Müssen Transgender bis zu ihrem Tod Hormone nehmen?

3 Antworten

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Müssen nicht, Grade Transfrauen können um den Zeitpunkt rum aufhören, zu dem Cisfrauen in die Wechseljahre kommen, oder zumindest die Dosis erniedrigen. Auf der anderen Seite ergeben sich im Alter manchmal Komplikationen, die ne Gegenindikation zu Geschlechtshormonen darstellen- zb, ein Transmann mit Bluthochdruck sollte vielleicht Testo absetzen, da dieses auch den Blutdruck hebt. Oder, eine Transfrau die eine Thrombose, Schlaganfall oder Herzinfarkt hatte, sollte Östrogen absetzen.
Ohnehin ist man nicht gezwungen, die Hormone zu nehmen. Solange man nicht einfach aufhört, sondern alles mit dem Endokrinologen abklärt, ist alles gut.

Die Anwendung ist verschieden. Bei Testosteron ist am verbreitetsten in DE, zu spritzen. Es gibt Depot-Spritzen, die man meistens vom Arzt geben lässt und alle ca 3-4 Wochen kriegt. Es gibt 'normale' Spritzen, die man sich meistens selbst wöchentlich gibt. Es gibt auch ein Gel, das täglich auf den Arm aufgetragen wird, und Pellets, die in den Po eingesetzt werden und dort für 3 Monate halten.
Bei Östrogen ist es problemlos möglich, diese in Tablettenform zu nehmen, meistens ein oder zweimal täglich. Viele Cisfrauen nehmen auch Östrogen in Tablettenform: Die Pille?

Ja, bei Transmännern muss früher oder später Gebärmutter und Eierstöcke raus, wegen dem Risiko für Krebserkrankungen, das durch Testosteron steigt. Meistens macht man das gemeinsam mit geschlechtsangleichenden OPs in dem Bereich. Es ist aber auch möglich, eine "Hysterektomie und Salpingektomie" unabhängig von einem Aufbau durchzuführen.

Soweit ich weiß, ändert sich die Dosis dadurch nicht. Es ist ja nicht so, als würden männliche und weibliche Hormone da Zweikämpfe bestreiten. Nur, wenn man Hormonblocker nimmt (Transfrauen nehmen eigentlich immer Testosteronblocker und Östrogen, Transmänner nehmen generell keine Blocker (mehr), wenn sie Testosteron angefangen haben), kann man diese nach Entfernung der Hoden, bzw Eierstöcke absetzen. Wenn kein Testo da ist, muss man dieses ja auch nicht blocken.

nala2408 
Beitragsersteller
 10.06.2020, 19:53

Danke für deine ausführliche Antwort

  1. In der Regel werden die Hormone ein Leben lang genommen. Das hat eigentlich einzig alleine den Grund, dass der Körper ansonsten niemals eigenständig die benötigten Sexualhormone herstellen kann. Bei Männer findet dies ja vor allem in den Hoden, bei Frauen vor allem in den Eierstöcken statt. Da man nach einer Geschlechtsangleichung diese auch weiterhin nicht besitzt, muss man die Hormone weiterhin künstlich zuführen. Auch könnte es beim Absetzen dazu kommen, dass sich manche Veränderungen wieder zu einem gewissen Grad rückgängig machen (bspw Fettumverteilung, Haarwuchs, ...). Außerdem erfüllen Sexualhormone noch eine Reihe anderer Aufgaben im Körper, so könnte es bei einem Mangel bspw zu einer Osteoporose kommen (besonders wenn im Rahmen der Geschlechtsangleichung Hoden bzw Eierstöcke entfernt wurden müssen den Rest des Lebens lang Hormone zugeführt werden.
  2. Bei der Geschlechtsangleichung von Mann-zu-Frau werden die Hormone in der Regel in Form von Tabletten gegeben (meist täglich). Bei Frau-zu-Mann hat man die Möglichkeit täglich Gel aufzutragen, oder in verschiedenen Intervallen zu spritzen (250mg Testosteron in 1-4 Wochenabständen, 1000mg in 8-12 Wochenabständen) - zusätzlich bekommen manche in etwa 3 Monatsabständen einen Östrogenblocket gespritzt, das ist aber meist nur am Anfang so. Es wird etwa halbjährlich Blut abgenommen und die Werte getestet, die Dosis ggf angepasst
  3. Wie oben schon erwähnt kann man sich im Rahmen der Geschlechtsangleichung auch die inneren Organe entfernen lassen. Bei MzF werden die Hoden eigentlich immer bei der genitalen Eingleichung entfernt. Bei FzM gibt es solche und solche. Manche behalten ihre inneren weiblichen Organe, manche lassen sie entfernen. Oftmals sagt man, dass man die Gebärmutter spätestens 3 Jahre nach dem Beginn mit Testo entfernen lassen sollte, da Testo evtl Gebärmutterkrebs begünstigen könnte (dazu gibt es aber soweit ich weiß keine Langzeitstudie, die das belegt)
  4. Die Dosis ändert sich auch nach der Entfernung der inneren Organe eigentlich nicht. Bei mir sind es bspw nach wie vor die 1000mg alle 10 Wochen - jedoch hab ich persönlich das Gefühl, dass seither das Testosteron besser wirkt (mehr Bartwuchs bspw) - könnte aber auch nur meine Wahrnehmung sein.
nala2408 
Beitragsersteller
 10.06.2020, 19:52

Danke. Deine Antworten sind immer informativ und hilfreich

PmMeYourCactus  10.06.2020, 20:23
@nala2408

Gerne und danke!

Hormone werden zeitlebens gebraucht, da Hormone eine Lebensdauer von nur einigen Stunden, manchmal auch Tagen haben, sie also immer wieder benötigt werden

nala2408 
Beitragsersteller
 10.06.2020, 19:07

Spritzen oder Tabletten?

Sphil3ia  10.06.2020, 19:12
@nala2408

Kenne ich mich nicht so aus. Ich denke, das ist personenabhänig. Wobei bestimmte Hormone nur gespritzt werden können, da sie den Magensaft nicht überleben würden, daher wird auch zb. das Hormon Insulin nur gespritzt