Psychotherapie nutzlos?!?
Hey,
überall wo man sich im Internet umschaut wird Psychotherapie als bestes Heilmittel angegeben. Nun bin ich selbst in der Lage eine Psychotherapie zu machen und finde das ganze Konzept irgendwie sehr primitiv. Das Ganze scheint mir irgendwie als Ansatz veraltet (Sigmund Freud sei wohl dank). Jede Woche erzählt der Patient von sich. Wenn ich jede Woche eine dreiviertelstunde von mir erzähle und Fragebögen ausfülle kommt folglich nicht viel bei raus. Die Dinge die man dann als Antwort gesagt bekommt liegen ja eigentlich auf der Hand, und jeder mit einem gewissen Maß an Selbstreflexion hat das eh schon alles durchdacht. Das gilt insofer für alle Psychotherapieformen von denen ich weiß, jedoch wird es bei den allermeisten (in meiner Umgebung) auf eine „Verhaltenstherapie” beschränkt.
Also null Kenntnissgewinn, ich äußere eh nur Dinge über mich und erhalte Antworten die ich bereits gedanklich kenne. Zudem war ich dort 10 Stunden, also 10 Wochen, damit beschäftigt Fragebögen auszufüllen und die ewig lange Bürokratie mit der Krankenkasse zu führen.
Wäre nett wenn ihr von euren Erfahrungen erzählt oder diskutiert:)
LG
8 Antworten
dann lasst du dich entweder nicht drauf ein, hast den falschen therapeuten oder verwendest nicht die richtige therapieform. dafür studieren leute und sie kennen einen weg in dein unterbewusstsein,das würde ich also nicht als primitiv bezeichnen:)
Die Dinge die man dann als Antwort gesagt bekommt liegen ja eigentlich auf der Hand, und jeder mit einem gewissen Maß an Selbstreflexion hat das eh schon alles durchdacht
Das mag ja sein - nur dann halt in aller Regel nicht umgesetzt.
Insofern könntest du deinen Therapeuten auch als Projektmanager sehen, der dich an die Dinge erinnert die du tun solltest und tun kannst. Und dir auch neue Impulse liefern kann wenn manche Sachen nicht helfen.
Eine Verhaltenstherpie basiert darauf das du die Dinge auch umsetzt, das ist keine Einbahnstrasse bei der alles besser wird nur weil du hingehst und dir anhörst was er zu sagen hat.
Ich hab nur einmal nen Fragebogen ausfüllen müssen, und das Krankenkassen-Theater hat der Therapeut geregelt.
wieso sollte man dann die Dinge auch umsetzen? Sonst hätte man es ja auch davor umsetzen können?
Weil man manchmal eben Unterstützung braucht und eine andere Sicht auf die Dinge!
Das kann ich ja auch verstehen... Für diejenigen die das nicht selbstständig hinbekommen. Ich kann mir nur nicht vorstellen dass das so ein großer Anteil ist.
Ich habe mal eine Gruppentherapie probeweise besucht. Nach drei Besuchen habe ich dann abgelehnt, den Therapievertrag zu machen. Warum?
- Weil es mir mit Sertralin gut geht und ich gar kein Bedürfnis habe, eine Therapie zu machen (es wurde aber dennoch empfohlen) und ich gar nicht wusste, was ich da so erzählen sollte.
- Weil ich es eher als deprimierend empfand, mir das Elend der Anderen auch noch reinzuziehen.
- Weil ich fassungslos hörte, dass die Therapeutin in der Sitzung einen Spruch brachte, der lautete "Jaja, man kennt das ja, der Mann lebt ab, die Frau lebt auf". So etwas kann sie privat beim Mädelsabend am Stammtisch ablassen, aber doch nicht in einer Gruppentherapie...
Hattest du generell keine Möglichkeit zur Einzeltherapie? Dass einen das Leid der anderen runterzieht kann ich gut verstehen. Ist gut, dass dir Sertralin hilft (ich selbst nahm auch ein Antidepressivum, jedoch erfolglos). Das Problem was ich dabei sehe ist halt, dass nur die Symptome behandelt werden und nicht der Kern selbst, aber eine genauere Studienlage habe ich da auch nicht. Und zum 3.Punkt; das geht wirklich gar nicht so Sprüche zu machen. Ich hoffe du hast das auch gesagt, in der Hoffnung das Menschen nach dir nicht so Erfahrungen machen müssen. Alles gute
Ich war damals tatsächlich so verdattert, dass ich nichts gesagt habe. Einzeltherapie ist hier in der Region schwer zu kriegen. Ich komme mit der Minimaldosis Sertralin jetzt schon viele Jahre so gut zurecht, dass ich gar kein tieferes Kernproblem mehr vermute, sondern tatsächlich einfach ein Hormonungleichgewicht (bzw. zu hungrige Serotoninrezeptoren) im Hirn. Also einfach eine Stoffwechselstörung, die mit den Serotoninwiederaufnahmehemmern gut zu behandeln ist. Ich bin auch schon fast 58 Jahre alt, da finde ich das nicht so gruselig, ein Dauermedikament zu nehmen, meine Altersgenossen sind oft schon auf Blutdrucksenkern und ich halt auf meinem Sertralin...
Da bin ich eindeutig jünger^^ Aber unabhängig des Alter gibt es Möglichkeiten. Was für mich auf jeden Fall bereichernd war, war das quantitative EEG. Was bei sonstigen Therapien nämlich vergessen wird ist die Komplexität des menschlichen Gehirns. So ein Blick auf die ganzen Hirnströme zeigt einem deutlich wo die Probleme liegen und welches Krankheitsbild vorliegt.
Zeigt es das? Dann wäre es ja einfach, psychische Krankheiten anhand eines EEGs eindeutig zu diagnostizieren. Ich habe da so meine Zweifel und stehe damit auch nicht alleine.
Es gibt immer neuere Methoden. Mit einem qEEG kann man bereits sehr viele Krankheitsbilder ableiten
Wo wurde das EEG gemacht?
In einer Praxis, die sich auf Neurofeedback spezialisiert hat
Ja, dann... Nichts für ungut, aber damit kann ich nichts anfangen.
Die ersten stunden, dienen als Kennenlernen, die fragebögen sind zur Unterstützung. Der therapeut, kann ja nicht hellsehen und jeder ist anders.
Was hast du den von Therapie erwartet? Sie ist harte arbeit an sich selbst!!! Dazu gehört auch, gesagt zu bekommen, was man eigentlich weiß, es aber nicht umsetzt.
Lg
Dass der Therapeut nicht hellsehen kann etc ist mir ja vollkommen klar. Aber deswegen zweifle ich an dem tollen Ruf einer solchen Therapie. Und sozusagen dann einen verbalen „Arschtritt” zu bekommen kann einigen bestimmt auch helfen. Aber ich persönlich sehe für den Großteil der Menschen die eine Therapie machen irgendwie kein Potential in der Art der Therapie. Gewiss kann ich sowas ja nicht sagen, ich kenne nur einige Patienten in meinem Freundes/Bekanntenkreis.
Wenn ich jede Woche eine dreiviertelstunde von mir erzähle und Fragebögen ausfülle kommt folglich nicht viel bei raus.
Doch. Du bist nicht der einzige der dann redet bei so einem Termin.
Die Dinge die man dann als Antwort gesagt bekommt liegen ja eigentlich auf der Hand
Nein, tun die nicht.
jeder mit einem gewissen Maß an Selbstreflexion hat das eh schon alles durchdacht
Das kann nicht jeder. Und manche gehen unter Umständen wegen sowas auch in Therapie.
Also null Kenntnissgewinn
So ein großer Blödsinn...
Zudem war ich dort 10 Stunden, also 10 Wochen, damit beschäftigt Fragebögen auszufüllen
Wow. Da ist noch lange nichts an Zeit ausgeschöpft für Therapie. Auch logisch, dass in den ersten Terminen erstmal diagnostisch gearbeitet wird.
Du kannst mir niemals erzählen dass der Großteil der Patienten nicht rational über ihre Lage nachdenken können. Denjenigen die bei sowas Unterstützung brauchen oder aich diejenigen die einfach jemanden zum Reden brauchen, denen könnte es helfen. Aber wie auf Foren oft gelesen wird, Psychotherapie als Allheilmittel zu nehmen ist schlicht und einfach falsch. Und 10 Termine Formales hört sich für dich vielleicht nicht lang an, aber wenn die gesetzliche Krankenkasse nur einen Therapierahmen von 25 Stunden anbietet, ist das gar nicht so wenig.
Du kannst mir niemals erzählen dass der Großteil der Patienten nicht rational über ihre Lage nachdenken können.
Doch, das kann ich. Denn da gibts durchaus welche.
Psychotherapie als Allheilmittel zu nehmen ist schlicht und einfach falsch.
Behauptet ja auch keiner, aber Therapie ist zumeist ein maßgeblicher Teil.
wenn die gesetzliche Krankenkasse nur einen Therapierahmen von 25 Stunden anbietet
Die bieten auch durchaus mehr an. Und man kann froh sein, wenn man ordentlich auf das Störungsbild behandelt wird, statt nur auf einen halbherzig diagnostizierten Verdacht hin.
Und Fragebögen sind nicht halbherig diagnostiziert?? Eine vollends richtige Diagnose hat man wenn man es aus biologischen Gesichtspunkten betrachtet wie zum Beispiel einem EEG etc.
Eine psychische Krankheit kann man nicht aus 'biologischen Gesichtspunkten' betrachten.
Natürlich kann man das. Krankheiten sind biologisch sichtbar, selbst psychische. Das Empfinden der Menschen ist stark unterschiedlich.
Krankheiten sind biologisch sichtbar, selbst psychische.
Aha. Und wieso wird dann Patienten oft gesagt, dass die gesund sind weil nichts in Untersuchungen festgestellt wurden, obwohl die sich schlecht fühlen?
Welche Untersuchungen? Welche Beschwerden?
Blut, EKG, MRT, CT, usw.
Ich dachte du kennst dich so toll mit Untersuchungen und deren Methoden aus.
Was für Beschwerden wohl?
Angst, Depressivität, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Schlappheit, usw.
Weil das nicht die richtigen Methoden sind. Wenn dann fMRT.
Und weil niemals ein vollständiges Blutbild gemacht wird, und auch keine Antikörper Testung.
Danke für deine Antwort. Ich hatte wenn ich mich erinnere 10-12 Fragebögen. Die Krankenkasse tut sich schwer, ich musste dadurch jetzt noch 2 Mal zum Hausarzt und 1 Mal zum Psychiater. „Projektmanager” klingt ja gut aber wieso sollte man dann die Dinge auch umsetzen? Sonst hätte man es ja auch davor umsetzen können?