Depressionen und extremes Nägel- und Lippenbeissen
Hallo Leute,
ich leide seit einem halben Jahr an einer Depression und nachdem ich viel grüble, fällt mir immer wieder etwas Neues ein. Heute zB. Ich beiße seit meinem 4. Lebensjahr an meinen Nägeln (auch die Haut drumherum) und zusätzlich oft an den Innenseiten meiner Lippen. All das so lange, bis es wehtut und blutet. Waren das bereits die ersten Anzeichen in meiner Kindheit, dass ich psychische Probleme hab? Ist das selbstverletzendes Verhalten?
Ich schäme mich für meine abgekauten Nägel und habe deshalb 10 Jahre durchgehend Kunstnägel getragen. Vor ca. einem Jahr wollte ich dann nicht mehr so viel Geld in den Wind schmeißen und hab mit den Kunstnägeln aufgehört. Leider hab ich auch vor den künstlichen Nägeln nicht zurückgescheut, teilweise hab ich auch die abgebissen. Nicht immer, aber doch relativ oft. Seit ich keine mehr trage, ist der Zustand der Selbe, wie vorher: Beißen, bis das Blut kommt.
Ich habe auch noch andere schlechte "Angewohnheiten": zB kratze ich immer meine Hautunreinheiten auf, bis sich alles entzündet, abstehende Haut wird weggebissen oder -gezupft, ich kratze teilweise so lange an meiner Kopfhaut herum, bis sich Schuppen bilden.
Zudem hab ich neuerdings Zwänge. Jeden Tag putze ich meine Wohnung, jeden Tag wasche ich die schmutzige Wäsche (auch wenn es nur 2-3 Stücke sind). Jeden zweiten Tag wechsle ich die Bettwäsche. Meine Küche sieht aus, wie in einem Möbelhaus: es steht dort nur die Kaffeemaschine. Sonst nichts. Alles clean. Ich halte zuzeit nicht die kleinste Unordnung aus. Ich habe dann einfach ein gutes Gefühl, wenn alles zusammengeräumt, erledigt und sauber ist. Wenn ich am Abend zu Bett gehe, denke ich schon darüber nach, was ich am nächsten Tag alles putzen werde.
Apropos: Schlafstörungen... Einschlafen kann ich immer relativ rasch (ca. 30 Min.), nur nach 2-3 Stunden werde ich im 15-Minuten-Takt wach und habe extreme Ängste und Schweißausbrüche. Um 4:45 Uhr werde ich jeden Morgen wach und kann (will) nicht mehr schlafen und stehe dann eben auf. Meine Arbeit beginnt um 7 Uhr. Da kann der Tag schon echt lange werden, wenn man dann bis 18 Uhr oder länger im Büro sitzt.
Bis jetzt haben mich Baldrian-Tabletten immer recht gut unterstützt, aber langsam verlieren auch die ihre Wirkung. Ich habe morgen Abend einen Termin bei meinem Arzt und werde um Schlaftabletten bitten. Ich will endlich wieder gut und lange schlafen können, ohne am Morgen das Gefühl zu haben, mich hätte nachts ein LKW überfahren.
Ich nehme seit 3 Monaten das Antidepressivum "Sertralin", 50mg am Tag. Ich hatte ca. 6 Wochen nach Beginn der Einnahme eine gute Phase (ca. eine Woche lang), aber seitdem fühl ich mich wieder besch..... Werde morgen meinen Arzt fragen, ob wir die Dosis erhöhen können...
Ich habe so oft das Gefühl, ich kann nicht mehr... Aber ich darf mir die Schwäche nicht anmerken lassen - ich habe eine leitende Position in einem großen Unternehmen und kann es mir nicht leisten, länger auszufallen, da ich keine Vertretung hab.
Wer weiß Rat?
2 Antworten
Du solltest dich mal nach Entspannungsmethoden umschauen. Was mir dabei besonders ratsam erscheint, wäre progressive Muskelentspannung, die man gut nach einer CD erlernen kann, Autogenes Training, da sollte man eher einen Kurs belegen, Atemübungen, die findest du auch auf CDs oder in Yogabüchern. Auch Yoga, Pilates oder Feldenkreis können deine Blockaden lösen. Deine Gesundheit sollte dir wichtig sein, denn sonnst kommt der Zeitpunkt, wo du dich selbst ausrangierst, weil du einfach nicht mehr kannst. Plane bewusst Zeiten und Pausen für Entspannung ein, dein Körper wird es dir danken und du kannst weiter erfolgreich sein.
Ich würde auf jeden Fall eine begleitende Therapie machen. Tabletten alleine nützen in Ihrem Fall nichts. Es muss ja auch eine Verhaltensänderung stattfinden.
Den beruflichen Aspekt kann ich sehr gut verstehen. Wenn Sie allerdings irgendwann 'zusammenbrechen' und dann von heute auf morgen auf unbestimmte Zeit ausfallen, hilft das auch niemandem. Deshalb besser jetzt alles tun, um gesund zu werden. Auch wenn das vielleicht heißt, für eine überschaubare Zeit berufsmäßig 'auszufallen'. Besprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt, welche Möglichkeiten es neben den Tabletten noch gibt. Evtl. käme auch eine stationäre Behandlung in Frage.