In die Sauna mit Herzschrittmacher?
Mein Onkel ist Saunafan, er hat jetzt aber einen Herzschrittmacher eingesetzt bekommen und jetzt haben wir alle Angst, dass das ein Risiko ist. Er will sich aber partout nicht davon abhalten lassen und behauptet der Arzt hätte gesagt, dass sei kein Problem. Was meint ihr dazu?
1 Antwort
Herzschrittmacher sind eine segensreiche Entwicklung. Sie sind im Laufe der Zeit auch immer kleiner, technisch ausgereifter und sicherer geworden. Eine Reihe elektrischer Störungen am Herzen, die früher zur Leistungsminderung führten oder sogar lebensbedrohlich waren, können durch Implantation eines geeigneten Herzschrittmachers ausgeglichen werden. Meist wird wieder eine ungehinderte Teilnahme am alltäglichen Leben möglich, was auch Saunabaden einschließt.
Was ist beim Saunabaden aber anders als im üblichen Leben? In der Sauna ist es heißer. Aber vor einer Überhitzung des Schrittmachers braucht man keine Angst zu haben, denn durch das Schwitzen wird Verdunstungskälte frei und das Gewebe um den Schrittmacher sowie das Blut werden nicht viel wärmer. Der Schrittmacher muss ja auch eine im echten Sinne innere Erhitzung von 40 °C und darüber aushalten, nämlich bei hohem Fieber. In den Anfängen der Schrittmacher-Zeit galt noch die Empfehlung, einen feuchten Waschlappen über die Implantationsstelle zu legen, wenn man in den Schwitzraum ging. Heute kann man sagen, dass ein Saunabad von 10 Minuten und einer Hitze von 85 °C in Deckenhöhe ohne Störung der Schrittmacherfunktion vertragen wird.
Bei diesen günstigen Aussagen über die Robustheit eines Herzschrittmachers sollte nicht vergessen werden, dass die Grundstörung, die letztlich zum Einpflanzen eines Herzschrittmachers führte, bei vielen Krankheitsbildern durch den Schrittmacher nicht behoben wurde, sondern dass lediglich die elektrischen Folgeerscheinungen einer Grunderkrankung behandelt wurden. Es kommt also weniger auf den Herzschrittmacher an, ob man Saunabaden darf, sondern mehr auf die Grunderkrankung. Nach eigenen sehr ausführlichen Untersuchungen an Patienten mit zum Teil schwerwiegenden Herzerkrankungen konnten wir glücklicherweise keine zusätzliche Bedrohung durch einen Saunabesuch feststellen. Bei diesen Untersuchungen war die Saunatemperatur auf 80 °C eingestellt worden und die Versuchspersonen saßen 10 Minuten lang auf der untersten Stufe. Die einzige kritische Situation, die wir beobachten konnten, war der Lagewechsel, vom Liegen über das Sitzen zum Stehen. Hier kam es häufiger einmal zu Herzrhythmusstörungen. Deshalb sollte man, wenn man im Liegen sauniert, sich langsam aufsetzen, zwei Minuten sitzen bleiben und dabei die Fersen heben. Die Wadenmuskulatur wird dadurch entspannt und im Gefolge wird das Blut der Beine durch die Wadenmuskulatur zum Herzen zurückgetrieben; es versackt nicht nach unten.
Kritisch könnte noch das Tauchbecken sein. Es wurden bei anderen Untersuchungsgruppen überhöhte Blutdruckspitzen gemessen. Wir haben bei unseren Untersuchungen vorsichtshalber das Tauchbecken gemieden und stattdessen eine vorsichtige Abkühlung mit dem Kneippschlauch und anschließender Bewegung an frischer Luft durchgeführt.
Prof. Dr. med. Klaus-D. Hüllemann ärztl. Direktor der Klinik St. Irmingard 83209 Prien am Chiemsee
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