Mein Opa liegt im Krankenhaus im Sterben, soll ich ihn besuchen?

10 Antworten

Niemand von uns ist perfekt. Es wäre sicher besser gewesen, wenn er diese Verbrechen nicht begangen hätte. Das weiß er, und er hat Dir so viel vertraut, dass er Dir davon erzählen konnte.

Mit wem sollte er denn drüber sprechen, was ihn so belastet hat? Mit jedem anderen hätte er riskiert, im Gefängnis zu landen. Was muss das mit einem Menschen anrichten, der mit seinen Untaten leben muss, ohne mit jemandem drüber sprechen zu können?!

Umgekehrt: Wie sollen andere lernen, wie grausam falsch Menschen sich verhalten können, wenn solche Täter ihre Geheimnisse alle mit ins Grab nehmen?

Jeder von uns kann im Krieg zu solchen einem Täter werden. Keiner von uns kann etwas dafür, Krieg nicht erlebt zu haben. Es ist kein Verdienst von uns, keine Kriegsverbrechen begangen zu haben. Wir hatten nur keine Gelegenheit dazu.

Ob Du ihm jetzt verzeihen kannst, weiß ich nicht. Das muss Du auch nicht. Jedenfalls nicht jetzt. Aber hingehen solltest Du.

Er braucht Dich. Und so ein Tod ist so unendlich endgültig. Ich glaube, Du würdest es Dir später nicht verzeihen, nicht hingegangen zu sein.

Evt. stell Dir vor, es wäre nicht Dein Opa, sondern Dein Sohn. Würdest Du ihn auch bei einer harten Verfehlung komplett fallen lassen können? Oder würdest Du nicht doch versuchen, bis zuletzt zu ihm zu halten? Weil es Dein Sohn ist! Und jetzt ist es Dein Opa! Lass ihn nicht im Stich! Er würde sich freuen,.

geh hin. Ihr müsst nicht sprechen wenn dir das zu schwer fällt. Aber sei da.

Falls er noch wach genug ist, könntest du alte gemeinsame Fotos aus deiner Kindheit mitbringen. Dann habt ihr unverfängliche und glückliche Gesprächsthemen.

Auf jeden Fall besuchen!

Die Vergangenheit Deines Opas ist sicherlich etwas womit er selber klar kommen musste - vielleicht liegt darin auch der Grund, warum er diese Dinge überhaubt erzählt hat. (ich denke mal, dass er nicht damit geprahlt hat und diese Dinge toll fand)

Du als Enkel wirst Ihm sichelrich auch sehr wichtig sein. Gerade wenn die Situation so final ist, hast Du ja wahrscheinlich keine weitere Chance um auch ihm zu zeigen, dass Du den Opa magst, den Kriegsverbrecher aber nicht und auch wenn Du diese Taten also nicht billigst Du Dch doch verabschieden willst - und ihm seinen Frieden wünschst.

Wenn nicht nur für den Opa, dann geh für Dich selber hin. Denn auch wenn das jetzt unangenehm oder beängstigend sein mag, so kann es in ein paar Jahren doch für Dich wichtig gewesen sein sich vom Opa zu verabschieden. Dann aber ist die jetzt einmalige Chance vertan.

Hallo Helferlein,

als Dein Großvater diese schlimmen Dinge getan hat, war er noch sehr jung, und sie haben ihn sehr belastet, wenn er sie Dir am Ende seines Lebens erzählt hat. Kein Mensch kann seine Vergangenheit ungeschehen machen, auch wenn er das noch so gerne möchte.

Es ist sehr wichtig für ihn, daß Du ihm das Gefühl gibst, daß er in Frieden gehen kann. Gebüßt hat er schon genug. 

Es ist sein Vermächtnis, daß Du ein mündiger und kritischer Bürger wirst, der Zivilcourage beweist und nicht wegschaut, wenn in der Lage ist, zu helfen.

Dein Opa kann nichts mehr ändern an dem, was er getan hat, aber Du selbst kannst der Mensch werden, auf den Dein Opa stolz wäre.

Verzeihe ihm, sonst wirst Du Dir das nie verzeihen, wenn Du älter bist und mehr Lebenserfahrung hast.

Alles Gute für Dich,

Giwalato 

PS: Es gibt Bücher zum Thema Kriegskinder. Da erfährst Du mehr über die Umstände, die dazu geführt haben, daß sich Dein Opa so verhalten hat. So kannst Du dieses Thema für Dich persönlich aufarbeiten.

Geh' hin, umarme ihn, denke jetzt nicht an seine Vergangenheit! Verabschiede dich von deinem Opa, sonst wirfst du dir in Zukunft vielleicht vor, es nicht getan zu haben und dann kannst du es nicht mehr ändern!

Ich wünsche dir viel Kraft! LG