Psychische Angst, habt ihr Tipps?
Ich W, bin fast 16. Ich bin schon etwas länger in einer Therapie, da ich oft nicht zur schule wegen Ängsten gehen konnte. Ich mache mir oft Gedanken wenn mich jemand anguckt, was er gerade denkt, vielleicht dass er mich hässlich findet oder ob ich was im Gesicht habe. Ich möchte immer gut bei anderen auffallen, wenn mir was peinliches passiert dann ist es für mich soo schlimm dass ich es einfach "weglächel". Auch ein gutes Beispiel ist, ich würde niemals mit einem Jungen etwas essen gehen weil ich es einfach unangenehm finde. Wenn ich erwachsenen oder fremde Leuten gegenüber sitze, habe ich Angst etwas falsches zu machen oder irgendeine Anmerkung von mir zu geben, die ich peinlich finde. Ich schwitze immer sehr doll wenn es dann so eine Stresssituation ist, gerade wie gesagt wenn ich bei fremden Leuten bin. Ich musste auch schon eine Zeitlang mehrmals aus dem Unterricht genommen werden, da ich wahrscheinlich vergessen habe zu atmen (was sehr oft in der Öffentlichkeit passiert). Und heute habe ich einen Nagelstudio Termin, ich sitze ja auch sehr nah an ihr und dann muss man noch eine Maske auf haben, was für mich nach einer Zeit auch nicht einfach ist. Ich muss dann wahrscheinlich was trinken falls mir warm wird oder ich merke dass ich Angst habe, und das fällt mir auch sehr schwer wobei es eigentlich ein normales Bedürfnis ist. Das Atmen vergesse ich wie gesagt auch manchmal, habt ihr Tipps für das Nagelstudio heute?
6 Antworten
Hey, es ist ja super, dass Du da in einer Therapie bist - kannst Du über solche Themen nicht auch in der Therapie sprechen?
Was ja spannend ist: wenn wir Leute treffen, die wir nicht kennen, dann müssen wir uns ja vorstellen, was sie gerade denken. In die Köpfe können wir nicht hineinsehen, deshalb vermuten wir meistens, was darin vorgeht. In Deinen Vermutungen über das Innenleben der anderen steckt ganz viel, wie sehr sie Dich ansehen oder verurteilen. Darin steckt auch, dass sie Dir scheinbar viel Aufmerksamkeit schenken und Du sehr wichtig zu sein scheinst, dass sie sich ganz viele Gedanken um Dich machen. Wahrscheinlich ist die Wahrheit sogar eine Andere: den meisten ist das super egal was Du tust, wie Du aussiehst oder ob eine Nudel in Deinem Gesicht klebt... wie auch immer.
Jetzt komme ich zum Clou: wie kann man wieder leichter durchs Leben gehen? Naja, ehrlicherweise bist Du diejenige, die den anderen zu "böse" Gedanken zuschreibt. Oft kommt das daher, dass man selbst so kritisch mit Anderen ist und dann auch davon ausgeht, dass sie es auch mit einem selbst sind... man muss dann lernen, die Welt etwas anders zu betrachten. Wieder schön finden zu können, dass "menschlich-sein" eben auch bedeutet, mal Fehler zu machen.
Du hast ja bereits eine Therapie angefangen und somit alles richtig gemacht. An deiner Stelle würde ich an deinen Selbstwert arbeiten. Du kannst dir zb. Bücher zum Thema kaufen und mir persönlich hat auch Meditation sehr geholfen. Meditation zu dem Thema kannst du ganz einfach auf YouTube finden und Bücher in der Bücherhalle ausleihen. Du bist gut so wie du bist und das solltest du nie vergessen! Versuch doch mal aufzuschreiben was du an dir magst oder was du besonders gut kannst und halte dir diese Sachen immer vor Augen. Schreibe dir zb. 10 Gründe auf warum man froh sein kann dich in seiner Klasse zu haben oder dich als Freundin zu haben. Du wirst merken, dass schon kleine Dinge viel bewirken. Wegen dem Nagelstudio heute kannst du dich ja mal ganz genau beobachten wie du dich in der Situation fühlst und warum du dich so fühlst. Versuch ruhig zu bleiben und vielleicht schaffst du es ja sogar etwas über deinen Schatten zu springen und dich mit der Frau dort zu unterhalten.
Es gibt eine nachhaltig wirksame Methode, die sich direkt an dein Unterbewusstsein wendet:
Schau auf dich selbst. Wie fühlt es sich an, du zu sein?
Schon dadurch, dass du diese Sätze liest, schaust du dich selbst mit deinem geistigen Auge an und richtest deine Aufmerksamkeit für einen Augenblick darauf, wie es sich anfühlt, du zu sein – was du ich nennen würdest. Nach einiger Zeit wird sich dein Bewusstsein verändern, und zwar auch dann, wenn du verständlicherweise nicht daran glaubst.
Wenn du dich auf die beiden Sätze nicht verlassen möchtest, kannst du die folgende, ausführliche Übung machen. Am besten bittest du jemanden, dich darin anzuleiten.
Setz dich, schließ die Augen und atme erst einmal nur. Finde heraus, wie es ist, deine Aufmerksamkeit bewusst zu kontrollieren. Richte sie jeweils eine Minute lang:
- auf das Gefühl, wie deine Zunge in deinem Mund ruht, dann
- auf das Gefühl, wie deine Füße auf dem Boden ruhen, und schließlich
- auf das Gefühl des Luftstroms in deiner Nase.
Richte deine Aufmerksamkeit nun nach innen, indem du der kaum merklichen Wahrnehmung nachspürst, wie es sich anfühlt, du zu sein – was du ich nennen würdest. Du bist hier. Du kannst nicht leugnen, dass es dich gibt. Was macht dich gewiss, dass es dich gibt? Was macht es dir unmöglich, zu leugnen, dass du hier bist?
Wiederhole die Übung, wann immer du den Wunsch danach verspürst.
Ja: sag den Termin ab. Er ist nicht lebensnotwendig.
Mir ist es ja schon unangenehm mit Maske länger als 5 Min. einkaufen zu gehen. Wie belastend muss es sein dort längere Zeit mit einer Maske auszuharren.
Tu dir das doch nicht an. Es muss doch wirklich nicht sein!
Sich auf was anderes fokussieren und ablenken, wie das Alphabet rückwärts im Kopf aufsagen, im Raum verschiedene Gegenstände mit der selben Farbe finden (5 grüne, 4 blaue, 3 rote...)