Hat jemand Erfahrungen mit Betablockern bei Prüfungsangst?

10 Antworten

Guten Morgen, meine Lehrin sagte immer: besondere Zeiten erfordern besondere Massnahmen. Wir haben vor der Prüfung fast alle Betablocker genommen. Nur für ganz kurze Zeit. Natürlich nur Erwachsene und mit Absprache des Arztes. Man sitzt dem Prüfer gelassener gegenüber mit einem Puls von 80 stadt 130 und mehr.OK?

Hallo zusammen,

obwohl die Frage schon drei Jahre her ist, würde ich gerne was dazu sagen, da sie bei Google ganz oben erscheint und wahrscheinlich viele Leute, die Hilfe suchen, hier reinschauen. Ich stimme lolamarie voll zu, da ich diese Prüfungsangst auch aus Erfahrung kenne. Allerdings tritt diese nicht beim Lernen ein, sondern bei der Prüfung selber. Die Reaktionen meines Körpers werden unkontrollierbar, ich kann nicht mehr richtig schreiben und bin so verkrampft, dass meine Schrift total unleserlich wird. Mein Herz rast so schnell, dass es mich in meinem Tun beeinflusst, meine Konzetration zerstört und Gedankengänge unheimlich schwer macht. Ich muss nicht viel lernen, da ich eine recht hohe Auffassungsgabe habe und Dinge schnell behalte. Aber die Reaktion meines Körpers während der Prüfung ist so einschränkend, dass ich dadurch echte Nachteile habe.

Jetzt zu den komplett unqualifizierten und unwahren Äußerungen:

@Eddy21, du sagtest:

"Beta-Blocker gehören in die Gruppe der Blutdrucksenker !

Ich würde in jedem Fall davon abraten solche Medikamente einzunehmen ! Andererseits wirken die meisten nicht über Nacht, so das eine Pille vor der Prüfung reiner Unsinn wäre ! Hinzu kommt noch, das durch die Blutdrucksenkung bei einem gesunden Menschen eine Leistungsschwäche entsten kann, Müdigkeit macht sich breit !

Wenn es dann unbedingt sein muss, dann würde ich ein Baldrian Produkt einnehmen !"

Dass Betablocker auch zur Blutdrucksenkung verschrieben werden, ist richtig. Dass sie nicht "über Nacht" wirken vollkommen falsch. Betablocker wirken innerhalb von ca. 40 Minuten. Sie enthalten einen Stoff, (den Beta-Blocker), der sich an die Rezeptoren des Herzens andockt und somit verhindert, dass es zu schnell schlägt. Dass man müde wird, mag in Normalsituationen der Fall sein, jedoch nicht, wenn der Puls sowieso auf 160 ist. Und: Baldrian oder andere "Beruhigungsmittel" wirken in solchen Situationen null.

Zu den anderen gutgemeinten Ratschlägen: Autogenes Training und der ganze andere Kram - ja, hilft, aber nur in Normalsituationen. Wenn man unter solcher Prüfungsangst leidet, dann macht da autogenes Training gar nix. Und die regelmäßige Einnahme von Homöopathischen Mitteln auch nicht. Die Reaktion des Körpers in einer Prüfung bei Prüfungsangst ist der einer Panik- oder Angstattacke gleich, und sag so jemandem Mal, dass er doch bitte autogenes Training machen soll. Der freut sich.

Zum Betablocker an sich: Natürlich darf das kein Dauerzustand sein. Mit Betablockern ist nicht zu spaßen, wenn man sie regelmäßig nehmen würde, müsste man sie auch ausschleichen (in regelmäßigen Abständen die Dosis verringern bis zum kompletten Absetzen), nimmt man sie jedoch nur in Ausnahmesituationen, ist weder mit einer physischen, noch mit einer psychischen Abhängigkeit zu rechnen. Also: Wenn die Prüfungsangst so stark ist, dass man krass beeinträchtigt wird in seiner Prüfung und damit ja auch in seinem Studiumsergebnis und seinem Leben und diese Angst keine anderen Lebensbereich beeinträchtigt, würde ich dazu raten. Voraussetzung ist natürlich, dass keine psychische Erkrankung vorliegt. Und eine Therapie bei solchen Ängsten ist immer zu überlegen, so sehe ich das zumindest.

Und zum Schluss: Frag doch mal bitte Medizin- oder Pharmaziestudenten, wie diese ihre (mündlichen) Prüfungen schaffen. Betablocker wird da sicherlich eine häufige Antwort sein.

Ich finde es wirklich schlimm, dass vor Allem in solchen Frage- und Antwortforen sich alle möglichen Leute melden, die zum Thema zwar eine eigene Meinung haben, aber augenscheinlich überhaupt keine Ahnung. Hilfreich ist das für die Betroffenen nämlich nicht.

Viele Grüße, Ranja

Wollte auch noch einen kurzen Kommentar aus eigener Erfahrung beisteuern: 

Nachdem ich (am Abend) vor dem Staatsexamen solche Prüfungsangst bekam, dass ich nicht einschlafen konnte und am Prüfungstag (der wichtigsten Prüfung) aufgelöst und sehr aufgeregt war, suchte ich ärztlichen Rat:

Mit einem Schlafmittel (Zopiclon) habe ich die Nächte vor den folgenden Prüfungen schlafen können. 

Betablocker wurden mir für den Prüfungstag verschrieben. Ich habe auch verwundert den Arzt gefragt, ob es nicht leichtfertig sei, einfach Herzmedikamente zu verschreiben und er sagte mir, 

(a) dass er da keine Bedenken sieht. Ich solle eine halbe Tablette eine Std. vor den Prüfungen nehmen. 

(b) dass Betablocker, wie oben schon erwähnt, quasi das Herz vorm "Durchdrehen" bewahren und man so zumindest einen Teil der körperlichen Angstsymptome in den Griff bekommt. 

Ich sehe auch keine großen Bedenken, wenn man die Medikamente im Notfall punktuell zur Unterstützung einsetzt. Mir haben sie wirklich sehr geholfen. 

Hallo,

autogenes Training und pflanzliche Mittelchen sind absoluter Quatsch, wenn es echte Prüfungsangst ist. Bei mir begann es im Studium im zweiten Semester. Ich wollte die Uni unbedingt wechseln, brauchte dazu eine positive Note in einer Klausur. Das lernen dafür war bereits unglaublich anstrengend, ich, die ich früher alles beim einmal drüber schauen behalten habe, konnte mich kaum konzentrieren, las Seiten um am Ende fest zu stellen, dass ich nichts von dem Gelesenen behalten habe, lernte mehr als jemals zu vor in m einem Leben aber mein Kopf war wie zu, nichts blieb hängen. Am Tag der Klausur ging es mir absolut dreckig, ich hatte Herzrasen und musste mich übergeben. Als ich dann im Hörsaal saß und auf das Blatt schaute, konnte ich die Fragen nicht lesen. Ich laß sie, aber meine Panik war so groß, dass nicht ankam, was da stand. Ab dem Moment kann ich mich nicht mehr erinnern, was passiert ist. Von meinen Komillitonen weiß ich, dass ich heulend zusammengebrochen bin und der Prof mich von seiner Doktorandin nach Hause bringen lies. Danach hatte ich eigentlich vor jeder Klausur Panikattaken, schaffte es selten den Stoff zu behalten, selbst wenn ich tageleng nichts anderes tat als lernen. In den Klausuren gelang es mir oft nicht, die Fragen zu lesen und wenn ich die Fragen verstand, dann verhinderte die Panik dass mir die Antwort dazu einfiel. Ich hatte eine Durchfallquote von 60-70 % und wenn ich einmal etwas bestand, dann nur eben gerade so. Von meiner Hausärztin bekam ich zu Anfang den allgemeinen Guten Rat, ich solle mich besser vorbereiten, dann hätte ich auch keine Angst, später konnte ich sie dann zu sauteuren homöopathischen Mitteln überreden, die nix halfen, ich bekam pflanzliche Mittel die ich jeden Tag nehmen musste, um dann zur Prüfungszeit wieder in Panik zu verfallen, das gleiche passierte mit autogenem Training und dem ganzen anderen alternativ-medizinischen Quatsch. Ich schleppte mich mehr schlecht als recht durchs Studium, immer kurz vor der Ex, bekam Depressionen und zweifelte am Sinn meines Lebens, war mir doch früher das lernen so leicht gefallen. Dann kam der Wahlpflichtkurs Pharmakologie für Biochemiker und die Professorin sprach über Blutdrucksenker. Dabei kam es Betablocker ihre Wirkweise und ihre mögliche Anwendung bei Prüfungsangst. Ich kaufte mir also im Sommerurlaub in der Türkei Propranolol (sind dort und teilweise im restlichen europäischen Ausland rezeptfrei) und schöpfte neue Hoffnung. Bei den ersten Klausuren nahm ich eine am ersten Lerntag. Das half enorm, denn es unterdrückte den Tunnelblick, ich konnte mich zum ersten mal seit Jahren wieder auf das lernen konzentrieren. Anschließend nahm ich vor jeder Klausur etwa 1 h vorher eine Propranolol. Ich verbesserte meine Studienleistungen merklich, kam von "gerade so bestanden" auf einen zweier Schnitt. Mit der Zeit ließ die Panikanfälligkeit auch wieder nach, so dass ich nur noch zu den richtig bösen Prüfungen Propranolol nahm. Inzwischen bin ich mehrere Jahre im Berufsleben, ich habe eine verantwortungsvolle Position bei der ich unter Stress und Zeitdruck komplexe Probleme lösen muss. Mir gelingt das ohne Panikattacken und ohne Propranolol. Die Aussage man würde sich davon abhängig machen und nach dem Studium keine Stresssituationen bewältigen können, ist also völliger Quatsch, ebenso wie die Aussage man müsse nur ordentlich lernen. Das sagen meist nur Leute, die nicht wissen wie es ist, wenn einen die Panik völlig lähmt und daran hindert, seine Leistungen zu bringen. Mir haben die Beta-Blocker geholfen die Panik fast gänzlich zu überwinden, ohne sie hätte ich weder mein Studium geschafft noch hätte ich die nötige Stärke für meinen jetzigen Job. Heute nehme ich nur noch sehr selten eine Propranolol, das letzte Mal war im Frühjahr auf einem Kongress, bei dem ich vor 3000 Leuten einen Vortrag halten musste ;-)

Mirarmor  04.07.2016, 19:36

Hallo.

Deine Geschichte zeigt, dass du den psychischen Knoten lösen und trainieren musstest, unter Druck nicht panisch zu reagieren. Du bist nicht grundsätzlich oder gar körperlich auf Beta-Blocker angewiesen, um Stress-Situationen zu überstehen.

Da du beim Lernen schon Angst hattest, also außerhalb der Prüfungssituation, war das m.E. keine klassische Prüfungsangst sondern ging weit darüber hinaus.

Ich freu mich, dass deine Karriere trotzdem gelungen ist, aber ich finde den Einsatz solch eines Medikaments bei psychischem Druck außerordentlich bedenklich.

ist blödsin ich muß seit 10.jahren betablocker nehmen die verlangsamen den herzschlag außerdem ist betablocker ein langzeitmittel nimm lieber johanniskraut oder baldrian mit hopfen wenn überhaubt