Amphetamin Psychosen und Ritalin?
Mich interessiert das Thema drogeninduzierte Psychose. Straßenspeed und Ritalin ähneln sich ja sowohl in Wirkung als auch Struktur. Beim Missbrauch allerdings können Psychosen auftreten. Allerdings nehmen viele Ritalin Jahre lang ohne diese Nebenwirkung zu verspüren. Wie das bei Speed ist weiß ich nicht was mich zur Frage bringt. Ist das Dosis abhängig? Mehr Dosis erhöht auch die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Nebenwirkungen. Ist das allein der Grund ? Kann jemand der gut eingestellt ist und keine Beschwerden hat davon ausgehen auch keine Psychose zu bekommen?
6 Antworten
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass Antidepressiva schlimmer sind.
Einige Antidepressiva haben eine verdammt lange Halbwertszeit (sind z.T. erst nach 5-6 Wochen komplett aus dem Organismus draußen). Das ist auch das Gefährliche daran.
Antidepressiva können eine Psychose oder eine Manie auslösen. Der langen Halbwertszeit halber ist man dann auch dementsprechend lange auf einem 'Trip'. Die Manie würde erst nach mehreren Tagen oder Wochen (sofern man das Medikament absetzt) abklingen.
Bei Stimulanzien hat man den Vorteil, dass sie schon am Abend oder zumindest am nächsten Tag größtenteils abgebaut sind.
Egal welches Medikament, wenn die Dosis zu hoch ist, kann es immer gefährlich werden! Ich hatte z.B. mal ein diverses Neuroleptika. Wenn man davon die ganze Packung nehmen würde, würde man mit hoher Wahrscheinlichkeit sterben. Antidepressiva können ein Serotonin-Syndrom auslösen. Ritalin wäre da nicht so gefährlich.
Also nicht nur Ritalin, sondern auch andere Medikamente können eine Psychose auslösen. Auch Neuroleptika können in Überdosis eine Psychose auslösen.
Dann gibt es da auch noch Benzodiazepine. Sie können schon in relativ niedriger Dosierung eine Hirnlähmung auslösen. Kommt zwar relativ selten vor, aber passiert.
Solange man Straßenspeed und Ritalin nicht in zu hoher Dosis nimmt, kann kaum etwas passieren. Problematisch ist eher, dass in Straßendrogen oft Streckmittel gemischt werden und die darin enthaltene Dosis ein Vielfaches höher ist, als in Medikamenten.
Vielen Dank, das hilft mir weiter. Wenn man sich zum Beispiel die Nebenwirkungen von Alkohol ansieht steht hier auch „Psychosen“. Mir fehlt hier die Relation. Es gibt viele Menschen die trinken Alkohol, nicht umsonst zählt sie als volksdroge Nummer 1. allerdings kenne ich niemanden der eine Psychose dadurch entwickelt hat. Mir fehlt irgendwo ein Vergleich. Kann man einfach keinen Vergleich aufstellen oder warum gibt es keinen? Als Beispiel Cannabis, ich schätze die Gefahr einer vorübergehenden Cannabis Psychose deutlich höher ein. Ich habe viele kennen gelernt die „high“ waren und an Verfolgungswahn litten. Sie bildeten sich ein jeder würde wissen dass sie bekifft waren, die Polizei sei schon auf dem Weg, sie waren fast schon panisch. Das ist dann innerhalb weniger Stunden wieder verflogen. So würde ich die Gefahr bei Alkohol unter sowas zu leiden als eher geringer einschätzen. Bei Speed allerdings weiß ich es nicht.
Ritalin kann ebenso Psychosen auslösen. Wieso es bei Speed eventuell häufiger vorkommt ist weil dieses oft höher dosiert wird und von einigen zum nächtelangen durchmachen benutzt wird, Schlafentzug fördert ja auch psychotische Zustände. Nach 2 oder 3 Nächten Wachheit wurde ich ziemlich aggressiv und gereizt, kann mir schon vorstellen dass manche da auch psychotisch werden.
Jedes Medikament hat Nebenwirkungen. Auch wenn man die nicht unbedingt öffentlich sieht.
Amphetamin wird nicht nur auf der Strasse unter den Szenennamen Speed oder Pep verkauft, sondern auch als Medikament gegen ADHS verwendet. Bei pharmazeutischen Produkten verwendet man das sogenannte Dexamphetamin, also der potenteste Bestandteil des klassischen Amphetamins. Enthalten ist es beispielsweise in den Präparaten wie Attentin oder Elvanse. Viele nehmen es jahrelang, ohne eine Psychose zu entwickeln. Verschrieben wird es vor allem dann, wenn die Therapie mit Methylphenidat (dem Wirkstoff von Ritalin, Medikinet, Concerta etc.) fehl schlug.
Aber zu deiner eigentlichen Frage: Methylphenidat (MPH) und Amphetamin stammen aus der selben chemischen (Über-)Gruppe, den Phenylethylaminen. Amphetamin gehört -wie es der Name schon sagt- zu der Untergruppe der Amphetamine während MPH zu der Untergruppe der Piperidin-Derivate gehört.
Amphetamin und MPH beeinflussen beide die selben Neurotransmitter (Botenstoffe im Gehirn) bzw. führen zu einer erhöhten Verfügbarkeit von Noradrenalin und Dopamin. Allerdings tun sie dies auf unterschiedliche Weise. MPH wirkt als selektiver Wiederaufnahme-Hemmer während Amphetamin primär als sogenannter Releaser fungiert.
Psychosen können bei beiden Substanzen eine Nebenwirkung sein. Ein (konstant) zu hoher Dopaminspiegel kann (nicht muss) bei entsprechender genetischer Veranlagung zu Zuständen führen, welche einer paranoiden Schizophrenie ähneln. Es gibt neben der genetischen Veranlagung und der Häufigkeit des Konsums noch weitere Faktoren wie die Dosis, traumatische Vorbelastungen, permanenter Stress, ev. Wechselwirkungen mit weiteren psychoaktiven Substanzen usw.
Fachinformationen zu (Dex-)Amphetamin findest du hier.
Fachinformationen zu Methlyphenidat (Ritalin & Co.) hier.
Es geht um Vorbelastungen. Besonders traumatische Erfahrungen in der Kindheit können hinorganische Veränderungen bewirken bzw, neuronale Verknüpfungen begünstigen, welche das Risiko erhöhen später psychische Erkrankungen zu entwickeln. Die moderne Forschung steckt diesbezüglich zugegebenermassen noch in den Kinderschuhen. Auch gibt es ein Streitpunkt, was alles als Trauma anzusehen ist. Die klassische Psychologie (z.B. Freud) hat diesbezüglich eine andere theoretische Auffassung als die heutige medizinische Psychiatrie. Dies trifft übrigens auch auf viele andere Begriffe wie z.B. Narzissmus oder Libido zu.
Kann mir irgendwie nicht vorstellen dass ein traumatisches Erlebnis das Gehirn derart schädigen soll dass eine Schizophrenie oder andere Psychose entsteht. Möchte sowas nicht kleinreden, bei Depressionen kann ich mir auch vorstellen dass es einen Zusammenhang gibt(ebenso wie logischerweise bei PTBS) aber bei Schizophrenie nicht wirklich. Früher gab es ja auch die Theorie dass bestimmte Erziehungsstile der Mutter Schizophrenie verursachen können was aber nie bestätigt werden konnte und noch früher gab es sogar die Theorie dass der Körperbau mit dem Schizophrenierisiko in Verbindung steht(Kretschmer), ungefähr da würde ich das mit dem Trauma auch einordnen.
Früher hat man nach dem triadischen System unterschieden zwischen endogenen und exogenen Psychosen. (Körperlich und nicht körperlich bedingten Psychosen) Das gab man auf, weil man dahinter kam, dass eine Psychose, wie die allermeisten psych. Störungen/Erkrankungen multifaktoriell sind.
Zu einer Psychose gehört auch die erbliche Prädisposition und etliche andere Faktoren mit dazu.
Alles Gute!
Sorry, "psychogen" gehörte noch zum Triadischen System dazu ( psychoreaktiv, Schicksalsschläge etc.)
Hab ich in der Eile vergessen.
Gut beschrieben aber durch Trauma kann man soweit ich weiß nicht psychotisch werden, früher wurde sowas von manchen als Risikofaktor für Schizophrenie gesehen, wie auch schlechte Erziehung seitens der Mutter zum Beispiel, es konnte aber nicht bewiesen werden.
"Früher wurden als mögliche Ursachen einer Schizophrenie auch bestimmte Beziehungs- und Kommunikationsmuster in der Familie, Erziehungsstile und belastende Lebensereignisse diskutiert. Die Beteiligung von familiären und sozialen Faktoren an der Verursachung schizophrener Erkrankungen konnte jedoch wissenschaftlich nicht belegt werden."
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/schizophrenie-und-schizophrene-psychosen/ursachen/
Im Zusammenhang mit substanzinduzierten Psychosen habe ich es sogar noch nie gelesen.