Wie soll man reagieren, wenn ein Kind nicht essen will?
Ich arbeite als Erzieherin und habe Schwierigkeiten mit einem vierjährigen Kind. Das Kind isst bei und zu Mittag. Beim Essen weigert sich dieses Kind absolut verschiedene Sachen zu probieren (z.B. Fleisch, Obst, Gemüse). Das Kind isst eigentlich nur Kartoffeln, Jogurt, Nudeln und Süßigkeiten. Heute habe ich ihr nur einen Klecks Rotkohl auf den Teller gegeben, da brach sie so hysterisch in einen Schreikrampf aus, dass ich mich echt erschrocken habe. Auch zuhause zeigt sie dieses Verhalten, die Mutter ist mittlerweile auch ratlos. Gesundheitlich ist alles abgeklärt, es ist anscheinend nur gegen den Willen des Kindes, "gesunde" Sachen zu essen. Wie verhalte ich mich in so einem Fall? Ich will das Kind ja nicht zwingen, andererseits sollte das Mädchen es ja auch lernen?!
16 Antworten
das ist ein sehr, sehr schwieriges Thema. Und ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen: Weder mit Strafen, noch mit Belohnung, noch mit Vernunft kommt man da weiter. Ich war/bin selbst so ein Kind.. ich wollte und konnte viele Dinge einfach nicht essen. Wenn meine Mutter mich zwingen wollte, habe ich ganz dicht gemacht. Ich aß lieber 2 Tage lang gar nichts, als Gemüse. Du siehst also, Zwang ist der komplett falsche Weg. Ich kann dazu ein sehr gutes Buch empfehlen: "Jedes Kind kann richtig essen" von Anette Kast-Zahn. Nicht alles darin überzeugt natürlich, aber der Haupt-Ansatzpunkt ist goldrichtig. Man soll dem Kind immer wieder zwanglos etwas anbieten. Niemals aufgeben, niemals drängen. Einfach ganz normal verhalten. Aber das Kind entscheidet selbst, was und wieviel es essen möchte. Nur so kann man den Druck aus der Situation nehmen. Ob es was hilft, kann nur das Kind selbst entscheiden.. manchmal löst es sich von ganz alleine, manchmal nicht. Ich bin inzwischen 28 und habe immer noch dieses Problem.. Stichwort Lebensmittelaversion. Ich rate dir: Akzeptiere einfach, dass dieses Kind so ist, wie es ist. Manche Kinder kriegen bei Kreisspielen die Krise oder bei lautem Krach, oder haben Angst vor Hunden.. und manche eben bei bestimmtem Essen.
Für die Mutter ist auch ganz wichtig zu wissen, dass nicht SIE "schuld" daran ist! Das Kind hat wahrscheinlich einen starken Willen und lebt den hierüber aus. Wenn man Zwang ausübt, endet das nur im Machtkampf, den man gar nicht gewinnen KANN! Wenn das Kind nciht will, kann man es schließlich nicht zum runterschlucken zwingen.... Aber man kann viel, viel in der Seele des Kindes zerstören. Also: Gelassen bleiben und immer wieder ermuntern, irgendwann machts klick - oder auch nicht, aber das ist auch kein Weltuntergang!
Ich stimme voll und ganz zu! Habe ähnliche Erfahrung als Kind gemacht. Musste immer aufessen oder bekam Strafen oder Druck, wenn ich nicht essen wollte. Hat dazu geführt, dass sich mein Verhältnis zum Essen erst sehr spät gegen Ende 20 normalisiert hat. Und nun esse ich alles, was ich noch als Kind und Jugendlicher gehasst habe. Dein Kind wird bestimmt selbst irgendwann die Vielfalt der Nahrungsmittel ergründen und ein ganz normales von Neugier und Genuss geprägtes Essverhalten entwickeln. Voraussetzung ist, dass es nicht die Erfahrung machen muss, dass Essen etwas ist, das mit Zwang, Druck oder Erwartungen zu tun hat. Das ablehnende Verhalten, das es gerade an den Tag legt, kann (passend zum Alter) auch aus Trotz oder Autonomiestrebungen heraus motiviert sein.
Tolle Antwort, snowflake82! Ich möchte nur ergänzen: Animieren zum Probieren ist ok, nicht zum Essen zwingen, vielleicht mal Gemüse anders anbieten, z. B. als Rohkost. Auf keinen Fall, wie weiter unten beschrieben, Kinder aussondern oder alleine in einen anderen Raum verbringen. Sozialer Ausschluss von Kindern ist nicht tolerierbar - schon gar nicht in Kindergarten oder Kita.
Jeder sollte einen Minilöffel probieren. Aufessen muss nicht sein. Lobe Kinder, die das tun. Schreit ein Kind, ist das Essen beendet und es geht eben aufs Zimmer oder isst alleine in einem anderen Raum (etwa wenn es Küche und Esszimmer gibt). Süßigkeiten sollte es dann nicht geben und Joghurt nur in Miniportionen oder ungesüßt, damit das Hungergefühl auch aufkommt. Akzeptiere, wenn sie nicht isst, gib aber auch nicht zwischendurch etwas. Auch nicht süße Säfte- das macht in dem Alter auch noch satt. Lieber Wasser und ungesüßte Tees. Viel Bewegung. Stimme dich gemeinsam mit der Mutter ab, dass sie es genauso macht- Essen nur zu den Mahlzeiten, zwischendrin mal Apfel, aber keine Süßigkeiten. Alles andere ignorieren- wer Hunger hat isst auch. Die Sache mit dem Schreien ist noch etwas anderes- das ist einfach ungezogen. Wer nicht essen will, muss nicht essen. Wer aber schreit, darf nicht gemeinsam mit anderen essen. Nicht betteln, hinterherlaufen, immer wieder anbieten - damit kriegt sie mit, dass sie über das Essen Macht bekommt. Überlass ihr, ihren Hunger zu spüren. Verhungern tut sie sicher nicht.
Lass sie auch mal beim Kochen helfen- selbst zubereitetes wird oft auch probiert. Dann viel Lob, wie schön sie gekocht hat.
Warum soll ein Kind denn rasugeschickt werden zu Essen...das ist ja wie im Mittelalter...das arme Kind...man kann es doch nicht noch zusätzlich bestrafen, wenn es eh schon was vorgesetzt bekommt, was es nicht isst, ist das schon Strafe genug... Auf Dauer kann das die Bindungen erheblich beeinträchtigen zu den Bezugspersonen...also Vorsicht
Es ist noch kein Kind am vollen Tisch verhungert :-)
KInder wissen sehr gut, wo die Schwachstellen ihrer Muetter und Erzieherinnen ist, und Essen ist da sehr beliebt. Welche Mutter will schon ihr Kind "verhungern" (=in unserer Gesellschaft ungesund ernaehren) lassen?! Die Kleine wissen genau, das daraus ein herrlicher Machtkampf werden kann, den sie IMMER gewinnen (man kann das Kind ja schlecht zwingen.)
Deshalb: Ruhe bewahren und dich auf keinen machtkampf einlassen. Essen ist etwas positives, lebenserhaltendes, und das und nichts anderes soll das Kind erfahren. Kinder haben einen ausgepraegten Nachahmungszwang, und durch diesen gesunden Instinkt wird auch "dein" Maedchen irgendwann Gemuese probieren... aber nur wenn es wirklich (nicht vorgespielt) erfaehrt, das Essen Spass macht.
Auf keinen Fall zwingen.
Sprechen Sie sich mit der Mutter ab und machen bei jedem Essen etwas von dem dazu, was der kleine Rebell nicht mag. Wenn es etwas übrig läßt, keinen Kommentar abgeben, sondern Teller abräumen und bis zur nächsten Mahlzeit keine Süßigkeiten oder anderes Essbares. Wenn das Kind dann hungrig wird, bekommt es erst Nachschlag, wenn der Teller leer gegessen ist.
Aber bitte dabei nicht vergessen, dass es ein Kind ist, deshalb auch ab und zu nicht zu streng sein. Kinder müssen auch lernen, Regeln in Frage zu stellen.
Warum soll ein Kind unbedingt wie ein Erwachsener essen? Wenn es Kartoffeln mag, soll es doch Kartoffeln essen (die sind doch auch gesund). Viele Kinder haben Phasen, in denen sie nur dies oder jenes essen wollen. Danach ist das langweilig, und es gibt ein neues Lieblingsessen. Macht bloß nicht so ein Gewese ums Essen, sonst wird das ein Machtspielchen, das ihr gar nicht gewinnen könnt.