Medikamentenspiegel zu niedrig. Lohnt es sich anderes Medikament auszuprobierren?
Hey,
ich habe vor einiger Zeit nacheinander zwei verschiedene Psychopharmaka der gleichen Wirkstoffgruppe ausprobiert (SSRI). Bei beiden wurden die Tabletten auf Grund unzureichender Wirkung wieder ausgeschlichen, bei dem zweiten (Fluvoxamin) wurde jedoch auch ein Medikamentenspiegel ermittelt. Dieser lag trotz einer Einnahme von 150mg täglich nur bei 12,5ng/ml (Referenzbereich 60.00-230.00ng/ml). Es scheint also, als würde mein Körper den Wirkstoff nicht richtig aufnehmen oder zu schnell abbauen oder was auch immer...
Nun zu meiner Frage: Macht es denn Sinn ein neues Medikament (evtl. von einer anderen Medikamentengruppe wie zB. NDRI oder Tricyclika) auszuprobieren, oder ist da sowieso mit einem ähnlich niedrigen Wert zu rechnen?
2 Antworten
Das wäre möglich, ist ein Versuch wert. Jeder Hersteller nimmt zur Herstellung der Tabletten mit dem selben WIrkstoff immer zusätzliche Hilfs- und Füllmittel. Je nach "Empfindlichkeit" des Körpers wird dann der Wirkstoff anders verstoffwechselt, so ist es nicht selten, das der selbe WIrkstoff (und Dosierung) von einem anderen Hersteller anders (stärker oder schwächer) wirkt. Die Mediziner und Apotheker weisen gerade bei Antidepressiva datuf hin, die Herstellermarke nicht zu ändern (wenn sich der Körper daran gewöhnt hat).
Fluvoxamin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI welches primär bei Zwangserkrankungen verwendet wird. Des Weitern ist das Medikament zur Behandlung von Depressionen indiziert.
Wie bei den meisten SSRI's wird bei einer zu schnellen Metabolisierung bzw. einem zu niedrigen Spiegel die Dosis einfach erhöht. Ich an deiner Stelle würde erst mit dem Arzt absprechen, ob eine Dosiserhöhung angebracht ist bevor du das Medikament wechselst.
Die meisten Trizyklika funktionieren sehr ähnlich wie SSRI's und SNRI's. Sie hemmen ebenfalls die Wiederaufnahme der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin... einfach nicht selektiv was deutlich mehr Nebenwirkungen zur Folge hat. Ausnahmen bilden Opipramol (gegen Angststörungen) und Trimipramin (gegen Schlafstörungen und chronische Schmerzen). T
etrazyklika wie beispielsweise Mirtazapin weisen nochmals einen anderen Wirkmechanismus auf. Es handelt sich dabei um sogenannt noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva (NaSSA).
Dann gibts noch eine Menge sogenannt "atypischer Antidepressiva". Bekannt sind z.B. Bupropion (ein NDRI) aber auch Tianeptin welches in Studien ähnlich gut wie SSRI abschliesst aber nochmals anders wirkt.
Meist werden bei Unwirksamkeit von SSRI/SNRI auch Zusatzmedikamente verabreicht. Dies können Mood-Stabilizer (Lithium, Lamotrigin) oder auch atypische Neuroleptika (Quetiapin, Aripiprazol etc.) sein.
Wie bei wem welches Medikament wirksam ist und was für Nebenwirkungen es hat kann niemand vorhersagen. Daraus resultiert, dass viele Betroffene (ich bin einer davon) die halbe Apotheke durchprobieren müssen bis sie eine Medikament oder eine Kombination finden die hilft.
Eine Übersicht mit Fachinformationen über sämtliche Medikamente welche bei Depressionen (und Angststörungen) verwendet werden findest du übrigens hier.