Muss ich den Rettungshubschrauber bezahlen?
Meine Freundin ist vom Pferd gestürzt und hat sich am Rücken verletzt. Sicherheitshalber wollten wir das doch in der Klinik untersuchen lassen. Sie konnte aufstehen und gehen, aber nicht sitzen - speziell nicht im Auto. Ich habe deshalb über den Notruf 112 einen "Krankentransport im Liegen" (wörtlich!) geordert und die Situation genauso wie oben geschildert. Die Sanitäter waren auch bald da, haben meine Freundin nach einer kurzen Untersuchung in den Krankenwagen gepackt und dann noch ca. 15 Minuten auf den Notarzt gewartet, weil sie angeblich einen Patienten mit Rückenverletzung nicht ohne Notarzt fahren dürfen - aber aufstehen und sich auf die Liege legen durfte meine Freundin selbst!
Der Notarzt kam dann auch - mit dem Rettungshubschrauber!!!
Als der schon im Landeanflug war, haben wir das erst erfahren und auch, dass gerade keine Notarzt mit Auto frei war und deshalb der fliegende Kollege einspringt. Wir haben natürlich sofort protestiert und wurden beruhigt, dass das normal sei und auch nicht unser Problem. Naja!
Der Notarzt hat wohl schnell gemerkt, dass das kein wirklicher Notfall war, hat Personalien aufgenommen, vergeblich versucht, einen Venenzugang zu legen und sich dann mit in die Klinik chauffieren lassen, obwohl der Hubschrauber nur einen Steinwurf weit weg stand. Auf diesen "Trick" komme ich gleich nochmal zurück.
In der Klinik wurde festgestellt, dass die vorliegende Verletzung keinen Einsatz eines Notarztes rechtfertigte, ganz zu schweigen von einem Rettungshubschrauber!
Schon drei Tage nach diesem Einsatz flatterte uns eine saftige Rechnung vom Betreiber der Hubschrauberflotte ins Haus. Auf Nachfrage schob man die Verantwortung der Rettungsleitstelle zu, die den Einsatz beauftragt hatte. Außerdem wird der Einsatz nur berechnet, weil der Notarzt bei der Fahrt in die Klinik im Krankenwagen saß. Deshalb die Bezeichnung "Trick" oben.
Zu allem Überfluss ziert sich jetzt auch noch die Krankenversicherung, den Hubschrauber zu bezahlen, weil der ja aus medizinischer Sicht völlig überflüssig war. Das war ja auch schon meine Meinung beim Anruf bei der 112. Das ist also nun doch unser Problem.
Da schwillt mir nun doch so langsam der Kragen: Ich kriege einen Notarzt geschickt, den ich nicht bestellt habe. Der kommt mit dem Hubschrauber, weil die kein Auto haben – dann ist auch nicht meine Schuld. Dafür soll ich aber den ganzen Mist noch bezahlen. Mal abgesehen von den Kosten, die da völlig unnötig produziert wurden, finde ich es unverantwortlich, wegen solch einer Aktion den Rettungshubschrauber für fast 2 Stunden zu blockieren. Mal direkt gesagt: Wenn in der Zwischenzeit ein schwerer Unfall passiert wäre, hätten deswegen Menschen sterben können!
Ich bin jetzt echt im Zweifel!
Mal gespannt, ob jemand eine „rettende“ Idee hat. Schon mal vielen Dank für Eure Anregungen.
10 Antworten
Hallo zusammen, ich kann nur bestätigen was Reiswaffel87 geschrieben hat. Mal eben einen "Krankenwagen" bestellen geht nicht. Ich kann deinen Frust verstehen aber führ dir bitte mal vor Augen, das der Koll. auf der Leitstelle nicht durchs Telefon schauen kann. Es gibt genaue Listen welches Rettungsmittel bei welchem Notfall auszurücken hat. Gerade beim Sturz vom Pferd ist mit schwehren Verletzungen zu rechnen. Den ersten Fehler habt IHR gemacht als ihr die Gestürzte rumlaufen gelassen habt! Es muß nicht gleich immer der komplette Querschnitt sein, es reicht schon ein angebrochener Wirbel. Im ersten Schock aufgestanden rumglaufen und dann verschiebt sich ein Bruchstück, Ende im Gelände! Man sollte beruhigend auf den Verletzten einwirken und in da liegen lassen bis prof. Hilfe da ist. Wärmeerhalt eingeschlossen. Hubschrauber hin oder her, sinnvoll oder nicht, das muß euch nicht interessieren, sie zahlt nur ihren Eigenanteil. Und den Rettungskräften "Tricks" zu unterstellen ist schon ein starkes Stück! Wir sind weder "Politiker"noch haben wir amerikanische Verhältnisse! Reiswaffel87 hat es schon erwähnt, bei privtat Versicherten muß in Vorleistung gegangen werden, das ist aber beim Zahnarzt auch nicht anders oder versucht der auch mit tricks an euer Geld zu kommen? Der Rettungsdienst oder die Notfallversorgung machen gerade mal 3% von den gesammten Kosten des Gesundheitssystems aus! Nach deiner Beschreibung ist der Einsatz völlig korrekt abgelaufen. Gute Besserung wünsch ich.
Schöner Beitrag. Insbesondere die Tipps zur Erstversorgung - die in meinem Beitrag gänzlich fehlen - sind gut.
Wer aus bestem Wissen und Gewissen den Notruf wählt, muss außer einer kleinen Zuzahlung sonst nichts zahlen.
Dass du einen "Krankentransport liegend" "bestellt" hast, interessiert die Lst. herzlich wenig, aufgrund des Unfallmechanismus (Sturz aus Höhe) wird daraus ein Notarzteinsatz, und wenn kein bodengebundenes NEF frei ist kommt halt der RTH.
Ich erlebe selber täglich in meiner Arbeit im RD Situationen in denen es nachträglich unnötig gewesen ist, das volle Programm aufzuziehen.. aber man kann nie wissen, was los ist.
Die Tatsache, dass deine Freundin herumlaufen konnte, schließt aber theoretisch nicht aus, dass sie Rückenverletzungen davongetragen hat.
Und dem Notarzt einen "Trick" zu unterstellen halte ich für mehr als unverschämt..
Auch wenn ich deinen Unmut verstehen kann, niemand muss einen RTH selbst zahlen, keine Privatperson kann einen Krankentransport anordnen (das kann nur ein Arzt) und der Ablauf des Einsatzes war vollkommen regelrecht.
ja du musst 10% zahlen
ich musste damals 50 euro zahlen als mich der krankenwagen geholt hat
So eine 10%-Regelung gibt es nicht. Was du vielleicht meinst ist die Zuzahlung. Die beträgt aber 10€ und nicht 10%.
- Wenn deine Freundin den Anschein gemacht hat ernsthaft verletzt zu sein war der Notruf bzw. die Bestellung eines Transportes völlig korrekt.
- Was die Leitstelle schickt entscheidet nicht der Anrufer, sondern der Disponent auf Grund des Notrufs, der Fahrzeugverfügbarkeit, der entsprechenden Indikationskataloge und Ausrückeordnungen.
- Wenn die Besatzung des Rettungswagens das Nachfordern eines Notarztes für erforderlich hielt, dann ist dem so. Im Zweifel kannst du das fachlich schlechter beurteilen als ein Rettungsassistent.
- Welcher Notarzt kommt ist völlig irrelevant! Wenn ein NA benötigt wird und kein bodengebundener in der Nähe verfügbar ist, dann kommt eben ein Rettungshubschrauber als Notarztzubringer. Das muss nicht deine Sorge sein, wie der Kollege euch schon völlig korrekt gesagt hat.
- Den Patienten extra in den Hubschrauber zu laden und in die Klinik zu fliegen ist nicht immer sinnvoll. Es ist keineswegs die Ausnahme, dass trotz anwesendem Heli der Patient per Rettungswagen in die Klinik kommt. Auch mit Notarztbegleitung.
- Du musst nicht zahlen, denn du hast keinen mißbräuchlichen Noruf abgesetzt.
- Deine Freundin als Patientin muss nur in Vorleistung gehen, wenn sie privatversichert ist. Ist sie bei einer gesetzlichen Kasse versichert rechnet der Leistungserbringer mit der KK direkt ab. Diese muss die Kosten für den Einsatz übernehmen! Sollte der Disponent in der Rettungsleitstelle falsch gehandelt haben hat ggf. die Krankenkasse einen Anspruch gegen ihn, deine Freundin ist aber raus.
Wenn der Notarzt vor Ort entschieden hat, mit zu fahren, war der Einsatz gerechtfertigt.
Wenn dann hinterher in der Klinik gesagt wird "wär nicht nötig gewesen", basiert das ganze ja auf einer ganz anderen Wissenslage. Röntgen, CT und all die schönen Sachen die einem bei der Diagnose helfen gibt es im Rettungsdienst nicht, und man muss sich allein auf die Anamnese, Symptomatik und ein paar Basisdiagnostiken verlassen.
Wie Reiswaffel schon gesagt wurde, ist ein Hubschrauber nichts "besonderes". Wenn am Boden nichts verfügbar ist, kommt halt der. Übrigens auch in der Großstadt gerne mal ins Altenheim. Und dass der Notarzt im Rettungswagen mitfährt ist auch völlig normal.
Wir wissen zu wenig, um die Frage vernünftig beantworten zu können. - Wohnt du in Deutschland, Österreich oder Schweiz? Welches Bundesland? - Freundin gesetzlich oder privat versichert?
Im moment können wir nur deine himmelweiten Fehlannahmen korrigieren. Im Rettungsdienst wird nicht getrickst - das ganze wird per Gesetzesantrag von Stadt oder Kreis getragen, der Polizei unterstellst du ja auch nicht zu tricksen. Die Rettungsleitstelle entscheidet, welche Einsatzkräfte kommen, da der Laie vor Ort die Situation idR nicht einschätzen kann.
Sofern der Notarzt vor Ort nicht gesagt hat, die Versorgung/Transport sei nicht notwendig und du trotzdem darauf bestanden hast, kann dir so was niemals in Rechnung gestellt werden! (Von der Vorleistung bei Privatversicherung mal abgesehen natürlich.)
Zu guter letzt vielleicht auch mal die Abrechnungsstelle kontaktieren. Vielleicht is denen ein Verwaltungsfehler unterlaufen.