Ist erhitzer Schaumstoff giftig?
Wenn Polyurethanschaumstoff, welcher durch das enthaltene Amid wahnsinnig beißend nach Ammoniak stink, auf 250 Grad erhitzt wird, fängt er sehr stark an zu dampfen und rauchen. Könnte es gefährlich sein, diesen teils sehr dichten Rauch 7,5 - 8 Stunden lang in einer Burscheider Fabrik für KFZ- Akustikdämmstoffe einzuatmen? Und könnte Blutspucken und Nasenbluten darauf zurückzuführen sein? Laut Arbeitgeber ist es ungefährlich...
Danke vorab für eure Hilfe!
2 Antworten
Da es sich beim Polyurethan um einen duroplastischen Kunststoff handelt, schmilzt dieser nicht und tropft nicht ab, somit trägt PUR nicht zur Brandausbreitung bei. Brennendes Polyurethan entwickelt viel Qualm. Durch thermischen Abbau der Polyurethane bilden sich teilweise die Isocyanate zurück.
Aufgrund des Stickstoffanteils im Polyurethan entsteht im Brandfall giftige Blausäure, im Zusammenwirken mit dem bei jedem Brand entstehenden Kohlenmonoxid können sehr gefährliche Brandgase entstehen. Zusätzlich kann es durch die im Kunststoff enthaltenen Flammschutzmittel zur Entstehung giftiger Brandgase kommen. Die Brandgase von PUR haben ein großes Geruchsgefährdungspotential.
In der Broschüre Richtwerte für die Innenraumluft: Diisocyanate des Umweltbundesamtes steht: Im Brandfall können größere DI-Mengen aus PUR-haltigen Materialien freigesetzt werden, da bei erhöhter Temperatur eine der Bildungsreaktion analoge Rückreaktion erfolgt. So wurden beim Erhitzen von TDI-haltigem PUR-Schaum unter Laborbedingungen im Temperaturbereich von 300 bis 1000°C zwischen zwei und sechs Gramm TDI pro kg PUR-Schaum freigesetzt. Die Verbrennung von handelsüblichem PUR-Lack bei 400–600 °C führte zur Freisetzung von etwa 3% Isocyanaten. Beim Schweißen von lackierten Autoblechen wurden in 25 cm Entfernung zwischen 0,2 und 1,3 mg/m3 HDI (30 bis 185 ppb) gemessen.
Ortner und Hensler schreiben zum Brennverhalten von PUR: Polyurethane brennen mit gelber rußender Flamme. Die Zersetzungstemperatur beträgt ca. 200 – 220 °C, die Entflammungstemperatur liegt bei 310 °C, die Entzündungstemperatur bei 415 °C. Die Brandgase enthalten neben den ... genannten Hauptprodukten auch Cyanwasserstoff, Ammoniak und Stickstoff sowie geringe Mengen von Aminen (z.B. Methylamin), Isocyanaten, Nitrilen, Harnstoff, Methylharnstoff, Kohlenwasserstoffen, Alkoholen und Aldehyden (Formaldehyd, Acetaldehyd etc.)
Wow, danke für die ausführliche Antwort!
Wenn mir das passieren würde und der Arbeitgeber mir solch einen Krampf erzählte, wäre meine unmittelbare Reaktion gewesen, mich augenblicklich von einem RTW ins Krankenhaus befördern zu lassen, mir sämtliche möglichen Blutuntersuchungen anzutun und nicht zuletzt die entsprechenden Ämter zu involvieren. Es wäre nämlich meine Gesundheit, die auf dem Spiel steht. Und da verstehe ich keinen Spass.