überkronter Zahn (1 Jahr alt) ist druckempfindlich geworden was tun?
Vor einem Jahr wurde an einem unteren linken Backenzahn (36) auf Grund einer größeren Karies eine Wurzelkanalbehandlung (3 Wurzelkanäle) gemacht. Anschließend wurde der Zahnstumpf überkront. Der überkronte Zahn war lange Zeit klopfempfindlich. Irgendwann im Jahr bemerkte ich das nicht mehr bzw. konzentrierte ich mich nicht mehr darauf.
Vor 3 Wochen musste mir ein Backenzahn im rechten Oberkiefer (Zahn 14) wegen einer erneuten Entzündung an der Wurzelspitze nach erfolgloser WSR gezogen werden. Seitdem kaue ich zu 80% auf der linken Seite.
Seit ca. 1 Woche habe ich nun an dem überkronten Backenzahn unten links eine Druckempfindlichkeit. Diese stellt sich so dar, dass ich einen leichten (Druck-)Schmerz verspüre, wenn ich z.B. mit dem Fingernagel auf die Seite des Zahnes klopfe oder mit dem Ober- und Unterkiefer aufeinander klappere. Das Kauen von Speisen geht eigentlich. Gegen Abend verspüre ich dann auch ab und an ein leichtes Pulsieren im Zahn je nach Pulsschlag. Ich war am Montag bei einem anderen ZA, der sich das Panoramaröntgenbild der Zahnklink ansah, welches den Zahnzustand aller Zähne vor der Zahnextraktion (Zahn 14) zeigt. Man erkennt an dem Zahn 36 eine nicht optimal durchgeführte Wurzelkanalbehandlung. Den unteren Teil eines gebogenen Wurzelkanals konnte der ZA letztes Jahr nicht säubern. Der jetzige ZA empfahl mir nochmals abzuwarten auch unter dem Hinblick, dass ggfs. eine Überreizung / Überlastung dieses Zahnes durch das vermehrte Kauen auf der linken Seite vorhanden sein könnte. Er untersuchte die Krone von außen sehr genau, machte einen Kältetest und Klopftest. Die Kälte verspürte ich etwas abgemildeter als bei den anderen, gesunden Zähnen. Das Klopfen konnte ich bestätigen. Er meinte auch, dass ich noch Gewährleistung auf die Krone bei meinem früheren ZA hätte und nicht jeder ZA das nötige Werkzeug für gebogene Wurzelkanäle hätte. Ich aber bin nun der Ansicht, dass ein ZAwechsel angebracht wäre, da ich auf Grund der letztjährigen Behandlung dann doch kein Vertrauen mehr zu meinem alten ZA habe. Wenn ich wieder dorthin gehe, könnte er sicherlich die Wurzelkanalbehandlung in dem gebogenen Wurzelkanal wieder nicht korrekt ausführen.
Auch unter dem Aspekt der kommenden Feiertage bin ich mir unsicher, wie ich mich verhalten soll:
- dem Rat des ZA folgen und erstmal abwarten, ob es sich nicht doch noch bessert
- jetzt vor Weihnachten eine weitere Baustelle an meinen Zähnen aufmachen, die Krone entfernen lassen (diese geht dann wahrscheinlich kapput) und eine Wurzelkanalrevision durchführen lassen. Ob diese Revision dann den erwünschten Erfolg bringt, ist ebenso nicht 100% sicher.
- Extraktion des Zahns 36 zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist äußerst ungünstig, da ich ja schon derzeit oben rechts eine Zahnlücke habe, die ich frühestens in 6 Wochen überbrücken lassen kann.
Was tun? Richtige, heftige uangenehme Schmerzen habe ich nicht an dem Zahn. Ich weiß nur, dass die Wuzelbehandlung nicht gut ausgeführt wurde.
3 Antworten
Die Entscheidung, ob Du vor den Feiertagen noch die Revision der WF durchführen läßt, kann Dir niemand abnehmen.
Entfernen lassen würde ich mir den Zahn keinesfalls. Ein Versuch ihn zu erhalten ist es immer wert. Schlimmstenfalls - falls die Revision keinen Erfolg bringt - kann man den Zahn immer noch extrahieren. So wie ich das OPG in Erinnerung habe, dürfte die Revision kein Problem sein.
Was die Gewährleistungspflicht angeht: Setze Dich, vorab mit Deiner KK in Verbindung, erkläre die Situation und sage, daß Du kein Vertrauen mehr zu dem 1. ZA hast und Du die Revision wie eine neue Krone von jemand anderem durchführen/machen läßt. Möglich ist, daß die KK einen Gutachter einschaltet. Dann bist Du auf der sicheren Seite und eine neue Krone ist für Dich kostenlos.
An Dr. Mauke und Deichgöttin:
Super, nachvollziehende Antworten! Ich verstehe, dass mir niemand verbindlich sagen kann, ob eine Verschlechterung des Zustandes am / im Zahn eintreten wird oder nicht. Wüsste ich nicht, dass die Wurzelbehandlung letztes Jahr suboptimal ausgeführt worden ist und hätte ich nicht ein Röntgenbild digital, wäre ich im Moment sicher nicht so nervös.
Der Hinweis bzgl. der Einschaltung meiner (privaten) Krankenkasse ist sehr gut. Diesen werde ich jetzt einschlagen. Dann sehe ich, wie die KV darauf reagiert und welche Kosten ggfs. auf mich zukommen. Im schlimmsten Fall wieder eine Wurzelbehandlung mit Kronenersatz. Die Kosten sind mir ja noch aus letztem Jahr bekannt.
Dass auch aus Sicht der Fachleute eine Wurzelrevision bei mir machbar ist, macht mich etwas zuversichtlicher. Das Einzige was mich beunruhigt, ist die jetzige Jahreszeit, speziell die bevorstehenden Feiertage und das Problem, nun in einer zahnärztlichen Fachpraxis noch einen Termin zu bekommen, sollte es akuter werden. 2 größere zahnchirurgische Zahnarztpraxen sind in meiner Umgebung, mit denen ich nach Abstimmung mit der KV und möglichen Schmerzen Kontakt auf nehmen würde.
Ich war heute in einer kieferorthopädischen Zahnarztpraxis, die auch auf Wurzelbehandlungen spezialisiert ist. Der mich behandelnde Zahnarzt diagnostizierte nach meinen Beschreibungen der Symptome auch eine entzündete Zahnwurzel oder einen entzündeten Wurzelkanal.
Am kommenden Montag habe ich einen Termin bei seinem Kollegen, der auch Wurzelkanalbehandlungen spezialisiert ist. Ich möchte, wenn möglich, die Sache so schnell wie möglich behandelt haben. Zudem wäre es mir natürlich recht, wenn es noch vor den Feiertagen klappen würde und man durch die Krone bohren könnte, anstatt diese abnehmen und somit zerstören zu müssen. Meine Krankenversicherung würde hingegen eine neue Krone kostenmäßig übernehmen, da ein neuer Krankheitsfall vorliegt.
Eine Frage habe ich noch: Wenn eine Wurzelkanalrevision durchgeführt wird, wieviele Sitzungen fallen dann an? Kann dies i.d.R. in einer Sitzung gemacht werden und braucht es hierzu auch wieder 3-4?
Da stimme ich der Deichgoettin absolut zu. Das war das OPG mit dem mesial unzureichend gefüllten Kanal, richtig?
Verfahren Sie bzgl. der Kostenübernahme, wie die Göttin schrieb.
Das Terminliche ist im Grunde genommen Glückssache. Man hätte natürlich prophylaktisch eine Antibiose einleiten können, allerdings ist es fraglich, ob diese wirklich Besserung verschafft, ferner ist das keine langfristige Lösung des Problems.
Es kann über die Feiertage alles gut gehen, es kann sich natürlich auch verschlimmern. Wie gesagt: Glückssache.
Fakt ist, dass die Biegung der Wurzel nicht in dem Maße obstruktiv ist, als dass man sie nicht vollständig hätte instrumentieren können. Ihr "alter" ZA verfügt hierbei entweder nicht über die entsprechenden Instrumente, das nötige Fingerspitzengefühl oder das vorausgesetzte Selbstvertrauen für die Präparation, obgleich ich finde, dass er Ihnen genau das vorab hätte sagen sollen.
Vielleicht achten Sie bei der Wahl eines neuen Behandlers explizit darauf, dass sich dieser auf Endodontologie versteht.
Wenn sich ein persistierender Schmerz einstellt, der Sie nicht ruhen lässt, müssen Sie tätig werden. Generell gilt: je früher Sie das Problem angehen, desto besser sind die Chancen auf Zahnerhalt. Das sollte das Primärziel sein.
Alles Gute!
Eine Revision sollte wirklich nicht das Problem sein. Und selbst der herkömmliche, okklusale Weg der WKB ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, wenn es um Möglichkeiten des Zahnerhaltes geht.
Im absoluten Zweifelsfall wäre auch eine Wurzelspitzenresektion mit anschließender retrograder Wurzelfüllung noch eine Option. Dabei wird die Wurzel sozusagen von unten sterilisiert und gefüllt, nachdem der apikale Zugang geschaffen wurde.
Ich drücke Ihnen in jedem Fall die Daumen, dass alles unproblematisch verläuft. Aber sein Sie unbesorgt. Es kommt, wie es kommt. Sie wissen ja nun, wie Sie vorgehen möchten. :-)