Wie verkrafte ich das Zahn-Trauma?
Hallo :/
Ich habe heute meine Weisheitszähne gezogen bekommen.
Es war das schmerztechnisch Schlimmste, was ich je in meinem Leben erlebt habe.
Die Spritze für die lokale Betäubung war so schmerzhaft, das es aus meinen Augen quasi geschüttet hat. Es war aber eher nicht wegen dem krassen Schmerz, sondern schien mir eine Art automatischer Reflex meines Körpers zu sein.
Der Arzt meinte zu mir: Ach Gottchen, das geht gleich wieder, so schlimm?
Und dann ist er verschwunden. Und da war Niemand! Dann wurde mein kompletter Gaumen taub, meine hinteren oberen Zähne/Zahnfleisch. Mein ganzer Körper hat gezittert. Ich habe gedacht ich müsste ersticken weil ich durch den Mund fast keine Luft mehr bekommen habe und habe gedacht, ich verschlucke meine Zunge.
Und dann habe ich angefangen zu “ hyperventilieren“, was bizarr war, denn ich wusste, ich dreh gerade am Rad, und ich musste mir selbst helfen. Also habe ich tief eingeatmet, ausgeatmet, die Luft 6 Sekunden angehalten und so weiter, um mein Herz zu beruhigen. Das hat ewig gedauert, ich musste aber auch sehr lange warten. Ich habe mich nach einer Weile mit der Situation arangiert.
Dann hat man mich in das Op-Zimmer gebracht, mir ein Laken mit Schlitz für den Mund übergeworfen, und der Doktor hat den ersten Schnitt gemacht. Und diese dämliche Narkose hat nicht richtig funktioniert. Also hat er nochmal gespritzt, auch das habe ich gemerkt, und diese Klammer, und dann hat er angefangen mir diesen Zahn rauszureißen- ich habe gedacht ich muss sterben. Auf der linken Seite das Selbe! Ich habe geheult, hatte unfassbare Schmerzen und war klatschnassgeschwitzt und hab mich an dieser Liege fest gekrallt.
Der Doktor hat das entweder ignoriert, oder gedacht ich veräppel ihn- keine Reaktion, stattdessen hat er an meinem Kiefer gerissen und mich angeraunzt: Mund auf!
Das Schlimmste ist, das ich nicht das Gefühl hatte, ich werde ernstgenommen. Ich habe während der Op signalisiert, das es mir nicht gut geht, auch schon während der Spritze und zwischendurch.
Ich sitze hier, mit zwei Kühlpads an den Wangen und so komischen Wattepömpeln in der Backentasche und fühle mich richtig mies.
Ich habe so viel geheult, ich fühle mich gerade richtig ausgelaugt und weiß gerade nicht, wie ich mir da selbst helfen soll? Heißes Bad wäre ja schön, aber Wärme soll ich aktuell vermeiden.
Und es tut weh :´(
Ich frage mich, ob dass normal war, ob es Leute gibt die schon mal so etwas Ähnliches erlebt haben? Oder lag es an mir?
Und wenn mir bitte Jemand sagen kann, wie lange es ungefähr dauert, bis man sich wieder gut fühlt? Nur weil der Arzt sagt, in 2 Tagen dürfen sie wieder alles, heißt das ja nicht dass dem auch so ist.
Ich bin eher der robuste Typ Frau, ich habe mich heute selbst sprachlos gemacht.
Völlig erschütterte Grüße und Danke,
Deli
8 Antworten
Das klingt nach einem Kieferchirurgen der einen straffen Zeitplan hat den er nicht überschreiten kann/darf da er sonst in Verzug kommt.
Es wäre vllt vorteilhafter für Patienten 5 Minuten länger einzuplanen um eben auf solche Situationen wie
- Spritze wirkt nicht richtig
- Kreislaufprobleme
- Patient fühlt sich unwohl
vorbereitet zu sein aber dafür kannst Du ja nichts, auf jeden Fall würde ich da nicht mehr hin gehen ! !
Unverschämtheit und als Patient kann man nicht viel machen während der Behandlung.
Zu der zahnärztlichen Betäubung gibt es zu sagen dass sie dann nicht richtig wirkt wenn folgendes zutrifft ( häufigste Ursachen )
- Aufregung
- Nervosität
- koffeinhaltige Getränke vor der Betäubung
- ungeschickte Injektionstechnik ( falschen Bereich betäubt )
- Anomalien im Verlauf des Nervs
- Injektion erfolgte in ein entzündetes Gebiet ( saures Milieu )
- Anästhesielösung war alt, abgelaufen, unbrauchbar oder falsch gelagert ( passiert leider vereinzelt, darf aber nicht passieren )
Es klingt so als ob der Kieferchirurg kein Interesse hatte den Op-Bereich vernünftig zu betäuben, wenn es nach der ersten Betäubung nicht richtig taub wird kann er wahrscheinlich erstmal nichts dafür, dann kann er aber nachfragen ob sowas schon mal vorgekommen ist und nach der Befindlichkeit des Patienten fragen.
Dann muss sich der Behandler eine andere Einstichstelle suchen und etwas mehr Betäubung einspritzen, wenn es dann nicht wirkt dann siehe oben die Auflistung.
Wenn die Betäubung fast gar nicht wirkt darf die Behandlung nicht durchgeführt werden. Alternative ist ein anderes Betäubungsmittel oder eine Sedierung.
Ganz vereinzelt kann es vorkommen dass die Betäubung nicht richtig wirkt auch wenn sie korrekt eingespritzt wurde weil der Patient das Betäubungsmittel zu schnell abbaut oder weil es erst gar nicht anschlägt, so wie ein Medikament manchmal nicht anschlägt.
Zum Thema Kühlen und Wundheilung beachte unbedingt folgendes
Zur Kühlung der Wange ist zB ein Coldpack ( nicht eiskalt nehmen ) mit einer blauen Gelflüssigkeit ( gibt es auch in der Drogerie ) geeignet und nur im Stoff eingehüllt anwenden, sonst kühlt die Wange zu sehr aus. Das Kühlen lindert den Schmerz und lässt die Backe nicht so anschwellen.
Als Faustregel kann man sagen 20 Minuten kühlen, 20 Minuten nicht kühlen dann wieder 20 Minuten kühlen usw. 30 Minuten sind auch okay wenn das Coldpack nicht zu kalt ist. Die Schwellung erreicht ca. in der 36 Stunde nach einer Zahnop ihren Höhepunkt, dann geht sie langsam zurück. Danach muss aber noch weiter gekühlt werden bis die Schwellung fast abgeklungen ist. Zusätzlich kannst Du noch Schmerztabletten nehmen. Du kannst auch Eiswürfel aus Salbei- oder Kamillentee lutschen.
Richtig zubeißen darfst Du in den ersten 14 Tagen gar nicht da ein Risiko eines Kieferbruchs besteht. So etwas wie Möhren abbeißen oder harte Nüsse essen würde ich erst nach 1 Monat machen.
Dort wo die Zähne im Kieferknochen waren ist jetzt eine Aushöhlung, der Kieferknochen wird sich langsam schließen und nachwachsen, nach 2 Wochen kannst Du aber wieder fast normal essen, ausser wie gesagt ganz harte Sachen.
Beachte bis zur Heilung ( ca. 7-10 Tage ) auf jeden Fall folgendes
- nichts Heißes und nichts Eiskaltes essen
- keine Milchprodukte
- keine scharfen Gewürze
- keinen Alkohol trinken
- nicht rauchen
- keinen Sport treiben
- keine Wärmeanwendungen wie zB Sauna, Solarium oder Sonnenbad
Am Anfang (5-7 Tage) darfst Du nur weiche Speisen essen und nichts krümmeliges Essen damit die Krümmel nicht in die Wunde gelangen.
Geeignet ist zB
- Suppe
- weich gekochtes Gemüse wie Blumenkohl, Brokkoli, Möhren
- Nudeln
- weiches Brot ohne Rinde und ohne Körner
- Rührei
- Kartoffelpüree
- Maultaschen
- Bananen
Die häufigsten Gründe für eine Zahnextraktion bei bleibenden Zähnen
- Wurzelfraktur
- Zahnfleischtasche von 9 mm oder mehr ( Zahnlockerung als Folge einer
Parodontitis )
- tief zerstört und kariös und porös nach einer Wurzelkanalbehandlung (Stiftaufbau nicht möglich)
- Entzündung an der Wurzelspitze die mit einer Wurzelspitzenresektion nicht behoben werden kann
- große Backenzähne zB Weisheitszähne die mit einer Wurzelkanalbehandlung nicht behandelt werden können weil die Wurzelkanäle abgekrümmt und nicht zugänglich sind aufgrund der Lage des Zahnes
- Im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung
- Weisheitszähne zB Platzmangel, retiniert, impaktiert, verlagert, drückt auf Nachbarzähne, häufige Entzündungen, Zyste, kein Gegenbeißer
Tut mir leid für Dich dass das so gelaufen ist, ich war zwei mal bei einem Kieferchirurgen zur Wurzelspitzenresektion, der Kieferchirurg war total nett und mitfühlend, also es geht auch anders und solche Kieferchirurgen gibt es auch.
Gute Besserung.
Danke schön und gute Besserung. :-)
Noch ein paar Tipps zur schnellen Wundheilung:
- Wenn die Schwellung langsam zurück geht nicht mehr kühlen oder nur wenn die Wange warm wird, ab ca. dem 3 Tag, also nicht mehrere Tage am Stück kühlen sondern immer weniger um die Durchblutung nicht zu hemmen.
- Nach jedem Essen vorsichtig spülen und dreimal am Tag Zähne putzen damit Bakterien keine Chance haben sich zu vermehren, das senkt das Infektionsrisiko erheblich.
- Zwischenbürstchen wäre auch ideal für einmal am Tag.
- Jeden Tag kontrollieren ob die Wunden frei von Essensresten sind, sonst vorsichtig spülen, wenn Du sofort nach dem Essen spülst sammelt sich da normalerweise nichts an.
Mittlerweile wird das doch schon sehr lange meist mit Vollnarkose gemacht, so dass man also wirklich nichts spürt. Außerdem frage ich mich auch ... warum mussten die überhaupt raus? Die Zahnärzte reden immer schnell davon, dass sich Zähne verschieben, diese oder jene Mißstellungen entstehen und und ... und dass die halt rausmüssen, - aber ich bin 60 Jahre alt, sollte die Weisheitszähne auch schon mehrmals entfernt bekommen, habe mich aber dagegen gewehrt, habe sie immer noch und keinerlei Probleme damit.
Bei meiner Tochter sollte das gleiche gemacht werden (so wie auch bei denmeisten Schulkameradinnen), aber ich habe das nicht mit ihr machen lassen. Auch sie hat mit fast 40 immer noch keine Probleme und ist mir dankbar.
Danke für deine Antwort :)
Mein hinterer oberer Weisheitszahn lag flach und hat meinen hinteren Backenzahn rausgedrückt. Er hat fühlbar gewackelt. Zudem habe ich fürchterliche Kiefer und Kopfschmerzen gehabt. Freiwillig hätte ich das nicht machen wollen....
Wenn die keine Probleme machen, ist das ja auch unnötig. Ich wünschte, ich wäre auch so glücklich gewesen :/
Natürlich kommt es auch vor, dass ein Grund da ist. Ich bezog mich nur darauf, dass heute Zahnärzte auch in den vielen Fällen, in denen es völlig unnötig wäre, in denen KEIN Grund vorliegt, schnell bei der Hand sind, wenn es darum geht, die alle herauszuholen.
Die Vollnarkose ist nicht für jeden Patienten geeignet ( belastet den Körper und Kreislauf oder vereinzelt kann eine allergische Reaktion auf die Narkose auftreten).
Bezahlt wird sie von den Krankenkassen nur bei Anästhesieversagern oder psych. kranken Patienten, sonst kostet sie ab 150€ pro angefangener Stunde.
Ich finde die örtliche Betäubung reicht völlig aus, so lange sie vollständig wirkt, Alternative wäre noch eine Sedierung für ca. 80€ wo man noch bei Bewusstsein ist und von der OP ein wenig mitbekommt.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen dass bei ca 200 Patienten ( monatlicher Durchschnitt ) ca. 170 Patienten von denen eine Betäubung vor der Behandlung bekamen, Probleme gab es bei ungefähr 6-8 von denen oder 1-2 mal in der Woche. 1-2 mal im halben Jahr kam es vor dass die Betäubung fast gar nicht gewirkt hat auch nicht nach dem zweiten einspritzen.
als meine freundin ihre weißheitszähne gezogen bekommen hat hat bei ihr die narkose auch nicht richtig gewirkt jedoch hatte dass keinen einfluss auf den heilprozess , aber es kann natürlich immer vorkommen dass es nach so einem eingriff zu leichten komplikationen kommen. an deiner stelle würde ich mich aufs sofa legen mit einem film ablenken sprechen vermeiden und babybrei essen:) hat auch bei mir funktioniert:)
Danke dir :)
Ich sterbe gleich vor Hunger, aber ich traue mich noch nicht, die op war erst um halb 1 fertig.
Huhu
au weh das klingt schlimm...
Leider gelten bei manchen Ärzten Patienten nicht als Menschen, schnell fertig werden und ab mit den Unterlagen zur Krankenkasse...
Ich denke in so einem krassen Fall könntest du dich ohne weiteres an die Ärztekammer wenden um klären zu lassen was da schief gelaufen ist, dich alleine zu lassen ist schon heftig!
Ich selbst hab so was nicht erlebt aber ich würde durchaus etwas unternehmen das andere von dem nicht auch so behandelt werden, wenigstens richtig Betäuben sollte er nochmal lernen!
Besonders aber die Aufmerksamkeit der Patienten gegenüber die anmerken das es nicht richtig läuft bzw es mies geht!
Von mir die besten Wünsche!
Mint
Danke Mint :)
So etwas habe ich in den 50-ger Jahren erlebt. Heute haben die Spritzen so dünne Ndeln, dass man sie kaum noch spürt. Das Reißen geht schmerzlos über die Bühne und man bekommt eine oder zwei Tabletten für die Nachwirkung mit. Allerdings hatte ich auch in neuerer Zeit einen entzündeten Zahn, bei dem die Spritze nicht richtig wirken wollte. Das war auch sehr schlimm. Im großen Ganzen würde ich aber auf den Zahnarzt tippen, zu dem Du nie wieder hingehen solltest.
Die Spritze dürfte heutzutage auf keinen Fall mehr so schmerzhaft sein wie früher.
Danke für diese ausführliche Antwort :)
Ich denke, das der Zeitfaktor eine beachtliche Rolle spielt. Ich lag schon auf dem Op Tisch (unbetäubt) und musste nochmal in einen anderen Raum um die Spritzen dort zu bekommen, weil kurz vor mir jemand bereits betäubtes eingeschoben wurde. dann saß ich alleine mit Atemnot in diesem Miniraum :/
Und Privatgespräche zwischen Doc und Schwester beim zunähen, grobes anfassen im Gesicht....
ich geh da nie mehr hin.