Der verlorene Zwilling - unbemerkte Zwillingsschwangerschaft
Nach neueren embryologischen Erkenntnissen gibt es bei vielen Zeugungen Doppel- und selten auch Mehrfachbefruchtungen. Die Zahlen schwanken zwischen 20% und 80%. Nur ein Viertel aller Zwillingsschwangerschaften wird auch tatsächlich mit der Geburt von Zwillingen vollendet. Rund 75% der Zwillingsschwangerschaften nicht. Während bei der einen Hälfte durch einen Abortus beide Zwillinge abgehen, endet die andere Hälfte mit der Geburt nur eines Kindes. Oft tritt der Tod bereits kurz nach der Zeugung ein. Manchmal geht das zweite Embryo mit leichten Blutungen in der Frühschwangerschaft (6.-8. Schwangerschaftswoche) ab. Ärzte oder später Hebammen wissen das oft, sehen es am Bildschirm oder sogar an den „Überesten“ bei der Entbindung, reden nicht gern darüber, um die Schwangere nicht zu beunruhigen. Wenn es im Mutterleib stirbt, wird es von der Gebärmutter resorbiert. Dieser Vorgang geht unbemerkt vor sich. Es kann aber auch später sein. Der Verlust eines Zwillingsgeschwisters ist ein traumatisches Erlebnis mit Folgen und kann gravierende psychische Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben. Eine wesentliche Folge dieses Verlusterlebnisses im Mutterleib ist das Gefühl sich nicht ganz zu fühlen. Für die Betroffenen ist es, als ob ihnen ein wesentlicher Teil fehlt. Man fühlt sich nicht „gut genug“, muss „doppelt so viel leisten“. Daraus resultieren häufig starke Leistungsorientierung und Perfektionismus. Und noch schlimmer: Nach einer Studie von Peter Pharoah, Mediziner an der Universität Liverpool über 200.000 Zwillingsschicksale lautet dessen Fazit: Stirbt ein Zwilling im Uterus, kann das für den Überlebenden tragische Folgen haben. Der vorgeburtliche Verlust eines Zwillings steigert das Risiko von Geburtsfehlern enorm. Fragen: Warum ist so etwas nahezu unbekannt? Haben die Mütter und auch später die Kinder nicht ein Anrecht zu erfahren, was da ggf. passiert ist? Wird das bei der Hebammenausbildung etwa so gelehrt?
5 Antworten
http://www.barbaraschlochow.ch/Verlorener_Zwilling/verlorener_zwilling.html
Googeln hilft hier mehr als diese Platform.
Hallo, meine Tochter 16 Jahre ist ein überlebender Zwilling. Das andere Baby ist in der Frühschwangerschaft durch starke Blutungen abgegangen. Die Ärztin hat so etwas angedeutet. Meine Tochter weiss davon nichts, aber als sie wegen Essstörungen behandelt werden musste, hat mich die Ärztin gefragt, ob sie vielleicht einen Zwilling hatte. Alles in Ihrem Verhalten deutet darauf hin.
Also meistens erfährt man davon nichts - aus gutem Grund, und auch, weil viele das gar nicht sehen.
Und was noch viel wichtiger ist: In der Natur würde man erst Recht nichts davon erfahren. Sprich, wenn das Kind noch in den ersten Stunden aufhören würde zu wachsen oder der etwas grössere Fötus von der Gebärmutter absorbiert würde, würde kein Mensch ohne moderner medizinischer Technik was davon merken und folglich würde auch niemand drunter leiden können.
Anders wäre es, wenn das zweite Kind schon grösser ist, also beispielsweise ab dem 4.Monat - dann gäbe es wahrscheinlich schon eine emotionale Verbindung zwischen beiden Kindern, die dann fehlen würde wenn das eine gehen müsste. Dies könnte tatsächlich zu einer "Leere" im Erwachsenenalter führen, was ich aber für unwahrscheinlich halte, solange die Eltern das verbliebene Kind so umsorgen, daß alle angeborenen Urbedürfnisse gestillt werden. Sprich - lange stillen, Familienbett, getragen werden statt Kinderwagen. Das sollte unter normalen Umständen zu einer inneren Sicherheit und Ruhe führen, die ausreichen müsste, einen ausgeglichenen Erwachsenen zu schaffen.
Das ist aber alles nur nackte Theorie. Man kann keinem Menschen in den Kopf schauen und man weiss auch nicht genau, warum heute viele Erwachsene diese Leere in sich spüren und ewig auf der Suche sind. Dazu kann ich Dir das Buch von Jean Liedloff empfehlen - "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück".
Ich kann nur sagen, mein letztes Baby (6 Monate alt) habe ich nur unter Hormonstimulation zeugen können. Mir war bewusst, daß es auch hätte Zwillinge werden können, doch es war "nur" ein Einling. Ok! Klar kam mir schon der Gedanke, daß da vielleicht auch noch ein Zweites gewesen ist. So, es ist nun mein Kleiner da und dieser wird mit allen Zügen genossen. Die Natur hat schon ihre Gründe, warum manche Sachen sind wie sie sind und auch Hebammen und Ärzte können den Zwilling damit ja nicht wieder lebendig machen. Die Mütter würden sich nur zu viele Gedanken machen und sich nicht aufs Wesentliche konzentrieren können. Schliesslich soll die Freude auf das eine Baby ja nicht getrübt werden.
Und sollte UNBEDINGT noch ein Baby zu uns kommen wollen/müssen, so wird es sich mit grosser Sicherheit noch irgendwann zu uns auf den Weg machen, das werden wir dann mit grosser Freude empfangen und alles ist gut :-)
Interessante Frage übrigens!
wow...das hat mich jetzt echt schockiert..ich weiß,dass ess oetwas gibt,weil es bei mir wohl der fall war. meine mutter wurde darüber informiert und sie war auch sehr betroffen, aber eben froh, das wenigstens ein kind überlebt hat. dennoch wussteich nicht, dass der prozentsatz so hoch ist und die mütter teilweise nicht informiert weden.. das ist doch furchtbar! man hat doch das recht darauf,zu erfahren,was da passiert ist und auch, was das für folgen habenkann. ich kann mir nur vorstellen, dass man es der schwangeren frau nicht sagt, um einen erhöten stressleel und das risiko einer fehlgebuirt nicht zu riskieren.
Also,mein Gynäkologe hat mir schon gesagt,dass da zwei wären,aber einer war viel kleiner als der andere Fötus. Mein Arzt hat mir erklärt,das gäbe es öfter und der kleinere würde mit Sicherheit abgehen. Der Arzt hatte keine Probleme das zu erklären. Ich hatte aber auch keine Probleme damit.
Und ich mein,was ich nicht weiß,macht mich nicht heiß. Und seine eigene Unvollständigkeit soll doch bitte nicht auf den toten Zwilling geschoben werden. Dann haben ja drei Viertel der Bevölkerung das Gefühl,nicht ganz zu sein.
Ok, klar kann man das so sehen. Bei uns ging es um unseren Pflegesohn, bei dem ziemlich sicher sein toter Zwilling in einer Familienaufstellung bei einer Kinesiologin identifiziert wurde. Beide standen sich sozusagen "auf den Füßen". Das sorgte bei ihm unbewusst für Stress, der sich jetzt wirklich gelöst zu haben scheint.
Ich hab genug dazu gegoogelt. Meine Fragestellungen gehen über bloße Informationsbeschaffung hinaus.