Sexuelle Übergriffe beim Osteopathen auch noch Jahre später anzeigen?
Hallo ihr Lieben,
vor drei Jahren war ich beim Osteopathen in Behandlung. Es gab beim Umziehen keinen Sichtschutz, er hat mir dabei zugeschaut. Während der Behandlung bestand er darauf, dass ich den BH ausziehe, um bessere Streichbewegungen machen zu können. Als ich nächstes Mal im Sport- BH kam, sollte ich auch diesen ausziehen. Während der Behandlung hat er mir manchmal in den Schritt geschaut. Am Ende hat er mir immer kurz über meine nackten Brüste gestrichen, bzw. sie kurz geknetet, angeblich gehörte das zur Behandlung. Ich solle vertrauen. Ich war so dumm und habe die Behandlung nicht abgebrochen. Hatte aber immer ein ungutes Gefühl. Ich frage mich momentan, ob ich ihn im Nachhinein noch anzeigen soll. Bringt das was?Was meint ihr? Danke und liebe Grüße!
6 Antworten
Ich sage dir eine ganz bittere Wahrheit:
Strafrechtlich wirst du keine Möglichkeit da etwas zu machen. Sexuelle Belästigung ist zum großen Teil keine Straftat.
Grabschen kann man erst seit 2017 strafrechtlich verfolgen.
Allerdings kann ich dein Gefühl verstehen, dass du im Nachhinein noch handeln willst.
Nur: Es wird von der Gesellschaft nicht verstanden, warum es oft Jahre dauert den Mut zu finden überhaupt etwas zu sagen. Dass man oft Zeit braucht, um überhaupt zu begreifen, was da geschehen ist.
Wenn du handeln willst, musst du damit rechnen, dass man dir nicht glaubt, dass man dich ins Lächerliche zieht und dir sagt,dass du überreagierst, man wird dir selbst die Schuld daran geben. Teilweise sind solche Reaktionen bereits in den Antworten hier erfolgt.
Dafür musst du die nötige Stärke aufbringen. Auf dich selbst acht zu geben hat oberste Priorität.
Es gibt nämlich etwas, was du machen kannst.
Du kannst dich mal hier schlau machen
http://www.osteopathie.de/vod-qualitaetssicherung
und zum einen erfragen, ob solche "Behandlungen" denn wirklich so normal sind und den Namen des Osteopathen dort melden. Eventuell kannst du den Osteopathen auch bei deiner Krankenkasse melden, wenn diese die Leistungen (zum Teil) übernommen hat. Wenn du eine Empfehlung deines Hausarztes bekommen hast, kannst du dort auch deine Erlebnisse schildern.
Aber Vorsicht: er könnte den Spieß umdrehen und dich wegen Rufmords anzeigen. Daher meine Empfehlung dich erst einmal mit dem Verband zu sprechen und deren Reaktion und auch deren Empfehlung was zu tun ist abzuwarten.
Es freut mich, wenn ich dir helfen konnte. Bei solchen Situationen finde ich Rückhalt und Mitgefühl sehr wichtig. Der/Die Betroffene hat oberste Priorität.
Danke für den Stern.
Da Du keinerlei Beweise hast, kannst Du eine Anzeige bleiben lassen. Es stünde Aussage gegen Aussage.
"Aussage gegen Aussage" existiert in der eigentlichen deutschen Rechtsprechung nicht.
Man muss daher nicht glauben, dass wenn zwei Parteien unterschiedliches Aussagen, dass dann eine Patt-Situation entsteht.
Der Richter entscheidet immer selber, wem er mehr Glauben schenkt.
Auf jeden Fall anzeigen!
Auch um andere, die von ihm belästigt werden, evtl. schützen zu können.
Zeit den an!!!!! Er hat vielleicht geguckt, das reicht in Deutschland schon für 10 Jahre aus.
Wie alt warst Du damals?
Glaubst Du, der entsprechende Herr könnte es auch bei anderen so machen? Dann solltest Du definitiv etwas tun.
Nicht dass es noch vielen anderen Mädels so geht.
LG Micha
Du musst dich nicht schämen. Eher der Typ.
Wie billig es ist sich so an Patientinnen ran zu machen.
Tut mir leid dass Du sowas erleben musstest.
Ich hoffe, Du konntest es einigermaßen verarbeiten. 😳
Danke dir für dein Mitgefühl. Ich habe bisher mit niemandem darüber geredet, weil ich mich so schäme, nichts unternommen zu haben. Auch habe ich es einfach verdrängt, um mich damit nicht auseinandersetzen zu müssen! -.- Aber bei diesem aktuellen Weinstein- Skandal kam es wieder hoch!
Kein Ding. Gern geschehen.
Ich denke einfach, Dir fehlt es vielleicht mit jmd zu reden
Hey. Kopf hoch.
Wenn Du lieber privat schreiben möchtest, schau auf mein Profil. Da stehen die Kontaktdaten. Ich höre Dir gern zu, wenn Du reden magst.
Danke dir, das ist sehr lieb von dir!!
Ich war 29. Habe sogar noch etwas vergessen zu beschreiben, habe es oben noch eingefügt, aber das dauert evtl. etwas, bis es freigegeben wird. Und zwar hat er am Ende der Behandlung immer kurz meine nackten Brüste geknetet - das gehörte angeblich dazu, ich solle vertrauen! Ich schäme mich im Nachhinein, dass ich nicht einfach gegangen bin.
Catchan, vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort. Genau so werde ich es machen. Ich werde morgen mit meinem aktuellen Osteopathen sprechen und schauen, was er dazu sagt. Melden werde ich den Grabscher auf jeden Fall irgendwo. Vielleicht kann man das ja auch anonym machen. Irgendwas werde ich noch tun.
Und stimmt, einige Antworten hier gehen in die Richtung "hättest du halt direkt was gesagt". Schade, da fehlt's wohl ein wenig an Empathie.
Danke dir jedenfalls für deine hilfreichen Tipps und deine Mut machenden Worte!! LG Haferkorn