Doxepin absetzen?

3 Antworten

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Erst mal gratuliere, dass du ohne Medikamente durchzukommen scheinst. Ich hoffe du hast die Dosisreduktion bzw. das Absetzen mit deinem Arzt besprochen...

Doxepin ist ein trizyklisches Antidepressivum welches zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen zugelassen ist. Allerdings hat es auch eine stark schlaffördende Wirkung weshalb es häufig zur Behandlung von Schlafstörungen zweckentfremdet wird.

Der Vorteil von Doxepin gegenüber erkömmlichen Schlafmittel ist, dass Doxepin auch nach längerem Konsum nicht abhängig macht. Dennoch gewöhnt sich das Gehirn ein Stück weit an die Ein- und Durchschlafhilfe. Setzt man das Arzneimittel ab liegen ein paar unruhige Nächte im Bereich des Möglichen. Auch andere Absetzsymptome wie leichter Schwindel und Kopfschmerzen können vorübergehend auftreten. Ein aktives Verlangen nach der Substanz im Sinne einer Sucht existiert jedoch zu keinem Zeitpunkt.

Absetzsymptome treten ca. 48-72 Stunden nach der letzten Einnahme bzw. der Dosisreduktion auf. Sie sind zu Beginn vergleichsweise stark ausgeprägt und lassen in den darauffolgenden Tagen/Wochen immer mehr nach. Die Ausprägung (Stärke) der Absetzsymptome ist im Vergleich zu anderen Gruppen von Antidepressiva (SSRI/SNRI) in der Regel jedoch eher überschaubar.

Allerdings vielleicht noch als Hinweis: Falls die Absetzsymptome in der ersten Woche eher schwach wären aber im Verlaufe der darauffolgenden Wochen immer mehr zunehmen wende dich unbedingt an deinen Arzt. Denn dann handelt es sich nicht um Absetzsymtome sondern um ein erneutes Auftreten gewisser Krankheitssymptome. Dies ist nach dem Absetzen von Antidepressiva leider keine Seltenheit und hat damit zu tun, dass diese Medikamente im Idealfall fähig sind die Symptome zu unterdrücken und Rückfällen präventiv vorzubeugen... doch heilen können sie nicht.

Hier noch einige allgemeine Informationen zu Doxepin.

Chris188700 
Beitragsersteller
 11.10.2021, 14:28

Vielen Dank für den sehr informativen Beitrag! Ja ich habe es tatsächlich mal Tagsüber probiert, aber zu meiner damaligen Angststörung hat es nichts beigetragen, keine Hilfe kein nichts, nur wirklich zum Schlafen. Habe die letzten Nächte wirklich gut gepennt und bin auch super aus dem Bett gekommen. Mal schauen wie es heute (die zweite Nacht) ohne Doxepin wird. Denke mal sollte alles super sein, bei meiner eh wirklich geringen Dosis die letzten Wochen. 10Mg , eine Psychiaterin hat mir gesagt das ist n Witz, dass die Wirkung bei der Dosis auch einfach nur Placebo sein kann :D

Meine Angststörung habe ich so in den Griff bekommen, mit Psychotherapie & Eigentherapie nenne ich es mal. Einfach die Sachen permanent gemacht die eigentlich gar nicht mehr gingen. Jetzt seit 6 Monaten wieder voll Zeit am Arbeiten, anderer Beruf, alles super , Körper macht hier und da ab und an Wehwehchen durch mein Überdenken aber das bekomme ich auch noch in den Griff ! =)

samm1917  12.10.2021, 13:32
@Chris188700

Dieses "permanent Dinge tun die eigentlich gar nicht gehen" ist eine sehr effektive Methode und auch zentraler Bestandteil einer Verhaltenstherapie (die häufigste Form der Psychotherapie welche bei Angststörungen eingesetzt wird). In der Fachsprache nennt sich dies "Expositionsverfahren". Ein Expositionsverfahren kann garduell oder massiert erfolgen.

Grundlegend für die Theorie ist die Annahme, dass "fehlerhaftes" Verhalten (durch die Erkrankung) erlernt wurde und somit auch wieder verlernt werden kann. Dazu werden "gesunde" Verknüpfungen im Gehirn trainiert.

Bei einer graduellen Exposition setzt man sich einem leicht angsterzeugenden Reiz aus welcher überwunden werden kann. Dannach wird die Intensität schrittweise verstärkt.

Bei einer massierten Exposition setzt man sich von Beginn weg dem möchst am stärksten angsterzeugenden Reiz aus. Da der Körper einen solchen Alarmzustand nicht unendlich aufrechet erhalten kann muss er sich irgendwann wieder beruhigen. Dadurch lernt das Gehirn, dass diese Zustände physisch ungefährlich sind. Die massierte Exposition wird allerdings in der Fachwelt stark kritisiert. Denn erstens sie ist mit einer enormen Belastung des Klienten verbunden die wiederum traumatisierend sein kann.

Zur medikamentösen Behandlung von Angststörungen werden primär Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI und SNRI eingesetzt. Diese wirken -anders als Doxepin- nicht schlaffördernd sondern antriebssteigernd. Ihre anstlösende Wirkung gilt als relativ gut. Hier eine Übersicht.

Alternativ zu den ganzen Antidepressiva kann auch Pregabalin eingesetzt werden. Pregabalin ist ein angstlösendes Antiepileptikum welches einen völlig anderen Wirkmechanismus aufweist. Es wirkt weder sedierend noch antriebssteigernd, hat in der Gesamtsumme aber kein besseres Nebenwirkungsprofil als Antidepressiva. Hier mehr dazu.

Die Dosierung ist ja im unteren Bereich und ausgeschlichen hast Du ja bereits.

Sollte es ohne Probleme so weiter funktionieren, hast Du alles richtig gemacht, wenn es denn mit dem verordenden Arzt auch so besprochen wurde.

Chris188700 
Beitragsersteller
 11.10.2021, 08:08

Also mein Arzt hat gesagt ich soll es ausprobieren so gut es geht. Psychisch geht es mir schon seit fast 10 Monaten richtig gut. Hatte nur immer Schlafprobleme und im Sommer bei der Hitze wurde das mehr und dadurch auch die Dosierung. Psychisch also zu meiner Stimmung hat es nie beigetragen, habs auch mal testweise am Tag genommen ohne Ergebnis. Hat mir Abends einfach nur geholfen zum Schlafen

DogDiego  11.10.2021, 08:11
@Chris188700

Na, da scheinst Du ja auf einem guten Weg zu sein. Viel Erfolg weiterhin.

Wenn du Doxepin nur als Schlafmittel genutzt hast, fällt ein Rückfall in die Depression ja weg, also kannst du es wohl absetzen, wenn deine Schlafstörungen weg sind. Das Zeug ist nicht gerade gesund.