Nebenwirkungen von Zyprexa und alternative Medikamente bei Psychosen
Mein Freund nimmt seit gestern Zyprexa gegen seine Psychose und hat viel Angst vor den Nebenwirkungen.
Hier habe ich gerade auch schon davon gelesen, dass es nicht das beste Medikament ist, das Thema war allerdings schon älter von 2009, so dass ich eine neue Frage stelle.
Wie lange sollte man dieses Medikament "ausprobieren" (schließlich muss man ja auch eingestellt und die richtige Dosis gefunden werden) und wenn er sich entschließt, es nicht weiter zu nehmen, welches alternative Medikament (Psychose ohne Wahnvorstellungen) mit geringeren Nebenwirkungen ist zu empfehlen?
Nach seiner ersten Tablette gestern (5mg) war mein Freund erst total unruhig, konnte Arme und Beine nicht stillhalten (er konnte nicht genau sagen wie, aber sie fühlten sich unangenehm an) und jetzt schläft er mittlerweile seit mehr als 12 Stunden. Ist das eine "normale" erste Reaktion? Er hat den nächsten Termin bei der Psychiaterin erst in 1 Woche, krank geschrieben ist er nicht, muss also eigentlich ab morgen auch wieder zur Arbeit.
5 Antworten
Hallo nimibi.
Bei Zyprexa handelt es sich um den Wirkstoff "Olanzapin", dieser gehört zu den atypischen Neuroleptika, das heißt es ist ein modernes Medikament mit "relativ" geringer Ausprägung von Nebenwirkungen. Im Allgemeinen ist es gut verträglich. Was diese Unruhe der Beine betrifft, so kommt dies in der Tat vom Zyprexa. Aber diese Nebenwirkungen, die man auch Extrapyramidal-motorische Störungen (EPS) nennt, sind für fast alle Neuroleptika üblich und leider nicht vollends zu vermeiden, die neueren Neuroleptika, wie auch Zyprexa haben schon weniger solche Probleme, bei älteren Substanzen wäre das noch extremer. Worauf ich dich auch hinweisen möchte, ist dass es passieren kann dass dein Freund von Zyprexa zunimmt. Zyprexa macht Hunger und dämmt den Stoffwechsel ein wenig, daher muss sich dein Freund kontrollieren und versuchen den Heißhungerattacken zu widerstehen.
Bei deinem Freund zeigen sich diese Störungen inform einer Akathisie (Bewegungsunruhe). Vielleicht sollte dein Freund erstmal schauen, ob er damit zurecht kommt. Wenn diese typischen Nebenwirkungen jedoch Ausmaße annehmen, in denen sie nicht mehr tragbar sind, bzw maßgebliche Einschränkungen mit sich bringen, so ist eine Kombinationstherapie mit dem Wirkstoff Biperiden (das Medikament heißt Akineton) denkbar. Dies ist eigentlich ein Medikament gegen Parkinson wird aber in der Psychiatrie eben gegen EPS eingesetzt, die durch Neuroleptika ausgelöst werden. Dass man bei der ersten Einnahme von Zyprexa erstmal halber vom Stuhl fällt ist normal. Fast alle gängigen Neuroleptika wirken kurzfristig zunächst sedierend und beruhigend, bei Zyprexa ist aber in der Regel langfristig auch eine Stimmungsaufhellung gegeben.
Zyprexa wird in der Regel eingeschlichen, das heißt mit einer niedrigen Dosis begonnen und dann bis zum nötigen Maße erhöht. Dann wird beobachtet, inwieweit sich (innerhalb der nächsten 1-2 Monate) die Symptome bessern. (Akuttherapie). Erst dann wird geschaut, ob eine Reduktion des Zyprexas möglich ist. Eine prophylaktische Einnahme ist allerdings über einen Zeitrahmen von mindestens 1-2 Jahren (bei Ersterkrankung), bei wiederholter Erkrankung auch noch länger sinnvoll, hier sollte aber die Dosis auf das mögliche Minimum beschränkt werden.
Zu den Alternativen: Dein Freund sollte mal 1-2 Wochen kucken wie er mit dem Zyprexa klar kommt. Sollte die Bewegungsunruhe weiterhin sehr stark anhalten, bzw weitere einschneidende Nebenwirkungen auftreten, so ist zu überlegen, ob ein anderes Medikament indiziert ist. Relativ neu auf dem Markt und mit breitem Wirkungsspektrum ist der Wirkstoff Quetiapin (Medikament: Seroquel), bei dem wenig EPS auftreten und auch die Gefahr einer Gewichtszunahme noch gering ist). Außerdem gibt es da noch Leponex (mit dem Wirkstoff Clozapin), dieser löst bis auf wenige Ausnahmen überhaupt keine EPS aus. Der Haken hierbei ist aber, dass die Gabe dieses Medikamentes strengen Richtlinien unterliegt. Erst wenn andere Medikamente nicht oder unzureichend wirken, bzw aufgrund von Nebenwirkungen nicht vertragen werden, darf Clozapin verschrieben werden. Warum? Weil dieses Medikament eine sogenannte Agranulozytose auslösen kann, einen Abfall der weißen Blutkörperchen, der tödlich enden kann, wenn das Medikament nicht sofort abgesetzt wird. Deswegen ist bei einer Behandlung mit Clozapin eine regelmäßige Blutbildkontrolle wichtig.
Fazit: Ich würde jetzt erst einmal abwarten, ob sich das Ganze bei deinem Freund einpendelt. Ansonsten sollte er seine Psychiaterin auf jeden Fall auf die Probleme ansprechen, die das Medikament bei ihm auslöst. Nochmal: Die antipsychotische Wirkung tritt in der Regel erst nach Tagen bis Wochen ein. Also ein bisschen Geduld muss sein. Schwierig wird es wohl mit der Müdigkeit beim Arbeiten, aber oft wird das langfristig besser.
Hoffe ich konnte ein bisschen helfen.
MfG
Alex
hey danke für das Kompliment Cobra rotwerd :)
Danke für diese ausführliche Antwort, war auf jeden Fall hilfreich und hat mir ein bisschen die Sorgen genommen - alles andere, was ich so über Zyprexa gefunden hatte, war ja sehr negativ. Die Bewegungsunruhe hat auch schon nachgelassen, aber auf der Arbeit ist er negativ aufgefallen, weil er teilweise wohl nur vor sich hin gestarrt hat und nichts gemacht hat. Er ist jetzt erstmal krank geschrieben. Heute muss er zum ersten Mal eine höhere Dosis nehmen. Hinzu kommt, dass er ab Dienstag in eine Klinik soll, damit das Medikament schneller eingeschlichen werden kann (da er momentan auch noch recht depressiv ist und die Psychiaterin sich Sorgen macht).
Hey. ja ich kenne das, ich kriege nämlich Leponex und ich bin auch nur noch müde. Grade mach ich einen Kurs zur Diagnostik meiner Arbeitsmarktfähigkeit und da 6-8 stunden arbeit durchzuhalten is auch für mich happig. Ich wünsche deinem Freund alles Gute dass er es schafft seine Krankheit zu besiegen und bald wieder voll arbeiten kann:
Ich kann dich beruhigen, ich weiß von einem Fall eines Taxifahrers, der auch Zyprexa nimmt noch prophylaktisch und der arbeitet 12stündige Nachtschichten und selbst das geht ohne Probleme ;)
Nichts wird so heiß gegessen wies gekocht wird *g
MfG
Alex
Tja, zugenommen hat er noch nicht, ist nur weiterhin müde. Allerdings hilft das SCHEIß-Medikament bis jetzt kein Stück gegen die Psychose, was meinen Freund nur davon überzeugt, dass er DOCH Recht hat und alle wirklich über ihn reden. Von der Psychaterin ist auch keine Hilfe zu erwarten.
Hallo, die gravierenste Nebenwirkung bei Zyprexa ist, dass es wirklich fett macht. 30,40 kg Gewichtszunahme und Diabetes sind keine Seltenheit. Also aufpassen! Alternative Medis gibt es leider keine.
Versucht die klassische Homöopathie als Ergänzung zur Schulmedizin, fängt auch Psychosen auf. Es gibt auch klassische Homöopathen, die von der Krankenkasse bezahlt werden. Bringt ihn um Jahrhunderte weiter, als nur die Schulmedizin. Viel Glück!
eine sehr gute & korrekte antwort! dh!
hier noch meine erfahrung mit seroquel:
ich vertrage das medikament sehr gut, bis auf anlaufschwierigkeiten (bis heute noch) & starker gewichtszunahme (nur im ersten monat).