Verletzungen wenn beim Klavierstimmen eine Saite reißt?
Ich würde gerne mein Klavier stimmen und habe die Frage, was passiert, wenn z.B. eine Saite der unteren Oktave dabei reißen würde. Der Zug, der an diesen Saiten hängt, misst im Tonnenbereich. Ich vermute mal, dass man sich dabei schwerstens am Kopf oder auch sonstwo am Körper verletzen kann. Oder würde die Saite vielleicht einfach irgendwo im Innern des Klaviers dagegen prallen? Oder wäre die Wucht vielleicht gar nicht so groß? Was meint ihr?
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4 Antworten
Wenn Dir nicht einmal klar ist, wohin die Saite sich bewegt, wenn sie reisst, dann lass lieber die Finger von jeglichem Versuch, Dein Klavier zu stimmen. Eine Saite, die beim stimmen reisst, reisst im Bereich Stimmwirbel ab und bewegt sich beim Pianino in Richtung Unterboden, also nach unten, soferne der Unterrahmen geschlossen ist kann gar nichts passieren, ist er offen, dann ist es auch höchst unwahrscheinlich, dass sie sich irgendwie nach vorne in Richtung Unterschenkel des Stimmers bewegt und wenn, dann wird nicht viel passieren. Beim Flügel kann es sein, wenn der Deckel geöffnet ist, dass die Saite sich vom Stimmer weg pfeilartig bis zum nächsten Hindernis nach hinten fliegt. Meist ist es die Flügelwand an der sie bereits gestoppt wird, manchmal fliegt sie auch aus dem Instrument hinaus in den Raum. Da sollte dann lieber Niemand in der Flugrichtung stehen, wenn es sehr dumm hergeht, dann könnte wer verletzt werden, möglicherweise am Auge. Das Wegfliegen der Saite ist aber nur zu befürchten, wenn die Saite mit einer Langschlinge bzw. auch Zopföse genannt am Anhängestift befestigt ist. Anderenfalls bleibt sie mit hoher Gewissheit am Anhängestift hängen. Alles klar?
Alle Antworten treffen die Realität nicht wirklich. Es gibt Fakten, die lassen sich auf demokratischem Wege nicht eruieren.
Zunächst einmal: Der Zug auf einer einzelnen Saite ist viel geringer als Du annimmst, bei den Baßsaiten ohnehin. Die Zuglast von mehreren Tonnen betrifft den gesamten Bezug, für die einzelne Saite wäre dieser Wert durch ca. 200 zu teilen. Zudem ist es sehr selten, daß Klaviersaiten reißen, im Baßbereich habe ich es in über 50 Jahren kein einziges Mal erlebt. Erlebt habe ich es im Diskant, aber nur beim Spielen, nie beim Stimmen. (Der Zug auf den Diskantsaiten ist erheblich höher als der auf den Baßsaiten.)
Da die Saiten sich hinter der Mechanik befinden, können sie die Person, die davor sitzt, kaum treffen, und wenn, dann nicht mit voller Wucht. Die Reißrichtung ist auf- und abwärts, nicht nach vorn.
Ein kleiner Tip: Benutze nur einen für Klaviere (oder Flügel) bestimmten Stimmschlüssel, sonst beschädigst Du die Wirbel, und dann muß der Klavierstimmer reparieren - dann hast Du nichts gewonnen.
Und zum Schluß: Als begabter Laie kann man wohl den einen oder anderen Ton nachstimmen, sicher aber nicht eine neue Stimmung legen. Das braucht den Fachmann mit einschlägiger Berufsausbildung. Stimmen ist übrigens weniger eine Sache des Gehörs als der Technik und des Know-hows.
Sorry, da ist einiges falsch: Basssaiten haben eine wesentlich höhere Spannung als Diskantsaiten. Eine Diskantsaite ist mit etwa 75 bis 85 kg gespannt, bei einer Bassaite können es deutlich mehr als 100 kg sein. In der Praxis habe ich schon Basssaiten nachgerechnet, die mit 140 - 150 kg gespannt sein müssen, um den richtigen Ton zu ergeben. Zudem haben Bassaiten oft eine höhere Auslastung (Differenz zwischen der Spannung der Saite wenn sie gestimmt ist und Reissgrenze des Kerndrahtes ist gering) als Diskantsaiten. Saiten reissen sehr wohl auch beim Stimmen, vor allem dann, wenn sie leicht oxidiert sind, was bei nicht ganz jungen Klavieren leider zu oft der Fall ist. Dass beim Spielen eine Saite reisst kommt hingegen eher selten vor. Meist dann, wenn die Hämmer schon sehr abgespielt sind bzw. der Anschlagspunkt (des Hammers auf die Saite) nicht stimmt.
Der letzte Absatz "Und zum Schluß" stimmt!
Wenn Du das nicht kannst, laß die Finger davon!
Da hast du recht: Ich habe keine Erfahrung mit dem Klavierstimmen. Habe ich auch nirgendwo behauptet. ;) Was ich aber habe, ist ein sehr gutes Gehör. Rein hörtechnisch fühle ich mich durchaus in der Lage ein Klavier zu stimmen. Nur praktische Erfahrung habe ich eben nicht. Deswegen muss ich so eine Frage stellen. Aber da du ja anscheinend sehr viel mehr Ahnung davon hast als ich, könntest du ja auch einfach meine Frage beantworten. ;)
Ich habe davon ebenso wenig Ahnung wie Du, deshalb rate ich zur Vorsicht. Ich habe Klavier- und Orgelstimmern bei der Arbeit zugesehen und weiß daher, daß es hier eine Menge mehr zu beachten gibt und es auch handwerklich wesentlich anspruchsvoller ist als eine Gitarre oder eine Violine zu stimmen.
Meine Gitarre stimme ich täglich mehrmals nach (nur mit Gehör und Kammerton von der Stimmgabel). Von einem Klavier aber mit seinen teils mehrfach bespannten Tasten würde ich ohne weitere Kenntnisse auf jeden Fall die Finger lassen.
Kommt ganz darauf an wie die Saite ausschlägt. Ich kann mir vorstellen das es ganz schön peitscht wenn sie einen trifft.
Ist vernünftiger.
Wer solche Fragen stellen muß, kann keine Erfahrungen mit dem Klavierstimmen haben. Besser den Fachmann ranlassen (wenn das Klavier durch die Eigenversuche richtig verstimmt ist, muß er ohnehin kommen).