Kriegt ein Epileptiker ein Rezept für Cannabis vom Hausarzt?
Wenn eine Person Epilepsie hat, Medikamente nimmt und deswegen Schwierigkeiten hat, wie wenig schlaf und kein Hungergefühl, gibt es wegen der Epilepsie oder wegen der Epilepsie mit den genannten Nebenwirkungen der Medikamente ein Rezept für Cannabis?
Dies sollte sogar beide "Probleme" lösen, meines Wissens nach?
Besteht da also die Möglichkeit, dass ganze vom Hausarzt abgesegnet zu bekommen und wie geht man da am besten vor?
4 Antworten
Die Wirkstoffe der Hanfpflanze werden als Cannabinoide bezeichnet. Bekannt sind vor allem zwei Cannabinoide:
- Tetrahydrocannabinol (THC) welches für die rauscherzeugende aber auch analgetische (schmerzlindernde), muskelrelaxierende, appetitanregende und antiemetische (gegen Erbrechen) Wirkung veranwortlich ist.
- Cannabidiol (CBD) welches keine rauscherzeugende Wirkung hat aber mit diversen medizinischen Eigenschaften in Verbindung gebracht wird (u.a. Sedierung, Muskelrelaxans und Antikonvulsion).
Wissenschaftliche Studien welche den jeweiligen medizinischen Nutzen belegen sind je nach Beschwerdebild eher Mangelwahre. Bezüglich Epilespie wurde Cannabis in einigen US-Studien untersucht. Es konnte festgestellt werden, dass CBD bei Kindern mit einer spezifischen Form von Epilepsie (dem Lennox-Gastaut-Syndrom sowie dem Dravet-Syndrom) eine eindeutig antikonvulsive Wirkung hat. Auf Basis dieser Studien wurde in des USA das Medikament Epidiolex zugelassen welches hoch konzentriertes CBD enthält. In Deutschland ist das Medikament ebenfalls erhältlich und trägt den Namen Epidyolex (rezeptflichtig). Ferner gibt es auch das Arzneimittel Sativex (Nabiximols) welches sowohl THC als auch CBD enthält. Es wird zur Behandlung von Muskelspastik bei multipler Sklerose (MS) verwendet und unterliegt dem BtMG.
In Deutschland kann Cannabis (mit THC und/oder CDB) im Prinizp für sämtiche Beschwerden verschrieben werden. Es ist keine klare Indikation definiert. Allerdings gibt es (abgesehen der beiden Fertigarzneimittel Epidyolex und Sativex) zurzeit noch einige juristische Hürden. Voraussetzung für eine Verschreibung von Cannabis ist, dass (Zitat)...
„…eine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung im Einzelfall nicht zur Verfügung steht“ oder wenn diese Leistung „…im Einzelfall nach der begründeten Einschätzung des behandelnden Vertragsarztes unter Abwägung der zu erwartenden Nebenwirkungen und unter Berücksichtigung des Krankheitszustandes der oder des Versicherten nicht zur Anwendung kommen kann“.
Anders formuliert: Cannabis darf in Deutschland aktuell nur dann verschrieben werden, wenn bezüglich einer klinisch relevanten Erkrankung keine angemessene und erfolgversprechende Therapiemethode existiert (weder medikamentös noch anderweitig), bestehende Therapien aus medizinischen Gründen nicht angewendet werden können oder sämtliche Therapieversuche mit bestehenden Therapieverfahren fehl schlugen (Therapieresistenz).
Was heisst das nun für deinen konkreten Fall?
- Möglichkeit 1 (keine Therapiemethode) fällt bei Epilepsie schon mal weg. Es gibt zahlreiche Arzneimittel zur Behandlung von Epilepsie.
- Möglichkeit 2 (Unverträglichkeit/Wechselwirkungen) fällt wahrscheinlich auch weg, da Antikonvulsiva unterschiedliche neurobiologische Ansätze in ihrer Wirkung verfolgen, eine davon wirst du bestimmt vertragen.
- Möglichkeit 3 (Therapieresistenz) wird schwierig aber nicht unmöglich. Im Gesetz wird nicht genau definiert was Therapieresistenz bedeutet. Folglich liegt es an der Betrachtungsweise des behandelnden Arztes. Es gibt Ärzte die sehr offen für eine Behandlung mit Cannabis sind und demnach bereits nach wenigen Therapieversuchen mit herkömmlichen Antikonvulsiva eine Therapieresistenz diagnostizieren und solche welche die Behandlung mit Cannabis fast schon aus Prinzip ablehnen.
Kurz: Willst du Cannabis verschrieben bekommen musst du einen Arzt finden der für eine solche Behandlung offen ist.
Vom Hausarzt eher nicht. Aber wer im Internet nach "alternativen Ärzten" naturkundlichen Ärzten" und dergleichen sucht, findet die passenden Ärzte, die auch gerne selber mal einen rauchen und das verschreiben.
Was mus man da so annen Atzt mailen damit er eim Cannabis vershreibt?
Also sind Naturheilkunde Ärzte eher der Ansprechpartner hierfür?
Hausarzt wird an Facharzt verweisen- der hat ein wesentlich höheres Budget.
Nn, eine Freindin von mir hatte zuletzt immer 4-7 Grand Mal im Monat.
Mit Cannabis-Medikamentation zusätzlich nur 1 , oft auch nur 1x in 2 Monaten
Das ist natürlich eine Riesen-Erleichterung.
War aber wohl nicht einfach, das Rezept vom Neuro zu kriegen, bei ihr läuft es über eine Klinik, wo sie 1-2xJahr ist
Wenn Dir an der Bekämpfung der Anfallshäufigkeit gelegen ist, sprichst Du Deinen Hausarzt auf Epidiolex an. Siehe Foto.
Es könnte sonst sein, dass - wenn Du pauschal nach Cannabis fragst - er Dich darüber belehrt, dass bei Epilepsie allein das Cannabinoid CBD (Cannabidiol) wirksam ist, dies aber null berauschende Effekte hat und wissenschaftlich sogar als der "Gegenspieler von THC" gilt.
Dazu müsste der Hausarzt aber schon sehr Cannabis-sachkundig sein, was vermutlich nicht der Fall sein dürfte, da Cannabis (als Medizin) bis heute nicht Teil der universitären Ausbildung von Ärzten ist.
In aller Regel müssen vor einer Cannabis-Verordnung alle marktgängigen Mittel erfolglos ausprobiert worden sein (ärztlich dokumentiert). Oftmals scheitert die Verschreibung aber an der Unwissenheit oder an den Vorbehalten der Ärzte.
Letztendich ist eine Kostenübernahme der Krankenkasse ziemlich schwierig; die Ablehnungsquote liegt bei etwa 40 % aller Anträge.
Nein, in dem Fall geht es nicht um die Anfälle sondern lediglich um die Nebenwirkungen, wenig schlaf, sprich Unruhe sowie kein Hungergefühl. Da diese Beschwerden unabhängig von der Epilepsie mit Cannabis gelindert werden könnten, wollte ich erfragen, wie die Chancen zwecks Verschreibung von Cannabis bei einem Epileptiker stehen, eben mit diesen Beschwerden. Kann also der Hausarzt dies ausstellen?