Seid ihr mal bei einer OP wach geworden?
Ich hatte eine Blinddarm OP und bin währenddessen aufgewacht. Ich hatte keine Schmerzen und konnte nichts sehen, habe aber wie verrückt nach Luft gerungen, bis man mich wieder weggespritzt hat. Jetzt frage ich mich, wie oft das vorkommt und ob das schon mal jemand erlebt hat 😉 danke!
28 Stimmen
14 Antworten
Die Angst vor dem Wachwerden aus der Narkose während einer OP (Awareness) ist eine der häufigsten Befürchtungen, die mit einer OP in Vollnarkose verbunden ist. Von daher ist dein Beitrag recht interessant. Und obwohl das vorkommt und auch dir passiert ist, denke ich, stehen diese Ängste in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Vorkommnissen dieser Art und ihrer tatsächlichen Ausprägung. In den meisten Fällen, wie auch bei dir verspüren die Patienten keine Schmerzen und in vielen Fällen sind die Betroffenen so von Narkosemitteln umnebelt, dass sie zwar merken, dass sie zwischendurch wach sind, aber es ist ihnen egal. Und daher sagen sie nach der OP auch nichts. Es ist daher auch etwas schwierig, eine exakte Ziffer, wie häufig das vorkommt, zu ermitteln. Die Zahl, die herumschwirrt und wohl auch immer wieder abgeschrieben wird, lautet 2 von 1000.
Die Wissenschaft ist dran, aber die Fälle sind selten und schwer zu fassen und daher gestaltet sich eine Ursachenforschung schwierig. In den häufigsten Fällen liegt eine Unterdosierung aus unterschiedlichen Gründen vor.
Du hast erwähnt, dass sich dein Anästhesist 1000 mal bei dir entschuldigt hat. Hat er auch gesagt, warum du aufgewacht bist?
Ich denke, wenn du hier noch eine Ursache schreiben könntest, dann kann das auch zur Beruhigung der Mitleser beitragen, weil es erklärlich wird.
Wie gesagt, glaube ich, dass die Ängste im Vorfeld einer OP nicht im Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr stehen. In vielen Fällen mag es eben so sein, dass die Narkose so gestaltet ist, dass ein unbemerktes Aufwachen mitten in der OP fast ausgeschlossen ist.
Die Details dazu kann man im Vorgespräch zur Narkose erfragen.
neuromuskulärer Block?
Die wichtigste Frage in diesem Zusammenhang ist, ob für die Narkose ein sogenannter neuromuskulärer Block geplant ist, oder einfach ausgedrückt, ob die Muskeln für die OP selber oder das Einführen des Beatmungsschlauches in die Luftröhre (Intubation) entspannt werden. Bei manchen OPs ist das nicht nötig und die Möglichkeit, die Beatmung mit der Larynxmaske durchzuführen, macht die Intubation überflüssig.
Weil wenn die Muskeln nicht entspannt und der Patient damit nicht gelähmt ist, wird er sich bereits lange vor dem Aufwachen rühren und es fällt auf, dass die Narkose zu niedrig ist.
Narkose mit Gas oder intravenös?
Sollte die OP eine Muskelrelaxation erfordern, dann kommt es darauf an, ob die Narkose mit Gas oder intravenös geführt wird. Intravenöse Narkosemittel werden von der Leber abgebaut und zwar mit höchst unterschiedlichen Raten zwischen den Patienten. Es ist von aussen nur nachvollziehbar, wieviel der Patient verabreicht bekommt, aber wieviel genau er wie schnell abbaut, bleibt unklar. Eine einfache Messung, wieviel er im Blut hat, ist nicht möglich.
Narkosegase dagegen werden nicht vom Körper des Patienten abgebaut, sondern nach der OP wieder abgeatmet. Ähnlich wie beim polizeilichen Alkomaten werden die ausgeatmeten Narkosegase laufend gemessen und ausgegeben. Sie ermöglichen so Rückschlüsse auf die tatsächliche Narkosekonzentration im Blut und im Körper der Narkotisierten. Eine Unterdosierung ist damit wesentlich schwerer möglich als bei total intravenösen Narkosen.
Wenn man diese beiden Sachen im Vorfeld klären kann, kann man in vielen Fällen schon wesentlich beruhigter in die OP gehen.
Ja, interessant, das mal aus erster Hand von einem direkt Betroffenen zu erfahren und nicht aus den Medien. Die Medien haben nämlich die Tendenz, zu dramatisieren. Die müssen zunächst auf die Pauke hauen, um ihrem Thema Relevanz und Reichweite zu verleihen und dazu bedienen sie sich natürlich der schlimmsten Fälle, zumindest als Aufhänger. Auch wenn dann im Laufe des Artikels oder Fernsehberichtes relativiert wird: Die Schlagzeile und der erste Eindruck bleibt nachhaltiger im Bewusstsein der Bevölkerung und wirklich Betroffenen kann so eine bleibende Traumatisierung eingeredet werden, auch wenn es weniger schlimm war, so wie in deinem Fall.
Dennoch sollte es angesprochen werden, sachlich und nüchtern betrachtet und ich finde deinen Beitrag auch interessant. Fairerweise sollte man nochmal hervorheben, dass dein Arzt das Ereignis von sich aus angesprochen hat, um dir Gelegenheit zu geben, darüber zu reden. Klar bei dir hatte es den Effekt, dass es dadurch eben erst Bedeutung erlangt hat. Andererseits kann er das nicht wissen und ohne entsprechende Reaktion durch die Klinik könnte sich daraus tatsächlich ein Trauma entwickeln. Darum dafür noch ein dickes Plus für das Bemühen, Schaden zu begrenzen. Der Zeitpunkt mag wegen der anhaltenden Medikamentenwirkung nicht sehr passend gewesen sein, womöglich hat er sich gedacht, je früher, umso besser. Weil wenn er wartet, bis du wieder klar im Kopf bist, könnte sich schon einiges an Ärger bei dir angestaut haben.
Zur Ergänzung kann ich noch den Fall des Patienten Mark Weinert empfehlen. Dem ist so in etwa das passiert, wie dir, allerdings ist er selber Anästhesist von Beruf und da kann man sehen, wie ein Profi damit umgeht:
Zu deinem Fall lässt sich auch noch das eine oder andere ergänzen, hab aber jetzt keine Zeit für und mach ich eventuell später.
Wie lange liegt deine Geschichte eigentlich zurück?
Mein Fall liegt jetzt 8 Jahre zurück. Ich finde es auch gut, dass sich der Arzt bei mir entschuldigt hat, bzw. mich daran erinnert hat, denn ansonsten wäre das vielleicht eine Sache gewesen, die ich nie ganz zuordnen hätte können, hätte ich mich später doch noch daran erinnert, und vielleicht hätte sich dadurch später eine Angst entwickelt, da geb ich dir voll recht. Ich glaube auch, dass jedes Aufwachen während der OP ziemlich anders verläuft und man deswegen nicht alle betroffenen in einen Topf schmeißen kann, trotzdem bin ich verwundert, dass fast jeder Betroffene irgendeine Art von Trauma oder Angst davon getragen hat. Ich würde mir manchmal echt wünschen, ich könnte meinen Fall verlautbaren, damit die Menschen wissen, dass, WENN es mal passiert, dass nicht zwangsläufig eine totale Horrorgeschichte fürs Leben dabei herauskommen muss. Vorausgesetzt natürlich, es geht einem so wie mir und man hat keine Schmerzen. Außerdem war ich natürlich nicht bei vollem Bewusstsein, als ich wach wurde. Das war, als ob man plötzlich aus einem verdammt tiefen Schlaf gerissen wird, da ist man einfach noch im Delirium. Wäre ich noch wacher gewesen, wäre es vielleicht noch unangenehmer geworden.
Die Ärzte sind aber scheinbar davon ausgegangen, dass ich keine Schmerzen hatte, denn das haben sie mich danach auch nicht gefragt. Anscheinend reagiert ein Patient verständlicherweise komplett anders, wenn er wach wird und Schmerzen hat.
Ach, du glaubst, dass fast jeder Betroffene ein Trauma davonträgt? Da siehst du mal, was die Medien anrichten. Tatsache ist, dass der Großteil derartiger Zwischenfälle wie deiner ausgeht, wenn nicht noch harmloser. Wie gesagt, die Medien brauchen krasse Fälle und Dramatisierung, um die Aufmerksamkeit zu gewinnen, Quote zu machen, Klicks zu generieren usw..
Andererseits dürfen die Mediziner nicht allzusehr relativieren, sonst setzen sie sich dem Vorwurf aus, zu verharmlosen und die Betroffenen nicht ernst zu nehmen. Aber so kommt das Thema dann übertrieben dramatisch beim Publikum an und bleibt so im Gedächtnis.
Von daher gesehen ist dein Wunsch, dass dein Fall besser verlautbart wird, durchaus löblich, allerdings ins Fernsehen kommst du mit so was nicht, da fehlt die Dramatik.
Ich denke nicht, dass jedes Aufwachen anders verläuft. Zum einen sind die Medikamente ziemlich standardisiert und die Prozesse der Medikamentenverabreichung und Wirkung sind ähnlich. Unterschiedlich sind jedoch die Patienten, deren Einstellung, Ängste und Empfindlichkeiten.
So gesehen gibt es so ein paar kritisches Stellen in einer Narkose, die ein Erwachen eher möglich machen.
Aber bevor ich das hier genauer ausführe, fänd ich es interessant, wenn du mir noch etwas Kontext zu deinem Fall liefern könntest und zwar zu den Hintergründen der OP, war das akut oder geplant, war die Blinddarm-OP offen oder endoskopisch? Hattest du Angst vor Operationen und Narkosen generell oder vor dieser, was weißt du noch von der Einleitung? Beschreib mir doch noch das Einschlafen und das "richtige" Aufwachen oder was du noch davon weißt.
Bevor wir aber hier noch weiter über das vorzeitige Aufwachen aus der Narkose reden, sollten wir sagen, dass das ohnehin sehr selten vorkommt. Warum es bei dir so war, ist halt die große Frage.
Hatte bislang nur zwei Zahn - OPs unter Lokalanästhesie...
So richtig mit Vollnarkose noch nie, hoffe das bleibt auch so. Denke aber, dass "Wachwerden" während einer OP sehr, sehr selten ist.
greez
C.W.
Ich bin nur mal nicht eingeschlafen :D Bin irgendwie sehr resistent gegen das Zeug, der Anästhesist meinte (aus Spaß), dass er die Dosis für Pferde nehmen musste :D
Aber dann hab ich tief und fest geschlafen. Die anderen OPs waren eher als Kind, da weiß ich zum Glück nicht mehr so viel von :)
Nein das einzige was ich mal hatte ist das ich am ende der op gespürt habe wie die mir diesen Plastik schlauch aus meinem hals gezogen haben. Also ich war quasi noch bewusstlos aber habe das halt mit bekommen.
Bin auch erst viel später wieder aufgewacht
Ich hab das zum Glück noch nie erlebt 😅
Aber die Schwester einer guten Freundin von mir hatte mal ein richtiges Horror-Erlebnis: Bei ihrer Weisheitszahn-OP war sie die letzten zehn, fünfzehn Minuten bei vollem Bewusstsein, konnte sich aber nicht rühren und auch nicht sprechen. Da hat sie dann die ganzen Schmerzen spüren können 😬
Ja das hatte mein Onkel auch bei seiner Herz OP. Grauenvoll. Deswegen bin ich echt noch gut davon gekommen
Oh Gott, das klingt ja schrecklich... Man kann sich gar nicht vorstellen, was die Betreffenden in der Situation dann fühlen müssen. Da kriegt man richtig Gänsehaut.
Klar, irgendwo hattest du dann noch „Glück“ - aber trotzdem war das sicherlich eine sehr beängstigende Erfahrung!
Ja mein Onkel hatte auch höllische Schmerzen und konnte aber nicht sprechen oder sich auch nur ein bisschen bewegen. Aber heute geht's ihm wieder gut 😉
Ja währenddessen hatte ich total Angst, irgendwie dachte ich gleich öffnet sich das Tor zum Himmel. Aber im Nachhinein ist ja nichts passiert. 😊
Zum Glück! Dann noch alles Gute an ihn und dich natürlich...
Absolut nachvollziehbar, hätte ich vermutlich auch gedacht! Gott sei Dank ist dann nichts passiert ja 😅
Dankeschön, für dich auch und danke für deinen Beitrag! Mögen all deine eventuellen kündigen OPs von einem guten Narkosearzt überwacht werden 😉
Hallo, danke für deinen interessanten Beitrag. Ich muss leider sagen, dass ich nicht mehr genau weiß, ob mir die Gründe für das Wachwerden genannt wurden. Der Arzt hat mich relativ kurz nach der OP darauf angesprochen, ich war also noch sehr müde und im Delirium, daher weiß ich nicht mehr den genauen Wortlaut. Ich bilde mir aber ein, dass er noch gesagt hat, dass das wirklich ganz selten vorkommt und ich mir keine Sorgen zu machen brauche, da ansonsten alles reibungslos funktioniert hat. Ich glaube auch, hätte er mich durch seine Entschuldigung nicht an das Erlebnis erinnert, hätte ich es vielleicht sogar vergessen oder für einen Traum gehalten. Ich habe schon gelesen, dass Menschen, denen das gleiche passiert ist, jetzt traumatisiert sind oder Angst vor Operationen haben. Bei mir hat das alles überhaupt keine psychischen Folgen mit sich gebracht. Ich wundere mich nur, dass ich gerade eine von aber Tausenden bin, denen das passiert, und es wundert mich auch, dass man es erst relativ spät bemerkt hat. Aber ich hatte ja gott sei Dank überhaupt keine Schmerzen. Nur das "blind" sein und das verkrampfte Ringen nach Luft war ziemlich unangenehm, es hat aber nur ein paar Sekunden gedauert. Zumindest kann ich mich nicht erinnern, dass es länger gedauert hätte. Natürlich hoffe ich, dass das anderen Menschen erspart bleibt und habe natürlich auch keine Absicht, irgendjemanden zu verängstigen.
Es ist ja wie gesagt Gott sei Dank verdammt selten und in meinem Fall war es kein traumatisches Erlebnis. Dabei habe ich eigentlich eine recht niedrige Schmerzgrenze.
Danke nochmal für deine Antwort 😊