Warum zum Teufel gibt es bei der Musterung eine Untersuchung des Intimbereichs?

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Einerseits war das in unseren Jahrgängen bereits [beinahe] freiwillig, andererseits hat der Staat eine Fürsorgepflicht. Es wird auf Vorschäden (z.B. Varikozele (Krampfader an Hoden) Krebs oder Klinefelter...) sowie Fehlentwicklung ( z.B. Hodenhochstand - Maldeszensus testis) untersucht. Der Soldat darf keinen Schaden nehmen, weder durch körperlich nach geistig. Somit kann das auch zur Ausmusterung führen!

Diese immer wieder vorgebrachten ´Argumente´ wie Fürsorgepflicht des Staates oder Kontrolle eines möglichen Leistenbruchs sind - sorry - einfach nur ´bullshit´.

Der Hauptzweck der gesamten Stellung/Musterung – und die Intimuntersuchung soll dabei aus Sicht des Staates ja nur die ´Krönung´ zur kompletten Erreichung der von Militär/Staat gewünschten Ziele sein – ist auch heute noch der gleiche wie bei ihrer Einführung Ende des 18. Jahrhunderts.  Damals wurde die Musterung (damals noch in komplett nacktem Zustand) einzig aufgrund ihrer psychologischen Wirkung auf die Gemusterten eingeführt u. ihr einziger Zweck (etwas, was die Bezeichnung ´körperliche Untersuchung´ auch nur ansatzweise verdient, gab es damals natürlich nicht) war, die Musterungspflichtigen durch diese (durch den Staat) auferzwungene Nacktheit zu erniedrigen, um ihnen damit ihren Stolz und ihre Würde zu nehmen und damit ihren Widerstand zu ´brechen´. Hatte man dies erreicht, war es nämlich danach während ihrer militärischen Ausbildung wesentlich einfacher, ihnen die militärischen Grundfertigkeiten (Anerkenntnis der Autorität des Befehlshaber, Gehorsam, Befehlstreue, Unterwürfigkeit etc.) beizubringen und sie – nach den Wünschen des Staates – auszubilden u. zu formen, und sie in letzter Konsequenz zu obrigkeitshörigen und unkritischen Staatsbürgern erziehen zu können.

Aus psychologischer Sicht ist es nämlich ganz einfach: Je stärker jemand gedemütigt/erniedrigt wird, desto geringer sind sein Selbstbewusstsein, sein Willen und sein Widerstand, womit sich der Betroffene umso leichter ´formen´ lässt. Und am stärksten demütigen kann man eine Person, indem man sie zwingt, nackt zu sein. Genau aus diesem Grund werden die Musterungspflichtigen auch heute noch kraft staatlicher Autorität praktisch gezwungen, bei der Musterung komplett nackt zu sein – nämlich für die Intimuntersuchung, zu welcher man aufgrund der Gesetzeslage nicht verpflichtet werden kann und welche medizinisch gesehen auch einen sehr geringen Nutzen hat.

Es ist im Übrigen erwiesen, dass die psychologische Wirkung einer Folter – und ERZWUNGENE Nacktheit (wie bei der Intimuntersuchung) gilt als die ´klassische´, weil sehr ´einfache´ und ´effiziente´ Foltermethode, weshalb bei  – verstärkt wird, wenn Folterer und Gefolterter UNTERSCHIEDLICHEN Geschlechts sind. Und genau deshalb wird die Intimuntersuchung im Zuge der Musterung seit einigen Jahrzehnten praktisch ausschließlich von WEIBLICHEN Ärzten durchgeführt.

Auch wenn heute der gesundheitliche Aspekt (welcher bei der Intimuntersuchung übrigens praktisch nicht vorhanden ist) vorgeschoben wird, ist die Stellung auch heute noch vor allem ein Erniedrigungsritual, um auf die Gemusterten psychologisch einzuwirken (Dass man während der gesamten Stellung 1,5 Tage sehr leicht bekleidet ist, hat auch damit zu tun. Für praktisch alle Untersuchungen ist dies nicht notwendig, womit genau genommen die an der Musterung beteiligten Ärzte gg. einen grundlegenden Ethikleitsatz der Ärzte verstoßen. Dieser besagt, dass sich Patienten für eine Untersuchung nur soweit entkleiden müssen, wie dies für die Untersuchung unbedingt notwendig ist ´Basler Vereinbarung´).

Bezüglich Leistenbruchuntersuchung: Natürlich kann dieser bei der Intimuntersuchung festgestellt werden. ABER: Ein Leistenbruch ist sehr viel häufiger bei kleinen Jungen (weshalb diese auch regelmäßig daraufhin untersucht werden und dieser bei ihnen, meist rund um den 1. Geburtstag, operativ korrigiert wir), bei 17.-/18.-jährigen Burschen ist er sehr selten. Bei dieser Altersgruppe ist ein Hodenkrebs zwar sehr viel wahrscheinlicher, aber dieser kann durch die Art der Untersuchung, wie sie bei der Musterung durchgeführt wird, eben NICHT erkannt werden (was das Bundesheer genau weiß), dazu müsste die Untersuchung wesentlich anders und intensiver sein (d.h. der Arzt oder die Ärztin müsste wesentlich fester angreifen). Abgesehen davon könnte die Musterungsärztin (aus bereits erwähnten Gründen ist immer eine Frau) einen Hodenkrebs auch nur vermuten, da die Musterungsärztinnen ´nur´ Allgemeinmediziner sind und keine ausgebildeten Urologen. Im Klartext: Selbst wenn die Musterungsärztin den Verdacht eines Hodenkrebs hätte (was bei der Art der Untersuchung bei der Musterung einem ´Ratespiel´ gleichkommt), MÜSSTE sie den Betroffenen ohnehin zu einem Urologen überweisen, da sie eben nicht das entsprechende Fachwissen hat.

Aus diesen Gründen würde ich allen empfehlen, die Intimuntersuchung jedenfalls zu verweigern, was streng genommen und rechtlich gedeckt auch keine negativen Folgen haben dürfte.

Entgegen der allgemeinen Meinung, welche vom Bundesheer (auch noch bei der ´Belehrung´ vor der Stellung) absichtlich verstärkt wird, ist ´Mann´ nicht verpflichtet, bei der Stellung die Unterhose runterzulassen u. sich im Intimbereich untersuchen lassen zu müssen.

Per Gesetz (Wehrgesetz) ist man verpflichtet:

a) zur Stellung zu erscheinen

b) eine Blutprobe abzugeben (dies steht explizit im Wehrgesetz) u.

c) ´an der zur Überprüfung der Tauglichkeit notwendigen Untersuchungen mitzuwirken´. 

Natürlich wird seitens des Bundesheeres daher eingeredet, dass dieser Punkt c) auch die Intimuntersuchung umfasst - aber das ist eine Lüge. Eine gesetzliche Regelung zur Verpflichtung der Intimuntersuchung würde nämlich gegen ein in Deutschland u. Österreich geltendes höherrangiges (und uneinschränkbares) Recht verstoßen - und wäre somit auch bei einem Beschluss durch das Parlament automatisch ungültig.

Ich spreche hier im Übrigen vom der Menschenrechtskonvention (Verbot der Folter u. erniedrigenden Behandlung). Und ERZWUNGENE Nacktheit (auch ohne Berührung) gilt als eine der ältesten, weil aufgrund ihrer psychologischen Wirkung – aus Sicht des Folterers - effizientesten, Foltermethoden. Da es sich bei der Stellung um eine Verpflichtung handelt, ist die Intimuntersuchung eindeutig eine ERZWUNGENE Nacktheit.

SvenniNeu  16.09.2023, 16:22

Tolle Antwort!

hab das auch so empfunden wo ich in den 90ern zur Musterung musste. Hab gleich gesagt das ich verweigern werd und musste alles trotzdem machen, meist nur in der unterhose und dann eben auch Genitaluntersuchung, 3 Leute im Raum und eine Ärztin, die mich abtastet. Kann mich nicht erinnern dass das freiwillig gewesen wäre aber es war demütigend

Auch in dem Bereich sollte man gesund sein. Es ist sogar sehr gut, dass auch dieser Bereich untersucht wird, weil er wichtig für den Mann ist. Mindestens genau so wichtig wie alle anderen Bereiche.

"Husten sie mal" ist doch die Standardaufforderung bei der "Hodenmusterung" oder? Das dient dazu, einen möglichen Leistenbruch zu erkennen, sonst nichts.

Ontario  23.10.2020, 08:19

Und wie läuft das bei den Frauen ab die sich bei der Bundeswehr bewerben ? Auch nackt ausziehen und den Intimbereich untersuchen lassen ?

Um fest zustellen das du ganz gesund bist, und die Wehrtätigkeit, deiner Fortpflanzungs fähigkeit nicht schadet.