Krankenpflegepraktikum - welcher Bereich?
Hey
Da ich vorhabe, ab nächstem Wintersemester Humanmedizin zu studieren, wollte ich jetzt schon im Voraus das 3-monatige Krankenpflegepraktikum absolvieren.
Hat jemand Erfahrungen damit, die er mir gerne zukommen lassen würde?
Welcher Bereich eignet sich denn am besten für ein Praktikum? Mir ist bewusst, dass die ZNA, die Anästhesie, die Intensivstation, etc. wenig geeignet sind bzw. überhaupt nicht zugelassen werden.
Von der zeitlichen Aufteilung her, wäre es ratsamer, jeden Monat eine andere Station anzuschauen oder lieber drei Monate auf derselben zu arbeiten, damit man da wirklich in den Arbeitsalltag reinkommt?
Wo bekommt man mehr Aufgaben zugeteilt und darf mehr sehen? Lieber in eine Uniklinik, Großstadtklinik oder „familiärere” Klinik auf dem Land?
Ich wäre sehr dankbar, wenn mir jemand meine Fragen beantworten könnte, seine eigenen Erfahrungen mitteilen würde und/oder weitere Tipps und Informationen für mich hätte. :)
5 Antworten
Moin, kurz einige Stichpunkte, falls du noch nicht alle Monate absolviert hast:
- ZNA und Anästhesie fällt raus, es muss eine Station sein. Intensivstation geht und ist auch geeignet. Dort sind zwar wenige Patienten, aber der Pflegeaufwand ist sehr groß, da die meisten Patienten nicht mobil sind. Hilfe ist dort gerne gesehen. Allerdings musst du dann auch mental fit sein, da kriegt man schon einige Schicksale mit.
- Ich habe meine Praktika in erster Linie nach den Schwestern und dem Arbeitsklima gewählt. Das ist Gold wert. Selbst wenn es medizinisch nicht so interessant ist auf der Station, ist es so so viel angenehmer, ein nettes Team um sich herum zu haben. Wenn du in einem netten Team gelandet bist, dann bleib deine 2 oder sogar 3 Monate dort! Wenn du nicht zufrieden bist, wechsle nach dem Monat.
- Grundsätzlich würde ich das nächste Krankenhaus von dir nehmen. Denn als Pflegepraktikant wirst du normal in den Frühdienst mit einbezogen und der startet meist um punkt 6 Uhr morgens. Wenn du also nicht noch früher als nötig aufstehen willst, rate ich zu einem nahen KH.
- Als Pflegepraktikant darfst du eigentlich alle Aufgaben einer Pflegekraft *unter Aufsicht* einer examinierten Pflegekraft erledigen. Je mehr du das machst, kannst und Vertrauen von den Kollegen gewinnst, desto mehr kannst du auch selbstständig machen.
- Such dir eine Fachrichtung, in der es möglichst viele mobile Patienten gibt. Denn das Zeitaufwendigste, ist das morgendliche Waschen. Auf der Orthopädie, wo über 70% der Patienten nicht aufstehen können, müssen eben auch über 70% morgens immer gewaschen und versorgt werden. Gute Fachrichtungen sind demnach also MKG oder Urologie zum Beispiel.
- Stell dich allen Pflegern und auch Ärzten von Anfang an vor. Das macht so viel aus! Viele laufen einfach 2-3 Leuten hinterher und reden mit keinem anderen, das macht einen sehr schlechten Eindruck. Wenn du zu allen ein gutes Verhältnis führst, darfst du dich vielleicht ab und zu auch mal den Ärzten widmen (mal in den OP, mit auf Visite gehen, zu diagnostischen Untersuchungen mitgehen, PJ-Unterricht besuchen, Blut abnehmen etc.)
So hab ich mein Pflegepraktikum eigentlich gut ableisten können. Insgesamt eine sehr positive Erfahrung für mich. Klar, nicht super spannend, aber insgesamt doch ganz gut. (ich war in der Neurologie. Viele ältere Patienten mit Demenz, Schlaganfall. Aber auch einige jüngere Patienten, insgesamt eine gute Mischung und spannende medizinische Fachrichtung)
Vielen Dank für die ausführliche Antwort und die Tipps!
Ich hoffe, ich werde mich gut anstellen!
Ich würde den Fachbereich davon abhängig machen was dich interessiert. An kleineren/familiären Häusern darf man eher mehr. Ich finde um Grundlagen der Pflege und Medizin zu erlernen eignet sich die innere Medizin und die Chirurgie sehr gut.
Bring dich ein, sei interessiert, frag viel, dann wird dir auch was erklärt und du darfst auch mal was machen. Intensivstationen sind meines Wissens nach gültig, allerdings finde ich es etwas hochgegriffen, da ist man in der Pflege Ausbildung/Studium wenn überhaupt erst gegen Ende.
Was vielleicht auch noch interessant ist Psychiatrie oder Gynäkologie/Urologie oder pädiatrie
Das ist ein wenig abhängig von der Station, es gibt Stationen auf denen du mit einer Person zusammenarbeitest und Stationen wo es immer wieder andere, hat beides seine vor und Nachteile.
Hängt von der Organisation der Station, dem dienstplan und den anderen Faktoren ab.
Soweit ich weiß möchte das Prüfungsamt doch nur, dass das Praktikum auf einer bettenführenden Station gemacht wird. Pflegeaufwand muss man unterscheiden, in der Psychiatrie und pädiatrie ist es halt ein anderer Aufwand ist, der aber nicht weniger pflegerisches/fachwissenschaftliches wissen erfordert.
Okay, vielen Dank für deine hilfreichen Ausführungen! Dann werde ich mich demnächst im neuen Jahr mal um einen Praktikumsplatz kümmern. :)
Gerne gerne, wenn noch fragen, auch aus fachlicher Sicht bestehen, gerne fragen.
Für das Studium ist der Bereich deines Pflegepraktikums egal. Auf einer Intensivstation würdest du als Praktikant nicht gern genommen. Wenn du dich an einer Uniklinik bewirbst, würdest du dort mehr und auch seltenere Erkrankungen sehen als in einem Kreiskrankenhaus. Du kannst auch in kirchlichen oder privaten Krankenhäusern dein Praktikum ableisten. Vorteilhaft wäre natürlich der Bereich, in dem du später auch eine Facharztausbildung machen möchtest.
Hey :) also ich würde dir empfehlen auf eine Innere zu gehen, da lernst du auf jeden Fall viel über Pflege. Häufig sind dort ältere Menschen. Ich habe nun einige Wochen auf der Allgemein/Viszeralchirugie gearbeitet und dort auch schon sehr gute Einblicke bekommen und viel gelernt.
-> In meinem Praktikum war ich auf einer Station,wo geplante Hüft und Knie Op‘s waren. Das hatte mit Pflege sehr wenig zutun,weil da kamen oft die Physiotherapeuten oder Krankengymnasten. Desweiteren waren die meisten alle ziemlich fit und benötigten keine großen Hilfe bei der Körperpflege.
Ich arbeite in einem kleinen Krankenhaus und zum lernen soll das wohl ganz gut sein,nach Meinungen anderer. Ich fühle mich auch wohl.
Da dein Praktikum bestimmt nicht ewig geht,macht es glaub ich nicht viel aus ob du es in einem kleinen oder großen KH absolvierst. Hör dich einfach mal um und gucke welches dir am ehesten zusagt 😊 viel Spaß beim Praktikum
Dankeschön für die Ausführungen deiner Erfahrungen! :)
Da dein Praktikum bestimmt nicht ewig geht
Ja genau, es dauert maximal 3 Monate.
Ich denke es ist wichtig als angehender Arzt auch die Schattenseiten der Pflege zu erfahren. Es ist wichtig auch mal selbst das Gesäß zu reinigen oder eine gegengeschlechtliche (Intim-)Körperpflege durchzuführen. Von daher eignet sich besonders eine Innere Abteilung.
Gutes Gelingen!
Es ist wichtig auch mal selbst das Gesäß zu reinigen oder eine gegengeschlechtliche (Intim-)Körperpflege durchzuführen.
Warum sollte das wichtig sein? Ich will Arzt werden, keine Krankenschwester ;)
Auch wenn manche das gerne anders hätten, aber ein Krankenpfleger ist kein kleiner Arzt - oder umgekehrt. Arzt und Krankenpfleger sind unterschiedliche Berufe, die lediglich zusammenarbeiten.
Eine wirkliche Berechtigung hat das Praktikum nur daher, da man so in die Abläufe eines Krankenhauses eingeführt wird und man zunächst (und ohne Druck) lernt, mit dem Patienten umzugehen, sowie bei einigen Kleinigkeiten zu assistieren (man hilft sich später schließlich gegenseitig). Das Pflegepersonal verbringt schließlich die meiste Zeit am Patienten. Wo sollte man den Patientenumgang nur besser lernen?
Leider wird das KPP von vielen Krankenpflegern missbraucht, um angehende Ärzte zu schikanieren, bevor diese sich wehren können. Und so dreht sich das Rad immer weiter: das Pflegepersonal quält die (angehenden) Studenten und Ärzte revanchieren sich anschließend wieder. Möglicherweise ist die eigentliche Ursache für dieses häufige Problem auch der Stress bzw. die Arbeitsbedingungen. Aber auch dafür kann ich nichts. Wenn du unzufrieden mit deinem Beruf bist, liegt es an dir etwas zu ändern.
Natürlich wird das KPP von manchen Pflegern gerne mißbraucht um Macht zu zeigen. Und klar übt dann der spätere Arzt seine Macht gegenüber dem Pfleger aus. Beides ist schäbig und sollte nicht die Regel sein.
Gerade deshalb halte ich es für wichtig immer die Gegenseite oder Zuarbeitenden kennenzulernen. Das bezieht sich auf alle Berufe, so z.B. soll auch der Architekt mal auf dem Bau gearbeitet haben und "Steine geschleppt" haben damit er weiß, wenn er Anordnungen trifft, was er sagt.
Und klar, Pflege und Medizin sind unterschiedliche Berufe und jeder hat seine eigenen Aufgaben, welche sich manchmal überschneiden oder schlecht abgrenzen lassen.
Unstrittig ist auch, dass Sie als angehende Ärztin in Zukunft dem Pflegepersonal (also mir als Pfleger) sagen werden, was zu tun ist. Da schadet es nicht, wenn Sie auch mal die andere Seite kennen gelernt haben. Dann können kleine Probleme oder "das-war-schon-immer-so-Abläufe" besser reflektiert werden.
Nehmen wir als Beispiel nur die Anrede: als Ärztin werden Sie mit Frau Dr. X angesprochen. Als Pfleger werde ich von allen Patienten und Ärzten, obwohl schon über 20 Jahre im Beruf, mit Vornamen angesprochen und dann dementsprechend auch idR geduzt. Unsere aktuelle junge Stationsärztin hat das, weil es ihr im Pflege-Praktikum negativ aufgefallen ist, hinterfragt und hat mich als Pfleger gefragt, wie sie mich ansprechen soll. Und klar habe ich ihr gesagt, dass sie mich als Pfleger (wie es alles anderen auch machen) duzen kann. Aber alleine dass sie gefragt hat und mich nicht einfach ohne fragen einseitig duzt, zeigt, dass sie sich in meine Tätigkeit/Gefühle hinein versetzen kann.
Andere Ärzte machen das nicht, dass sie mich fragen ob es ok ist, wenn Sie mich wie die Patienten es machen auch einfach duzen. Und gerade bei einem Altersunterschied von 20 Jahren ist es schon richtig und wichtig, das einmal zu klären.
Auch wenn ich als Pfleger von allen Ärzten (einseitig) geduzt werde, ist es doch ein Unterschied wie der Start / das Verhältnis zu Beginn war....
Ich hoffe, sie verstehen, was ich mit meinem Beispiel sagen will.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls viele Lernmöglichkeiten im Praktikum und alles Gute für Ihr Studium.
Ich habe eure Kommentare (leider) erst jetzt gelesen und muss aber sagen, dass ich beide Ansichten nachvollziehen kann.
Allerdings ist es doch beim Pflegepraktikum sowieso unumgänglich, auch mal „unangenehmere“ Arbeiten verrichten zu müssen, oder? Gibt es Stationen, wo einem die Pflege erspart bleibt? (Nur aus Interesse, weil doch in jedem Bereich Pflegepersonal notwendig ist, dachte ich - die meist etwas andere Pflege auf der Psychiatrie ausgenommen)
Zudem finde ich, dass man als Arzt, der tagtäglich mit dem Menschen und seinem Körper in Kontakt steht, diesen im Praktikum (vor oder während der Vorklinik) kennenlernen sollte. Vielleicht taugt einem der Umgang mit Patienten und das Sehen/Berühren des Körpers überhaupt nicht, dann hat man wenigstens noch früh genug die Möglichkeit, die Richtung zu wechseln.
Unstrittig ist auch, dass Sie als angehende Ärztin in Zukunft dem Pflegepersonal (also mir als Pfleger) sagen werden, was zu tun ist.
Das leuchtet mir auch ein.
Auch wenn ich als Pfleger von allen Ärzten (einseitig) geduzt werde, ist es doch ein Unterschied wie der Start / das Verhältnis zu Beginn war....
Sehe ich auch so, schließlich arbeitet man über lange Zeit eng miteinander zusammen und die Pfleger verdienen genauso viel Respekt, schließlich leisten sie Großes.
Ich hoffe, ich behalte meine jetzigen Ansichten und werde mal eine respektvolle und bodenständige Ärztin...!
@Johannax32: Ich wünsche dir auch alles Gute für dein restliches Studium und deine zukünftige Laufbahn! 🍀
@fraeknar: Wenn ich das richtig verstanden habe, bist du Krankenpfleger, oder? Habt ihr öfter Praktikanten - also (angehende) Medizinstudenten - bei euch? Wenn ja, wie läuft das so ab? :)
Pflege erspart bleiben? So solltest du aber nicht denken. Sei froh um jede Erfahrung die du machen kannst.
Tut mir Leid, aber wo liest du bitte heraus, dass ich diese Erfahrungen nicht machen möchte?
Ich hab hinter die von dir kritisierte Frage extra in Klammern hinzugefügt, dass diese aus reinem Interesse besteht (weil ich im Glauben war, auf jeder Station würde es viele Pflegetätigkeiten geben, bis ich die Kommentare meiner Vorredner gelesen hatte), um Reaktionen wie deine zu vermeiden...
Ja, ich bin Krankenpfleger. Medizin-Studenten für das Pflegepraktikum haben wir eigentlich immer.
Wie läuft das Praktikum ab? Die Praktikanten bewerben sich über die Personalabteilung. Diese verteilen die Praktikanten auf die verschiedenen Stationen. Dort werden die Praktikanten einer Pflegekraft zugeordnet. Mit ihr oder ihm gehen die Praktikanten dann den ganzen Tag mit und verrichten alle Tätigkeiten, bzw. schauen dabei zu.
Je nach Beziehung zwischen den beiden Menschen wird mehr oder weniger erklärt. In der Regel sind die Praktikanten nett und wissbegierig. Dann bin ich auch motiviert viel zu erklären und zu zeigen.
Es gibt aber auch Praktikanten die mir dann z.B beim Putzen wie beim Betten auswaschen nur zuschauen, mit dem Kommentar, dass sie Ärztin werden wollen und diese Erfahrung nicht brauchen. Das ist dann für mich erniedrigend und demotiviert mich über das Maß des nötigen hinaus zu erklären und zu zeigen. Das kommt leider nicht selten vor.
Wenn die Praktikanten zwei Wochen mitgegangen sind, dürfen Sie auch alleine einige Tätigkeiten selbständig verrichten (aber nur wenn sie das wollen und auch dazu in der Lage sind)
Auch Ihnen alles Gute für Ihre Berufswahl und im Studium.
Vielen Dank für die Informationen! :)
Gerne doch. Wenn Sie weitere Fragen haben, bitte melden.
Vielen lieben Dank für deine Antwort!
Wie läuft das genau ab? „Hängt” man sich da an bestimme Leute aus der Station oder arbeitet immer wieder mit anderen, denen man dann Fragen stellen kann?
Ja genau, deshalb habe ich die Intensivstation als „ungeeignet” gewertet.
D.h. die Psychiatrie und die Pädiatrie werden auch als normales Pflegepraktikum gewertet? Ich frage nur, da der Pflegeaufwand dort ja etwas geringer sein müsse, oder?