Ist es ratsam mehrere Kampfsportarten gleichzeitig zu machen oder sollte man sich grundsätzlich auf eine "spezialisieren"?
Ist es eigentlich kontraproduktiv mehrere gleichzeitig zu machen oder spielt dad keine Rolle ?
5 Antworten
Ich finde es kann schon ganz gut sein, wenn sich die beiden Kampfsportarten ergänzen. In meinem Karateverein haben viele parallel Jiu Jutsu gemacht und eigentlich nur Vorteile gesehen. Ich selbst mochte die Kombi Karate + Taekwondo gerne, da in Karate Kicks im Wettkampf besonders viele Punkte bekommen.
Wenn die Kampfsportarten sehr unterscheiden hast du meiner Meinujg nach weder viele positive noch viele negative Effekte.
Im Grunde kommt es aber auch auf dich selbst an. Kannst du viele Sachen gleichzeitig am Laufen haben oder konzentrierst du dich lieber auf eines? Es kann natürlich auch verwirren, gerade als Anfänger.
Was ich auch ganz gut finde sind Kombis aus Kampfsport und Kraftsport oder Kampfsport und Tanzen, Akrobatik, ...
Pauschal lässt sich sowas jedenfalls meiner Meinung nach nicht beantworten, da es ganz stark darauf ankommt, wie du eben bist und welche Kampfsportarten du ins Auge gefasst hast!
Ich persönlich trainiere die japanische Kampfkunst Aikido und halte nichts davon, verschiedene Stile parallel zu trainieren - ganz besonders gilt das für Anfänger
Der Grund dafür ist, dass hierbei sich widersprechende Konzepte, Techniken und Philosophien aufeinandertreffen, was kontraproduktiv ist.
Stil A und Stil B
Stil A lehrt beispielsweise "Angriff ist die beste Verteidigung", ist sehr offensiv orientiert und arbeitet vor allem mit Fauststößen und Tritten.
Stil B lehrt dagegen das Prinzip "Siegen durch Nachgeben", beruht auf dem Ausweichen und setzt dabei dann eher auf Würfe und Hebel.
Das Lernen
Damit eine Technik im Ernstfall ohne zu zögern durchgeführt werden kann, muss sie "verinnerlicht" werden und in genau der richtigen Ausführung erlernt werden.
Man muss aus dem Schlaf geweckt werden, den Befehl zur Ausführung einer Technik erhalten und diese praktisch "im Schlaf" beherrschen.
Was passiert jetzt, wenn man Stil A und B trainiert?
Beim Training von Stil A kritisiert der Lehrer, dass man zu locker ist, nicht genug Spannung im Körper hält und die Bewegungen nicht direkt genug sind.
Beim Training von Stil B kritisiert der Lehrer, dass die Bewegungen nicht harmonisch genug sind, man zu steif ist und die Techniken zu hart ausgeführt werden.
Man kann also keines der vermittelten Prinzipien wirklich umsetzen, weil man ständig im Konflikt mit sich selbst, bzw. den eigenen Verhaltensmustern gerät.
Das Ergebnis?
Letztlich kann man "nichts ganzes und nichts halbes" und muss sich nicht wundern, wenn man in einem, oder sogar beiden Stilen, an einen "toten Punkt" kommt.
Mein Ratschlag
Auch wenn heutzutage diverse "Hybrid-Stile" angeboten werden, halte ich es für besser, eine Sache richtig, statt tausend Dinge nur halb zu beherrschen.
Sonst ist man ein "jack of all trades - and master of none"
Viel später, wenn man mehr als nur eine solide Basis hat, sondern tatsächlich Fortschritte in seinem Stil gemacht hat, kann man "über den Tellerrand" schauen.
Persönliches
Ich habe beim Aikido erlebt, dass viele Neuzugänge früh wieder abspringen, weil das Training nicht die "schnellen Erfolge" zeigt, wie es bei anderen Stilen der Fall ist.
Für sie ist es frustrierend, wenn der Klassenkamerad der Judo macht, sie einfach von den Beinen fegt, ohne dass man etwas dagegen machen kann.
Dann wird schnell das Urteil gefällt "Aikido ist ineffektiv" und man geht in einen anderen Verein, um dort einen anderen Stil zu trainieren.
Das ist auch nicht einmal schlecht - vielleicht ist die Erwartungshaltung des Schülers einfach so hoch und er braucht diese frühen Erfolgserlebnisse um motiviert zu bleiben.
Was einem dabei natürlich entgeht, sind die Fortschritte und Erfahrungen, die man über die Jahre hinweg beim regulären Training und auf Lehrgängen macht.
Dadurch entwickelt man natürlich auch kein tieferes Verständnis vom Potential, das in scheinbar banalen "Anfängertechniken" versteckt ist.
So gilt Aikido beispielsweise als "defensiv" oder sogar "passiv".
Wenn man aber die Grundhaltung (Hanmi) einnimmt, weist nur eine Körperseite nach vorne. Will jemand den anderen Teil des Körpers angreifen, muss er an dir vorbei.
Noch bevor man also überhaupt eine Technik ausgeführt hat, hat man dem Angreifer bereits die Initiative abgenommen und ihn in seinen Möglichkeiten beschränkt.
Bei einem anderen Beispiel wird deutlich, dass die sanfte Handbewegung beim Wurf auch eine Offensivtechnik (Atemi) sein kann, wenn der Angreifer nicht kooperiert.
Aber wenn man so etwas einem Anfänger erzählen und ihm zeigen würde, welches Potential in seiner "Anfängertechnik" steckt, wäre das aus zwei Gründen nicht klug.
Erstens wäre er vermutlich mit der Vielzahl der verschiedenen Möglichkeiten der Anwendung und Variation überfordert - er würde nicht mal eine saubere Grundtechnik schaffen.
Zweitens setzt die harte Durchführung solcher Techniken eine gute Fallschule beim Trainingspartner - und viel Verantwortungsbewusstsein beim Verteidiger voraus.
Wenn man irgendeinem Typen in einer Aikido-Stunde gleich das gesamte "Arsenal" riskanter Anwendungen zeigen würde, wäre das gefährlich und dumm.
Darum sollte "Übung den Meister machen" - und nicht der Parallelkurs in drei Vereinen.
Die Frage ist, was du als Ziel hast. Wenn du einfach nur viel Sport machen willst, ist es egal.
Wenn du aber wirklich eine Kampfsportart erlernen willst, kann ich dir nur raten, erstmal nur eine zu machen.
Es gibt Kampfsportarten, die sich ergänzen "können". Es gibt aber auch Kampfsportarten, die von ihren Prinzipien her total Kontraproduktiv sind. Beispiel: Karate - WT = passt überhaupt nicht zusammen.
Ich würde dir als Anfänger erstmal ans Herz legen, dir eine Kampfsportart zu suchen, die dir gut gefällt und die zu Trainieren. Wenn du dann angefangen hast, hast du am Anfang auch garkeinen Bock, noch was anderes zu trainieren.
Hab 6 gleichzeitig gemacht und finde man kann je nachdem wie unterschiedlich sie sind viele Parallelen ziehen.
Somit halte ich es nicht für kontraproduktiv, sondern z.T. sogar für förderlich.
Ich würde eine Kampfsportart richtig betreiben anstatt mich auf unzählige andere Methoden zu verzetteln.