Rassismus in Märchen! Und was machen wir nun?
Ich mag Märchen aller Kulturen. Es steckt soviel Weisheit darin und darum sind sie eine schützenswerte Gattung (wenn ich auch befürchte, dass sie am Aussterben sind.)
Beim Lesen der Märchen der Scheherazade fällt mir auf, dass das Wort für dunkelhäutige Menschen nicht richtig gewählt ist. Nun, die Ausgabe des Märchenbuchs ist von 1960. Ich kann das ja kritisch sehen.
Problematisch wird es jedoch, wenn ich mir anschaue, wer da immer der Bösewicht ist in den Märchen der Scheherazade -es ist zumeist der Mensch mit der dunklen Hautfarbe...
Und nun?
Alles umschreiben? Nehme ich diesen Märchen damit nicht die Seele? Wenn ja , wie denn? Sie verlieren doch ihre Authentizität...
Märchen aus 1001 Nacht nur noch für Erwachsenen - für die sie übrigens ursprünglich geschrieben wurden?
oder ein Vorwort, dass man ja wisse, dass die Märchen aus alten Zeiten stammen und man bittet, sie in diesem Kontext zu verstehen?
5 Antworten
...das halt´ ich hier tatsächlich mal für einen "zu vernachlässigenden Aspekt" der Märchen.
Die nämlich sind der "realen Ebene" (von Zeit und Raum und Normen und-so-weiter) enthoben; und auch die Leser spüren das unweigerlich.
(...Kinder übrigens spüren das, was den Märchen "innewohnt", umso mehr noch als die Erwachsenen - wie man an der Fragestellung alleine sieht; kein Kind würde jemals das hier geäußert haben. Auch wenn es eine Vorstellung davon hätte, was es mit "Rassismus" auf sich hat, übrigens nicht...)
Dass der "schwarze Mann" böse ist (so wie die "Stiefmutter" und der "Wolf" -nebst anderen- auch), die "Prinzessin" sanft und gut - all das enthält eine Art Symbolik (lässt sich auch unter "Archetypus" ergoogeln).
Und diese (Symbolik) hat ganz gewiss ihren Stellenwert innerhalb der Märchen! Nur eben nicht jene, die man ihr auf einen ersten (und: nur oberflächlichen) Blick zuordnen würde...
Viele Bücher mit "Märchen aus 1001 Nacht" enthalten noch die alten (mittlerweile lizenzfreien) Übersetzungen. Wenn man ein "1001 Nacht"-Buch mit sauberer Sprache sucht, hat man die Möglichkeit auf die relativ neue von Claudia Ott zurückzugreifen, die sich durch sehr viel Sprachgefühl auszeichnet. Alternativ dazu gibt es auch Neuerzählungen, z.B. von Gunter Groll.
Die meisten Übersetzungen, die im Umlauf sind, stammen aus dem späten 19. Jahrhundert. Auch das erwähnte Buch aus dem Jahr 1960 enthällt, so vermute ich, eine sehr alte Übersetzung. Bei diesen Übersetzungen ist immer auch die Frage, wie die Übersetzer mit dem Stoff umgegangen sind. Im 19. Jahrhundert war die Rassentheorie noch weitverbreitet, selbst in "Meyers Konversationslexikon" aus der Zeit ist noch von der kaukasischen, der mongolischen und der negroiden Rasse die Rede. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Wort "Menschenrasse" als wissenschaftlich nicht haltbar und politisch nicht korrekt eingestuft.
Leider jedoch brauchen solche Dinge immer viel Zeit, bis sie sich gesetzt haben. Der Begriff "Neger" wurde noch bis in die 80er Jahre relativ selbstverständlich verwendet. So wird sogar auch Jim Knopf im gleichnamigen Buch von Michael Ende (1960) als Negerbaby bezeichnet. Und das Lied "Zehn kleine Negerlein" hat sich auch bis in die 80er gehalten. Auch wenn das alles schrecklich ist, so war es doch meistens nicht böse gemeint. Gerade Michael Ende (und sogar auch "Jim Knopf") werden ja alles andere als "politisch rechts" oder "menschenverachtend" eingestuft.
Die pädagogische Eignung der "Märchen aus 1001 Nacht" ist noch einmal ein anderes Thema. Die Märchen wurden tatsächlich zum Großteil für Erwachsene geschrieben. "Ali Baba und die 40 Räuber" erzählt von auseinandergeschnittenen und wieder zusammengeflickten Leichen, von der Ermordung der 40 Räuber und ihrer Bestattung in einem anonymen Massengrab. - Das ist definitiv kein Stoff für Kinder. ABER: Es gibt einige Märchen, z.B. "Sindbad" oder "Aladin", die durchaus für Kinder spannend sind, allerdings nicht im sperrigen Originaltext, sondern in den vereinfachten "kindergerechteren" Nacherzählungen.
Da die Märchen aus einer mündlichen Tradition stammen und sowieso immer verändert wurden, ist auch eine Abschwächung von Szenen wie den oben beschriebenen für Kinder durchaus angemessen. Ich finde dies schon etwas drastischer als die Gewaltdarstellung aus "Rotkäppchen".
das ist alles gut so wie es ist.
;-)
ich würd sagen mach ein entsprechendes Vorwort....wir können die Geschichte nicht immer schön malen, allerdings solltest du darauf hinweisen, das es nicht deine Wortwahl ist....es gibt schlimmeres als jemanden Nigger, oder Wassermelonenfresser oder (wie sie uns ) Weißbrot zu nennen...es ist nicht nett, aber wenn man weiß, das es aus alten Zeiten stammt finde ich es unproblematisch..
die zeit der märchen für kleine kinder ist abgelaufen -- sie sind vielfach einfach zu grausam und transportieren ein erziehungsbild welches den anwender heutzutage in den knast bringen würde
...auch das sind Märchen sicherlich nicht - weder das eine, noch das andere.
Sorry, das sehe ich nicht so - die Sendungen in den sogenannten Kinderkanälen sind mE schlimmer -da brauchts nämlich nicht mal mehr Fantasie, um Greuelbilder zu erschaffen. Andererseits -eine gute Vorbereitung auf die Nachrichtensendungen...