Diabetiker ist bewusstlos - Glucoselösung rektal verabreichen?

11 Antworten

  • Nein, das klingt doch sehr nach Mumpitz und ist nicht fachgerecht. Rektale Applikation ist hier unsinnig und auch nicht zielführend. Gibt es zu dem Vorschlag irgendeine Leitlinien-Empfehlung, die mir entgangen ist? Das klingt doch sehr nach phantasievoller Eigenlösung.
  • Die Glucagon-Notfallspritze (subkutan oder intramuskulär) ist die korrekte Lösung und kann keine Schäden verursachen. Wenn es dann wirklich an Unterzuckerung lag, wird der Patient aufwachen und sollte dann sofort Glukose-haltige Lebensmittel konsumieren. Bis dahin kann dann regelhaft in der deutschen Notfallversorgung auch ein Notarzt übernehmen und ggf. Glukose infundieren, falls nötig.
  • Ansonsten gilt: Notarzt rufen und abwarten.

Es gibt ein Notfallset, das sollte man benutzen. Glucose wird nicht intravenös verabreicht, sondern Glucagon.

https://www.gesundheit.de/krankheiten/diabetes/gefahr-bei-diabetes/glukagon-notfall-set-ein-schutzengel-fuer-alle-faelle

https://www.diabetes-ratgeber.net/glukagonspritze

Alles andere kann gefährlich sein und ist in keinem Fall dienlich.

SaniOnTheRoad  24.11.2018, 15:07
Glucose wird nicht intravenös verabreicht, sondern Glucagon.

Selbstverständlich wird Glucose intravenös appliziert - anders wäre die Verabreichung gar nicht möglich. Im Krankenhaus/Rettungsdienst werden unterschiedlich stark konzentrierte Glucoselösungen (zwischen 5 und 40 %) genau dafür vorgehalten.

Mit dem Glucagon-Notfallset für Laienanwender zur subkutanen/intramuskulären Gabe hat das nichts zu tun.

Cassiopeija  25.11.2018, 12:24
@SaniOnTheRoad

Glucose von Ärzten und ausgebildeten Rettungssanitätern, die wissen was sie tun, vom Fragesteller sicher nicht. Hätte ich dazu schreiben sollen, ok.

Glucagon bewirkt über die Lewber ebenfalls einen Blutzucker anstieg. Sicher hat es nicht mit eine Glucose Injektion zu tun, für den beschrieben Fall als Erste Hilfe aber ganz sicher.

Dass das sinnfrei ist, und warum, wurde schon geschrieben, brauche ich nciht wiederholen.

Ich stelle mir eher die Frage, ob du geistig für eine Helfertätigkeit geeignet bist, wenn du weder die Grenzen deines Könnens, noch die rechtlichen Begebenheiten kennst.

Solange du kein Arzt bist, hast du nur das anzuwenden, das du vorher beigebracht bekommen und geübt hast. Ein Arzt, der jahrelang Medizin studiert hat, darf mal "was ausprobieren". Und zwischen Arzt und SanAB ist es doch ein klitzekleiner Kompetenzunterschied... aufgrund deiner Qualifikation darfst du nichtmal dann ein Medikament verabreichen, wenn es dir ein Arzt angewiesen hat.

Wenn kein Arzt greifbar ist, kann ein RA oder NotSan mit Medikamenten arbeiten. Vielleicht noch als erfahrener RS, der seiner Sache sicher ist, weil er es schon zigmal unter Aufsicht gemacht hat, und der weiß dass hinterher nicht groß nachgefragt wird. Aber als San hast du beim besten Willen nicht die Grundlage, irgendwas zu tun das über deine Ausbildung hinaus geht.

Sprich, du wendest Basismaßnahmen an: A-Atemwege frei halten, B-Atmung kontrollieren (je nach Ausbildung: Sauerstoff geben), C-Blutdruck messen, Puls auszählen, D-Blutzucker messen, E-Wärmeerhalt. Es bietet sich die stabile Seitenlage an, andernfalls hast du beim Bewusstlosen absaugbereit zu sein (A).

Wenn du im Einsatz bist, dann solltest du es lege artis machen und das Zeug i.v. infundieren.

Falls du das nicht hinkriegst oder beherrschst, einfach stabile Seitenlage, Rettungsdienst rufen, Blutdruck und Puls messen, warten.

Wie willst du das Zeug denn überhaupt da hinten reinkriegen? 😱

LimoZitrone4K 
Beitragsersteller
 21.11.2018, 12:22

Glucoseampullen hinten reinstecken und drücken.

Maxxismo  21.11.2018, 12:28
@LimoZitrone4K

Bitte nicht! 😂 Wer kommt auf so eine Idee? Das ist doch völlig realitätsfremder Unsinn.

Bleib bitte bei dem was ihr lernt: Basischeck, Rettungsdienst alarmieren, korrekte Lagerung, Vitalwerte messen, Patienten überwachen.

Wenn ihr dabei Langeweile habt: Übergabe vorbereiten. 😉

verreisterNutzer  21.11.2018, 12:41
@LimoZitrone4K

Moin.

Erstens würde das, mal ganz abgesehen davon, dass das nicht Deine Aufgabe als Sani ist, zu Verletzungen an seinem Rektum führen, weil der Musculus sphincter ani internus auch bei Bewusstlosigkeit nicht entspannt ist.

Zweitens endet das in ein riesigen Sauerei. Bewusstlos oder nicht, dort eingebrachte Flüssigkeit kommt annähernd direkt wieder raus - und bringt bei der Gelegenheit den Inhalt von Rektum, Colon sigmoideum und vermutlich den halben Inhalt des Colon descendens mit sich.

<

verreisterNutzer  21.11.2018, 13:07
@LimoZitrone4K

Wirkt ganz bestimmt nicht -- über den Enddarm wird keine Glukose mehr aufgenommen

Ganz normal spritztn (aber kein Insulin, wie leider in manchen, sonst nicht schlechten, Filmen gezeigt wird)

Maxxismo  21.11.2018, 13:17
@verreisterNutzer

Glucose sollte intravenös nur von jemandem verabreicht werden, der den sicheren(!) i.v.-Zugang beherrscht. Glucose wirkt stark gewebereizend und darf keinesfalls paravenös appliziert werden.

LimoZitrone4K 
Beitragsersteller
 21.11.2018, 14:03
@verreisterNutzer

Hast du dafür eine Quelle, dass Glucose nicht durch den Mastdarm aufgenommen wird?

verreisterNutzer  21.11.2018, 17:27
@Maxxismo

Keine Ahnung -- ich weis nur am Anfang meiner "Typ1-Karriere" wurde mir von Krankenhaus und Ärzten immer ein "Notfallpack" (für Koma bei Unterzuckerung) "aufgedrängt", was nach spätestens 2 Jahren entsorgt werden musste.

Habe sowas nie mehr für nötig empfunden.

SaniOnTheRoad  21.11.2018, 17:40
@LimoZitrone4K

Wo findet die Resorption von Glucose aus der Nahrung statt - im Dünndarm!

H,

Würdet ihr, wenn ihr im Einsatz einen bewusstlosen Diabetiker habt und kein Arzt in Reichweite ist, Glucoselösung rektal verabreichen, um dessen Blutzuckerspiegel kurzfristig zu erhöhen und dessen Bewusstlosigkeit entgegen zu wirken?

Das ist ein sicheres Nein von meiner Seite - aus medizinischer Sicht tatsächlich absoluter Mumpitz, von fachgerecht ist es daher Lichtjahre entfernt. Man fragt sich da so unwillkürlich: wie kommt man auf diese Idee?

Anmerkung 1: ich nehme an, Du meinst den Sanitätshelfer-Lehrgang (48 UE)? Dann heißt es sowieso Finger weg von Medikamenten - selbst weitaus besser ausgebildetes Personal (das die Maßnahmen beherrscht) bewegt sich hier in einer rechtlichen Grauzone.

Anmerkung 2: Glucose wird bei Bewusstlosen ausschließlich intravenös durch geschultes Personal verabreicht, und auch nur, wenn dies medizinisch indiziert ist. Dass die rektale Glucoselösung außer Schleimhautschäden und Verletzungen des Schließmuskels gar nichts bringt, steht nochmal auf einem anderen Blatt (so als Hinweis: die Glucoseresorption aus der Nahrung findet im Dünndarm statt...).

Anmerkung 3: von einem Sanitäter (oder San-Helfer) werden professionelle und richtig ausgeführte Basismaßnahmen erwartet, wie Maxxismo bereits gesagt hat - für alles andere gibt es entsprechend ausgebildetes und ausgerüstetes Fachpersonal.

Anmerkung 4: dir ist hoffentlich bewusst, dass Du hier eine ungerechtfertigte gefährliche Körperverletzung (mal ein Blick ins StGB wird empfohlen)...

Fazit - lass es bleiben, bringt nichts und schädigt den Patienten. Mach die Sachen, für die Du ausgebildet und zur Anwendung berechtigt bist, sonst wird aus "Wir spielen mal die große tolle Notfallmedizin" schnell eine Gelegenheit, über mehrere Jahre gesiebte Luft zu atmen...

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung