Hat jemand Ahnung von Antisteigergebissen für Pferde?
Ich muss vier Monate 20 min täglich laufen , da mein Pferd einen Bandanriss im Huf hat. Jetzt nach einem Monat steht er schon nach 5 Metern auf den Hinterfüßen. Vetranquil (ein beruhigungsmittel) verträgt er nicht , er bekommt nach 2 Tagen gleich eine Kolik,da er dann auch einen trägen Darm bekommt. Da wurde mir ein Antisteigergebiss empfohlen.Hat jemand Erfahrung?
5 Antworten
Ich!
Ein Steigergebiss hat ja einen eigenen Nackenriemen und wird grundsätzlich zusätzlich zum Halfter oder normaler Trense verwendet. Das Führstrick wird in das Steigergebiss eingehakt und ein zweites Führstrick in das Halfter/Trense.
Das Strick zum Steigergebiss sanft halten - mit dem Strick am Halfter/Trense wird geführt - das andere wird erstmal nicht verwendet.
Wenn das Pferd aber Theater macht, kann man es unterstützend !! einsetzen.
Ein Steigergebiss ist ziemlich scharf, wenn man zu ruppig damit umgeht. Deshalb nie nur am Steigergebiss führen, sondern immer ein zweites Strick an Halfter oder Trense befestigen, mit dem geführt wird.
Ich kenn die Dinger und halte sie für ebenso unsinnig wie alle anderen Instrumente, die retten sollen, was der Mensch vorher versäumt hat.
Ich nehme an, das Pferd steht in der Box und darf exakt 20 von 1.440 min täglich gehen.
Dann ist es kein Wunder, dass da Spannung drin steckt, denn von der Steherei ist die Darmtätigkeit fast komplett im Keller. Von Stress, oftmals Futterpausen, die zu lang sind, Medikamentengaben sind Magengeschwüre vorprogrammiert.
Und dann kommt ein Mensch, der die Tür aufmacht, man könnte die fürchterlich steifen Knochen bewegen, die vom Stehen von Stunde zu Stunde immer noch steifer werden und dann gibt's eins ins Maul, wenn man das versucht. Schmerz! => Flucht! Die werden damit nicht ruhig, sondern jedes Pferd, das einen Funken Selbsterhaltungstrieb hat, wird sich wehren. Man braucht ein Halfter, dessen Einwirkung nicht schwammig kommt, sondern exakt sagt, was man sagen will und womit man auch schnell den Druck wieder weg bekommt, wenn das Pferd reagiert. Ideal sind hier Kappzaum oder Knotenhalfter und keine Folterinstrumente, die dem Pferd Schmerz zufügen.
Dann ist es wichtig, in der Bodenarbeit schon vorher geklärt zu haben, dass einem das Pferd absolut folgt und das nicht erst unter erschwerten Bedingungen zu lernen. Das ist das Versäumnis, das ich ankreide, wenn es dazu kommt, dass die Probleme machen. Ich habe noch nie einen guten Horseman Schwierigkeiten haben sehen mit einem Pferd, nur weil dieses stehen musste.
Und ich persönlich würde mein Pferd nicht von einem Tierarzt behandeln lassen, der zu viel stehen lässt. Mein Tierarzt schickt Sehnen- und Bändergeschichten in Offenställe mit festem Boden - es sind schon welche zu uns gezogen, weil sich das Pferd akut verletzt hat und im Boxenstall stand und er meinte, das geht nicht, wenn das Pferd stehen muss, weil es dann viel zu viel macht, wenn endlich die Tür aufgeht. Offenstaller gehen ständig, die haben nicht diesen Bewegungsdrang, dass sie es bei jeder Gelegenheit gleich übertreiben. Bisher sind da alles komplikationsfrei gesund geworden. "Bandanriß im Huf" ... das kann eigentlich nur die tiefe Beugesehne sein ... da haben Leben auf hartem Boden und vor allem möglichst bald eine huforthopädische Beurteilung eigentlich oberste Priorität. Nicht, dass hier schon ein Hufrollenbefund so erhebliche Schwierigkeiten macht. Aber hier sind viele Tierärzte leider relativ unsicher.
Das Gebiss KANN helfen, muss es aber nicht - denn in erster Linie kommt es immer auf die Führperson an, wenn die nämlich schleicht und sich ständig nach dem Pferd umdreht, reagiert das Pferd entsprechend.
Je zügiger Du gehst, desto besser - die Energie entlädt sich nach vorne und nicht nach oben.
ICH mag die Steigergebisse nicht gern..., nehme lieber eine Hengstkette - denn das Maul des Pferdes ist mir heilig. :)
PS: Vetranquil wirkt nur, wenn man das Pferd nach der Fütterung 30 Min. absolut (!) in Ruhe lässt !!
Baroque, toll geschrieben und vollkommen richtig!
Wenn dir der Gute schon mit normaler Trense am Rad dreht vor lauter Bewegungdrang, wird das mit Steigergebiss erst recht nix, dann tuts nämlich weh auch noch, bewegen möcht er sich aber trotzdem, und dann hopst er dir erst recht herum... Im besten Fall trabst er dir am Stand hinterher, das tut der Sehne natürlich besonders gut.
Wie Baroque schon sagt, am besten wäre ein Offenstall oder wenigstens eine Paddockbox mit hartem Boden. Wenn das aber leider nicht geht: wir hatten mal einen 5jährigen mit kaputter tiefer Beugesehne. Er hat die ersten 2-3 Mal Sedalin bekommen, ich weiß jetzt nicht ob das der gleiche Wirkstoff ist wie Vetranquil, kannst ja mal nachfragen... Außerdem ein Knotenhalfter drauf, eine zweite Person mitgenommen, die Tasche voller Karotten, dann war die Aufmerksamkeit schon mal bei mir, und dann los... aber wie Baroque schon angemerkt hat, der war vorher schon gut erzogen und wusste, wie das mit dem Führen läuft.
Übrigens: 4 Monate jeden Tag nur 20min? Wir hatten unseren 3 Wochen komplett stehen, dann 2 Wochen 10min täglich, dann 20, 30, 40,.... jede 2. Woche etwas weiter!
Ein scharfes Gebiss heißt nicht Kontrolle!
Wenn du dein Pferd mit einer normalen Trense nicht kontrollieren kannst, wirst du das mit einem schärferen sowieso nicht schaffen, höchstens das Pferd verletzen oder sein Vertrauen schwächen...
Ich würde dir Bodenarbeit, mit einem Knotenhalfter empfehlen. Vertrauen und Respekt aufbauen! Rangordnung klären und das jeden Tag!!
Noch dazu würde ich dir empfehlen, deinem Pferd auch einen angemessenen Auslauf zu bieten, das ist ein reines Energiebündel! Dann wirst du um einiges leichter klar kommen mit deinem Pferd.
Hoffe ich konnte helfen :)
Oder Bodenarbeit am Stallhalfter, oder am Monty Roberts Halfter, oder am Stacy Westfall Halfter, oder am Gebisslosen Zaumzeug, oder am Führzaum, oder am Reithalfter, oder am Kapzaum. Es kommt auf die Erziehung an und nicht auf die Ausrüstung.