Brille mit minus Überkorrektur

6 Antworten

Das Auge ist ein „Gewohnheitstier“. Auf dauernde leichte fehlerhafte Korrektur stellt sich das Auge irgendwann ein. Wenn die fehlerhafte Korrektur jedoch zu stark ist, können Kopfschmerzen oder Schwindelgefühl die Folge sein.

Nein, Minus-Überkorrekturen führen genauso wenig zu Verschlechterungen, wie Minus-Unterkorrekturen zu Verbesserungen. Sehen kann sehr relativ sein. Manche mögen es lieber gestochen scharf (überkorrigiert), andere mögen lieber eine weichere Sicht (unterkorrigiert). Allerdings muss man hier trotzdem sagen, dass bei Überkorrektur im Endeffekt die Optimierung wieder abnimmt. Überkorrektur bedeutet ja, dass über die eigentliche Korrektur hinaus korrigiert wurde. Es geht also dann in die andere Richtung. Wird eine Kurzsichtigkeit überkorrigiert, so entsteht eine künstlich erzeugte Übersichtigkeit (und natürlich auch umgekehrt). Habe übrigens selbst die Erfahrung mit einer überkorrigierten Kurzsichtigkeit (Minus-Brille) gemacht. Am hellen Tag sieht es erstmal so aus, als ob die Kontraste stärker werden, doch es wirkt auch alles kleiner und nachts erscheinen die Lichtpunkte dunkler und unschärfer, als bei einer exakt korrigierten Brille.

Natürlich werden die Augen durch ständige Überkorrektur schlechter. Das bezweckt die gesamte Brillenindustrie und die Augenärzte. Sie empfehlen eine Brille, die etwas stärker ist als nötig. Es heißt dann: das Auge muss sich an die Brille gewöhnen. Folge: "Über"anpassung des Auges (Anpassung an die zu starke Brille), also Verschlechterung der Sehkraft. Hat die Sehkraft sich Verschlechtert, "sollst" du wieder eine Brille kaufen, die etwas stärker ist. Die meisten machen diesen Teufelskreis mit, der dann meist etwa so lange geht, wie du im Wachstum bist.

Es gibt aber eine Möglichkeit den Kreis zu durchbrechen, erfordert aber Geduld und Ausdauer. Lies mal das Buch "Ohne Brille seh ich besser" von David de Angelo. Da sind Leute, die ihre Fehlsichtigkeit durch Übungen ausgeglichen haben.

holstein 
Beitragsersteller
 26.02.2012, 14:43

Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Das mit den Übungen kann ich mir schon gut vorstellen. Dennoch wollte ich wissen ob im erwachsenen Alter sich die Augen auch an eine zu starke Brille anpassen und wie lange das dauert?

Ja, Kurzsichtigkeit kann sich u.a. durch Überkorrektur auch im Erwachsenenalter in gewissem Rahmen noch verstärken, ähnlicher Effekt wie bei viel Naharbeit. Wenn du das Auge als optisches Gesamsystem mit Linse (zzgl. Brille) und Netzhaut (in einem bestimmten Abstand je nach Augenlänge) vorstellst, versucht es eben immer eine Optimierung. Die wäre bei konkaver Überkorrektur ein Impuls zur Vergrößerung der Augenlänge. Funktioniert meines Wissens auch nach Abschluss des allgemeinen Wachstums und über längere Zeiten, also Monate und Jahre. Man wird nicht von -1 dpt auf -10 dpt kommen, aber 1-2 dpt wurden schon beobachtet. Man kennt das auch unter dem Begriff "induced myopia" - kannst ja mal googeln. Hast du Angst davor oder wärst gern kurzsichtig(er)?

holstein 
Beitragsersteller
 26.02.2012, 17:43

Habe keine Angst, und wäre auch nicht gern kurzsichtiger. Danke für Deine Antwort. Es gibt ja so viele Meinungen rund um dieses Thema.

svenbtw  26.02.2012, 18:28
@holstein

stimmt, gibt da mehr kontroverse Meinungen als Wissenschaftler. Daher meine Mischung aus eigenen Erfahrungen und halbwegs plausiblen Erklärungen.

Mich würde es interessieren wie lange diese Anpassung dauert ?