländlichen Gebieten kein anderer Notarzt zur Verfügung steht.
Wenn der Weg für den Rettungswagen zu weit ist, z.B. wenn an der Ostseeküste in einem Ferienort jemand einen Herzinfarkt hat und das nächste Krankenhaus 30 min entfernt ist.
Auf der Autobahn, wenn der RTW wegen Stau nicht durchkommt.
Wenn absehbar ist, dass die lokalen Krankenhäuser überfüllt oder nicht mit der entsprechenden Fachkompetenz ausgestattet sind (z.B. Unfallchirurgie, starke Verbrennungen).
Korrekt.
Oder dann, wenn der nächste freie Notarzt mit dem Auto zu lange Anfahrt hätte.
Genau
Wenn der Weg für den Rettungswagen zu weit ist,
Falsch!
Zu einem RTH-Einsatz kommt immer auch ein RTW. Der Patient wird in den seltensten Fällen geflogen, weil er dafür stabil genug sein muss. Im RTH kann nämlich nicht mehr behandelt werden.
das nächste Krankenhaus 30 min
Auch falsch!
Zum ersten kann gar nicht jedes Krankenhaus einen RTH empfangen, zweitens sind 30 Minuten keine großartige Fahrzeit.
Auf der Autobahn, wenn der RTW wegen Stau nicht durchkommt.
Das nächste völlig falsche.
Erstens weiß das zu Einsatzbeginn keiner, zweitens kommt der RTW immer irgendwie durch, drittens kommt dann auch kein Löschfahrzeug durch, viertens verweise ich auf meine erste Antwort.
Sorry, aber welche Qualifikation hast du im Rettungsdienst?
Dies sind Beobachtungen, die ich mehrfach gemacht habe und ich habe Freunde im Rettungsdienst. Mir scheint, Du hast die Antwort nicht verstanden. Wenn der RTW wegen Stau oder zu großer Entfernung 30 min oder Stunden nach dem RTH am Ort sein kann, ist der Hubschrauber mit dem Patienten bereits längst im Krankenhaus. Oder soll der Patient Deiner Meinung nach warten, bis der Stau sich aufgelöst hat?
1. Einen solche extremen Stau kann es gar nicht geben, der RTW kommt immer durch, durch die Rettungsgasse, über Notabfahrten, oder direkt den Stau umfahren. "Stunden"🤦
2.Man braucht im Einsatz immer einen RTW um den Patienten transportieren zu können, wenn er nicht geflogen wird.
Wir sind hier nicht in der Pampa im Amazonas-Gebiet. Man merkt, dass du keine Ahnung vom Rettungsdienst hast, was ja auch nicht tragisch ist, nicht jeder kann überall von Ahnung haben.
Nochmal, dies ist ein Laienforum. Komisch, dass Du nur meine Antwort kritisierst, wo in mehreren das Selbe steht. Grund?
Darf ich mal einhacken, ich bin selbst mal Patient im RTH gewesen, wurde vom einen Krankenhaus in ein anderes verlegt, Fahrzeit mit RTW hätte ca. 1-1.5h gedauert, wurde transportiert wegen einer Vergiftung mit RTH, ich weiss es anhand der Rechnung und der Tatsache, dass ich beim ersten Spital angekommen bin und bewusstlos wurde und in einem anderen Krankenhaus zu mir kam.
Wäre dies überhaupt ein berechtigter Einsatz für einen Rettungshubschrauber gewesen, sprich nicht mal zu riskant. Der Grund für die Verlegung war meines Wissens, fehlende Kapazitäten in dem Krankenhaus, zu dem ich damals mich so knapp hinschleppen konnte.