ist mein persönliches cABCDE Schema korrekt? (Medizin/Sanitäter)?
Hallo, zuerst eine kurze Vorwarnung: Dieser Text wird ein bisschen länger xD. Danke deswegen, dass du dir das antust, es würde mir wirklich helfen!
So: kurz zu mir: Ich bin Einsatzsanitäter (/Sanitätshelfer) und habe die Intention mich ständig fortzubilden. Da ich (für meinen medizinischen Wissenstand) kein passendes cABCDE Leitschema gefunden habe, habe ich mir mal die Mühen gemacht ein eigenes zu erstellen, welches ich verstehe und theoretisch auch anwenden könnte.
Mein Schwerpunkt lag hierbei auf "führender Helfer" (Helfer 2 würde dann die Messgeräte wie EKG/Blutzucker... anschließen) oder eben "Ersthelfer an Unfallort" (Eben ohne medizinische Ausrüstung und alleine).
Ich bitte deswegen um eventuelle:
- Korrekturen bei Denkfehlern oder Fehlern meinerseits
- Verbesserungsvorschläge (weniger Untersuchungen bei größerer Diagnostik)
- Hinzufügungen von durchführbaren weiteren diagnostischen Möglichkeiten.
Der Text richtet sich also vornehmend an Rettungssan, Notsan, Notärzte..., trotzdem darf jeder natürlich seine Meinung äußern :). Danke!
Vorstellung
- Vorstellung mit Name/medizinischer Qualifikation... (Vertrauen schöpfen)
- Wie heißen Sie denn? (4-Fache Orientierung "Wer")
- Was ist denn passiert? (4-Fache Orientierung "Was")
- Wie kam es dazu/seit wann bestehen Schmerzen etc. (SAMPLER - Ereignis)
c
- Verdacht Spinaltrauma? Kritische Blutungen?
- Kontrolle Mund-Rachen-Raum (Atemwegsverlegung? trockene Schleimhäute...)
B
- Tracheaverschiebung? Zyanose? Geschwollene Halsvenen?
- "Bekommen Sie gut Luft"?
- Inspektion/Auskultation Thorax/Lunge (Spannungspneu, Rasselgeräusch...?)
C
- Tasten Radialispulse (beidseits rythmisch? start tastbar? normokard?) - Parallel Fragen nach "Allergien oder Vorerkrankungen/Operationen?" (SAMPLER - A + P) + Fragen nach "Medikamente, Alkohol/Schwanger..." (SAMPLER - M + R) - Parallel nach Atmung schauen (Af, regelmäßig, suffizient, tief?)
- pDMS: Recap < 2sec
- pDMS: Sensorik (Über Handrücken streichen)
- pDMS: Motorik (Kreuzgriff, gleichzeitige Kontrolle auf Apoplex)
- Hauttemperatur/- farbe
D
- DMS untere Extremität: Pulse tasten, Über Beine Streichen, mit Zehen wackeln
- Pupillenkontrolle (mittelweit? Isokor? Lichtreagibel? Glasauge/Kontaktlinsen?)
- "Restliche 4-Fache Orientierung":
- Wer: "Wie alt sind sie?
- Wo: "Wo sind wir gerade?"
- Wann: "Welcher Tag, wie viel Uhr?"
- GCS erheben gleichzeitig "Wann letzte Mahlzeit, Toilette, Periode?" (SAMPLER - L)
E
- FAST durchführen
- kompletter Bodycheck mit OPQRST
- Reevalutation Vitalparameter
In diesem Beispiel geht es dem Patienten einwandfrei. Falls nun ein A-/B-... Problem im Freien auftauchen würde, würde ich das dann bestmöglich folgendermaßen beheben:
c: Abdrücken und Hochlagern, notfalls abbinden
Spinaltrauma: Kopf festhalten, möglichst wenig bewegen
A: Seitenlage, Umdrehen, Esmarch, (Bienenstich kühlen)
B: Lippenbremse beruhigen etc, OK-Hoch
C: Schocklage
D: Zucker geben
E: Wärmeerhalt
Sehr gerne dürft ihr Maßnahmen, die man draußen durchführen kann, weiter aufzählen!
Danke!
4 Antworten
Puh ... Das ist wirklich ein längerer Text...
Ich glaube wie meine erfahrenen rettungsdienstlichen Vorredner auch, du hast eventuell den Sinn des cABCDE nicht ganz richtig verstanden. cABCDE ist ein Abfragekatalog, um in einer sinnvollen Reihenfolge lebensbedrohliche Zustände herauszufinden. Es ist kein Handlungskatalog, was man machen soll, wenn irgendwas kaputt ist und es dient nicht der Diagnosefindung.
Beispiel: Es ist im cABCDE egal, ob der Patient ein spinales Trauma hat, auch wenn es sicherlich ein C-Problem machen kann. Es geht einfach nur darum festzustellen, ob er ein C-Problem hat. Verstehst du den Unterschied? Es ist auch egal, ob der Patient Allergien hat - es geht nur darum, ob er ein A-Problem durch zuschwellende Atemwege hat. Der Grund ist egal...
Damit will ich übrigens nicht sagen, dass deine Überlegungen nicht richtig oder gut sind. Im Gegenteil sind sie bis auf einige Ausnahmen ganz gut durchdacht. Auf diese Ausnahmen gehe ich jetzt aber mal im einzelnen nicht ein, da ich ja deine Einschätzung zum cABCDE insgesamt auf ein anderes Gleis haben möchte... ;-)
Fazit: Du machst dir einfach zu viele Detailgedanken. Im Prinzip solltest du dir bei deinen Überlegungen zwei Gedanken zu Eigen machen:
- Keep ist safe, keep it simple
- treat first what kills first
Deutlich formuliert: Mach die nicht so unfassbar viele Gedanken über irgendwelche Details. Erst recht nicht, wenn du wie du sagst medizinisch noch nicht ganz so weit bist. Mein cABCDE-Schema für dich sähe aus wie folgt:
- Vorstellung vielleicht wenn es passt mit zwei Worten, kann nicht schaden, aber vergiss besondere Reihenfolgen, irgendwelche Regeln mit W oder was weiß ich. Die Vorstellung ist kein Teil des cABCDE und man darf durch so etwas sicher keine Zeit verlieren.
- c: Blutet der Patient irgendwo kritisch? Dann beheben! (FÜR NICHTS ANDERES IST DAS KLEINE c DA!)
- A: Ist der Atemweg frei und kann Luft rein und raus? In den Mund schauen nach Fremdkörper, komisches Röcheln hörbar, Einziehungen am Thorax zu sehen? Verletzungen des Halses?
- B: Atmung ausreichend? Ist der Patient blau oder nicht, hat er dolle Atemnot, wenn du auskultieren kannst, gehört das auch hier hin, ebenso wie so Spezialsachen wie Trachealverschiebung, pendelnde Atmung, saugende Brustwunden oder hautemphysem. Aber Vorsicht: diese Befunde sind auch für Profis schwer zu erheben und kosten relativ viel Zeit - während der Patient die ganze Zeit Atemnot hat
- C: Ist der Kreislauf ausreichend: Peripherer Puls tastbar: ja, RR dann meist >70, nicht tastbar: schlecht. (Wie oben schon erwähnt ist der Grund völlig wumpe, Hauptsache es wird erst mal gehandelt). reCap Zeit kann man auch gut bestimmen, um ein drohendes Schockgeschehen zu erahnen
- D: Ist der Patient aufgrund neurologischer Ausfälle akut bedroht? Das ist einfach: Ist er noch halbwegs ansprechbar oder nicht? Wenn ja - alles gut, wenn bewusstlos: schlecht. Die Sensorik oder ein FAST für die Schlaganfall-Diagnostik sind hier irrelevant. Das einzige, was dazu gehört, ist der Blick in die Pupillen, um eine großer Differenz zu finden sowie eine Zuckerkontrolle.
- E: Gibt es was an der unmittelbaren Situation, das den Patienten umbringen kann? Liegt er nackig auf eiskalter Straße? Liegt er mit dem Gesicht in Benzin? Kam da gerade ein Funke aus der Stromleitung?
gehandelt wird unmittelbar in dem jeweiligen Problemfeld und nach Befund. Hast du bei c ein Problem mit spritzender arterieller Blutung, mach einen Druckverband, bevor du zu A gehst. Hast du ein A-Problem durch Fremdkörper, hol ihn raus, bevor du zu B gehst. Hast du ein B-Problem, kannst aber wenig dagegen tun, weil die das Equipment fehlt (Punktion eines Pneu oder Intubation dürfte kaum zu eurem normalen Repertoire gehören), also mach das, was du kannst: beengende Kleidung öffnen, Fenster auf, Wenn du hast hochdosiert Sauerstoff, dann zu C. Wenn du bei C ein Problem hast, wäre Infusion das Richtige, was du nicht darfst. Also Beine hoch und ab zu D: Bewusstlos: Seitenlage. Alles andere: Abwarten und Kontakt halten - bei unterschiedlich großen Pupillen Kopf hoch, wenn C es zulässt. Blutzucker bestimmen! E: Ist der Patient kalt, dann in eine Decke. Jedenfalls meinetwegen - das ist für eine Ersteinschätzung nach cABCDE schon recht umfangreich. Statt die Maßnahmen selbst durchzuführen, kannst du übrigens auch deinen Teampartner damit beauftragen und selbst in der Diagnostik weiter machen.
So sollte es meiner Meinung nach sein. Wenn man dann einmal diese schnelle Variante zur Absicherung der wichtigsten Funktionen hinter sich hat und stabilisierend tätig werden konnte, wo nötig, kann man sich im secondary survey, also der zweiten Sichtung, mit etwas mehr Genauigkeit einzelnen Faktoren widmen, wenn nötig - und hier mag dir dein sehr ausgefeiltes Schema, was weit über deinen Ausbildungsstand hinaus geht, durchaus gute Dienste leisten.
Nochmal: das cADCDE dient der schnellen Überprüfung und Behebung lebensbedrohlicher Zustände, nicht der Diagnostik der Ursache dahinter.
Okay, ich arbeite mal der Reihe nach ab.
Mein Schwerpunkt lag hierbei auf "führender Helfer" (Helfer 2 würde dann die Messgeräte wie EKG/Blutzucker... anschließen)
Einem Schema wie cABCDE ist es sch...egal, wer welche Maßnahme durchführt. Das Schema gibt nur die Prioritäten vor! Und, das möchte ich anmerken: Für potentiell kritische Fälle. Nicht für den Patienten, der sich mit nem Papier am Finger geschnitten hat.
Du kannst dir das cABCDE eigentlich auch so runterschreiben:
- Priorität: Der Patient darf nicht verbluten.
- Priorität: Die Atemwege müssen offen sein.
- Priorität: Der Patient muss oxygeniert sein.
- Priorität: Es muss einen ausreichenden Kreislauf geben.
- Priorität: Finde heraus, ob es ein neurologisches Problem gibt.
- Priorität: Alles weitere.
Das cABCDE ist also keine Anleitung, was du mit jedem Patienten machen sollst. Sondern es ist eine Gedankenstütze über deine Prioritäten, wenn es aufgrund des Patientenzustands hektisch wird und du den Überblick behalten musst.
Vorstellung
Es ist schön, wenn du dich dem Menschen vorstellen kannst. Allerdings solltest du dir spätestens während der Vorstellung einen Überblick verschaffen, wie es dem Menschen geht. Wenn es z.B. einen Punkt bei "c" abzuarbeiten gibt, hast du schlichtweg nicht die Zeit, dir noch irgendeine Geschichte anzuhören. Das heißt, dass zumindest eine kleine cABC-Evaluation nach dem Motto "keine Atemgeräusche, hat genug Luft zum Sprechen, nicht blau angelaufen, offenbar ein sinnvoller Kreislauf vorhanden" stattfinden.
Die Qualifikation würde ich weglassen bei der Vorstellung. Otto Normalbürger hat keine Ahnung, was der Unterschied zwischen einem Sanitäter und einem Notfallsanitäter ist.
Auch deine orientierenden Fragen (die übrigens zum Punkt D gehören) und erst recht der SAMPLER dürfen dein cABCDE nicht verzögern!
c
bezieht sich ausschließlich auf kritische Blutungen. Es geht hier um die Frage, ob ein Druckverband, manueller Druck oder gar ein Abbinden notwendig ist, damit der Patient nicht während der weiteren Punkte verblutet. Der Punkt c ist also quasi automatisch abgehakt, wenn der Patient nicht in einer Blutlache sitzt/liegt.
Die Atemwege werden erst bei A betrachtet und die Wirbelsäule bei D.
Kontrolle Mund-Rachen-Raum (Atemwegsverlegung? trockene Schleimhäute...)
Das ist Punkt A, den du in deiner Auflistung übrigens vergessen hast.
Dabei geht es aber nicht um trockene Schleimhäute, denn die behindern den Luftstrom nicht. Es geht wirklich allein um die Frage: Kann Luft rein und raus gehen? Und wenn nicht, ist natürlich eine Handlung erforderlich, um dies zu ermöglichen. Sprich: Kopf überstrecken, Seitenlage, Guedeltubus, Larynxtubus oder gar Intubation. Je nach Notwendigkeit, Qualifikation und Equipment. Absaugen ist übrigens auch eine wichtige A-Maßnahme.
Atemgeräusche gehören übrigens auch zum Punkt A, da sie Hinweis auf eine Aspiration, ein Bolusgeschehen, halb zugeschwollene Atemwege und dergleichen sind.
B
Befasst sich tatsächlich damit, ob das Blut gut mit Sauerstoff gesättigt wird (nachdem die Atemwege jetzt sicher offen sind!). Richtig, hier schaust du nach einer Zynanose, einer SpO2... Und überlegst dir, ob der Mensch Sauerstoff benötigt.
C
Hier geht es nicht darum, ob der Mensch Allergien hat, Medikamente nimmt und ob er Gefühl im großen Zeh hat (DMS). Es geht allein darum, ob der Sauerstoff, den das Blut in der Lunge aufnimmt, sicher und sinnvoll im Körper verteilt wird. Sprich, allein um die Sicherstellung eines suffizienten Kreislaufs.
Du schaust hier nach der Rekap-Zeit, fühlst den Puls (wenn am Handgelenk tastbar, ist der Blutdruck für die meisten Fälle ausreichend) und misst, wenn du die Zeit dafür hast, den Blutdruck.
D
Hier geht es grundsätzlich um die Frage, ob der Patient aus neurologischen Gründen kritisch ist oder es vielleicht wird. Es geht nicht darum, an jeder Extremität eine DMS durchzuführen, sondern du willst zügig herausfinden, ob ein SHT in Betracht kommt.
Aber ja, hier schaust du in die Pupillen, fragst die Orientierung ab, erhebst ggf. eine GCS (überlege dir vorher, was du mit dieser Zahl dann anfängst)... Wichtig wäre hier noch der Blutzucker, gerade wenn der Patient neurologisch auffällig ist. Ist peinlich, wenn man mit V.a. Schlaganfall in die Klinik fährt, obwohl Opi nur nen Unterzucker hat und längst wieder auf beiden Füßen stehen könnte.
Letzte Mahlzeit, Toilette, Periode... interessiert hier alles nicht. Wie gesagt, du willst eine Gedankenstütze für potentiell kritische Fälle. Nicht, wenn du gerade den Termin beim Hausarzt ersetzt.
FAST durchführen
Ein klassischer Punkt für's D. Warum hast du es beim E stehen?
E
Richtig, hier kannst du nach Schmerzen fragen. Aber ein OPQRST ist eigentlich nur dann relevant, wenn die Ursache für die Schmerzen unklar ist (z.B. Einsatz wegen unklarer Bauchschmerzen). Bei einem poltraumatisierten Motorradfahrer wirst du nicht wirklich nachfragen, wann alles angefangen hat, wehzutun.
Hier geht es auch um den Wärmeerhalt, das Entkleiden, die Abschirmung vor Publikum... E ist der letzte Punkt deiner Prioritätenliste, das ist quasi der Punkt "und jetzt kannst du dich um alles andere kümmern".
Reevalutation Vitalparameter
Das ist nicht Punkt E, sondern das tust du ständig. Du solltest regelmäßig und insbesondere dann, wenn sich der Zustand verändert, ein schnelles ABCDE abarbeiten: Sind die Atemwege noch frei? Ist die Sättigung noch gut? Ist der Keislauf noch gut? Hat sich neurologisch was verändert?
In diesem Beispiel geht es dem Patienten einwandfrei.
Das ist normalerweise das Ergebnis eines cABCDE-Schemas. Nicht der Ausgangspunkt. Es liefe so in etwa: "Ich sehe nicht viel Blut, du sprichst mit mir, dein Radialispuls ist gut tastbar, du bist voll orientiert und frierst nicht. Okay: Warum sind wir hier?".
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Wie gesagt: Das cABCDE ist kein Handlungsschema. Es ist eine Prioritätenliste, bzw. eine Gedankenstütze bezüglich der Prioritäten. Damit du eben nicht anfängst, nach der letzten Periode zu fragen, wenn sich die Patientin die Radialisarterien aufgeschnitten hat und zwei Druckverbände braucht. Oder damit du nicht anfängst, den Motorradfahrer zu entkleiden und nach Verletzungen zu suchen, solange er bewusstlos ist und das Kinn auf dem Brustbein liegt.
Sobald du dich mit dem Menschen normal unterhalten kannst und der Kreislauf in Ordnung ist, bist du eigentlich komplett raus aus dem cABCDE. Dann kommen Punkte wie SAMPLER und OPQRST.
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Im Rettungsdienst kommt man gar nicht so häufig in die Verlegenheit, einen potentiell kritischen Patienten zu sehen. Wir haben doch viele Bagatelleinsätze. Hier wende ich das cABCDE gar nicht erst an, da es sich in solchen Fällen ohnehin nach zwei Sekunden anschauen erledigt hat.
Ich wende es dann nur wieder im Einsatzprotokoll an: Als Gedankenstütze, damit ich beim grundsätzlichen Patientenzustand nichts vergesse. Einfach kurz: "Atmung frei und ohne Nebengeräusche, keine Zyanose, keine Dyspnoe. Radialispuls gut tastbar, regelmäßig, normofrequent. Patient in allen Qualitäten voll orientiert, bewegt alle Gliedmaßen, keine Gangunsicherheit." (Messwerte werden separat eingetragen).
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C: Schocklage
Achtung: Nur dann, wenn du dir sicher bist dass es kein kardiales Problem gibt! Besteht das Kreislaufproblem z.B. in einem Herzinfarkt, kann die plötzlich vergrößerte Vorlast genau das sein, was das Herz vollends überfordert und damit einen Kreislaufstillstand provoziert.
Ich persönlich wende die Schocklage nur dann an, wenn ich mir sicher bin dass es ein Volumenproblem gibt. Also entweder ein echter Mangel (Exikose, Blutung) oder ein Verteilungsproblem (z.B. anaphylaktischer Schock...).
Trotzdem hätte ich noch einige Dinge, bitte fühle dich dadurch nicht gekränkt oder Ähnliches. Das ist nur die Meinung eines "erweiterten Ersthelfers" ;).
Keine Sorge, ich mag solche Diskussionen und erkläre gerne!
Ich habe noch immer den Eindruck, dass du nicht verstanden hast, worum es beim cABCDE denn geht.
Es geht nicht darum, herauszufinden was denn der Patient für ein Problem hat, oder was er nebenbei noch für Problemchen hat! Sondern es geht wirklich darum, beim kritischen Patienten zu priorisieren, was ihn am schnellsten umbringt und daher auch am schnellsten bearbeitet werden muss.
Es geht nicht darum, welche Symptome er hat. Es geht nicht darum, zu einer Verdachtsdiagnose zu kommen. Sondern es geht beim cABCDE allein darum, das Überleben des Menschen zu sichern.
aber ich persönlich bin der Meinung, dass es praktischer ist beispielsweise während der Atemwegsbetrachtung nicht nur auf Fremdkörper/Zungenbiss, sondern auch auf andere Dinge wie trockene Schleimhäute etc. zu achten.
Dann geht deine Meinung leider gegen den Grundgedanken des cABCDE-Schemas.
Wie gesagt: Bei Punkt A geht es allein darum, ob Luft rein und raus geht. Weil eine Blockierung der Atemwege den Patienten in wenigen Minuten umbringen kann. Und dafür, dass Luft rein und raus geht, ist der Zungenbiss genauso irrelevant wie trockene Schleimhäute. Man kann auch mit Zungenbiss und mit trockenen Schleimhäuten gut Luft bekommen (oder eben nicht). Darum kann man sich also kümmern, wenn man weiß dass der Patient die nächsten paar Minuten überleben wird.
Das wäre doch viel effektiver als bei D wieder zu fragen "Kann ich vielleicht noch mal in Ihren Mund schauen?"
Ich wüsste nicht, warum ich bei D in den Mund schauen sollte. Was genau sagt mir eine Inspektion des Mundraums darüber, ob der Mensch ein akut bedrohliches neorologisches Problem hat?
Aber uns wurde beigebracht, dass es "fantastisch wäre" während dem cABCDE-Schema gleichzeitig auch SAMPLER durchzuführen, (solange es natürlich keine Lebensrettenden Maßnahmen verzögert).
Dann hat der Ausbilder das cABCDE nicht verstanden.
Die Zeit, dich um einen SAMPLER zu kümmern, hast du wenn das cABCDE abgeschlossen ist. Also wenn du weißt, dass dein Patient nicht verblutet, anständig Luft bekommt, einen intakten Kreislauf hat und neurologisch einigermaßen in der Spur ist.
Sobald es im cABCDE irgendeinen Handlungsbedarf gibt, ist dir der SAMPLER komplett egal, bis du sicher bist dass dein Patient weiterlebt.
Während ich zum Beispiel den Radialispuls taste oder in die Pupillen leuchte, wäre es doch eine Verschwendung von wertvollen Sekunden NICHT nach Vorerkrankungen etc. zu fragen?
Es wäre eine wertvolle Verschwendung von Sekunden, wenn du dich schon mit Voerkrankungen befasst, obwohl du noch nichtmal weißt ob dein Patient überhaupt bei Bewusstsein ist. Bitte nicht vergessen: Für die Punkte c, A, B und C ists erstmal vollkommen egal, in was für einem Bewusstseinszustand sich der Mensch befindet. Das überprüfst du erstmal bei D.
Aber wie gesagt ging es hier um eine Untersuchung eines unkritischen Patienten.
Wie gesagt: Beim unkritischen Patienten ist das cABCDE nicht relevant, bzw. wird in drei Sekunden abgehakt. Das cABCDE ist eine Gedankenstütze, was die Prioritäten beim kritischen Patienten sind.
Du kannst also eigentlich sagen: Entweder unkritischer Patient, oder cABCDE.
Ich kann mich also nicht auf meine "Jahrelange Patientenerfahrung" stützen, sondern möchte lieber damit beginnen ganz stur ein Schema auswendig zu lernen, dass ich theoretisch bei allen Patienten anwenden könnte und dadurch auch nichts vergessen würde.
Das ist leider eine illusorische Vorstellung. Weil du mit jemandem mit eingerissenem Fingernagel und akuter Einsamkeit (plakativ) zwangsweise anders umgehst, als mit jemandem, der aus großer Höhe gestürzt ist und gerade das Atmen aufhört.
Das cABCDE ist für ersteren Fall vollkommen irrelevant. Für letzteren Fall ist es eine wertvolle Gedankenstütze, was am wichtigsten ist. Also kritische Blutverluste, Atemwege, Sauerstoffversorgung, Kreislauf, Neurologie. Es ist dir in diesem Fall vollkommen egal, ob der Mensch trockene Schleimhäute hat.
Verabschiede dich bitte von der Idee, ein Ablaufschema für alle Fälle zu haben. Das macht keinen Sinn.
Zudem haben wir soweit gelernt, dass es immer einen "führenden Helfer" gibt, die Haupt-Ansprechperson des Patienten
Ja, und es wird in San-Lehrgängen gern so vermittelt, als wäre das absolut unumstößlich. Finde ich schade.
Natürlich sollte es einen "Gesprächsführer" geben. Aber das ist nicht zwangsweise der höher qualifizierte und nicht zwangsweise der, dem alles angereicht wird.
Ich bin z.B. RS, fahre auf dem RTW aber recht häufig bei. Dann führe ich das Gespräch mit dem Patienten, kläre ihn über Maßnahmen auf, erkläre was wir mit ihm machen... aber die Verantwortung trägt der NFS, der eben das Monitoring anschließt, den Zugang legt, ggf. ein Medikament gibt. Wenn nötig, arbeite ich ihm zu, während ich mit dem Patienten spreche.
Bei kritischen Fällen verschwimmt das noch weiter. Wer zuerst am Kopf ist, hält die Nuss und wer am nächsten an der Brust ist, fängt an mit Drücken. Ich finde es extrem nervig, wenn bei Übungen Verzöägerungen eintreten, weil einer sagt "aber du bist Helfer 1, und mit Drücken muss Helfer 2 anfangen..." Das gibt nur Verzögerung!
ok Danke! Ich habe jetzt mal mein Schema ein wenig mit eurer Hilfe überarbeitet. Bitte wieder kritisch bewerten! :)
Vorstellung
Wie heißen Sie denn? (Wer? 4-Fach)
Wo Schmerzen? (SAMPLER - S)
c: Spinaltrauma? Kritische Blutung?
A+B:
"Bekommen Sie gut Luft?"
Zyanose, gestaute Halsvenen, Tracheaverschiebung?
C:
Radialispulse tasten - beidseits rythmisch, tastbar, normfrequent?
Recap
Kreuzgriff (+ Temperatur)
D:
Pupillen: mittelweit, isokor, lichtreagibel
4- fache Orientierung: Alter, Ort, Tag/Uhrzeit
Okay, momentan unkritischer Patient. Dann jetzt:
Was ist genau passiert? (4- Fach Was?)
Seit wann?/Wie kam es dazu? (SAMPLER - E)
A: Kontrolle Mund-Rachen-Raum - Zungenbiss, Atemwegsverlegung, Schwellungen, trockene Schleimhäute?
B: Auskultation/Inspektion der Lunge - Beidseits vesikuläres Atemgeräusch
C: Radialispulse tasten -
Hf auszählen
Af auszählen
gleichzeitig Fragen: „Allergien oder Vorerkrankungen/Operationen?“ (SAMPLER - A + P)
„Medikamente oder Alkohol/Schwanger…?“ (SAMPLER - M + R)
Sensitivität: Streichen über Handrücken
D:
periphere Pulse tasten + Sensorik + Motorik
GCS gleichzeitig: Letzte Mahlzeit...
FAST
E: kompletter Bodycheck mit OPQRST
Sollte ich irgendetwas tauschen? Was habe ich vergessen?
Sollte ich wirklich zwei mal den radialispuls tasten?
Sollte ich den Bodycheck zu beginn des "Secondary Survey" machen? (Also parallel)
Vielen Dank :) - Ihr helft mir wirklich sehr!
Ich habe immer noch das Gefühl, dass du die Idee hinterm ABCDE immer noch nicht verstanden hast.
Es geht beim ABCDE allein darum, sicherzustellen dass der Mensch die nächsten 5 Minuten überlebt!
Wenn du wirklich am ABCDE bist, dann läuft die Vorstellung nebenbei. Moin, ich bin der Reddi, wir helfen Ihnen. Vorher hast du schon gesehen ob der Mensch in ner Blutlache liegt und ob er blau angelaufen ist. Eine grobe Beurteilung des Bewusstseinszustands schaffst du auch auf dem Weg zwischen Zimmertür und Patient. Atmung grob beurteilen und nach dem Puls tasten geht, während du sprichst.
Wo Schmerzen? (SAMPLER - S)
Schmerzen sind fürs Überleben vollkommen irrelevant, haben also weder vor, noch im ABCDE was zu suchen. Und du wirst ja wohl kaum nen Menschen nach seinen Schmerzen fragen, bevor du sichergestellt hast dass er Luft bekommt.
c: Spinaltrauma?
Ich verstehe nicht, warum du immer das Spinaltrauma im c drin hast. Das beeinträchtigt die direkte Überlebensfähigkeit des Patienten nicht. Und wie willst du es ermitteln oder gar etwas dagegen tun, wenn du noch nichtmal geschaut hast ob der Mensch überhaupt Luft bekommt?
Damit wir uns richtig verstehen: Dass das c vor dem A kommt, bedeutet dass du bei einem Motorradfahrer mit teilamputiertem, stark blutendem Bein zuerst dieses abbindest, bevor du überhaupt an den Kopf gehst, den Helm runter nimmst oder nach dem Bewusstsein schaust.
A+B:
"Bekommen Sie gut Luft?"
Zyanose, gestaute Halsvenen, Tracheaverschiebung?
Ggf. Kopf überstrecken und den Menschen auf die Seite legen. Klassische A-Maßnahme beim Bewusstlosen. Sehr viel wichtiger als gestaute Halsvenen (von denen du nicht weißt, ob sie jetzt neu oder schon seit 10 Jahren vorhanden sind!).
Außerdem: Welche Konsequenz hat es, wenn du gestaute Halsvenen und ne verschobene Trachea siehst? Nicht überlegen welche Erkenntnis du daraus ziehst, sondern welche Handlung es nach sich zieht. Wenn du darauf nicht explizit reagieren kannst, nützt dir die Info nichts... also spare dir die Zeit lieber, die es braucht sowas zu untersuchen.
C:
Radialispulse tasten - beidseits rythmisch, tastbar, normfrequent?
Recap
Hautfarbe nicht vergessen! Wenn das Gesicht rosig ist, kommt wahrscheinlich genug Blut im Schädel an. Vergiss bitte nicht, dass der Radialispuls nur bei einem systolischen Blutdruck über ca. 90 mmHg zu tasten ist. 80-90 mmHg reichen aber für ein gesundes Gehirn vollkommen aus, wenn der Patient liegt.
Kreuzgriff (+ Temperatur)
Hat nichts mit C zu tun. Außerdem mal wieder die Frage, welche Info ziehst du da raus.
D:
Pupillen: mittelweit, isokor, lichtreagibel
Viel wichtiger: Ist der Mensch denn bei Bewusstsein?
Okay, momentan unkritischer Patient.
Ich würde eher sagen: Okay, bisher sehe ich nichts was den Menschen sofort umbringt. Du hast jedoch noch keine solchen Probleme wie Aortendissektion, Polytrauma, Herzinfarkt, Lungenembolie usw. erkannt oder gar behoben. Das alles ist automatisch ein kritischer Patient, der sich jederzeit massiv verschlechtern kann, bis zuim Kreislaufstillstand.
Bei der Abfrage von Notfallgeschehen, Symptomen und aktuellen Befinden würde ich nicht mehr nach ABCDE gehen. Du merkst selbst, dass du dich dabei verzettelst. Hier ist dann der SAMPLER und ggf. OPQRST (jeweils dann auch ohne was anderes dazwischen) gefragt. Wenn du mal hier den einen Buchstaben und dort mal nen anderen abarbeitest, kannst du dir diese Schemata auch komplett sparen.
Also wirklich den SAMPLER abarbeiten und danach "Beschreiben Sie mir Ihre Bauchschmerzen nochmal genauer. Wann ging das denn los?" und den OPQRST abarbeiten, wenn es denn Schmerzen gibt deren Qualität zu ermitteln ist.
Ich wüsste auch nicht, warum ich bei einem kerngesunden jungen Menschen mit gebrochenen Sprunggelenk nach Fahrradunfall einen FAST-Test machen oder die Mundschleimhäute beurteilen sollte. Höchstens, wenn die Ursache für den Unfall unklar ist und da z.B. ein neurologisches Geschehen im Raum stünde.
Sollte ich irgendetwas tauschen? Was habe ich vergessen?
Ich bleibe dabei, dass es keinen Sinn macht, ein einziges Schema für alle Menschen haben zu wollen.
Bei einem 16jährigen Azubi, der mit dem Arm in einer Maschine steckt und wo unten das Blut im Rinnsal raus läuft, gehst du zwangsweise anders vor als bei der 90jährigen, die sich etwas unwohl fühlt und wo das Blutdruckmessgerät sagt "konsultieren Sie Ihren Arzt".
Sollte ich wirklich zwei mal den radialispuls tasten?
Dann, wenn du annimmst dass sich da was verändert haben könnte. Was ja allein auch z.B. durch eine Wartezeit von ein paar Minuten der Fall sein kann.
Sollte ich den Bodycheck zu beginn des "Secondary Survey" machen?
Je nachdem, wie dringend er ist. Beim Radfahrer, der mit 80 km/h vom Auto aufgeladen wurde, habe ich es damit eiliger als bei der Oma, die sich nicht mehr halten konnte und langsam am Türrahmen runter gerutscht ist. Und bei ner handelsüblichen Kreislaufschwäche ohne Sturzgeschenen sehen ich gar keinen Grund dazu.
Hi,
eigentlich hat RedPanther schon alles wesentliche gesagt, daher beschränke ich mich mal nur auf Ergänzungen.
Sei mir nicht böse - es entsteht einfach erstmal der generelle Eindruck, dass dir Sinn und Zweck des cABCDE (oder xABCDE) nicht so ganz geläufig ist. So werden Maßnahmen unter den eigentlich geordneten Punkten durcheinandergewürfelt.
cABCDE dient zu einer Sache - die Probleme des Patienten identifizieren und behandeln, die ihn zuerst umbringen werden. Mehr nicht. Und spätestens hier sollte auffallen, dass die gestörte Sensibilität im linken großen Zeh erstmal vollkommen belanglos ist.
Da ich (für meinen medizinischen Wissenstand) kein passendes cABCDE Leitschema gefunden habe
Das mag daran liegen, dass es nur ein cABCDE gibt - und das reicht vom SAN bis zum Notarzt. Egal, wer führt. Eigene Schemata für SAN, RS die kurz dabei sind, RS die länger dabei sind, RS die nur KTW fahren, ... würde den Sinn eines qualifikationsübergreifenden Schemas auch ad absurdum führen.
Das Einzige, was sich jeweils unterscheidet, sind der Umfang der möglichen Untersuchungen und Maßnahmen.
Vorstellung
...sollte situationsgerecht erfolgen. Und sollte zudem für einen Ersteindruck genutzt werden - wenn man es in dem Umfang wie geschildert durchführen kann, wird man feststellen: der Patient sitzt nicht in einer Blutlache, er kann reden, er ist nicht zyanotisch und er kann in ganzen Sätzen reden -> kein c, kein A, kein B. So lehren es auch Kurskonzepte wie ATLS.
Der Knackpunkt ist: durchführen kannst Du es in der Form nur, wenn der Patient unkritisch ist.
Anamnese
Nach dem cABCDE. Vor und währenddessen und wild verteilt führt entweder zur Ablenkung, zu verzögerten Maßnahmen oder dazu, dass die Hälfte vergessen wird.
SAMPLER-vor-ABCDE: für kritsche Patienten ungeeignet.
Empfehlungen
Schau dir den grundsätzlichen Aufbau des cABCDE noch einmal an. RedPanther hat es in seiner Antwort schon sehr gut zusammengefasst. Wenn der Sinn erfasst wurde, wird das "Lernen" auch leichter Fallen.
cABCDE (oder xABCDE) ist kein Dogma und in der Praxis auch meist keine Schritt-für-Schritt-Handlungsanweisung. Die Möglichkeit, damit die Situation zu reevaluieren und zu schauen, ob etwas im Rahmen des Erstangriffs vergessen wurde, ist auch eine Option (als "follow up").
Thema Maßnahmen: keep it simple - und zwar auf die Maßnahmen beschränkt, die Du auch 1) sicher durchführen und 2) aus denen Du eine therapeutische Konsequenz ableiten kannst.
Ob die Auskultation mit richtiger Einordnung der Atem(neben)geräusche bei einer gesamten Ausbildungsdauer von 80 h dazugehören sollte, wenn schon RettSan damit Probleme haben, lasse ich mal dahingestellt.
LG
Hey, danke auch dir für die Hinzufügungen und Informationen. Auch sehr hilfreich!
Trotzdem hätte ich auch bei dir einige Punkte, sei mir bitte auch nicht böse. Aus mir spricht nur der "Laie". Also warte nicht mich zu korrigieren oder zu verbessern! ;)
Sei mir nicht böse - es entsteht einfach erstmal der generelle Eindruck, dass dir Sinn und Zweck des cABCDE (oder xABCDE) nicht so ganz geläufig ist.
Ok
cABCDE dient zu einer Sache - die Probleme des Patienten identifizieren und behandeln, die ihn zuerst umbringen werden.
Die Möglichkeit, damit die Situation zu reevaluieren und zu schauen, ob etwas im Rahmen des Erstangriffs vergessen wurde, ist auch eine Option (als "follow up").
Das habe ich soweit verstanden. Trotzdem kann ich, wie im Kommentar zu RedPanther auf keine langjährige medizinische Erfahrung zurückblicken, sondern nur auf ziemlich viel Theorie und zwei Hände voll Patienten, von denen gerade mal 2 kritisch waren. Ich habe deswegen das cABCDE-Schema wohl ein bisschen zu meinen Zwecken missbraucht, und Dinge untergebracht, wie zum Beispiel:
gestörte Sensibilität im linken großen Zeh
Die ich möglichst nicht im Eifer des Gefechts vergessen möchte. Eventuell könnte sich der vermeintlich grüne Patient doch als ein roter Patient entpuppen? - Und so etwas möchte ich unter allen Umständen verhindern ;).
Das mag daran liegen, dass es nur ein cABCDE gibt
Da muss ich dir leider widersprechen. Im Laufe meiner gesamten medizinischen Karriere :) habe ich bereits ein anerkanntes "Schulsanitäter-cABCDE-Schema" gesehen (welches wirklich auf das einfachste beschränkt wurde), ein "Notsan-cABCDE" welches Verletzungen berücksichtigt, von denen ich noch nie gehört habe, ein "Notarzt-cABCDE" - viel zu kompliziert ;), das Trauma-cABCDE, das "MANV-cABCDE"...
Sie alle kontrollieren die Hauptfunktionen, und gehen bei Beeinträchtigung noch weiter in die Diagnostik. Und genau das ist auch mein springender Punkt ;).
Das Einzige, was sich jeweils unterscheidet, sind der Umfang der möglichen Untersuchungen und Maßnahmen.
!!!
Nach dem cABCDE. Vor und währenddessen und wild verteilt führt entweder zur Ablenkung, zu verzögerten Maßnahmen oder dazu, dass die Hälfte vergessen wird.
Und das ist der Grund, warum ich mir ein Schema erstellen möchte, in dem in wirklich nichts vergesse!
SAMPLER-vor-ABCDE: für kritsche Patienten ungeeignet.
Da stimmen wir natürlich zu 100% überein. Ändern wir deinen Satz mal um:
SAMPLER-während-ABCDE
Man sollte natürlich durchaus mit kritischen Patienten kommunizieren, und anstatt alle Maßnahmen detailreich zu erläutern, könnte man doch stattdessen nach Medikamente, Vorerkrankungen etc. fragen? Das wäre doch um einiges medizinisch relevanter! (Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten, ungewöhnliche Vitalparameter...)
Ob die Auskultation mit richtiger Einordnung der Atem(neben)geräusche bei einer gesamten Ausbildungsdauer von 80 h dazugehören sollte,
Kann ich nachvollziehen, aber das Wissen beschränkt sich ja nicht auf den "Starter-Kurs". Man besucht ja immer wieder Fortbildungen.
Ich bin momentan der Meinung relativ einfach die grundlegenden Rassel/Zisch-geräusche unterscheiden zu können.
Eventuell könnte sich der vermeintlich grüne Patient doch als ein roter Patient entpuppen?
In diesem Fall muss einfach die Frage erfolgen - was könnte den Grünen zum Roten machen? Und am Ende sind das doch eher wenige Sachen.
Faustregel aus der Berufserfahrung: wenn man auf Biegen und Brechen nach dem einem Kriterium für SK I suchen muss, wird der Patient keines haben.
Da muss ich dir leider widersprechen. Im Laufe meiner gesamten medizinischen Karriere :) habe ich bereits ein anerkanntes "Schulsanitäter-cABCDE-Schema" gesehen (welches wirklich auf das einfachste beschränkt wurde), ein "Notsan-cABCDE" welches Verletzungen berücksichtigt, von denen ich noch nie gehört habe, ein "Notarzt-cABCDE" - viel zu kompliziert ;), das Trauma-cABCDE, das "MANV-cABCDE"...
Im Grunde genommen liegt allen genau ein Schema zugrunde - nämlich: behandle nach Priorität das, was den Patienten zuerst umbringt. Ob man hier nun Druckverband oder Tourniquet oder wound packing als <c>-Maßnahme nennt - vollkommen uninteressant. Blutungskontrolle, that's it.
Ob man nun die endotracheale Intubation oder die stabile Seitenlage nennt - uninteressant. Atemwege sichern. Mehr passiert nicht.
Und welche lustigen Namen man dem ganzen gibt - uninteressant. Ob man SAN oder Notarzt ist, ob man präklinisch oder im Schockraum arbeitet - uninteressant. Das Grundprinzip ist immer das Gleiche, ansonsten würde es schlicht nicht funktionieren.
Und das ist der Grund, warum ich mir ein Schema erstellen möchte, in dem in wirklich nichts vergesse!
Ziel des cABCDE ist es, kritische Patientenzustände binnen kürzester Zeit zu erkennen und zu behandeln - mehr nicht. Das "bloß nichts vergessen" und im Zweifelsfall nach Details suchen hat im Rahmen der Notfallmedizin jedenfalls im Primary Survey rein gar nichts verloren.
Man sollte natürlich durchaus mit kritischen Patienten kommunizieren, und anstatt alle Maßnahmen detailreich zu erläutern, könnte man doch stattdessen nach Medikamente, Vorerkrankungen etc. fragen?
Wenn man SAN das cABCDE beibringt (was ich nur richtig finde), sollte man es richtig machen ^^
Das erste cABCDE im Primary Survey hat einen Zeitansatz von 90 Sekunden. Verlängerung ist nur durch lebensrettende Sofortmaßnahmen zulässig. 90 Sekunden, in denen Du dein Material zusammensuchst, mit deinem Teampartner kommunizierst und ggf. Hilfe organisierst. Und da möchtest Du nebenbei noch die Anamnese machen, für die man (ordentlich ausgeführt) durchaus allein schon länger braucht?
Funktioniert nicht und bringt zunächst auch keinen Benefit. Ausnahme: beabsichtigte, notwendige Medikamentengabe - und selbst da erfolgt diese spezifisch und nur "abgespeckt".
Kann ich nachvollziehen, aber das Wissen beschränkt sich ja nicht auf den "Starter-Kurs". Man besucht ja immer wieder Fortbildungen.
Da ich selbst im Ehrenamt unterwegs bin und auch Ausbildungserfahrung mit SAN habe - in den Umfang, der sich aus der Aus- und laufenden Fortbildung ergibt, sind solche Sachen einfach nicht vernünftig drin.
Und - ebenfalls als Faustregel - mach die Maßnahmen, aus denen Du eine therapeutische Konsequenz ableiten kannst. Welchen Vorteil bringt dir die Auskultation bei einem offensichtlich dyspnoeischen Patienten? Das Ergebnis "Patient kriegt schlecht Luft, Oberkörper hoch, Sauerstoffgabe, Hilfe organisieren" bleibt in den Fällen 1) keine Auskultation, 2) Auskultation mit richtigem Befund und 3) Auskultation mit falschem Befund genau das gleiche. Es kostet aber Zeit.
ok Danke! Ich habe jetzt mal mein Schema ein wenig mit eurer Hilfe überarbeitet. Bitte wieder kritisch bewerten! :)
Vorstellung
Wie heißen Sie denn? (Wer? 4-Fach)
Wo Schmerzen? (SAMPLER - S)
c: Spinaltrauma? Kritische Blutung?
A+B:
"Bekommen Sie gut Luft?"
Zyanose, gestaute Halsvenen, Tracheaverschiebung?
C:
Radialispulse tasten - beidseits rythmisch, tastbar, normfrequent?
Recap
Kreuzgriff (+ Temperatur)
D:
Pupillen: mittelweit, isokor, lichtreagibel
4- fache Orientierung: Alter, Ort, Tag/Uhrzeit
Okay, momentan unkritischer Patient. Dann jetzt:
Was ist genau passiert? (4- Fach Was?)
Seit wann?/Wie kam es dazu? (SAMPLER - E)
A: Kontrolle Mund-Rachen-Raum - Zungenbiss, Atemwegsverlegung, Schwellungen, trockene Schleimhäute?
B: Auskultation/Inspektion der Lunge - Beidseits vesikuläres Atemgeräusch
C: Radialispulse tasten -
Hf auszählen
Af auszählen
gleichzeitig Fragen: „Allergien oder Vorerkrankungen/Operationen?“ (SAMPLER - A + P)
„Medikamente oder Alkohol/Schwanger…?“ (SAMPLER - M + R)
Sensitivität: Streichen über Handrücken
D:
periphere Pulse tasten + Sensorik + Motorik
GCS gleichzeitig: Letzte Mahlzeit...
FAST
E: kompletter Bodycheck mit OPQRST
Sollte ich irgendetwas tauschen? Was habe ich vergessen?
Sollte ich wirklich zwei mal den radialispuls tasten?
Sollte ich den Bodycheck zu beginn des "Secondary Survey" machen? (Also parallel)
Vielen Dank :) - Ihr helft mir wirklich sehr!
Bitte informiere dich über Sinn und Zweck des xABCDE-Schemas - RedPanther hat es schon in seinem Kommentar erwähnt: es ist keine 1-zu-1-Anleitung für "Wie versorge ich jeden Patienten?", und das wird es auch nie sein.
Dementsprechend hat das, was Du hier aufwendig ausarbeitest, schon mit dem Grundgedanken des xABCDE einfach wenig bis gar nichts zu tun. Und das macht das ganze Unterfangen aus meiner Sicht schon sinnfrei...
Ganz allgemein...
- Du ordnest Untersuchungen scheinbar immer noch ohne Priorität
- Du ordnest Untersuchungen zu falschen Punkten ein und
- Du nutzt Untersuchungen, aus denen Du keine therapeutische Konsequenz ableiten kannst - wichtige Basics fehlen aber
Das ist mein persönliches cABCDE-Schema:
(C) Catastrophic haemorrhage control
↳ unkontrollierte Blutung
-Druckverband -manuelle Kompression -Tourniquets -ggf. Beckenschlinge
A Airway
↳ Atmung vorhanden? Atemwege frei?
-Reklination des Kopfes -Fremdkörper entfernen -Atemwegssicherung -Stabile Seitenlage
B Breathing
↳ Atemaktivität/Atemgeräusche
-Atmungsunterstützende Lagerung -Sauerstoffgabe
C Circulation
↳ Kreislauf (Puls, Blutdruck, Rekapitalisierungszeit, innere o. äußere Blutungen?)
-immer noch (c) Problem? -> Direkt ins KH und weitere Maßnahmen während der Fahrt -medikamentöse Therapie -ggf. Beckenschlinge
D Disability
↳ Neurologischer Zustand (Bewusstseinslage, Pupillenreaktion, Blutzucker)
-Behandlung der Ursache -FAST-Schema
E Environment/Exposure
↳ Umgebung/Entkleiden (Ganzkörperuntersuchung)
-Patient komplett entkleiden und untersuchen (vor allem Stabilität von Körperegionen überprüfen)
Mal eine Frage.
Folgender Fall:
Ein Laie (männlich) muss an einem Unfallort Erste Hilfe leisten. Die Patientin hat einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Der Laie erkennt dies und beginnt daraufhin mit einer Herz-Lungen-Reanimation (30/2; nach Vorschrift). Der RTW benötigt noch ca. 15 min. bis zum Unfallort.
In meinen Erste Hilfe Kursen habe ich immer eingetrichtert bekommen, dass man den Oberkörper entkleiden soll. Wie sieht dies nun aber bei einer Frau aus. Muss man deren Oberkörper (inkl. BH) auch entkleiden? Zur Lokalisation des Druckpunktes wäre dies ja eigentlich nicht zwangsweise notwendig. Man müsste ja nur kurz den Mittelteil des BH´s verschieben. Andererseits soll es ja die Reanimation behindern. Was genau stimmt jetzt eigentlich? Könntest du mich bitte mal aufklären?
Es ist kompliziert. Also normaler Weise, sollte die Frau dann so vernünftig sein und froh sein, dass ihr jemand geholt hat. Aber leider gibt es wirklich so dumme Leute und verklagen einen dafür (ein Kollege von mir wurde auf Körperverletzung verklagt, weil er ihm bei der Reanimation die Rippen gebrochen hat, was aber völlig normal ist, kam aber nichts bei raus). Man soll Patienten sowieso nicht viel bewegen, also wird das mit dem T-Shirt ausziehen eh nichts. Also T-Shirt hoch schieben und BH würde ich sicherheitshalber an lassen, sei denn es geht nicht anders, auch wenn die Klage wahrscheinlich eh nichts bringen würde, aber so dumme Menschen gibt's leider.
Hey, erstmal vielen Dank für deine sehr informative Antwort! Es gab teilweise echt gute Punkte die ich mir merken werde, danke! :)
Trotzdem hätte ich noch einige Dinge, bitte fühle dich dadurch nicht gekränkt oder Ähnliches. Das ist nur die Meinung eines "erweiterten Ersthelfers" ;).
Wäre natürlich fantastisch, aber ich habe so etwas nicht "mal in der Hosentasche"
Jap, stimme ich die natürlich vollkommen zu. Aber du solltest auch bedenken, dass ich weder deinen Wissenstand noch deine Erfahrung nachweisen kann ;).
Ich kann mich also nicht auf meine "Jahrelange Patientenerfahrung" stützen, sondern möchte lieber damit beginnen ganz stur ein Schema auswendig zu lernen, dass ich theoretisch bei allen Patienten anwenden könnte und dadurch auch nichts vergessen würde.
Zudem haben wir soweit gelernt, dass es immer einen "führenden Helfer" gibt, die Haupt-Ansprechperson des Patienten und somit auch "Teamleiter" und einen oder mehrere "unterstützende Helfer" denen dann Aufgaben wie EKG kleben, Blutdruck messen etc. aufgetragen werden.
Natürlich dürfen auch die "unterstützenden Helfer" medizinische Dinge einwenden oder "widersprechen". Im Grunde genommen hat aber der "führende Helfer" die Entscheidungsgewalt. Ich denke mal, dass es so etwas im Rettungsdienst auch gibt?
Verstehe ich vollkommen, aber wie gesagt. Dieses Schema würde ich nur als Leitlinie benutzen. Je nachdem "bei welchem Buchstaben der Patient ein Problem hat" würde ich natürlich näher darauf eingehen.
Selbstverständlich würde ich zuerst die Blutung abdrücken, bevor ich den Patienten frage, wie es ihm geht ;)
und
Verstehe ich vollkommen fachlich medizinisch schon, aber ich persönlich bin der Meinung, dass es praktischer ist beispielsweise während der Atemwegsbetrachtung nicht nur auf Fremdkörper/Zungenbiss, sondern auch auf andere Dinge wie trockene Schleimhäute etc. zu achten.
Das wäre doch viel effektiver als bei D wieder zu fragen "Kann ich vielleicht noch mal in Ihren Mund schauen?"
Jup, das sollte definitiv nicht passieren. Aber uns wurde beigebracht, dass es "fantastisch wäre" während dem cABCDE-Schema gleichzeitig auch SAMPLER durchzuführen, (solange es natürlich keine Lebensrettenden Maßnahmen verzögert). Während ich zum Beispiel den Radialispuls taste oder in die Pupillen leuchte, wäre es doch eine Verschwendung von wertvollen Sekunden NICHT nach Vorerkrankungen etc. zu fragen? (Wobei die Frage nach der Medikation zum Beispiel auch einen besondern hohen/niedrigen Blutdruck etc. erklären könnte)
zu FAST durchführen:
Wenn ich nun einen Verdacht auf Schlaganfall habe, wäre das natürlich das erste was ich durchführen würde. Aber wie gesagt ging es hier um eine Untersuchung eines unkritischen Patienten.
Daher würde ich dann "bei Zeit auch mal" FAST bei E anwenden.