Ritalin hilft beim Lernen nicht richtig: Was tun?
Ich bekomme Ritalin für ADHS und kann mich damit auch besser konzentrieren. Jedoch bin ich trotz Ritalin extrem ablenkbar und total umfokussiert auf der Arbeit, statt zu lernen surfe ich nur im Internet rum. Eigentlich müsste ich damit stundenlang durchlernen können, aber die Arbeit langweilt mich so sehr zu Tode dass ich mich unmöglich motivieren kann. Warum hilft das Ritalin nicht richtig? Muss ich die Dosis erhöhen? Es kann doch nicht sein, dass es mich trotz Ritalin zu Tode langweilt.
9 Antworten
Ritalin, also Methylphenidat, ist ein Amphetaminderivat und auf derartigen Substanzen kann man sich u.u. wunderbar auf ein Thema konzentrieren.
Ab einer gewissen Dosis kann man sich jedoch nicht mehr so richtig auf ein bestimmtes Thema fokussieren, selbst wenn es einen nicht langweilt. Man will alles auf einmal machen und tut das dann evtl. auch.
Springt vom einen Thema aufs nächste und verrennt sich vielleicht darin, findet dort wieder Details, die man abklären möchte...
An deiner Stelle würde ich die Dosis nicht erhöhen! Das wird dich nicht stärker motivieren, ein Thema anzugehen, das dir am A... vorbei geht.
Bedenke, dass es sich hierbei um eine Droge handelt, die den Antrieb steigert und deine Konzentrationsfähigkeit steigern kann. Das heißt jedoch nicht, dass die Substanz dazu in der Lage ist, dich für Themen zu begeistern, die dich im Grunde wenig interessieren.
Klar kann eine gewisse Euphorie durch das Medikament entstehen. Trotzdem bleibst du, wer du bist. Und wenn dich etwas nicht interessiert, wird auch kein Upper etwas daran ändern können.
Mit höherer Dosis läufst du eher Gefahr, unangenehme Nebenwirkungen zu erleiden.
Hey!
Ich bin Mutter von zwei fast erwachsenen Kindern (Junge und Mädchen) und arbeite als Nachhilfelehrerin, vor allem mit sehr intelligenten SchülerInnen ("Hochbegabte").
Ich stehe Ritalin sehr kritisch gegenüber. Es mag sein, dass es manche Schüler gibt, die dadurch ruhiger werden und sich besser konzentrieren können. Was Ritalin aber nicht bekämpfen kann, ist die Langeweile bei öden Lernstoffen, die vor allem sehr begabte Schnelldenker empfinden. Vielleicht bis Du so einer (ich nehme an, Du bist ein Junge)?
Hausaufgaben machen ist langweilig, ist einfach so. Sich dazu zu motivieren, ist unheimlich schwer. Vor allem, da man mit den heutigen Möglichkeiten (Computer) so viel Spannenderes machen kann. Ich weiß ja nicht, wie alt Du bist. Mein Sohn und meine Tochter haben als Mittelstufenschüler beim Lernen Hörbücher gehört, weil sie sich sonst vor Langeweile nicht konzentrieren konnten. Mit der Ablenkung nebenbei ging es prima, und die Noten waren auch gut.
Mein Sohn hat ein hervorragendes Abitur gemacht, meine Tochter ist in der 11. Klasse und schaut neben den Schularbeiten YouTube. Anders geht es einfach nicht.
Vielleicht kannst auch Du einen Mittelweg finden? Such Dir was im Netz, wobei Du nicht selbst etwas machen musst, also kein Spiel. Lass Dich davon etwas unterhalten und mach nebenbei Deine Hausaufgaben. Sei Dir darüber klar, dass es ganz ohne leider nicht gehen wird. Aber macht sie Dir etwas interessanter.
Ich glaube nicht, dass Dir mehr Ritalin helfen kann. Wenn das imstande wäre, einem Schüler Lust auf die Schule zu machen, würden alle das nehmen! Doch gegen die langeweiligen, lebensfremden Lernstoffe und ihre sehr oft völlig öde Vermittlung durch die Lehrer kommt kein Medikament an!
Dein "Anti-Ritalin-Geplapper" (siehe oben) finde ich hochinteressant! Deine Argumente gegen dieses Zeug kannte ich noch gar nicht! Sind aber sehr einleuchtend!
Ich bin bereits Student. Der Stoff an sich überfordert mich überhaupt nicht, im Gegenteil, er ist mir eigentlich fast immer leicht verständlich, nur leider ödet er mich so an, dass ich mich gar nicht erst damit beschäftigen kann. Wegen meiner Konzentrationsstörungen und dem ewigen Frust beim Lernen habe ich ein extremes Vermeidungsverhalten aufgebaut, sodass ich jeglichen Lernversuch abstoße und abschweife zu Beschäftigungen, die interessanter und stimulierender sind.
da hilft dann nur: Reife zu erlangen! Erwachsen zu werden. Nochmals: nicht alles auf diese Problematik abschieben
Ja, ich habe wohl verstanden, dass Du gelangweilt bist. Genau das ist Dein Problem. Und das mit dem Erwachsenwerden finde ich auch etwas zu kurz gedacht. Warum heißt Erwachsensein eigentlich, dass man jede Ödnis erträgt? Ich bin 55 Jahre alt und erwarte vom Leben, dass es mir viel Spaß macht und meinen Geist anregt. Ich funktioniere diszipliniert und konzentriert, wenn es sein muss, aber nur in gewissem Rahmen!
Also: Wenn Dein Studium Dich so anödet, ist es vielleicht nicht das Richtige Fach? Vielleicht brauchst Du etwas, was Dich mehr fordert, wenn Du alles so schnell verstehst?
Oder vielleicht suchst Du Dir eine zweite Tätigkeit daneben, die Dir viel Spaß macht, vielleicht eine Lerngruppe, wo so richtig die Köpfe rauchen, oder Du fragst einen Deiner Profs, ob sie Dir schwerere Aufgaben geben können?
Sehr intelligente Menschen haben tatsächlich wenig das Problem, dass sie Lernstoff nicht begreifen. Womit sie vor allem Schwierigkeiten haben, ist die Lerndisziplin. Das Meiste erschließt sich ihnen so schnell, dass das öde Herleiten und Aufschreiben und Begründen nur Ballast für sie ist. Und Dinge, die man wirklich lernen muss, zum Beispiel Formeln oder Vokabeln oder Jahreszahlen, bekommen sie ganz schlecht ins Hirn, weil sie ja kein Erarbeiten gewohnt sind. Das müssen sie sonst ja nie machen.
Ich habe den Eindruck, das könnte Dein Problem sein. Leider wirst Du später auch keinen Beruf ausüben können ohne ein gewisses Maß an langweiliger Fleißarbeit. Das ist also etwas, was Du tatsächlich lernen musst. Aber such doch noch Wegen, wie Du diesen Teil des Lernens so klein und für Dich verkraftbar wie möglich halten kannst!
Und Du könntest mal einen Intelligenztest machen. Wenn herauskommen sollte, dass Du hochbegabt bist, gibt es spezielle Hilfen und Tipps für Dich, wie Du mit dem Lernen besser zurechtkommst.
Ja, das ist sehr frustrierend. Der Stoff ist so simpel und dennoch sind meine Noten katastrophal, weil der Lernerfolg dank Konzentrationsstörungen und Desinteresse gleich Null ist. Theoretisch wäre es ein Leichtes für mich all das zu verstehen und anzuwenden, aber es ist überwiegend so stupide Fleißarbeit die einen weder groß fordert noch ein Indikator für das Verstehen von komplexen Sachzusammenhängen ist, sondern einfach jeden belohnt, der stupide Auswendiglernen kann.
Hey!
Ich schaue gerade noch mal vorbei und sehe, dass Du noch etwas geantwortet hast.
Ich fände wichtig, dass Du dass "dennoch" aus Deinem zweiten Satz nimmst. "Simpler Stoff" und "Katastrophale Noten" sind nicht immer ein Gegensatz. Bei sehr intelligenten Menschen bedingt das Erste das Zweite.
Und wenn dann noch bei Dir zutreffen sollte, was Takmassidam gleich hier drunter schreibt, hast Du wirklich ein Riesenproblem!
Versuch doch mal was ganz Radikales und lass das Ritalin weg! Schau mal, wo und wie sich Deine Konzentrationsstörungen dann noch bemerkbar machen! Vielleicht hast Du ja tatsächlich weniger Antrieb, die "falschen" Dinge zu tun! Vielleicht bist Du genauso ablenkbar wie jetzt, aber dann ohne Chemie, und auch das wäre ein Fortschritt.
Und nimm wirklich mal in Angriff, herauszufinden, wie intelligent Du bist. Meine Schwester ist hochbegabt, zwei ihrer Kinder sind es, ihr Mann ist es und sie haben jahrelang Seminare und Workshops für Hochbegabte Schüler gehalten. Mit tollem Erfolg. Warum? Weil sie und ihr Mann so viel so schweren Stoff in so kurzer Zeit vermittelt haben, dass die Schüler sich endlich mal nicht langweilten.
Du bist doch damit groß gefordert, ja überfordert! Nicht Lernstoff, sondern diszipliniertes Arbeiten musst Du lernen.
Seh das als Herausforderung und mach in fleißigem Lernen viele kleine Fortschritte, belohn Dich auch dafür, dann kommen die inhaltlichen Fortschritte von alleine.
Wenn gerade kein Lockdown ist, dann kann man sich in der Schule teilweise von Lehrern helfen lassen.
kein Medikament der Welt kann dein Interesse an dem Lernstoff wecken. Das musst du schon alleine finden und fördern. Die Dosis bitte niemals selbst erhöhen, das muss ein Psychiater begleiten. Das Medikament macht bei dir was es soll, du schreibst ja, dass du dich besser konzentrieren kannst. Du musst aber selbst aufhören andere Dinge als die wichtigen zu machen.
Das Ritalin schärft doch Deine Fokussierung, Du fokussierst Dich ja gerade darauf, ungebildet zu bleiben.
Richtig! Ritalin ist ein antriebssteigerndes Medikament. Aber wenn nicht der Antrieb vorhanden ist, sich mit gewissen Themen auseinanderzusetzen, die einen eigentlich eher weniger interessieren, kann dieser auch nicht gesteigert werden und man verspürt eher die Lust, etwas für sich persönlich wirklich interessantes zu tun. Weil man dazu von Grund auf den Antrieb hat, der noch gesteigert ist.
Ist der Antrieb gesteigert und es geht um ein Thema, das einen weniger interessiert, ist man eher geneigt, sich davon abzuwenden, wo es nur geht und sich mit dem zu beschäftigen, wozu man wirklich "von Natur aus" angetrieben ist.